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Die Bezeichnung Karsthans ist abgeleitet von der Hacke mit zwei Zinken, die in einigen Gegenden Sachsens und Süddeutschlands als Karst bezeichnet wird. Karsthans war ursprünglich ein Spottname für den Bauerntölpel, der als Stereotyp für die Bauernschaft insgesamt verwendet wurde. Dieser Spottname wurde dann Titel einer satirischen Flugschrift von 1521 in der ein Dorfvogt zum Prototyp des bibelfesten, lutherisch gesinnten‚ gemeinen Mannes uminterpretiert wurde.[1]
Der Autor der Flugschrift blieb anonym, wobei u.a. der Arzt und reformatorische Prediger Hans Mauerer als Urheber vermutet wurde. In der Folge entspann sich ein Disput mit weiteren Schriften, die sich des Bildes vom Karsthans bedienten.
Karsthans. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 11, Sp. 232
Input
BearbeitenReformationsdialoge#Der_Karsthans-Dialog
Gesprechbiechlin neüw Karsthans (Neu Karsthans, Straßburg 1521 [1]
Karsthans und Kegelhans
e. Dial. zw. e. Bauern u. Sickingen
Mit insgesamt zehn Auflagen wurde Karsthans zum ‚Beststeller‘. Neben der Abrechnung mit Murner werden auch zentrale theologische Kontroversen verhandelt. Die dialogische Struktur des Textes erlangte rasch Vorbildcharakter und begründete ein neues literarisches Genre: die sogenannten Reformationsdialoge, in denen ein einfacher Laie über einen Kirchenmann triumphiert.9 Diese Konstellation, in der das hierarchische Bildungsgefälle auf invektive Weise umgekehrt und der ‚falsche Geistliche‘ durch den ‚gemeinen Mann‘ demaskiert wird, war nicht zuletzt Ausdruck reformatorischer Gelehrtenkritik. Auch die flegelschwingende Figur des Karsthans lebte in Folgepublikationen weiter – etwa im dialogischen Anhang Karsthans und Kegelhans von Hermann
Literatur
Bearbeiten- Anonymus: Karsthans, 1521. Online verfügbar in den Digitalen Sammlungen der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
- Martin Bucer: verfasste sog. Gesprächsbüchlein Neu Karsthans
- Reinhard Müller; "Karsthans". In: Deutsches Literatur-Lexikon Online. Berlin, Boston: De Gruyter, 2017.
- Röhrich, Mittheil. a. Gesch. d. evang. Kirche d. Elsasses II, 31; III, 117 und dessen Gesch. d. Reform. im Elsaß I, 135–186. 146.
- Jung, Beiträge zur Gesch. d. Reform. II, 69. 73. 254–255. 257.
- Sattler, Gesch. d. Herzogth. Wüttemberg unter den Herzogen II, 105–106.
- Schreiber, Geschichte der Stadt Freiburg III, 293.
- Baur, Deutschland in den Jahren 1517–25, S. 73–85.
- Panzer, Ann. Suppl. S. 197.
- Flögel, Gesch. d. kom. Lit.III, 184.
- Waldau, Murners Leben. S. 11.
- Böcking, Hutteni Opp. III, 566. IV, 616. 619.
- Maltzahn, Bücherschatz I. Abth. 421. 927. 928.
- H. Kurz, Th. Murner’s Gedicht vom großen lutherischen Narren V–VIII.
- Weller, Annalen II, 344.
- Goedeke, Gr. I, 202. 244.
Weblinks
Bearbeiten- Jakob Franck: Karsthans. In: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 15 (1882), S. 431–434.
- Joseph Fuchs: Karsthans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 308 (Digitalisat).
- Gerhard Taddey: Karsthans. In: Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Personen, Ereignisse, Institutionen. 2. Auflage. Stuttgart 1983, S. 645 f.
Überarbeitung Karst (Werkzeug)
BearbeitenDer Karst, auch Zwei-/Dreizahn, lokal auch Hacke, ist ein mit zwei (seltener auch drei) rechtwinklig abgebogenen, stabilen spitzen oder stumpfen Zinken versehenes Werkzeug für Landwirtschaft und Garten, das von der Hacke abgeleitet ist.
Zum Begriff
BearbeitenDer Begriff Karst ist von kehren abgeleitet, der karst ist das werkzeug zum 'umkehren' … des erdreichs, wozu es heute noch dient,[2] Das zugehörige Verb ist karsten oder kärsten.kärsten. In: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801), Bd. 2, Sp. 1505
Verwendung und Geschichte
BearbeitenDamit auch schlagend gearbeitet werden kann, ist der Stiel nicht in einer Tülle, sondern wie bei einem Beil in einem geschmiedeten Haus gefasst.
Der Karst wurde schon in der Antike zur Bodenlockerung und zur Ernte von Feldfrüchten genutzt. Er wurde im Mittelalter als Übergabesymbol bei der Verleihung bäuerlicher Güter benutzt und galt bis ins zwanzigste Jahrhundert als Sinnbild des Bauernstandes.
„Zwei besondere Formen der H(acke) sind der bis ins 20. Jh. als Zeichen des Bauernstandes geltende Karst mit zwei starken, rechtwinklig nach unten gebogenen Zinken für die Bearbeitung von Reben und Hackfrüchten sowie der rechenartige Kräuel mit zwei bis drei gebogenen Zinken, der v.a. im Gartenbau Verwendung findet.“[3]
Die Begriffe Karst und Karst-Hacke finden sich auch heute noch in den Katalogen der Hersteller und onlineshops mit Werkzeugen für Garten- und Landschaftsbau.
von Gartengeräten.[4]
Lothringer Karst mit zwei Zinken sitz oder stumpf
- ↑ Wiebke Voigt: Der Triumph des ‚gemeinen Mannes‘ Frühreformatorische Gelehrtenkritik im Karsthans-Dialog SLUB Dresden
- ↑ Karst. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 11, Sp. 230; Karst. In: Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801), Bd. 2, Sp. 1503
- ↑ Anne-Marie Dubler: Hacke. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 16-10-2007, abgerufen am 1. Februar 2025.
- ↑ Siehe z.B. [https://shw-fire.de/collections/gartenhacken?page=4 Gartenhacken im onlineshop von SHWfire
- ↑ Übersicht mit neun verschiedenen Karsten