Benutzer Diskussion:Steffen Löwe Gera/Außen vor

Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von Mautpreller in Abschnitt Mehr als wir brauchen

(Übertrag von meiner Diskussionsseite --slg (Diskussion) 17:09, 11. Okt. 2015 (CEST))Beantworten
Ich hoffe, es ist Dir recht, wenn ich auf Deiner Unterseite ein bisschen mitschreibe. Ich würde auch noch gern einen Unterpunkt Beobachtungen/Deutungen aufmachen, denn zB fällt mir mittlerweile auf, dass entgegen meiner früheren Behauptung mindestens bis ca. 1960 "außenvor" in der gemeinten Bedeutung die wesentlich häufigere Schreibung ist. Ferner finde ich es interessant, dass die räumliche Bedeutung mit Ortsangabe im 19. Jh. in Schleswig-Holstein ausgesprochen häufig ist (etwa "außenvor Sylt" u. dgl.). Und schließlich finde ich den sprachpolitischen Aspekt sehr bemerkenswert. Ob "außenvor/außen vor" (eigentlich) aus dem Dänischen oder dem Friesischen kommt, wird, wie mir scheint, nicht in erster Linie mit sprachhistorischen, sondern mit politischen Argumenten diskutiert; die Absicht ist ziemlich klar: Ist Schleswig/Südjütland "eigentlich" deutsch oder dänisch? --Mautpreller (Diskussion) 16:07, 11. Okt. 2015 (CEST)Beantworten

Klar, danke für deine Beiträge! V.a. die "sprachpolitischen" Funde finde ich richtig spannend. Da geraten wir ganz unversehens in den Konflikt zwischen deutscher und dänischer Identität, der dort Mitte des 19. Jahrhunderts tobte (von 1848 bis 1851, also genau während Clement gegen Kohl anschrieb, tobte die Schleswig-Holsteinische Erhebung, über die ich ja im Zusammenhang mit Esmarch schon gestolpert war). Vor diesem Hintergrund würde ich ja fast drauf wetten, dass diese Diskussion (ist "außenvor" nun Dänisch oder nicht?) noch viel mehr publizistisch ausgewalzt wurde. --slg (Diskussion) 17:09, 11. Okt. 2015 (CEST)Beantworten
Die letzten Belege, die ich eingetragen habe, stammen aus einer JSTOR-Volltextsuche. Dabei fällt Folgendes auf: "Außen vor" (getrennt) ergibt nicht weniger als 766 Resultate. Dabei sind fast alle frühen Resultate jedoch auf andere Fügungen zurückzuführen ("springt nach außen vor" und dgl.). Es gibt 1 juristischen Beleg von 1866, der nächste ist bereits der für 1933 genannte aus dem Weltwirtschaftlichen Archiv, der dritte derjenige aus demselben Organ von 1956. Dh unter den ersten 100 Belegen aus über 90 Jahren gibt es nur drei "echte" Treffer. Es folgen: ein Beleg von 1967 (übrigens von derselben Person wie 1956! Personalstil?), zwei von 1968, einer von 1971, einer von 1973. Bis dahin sind die anders einzustufenden Funde die große Mehrheit, d.h. unter den 25 Funden 1965 bis 1974 sind 5 echte "außen vor lassens". Dann nimmt sowohl die absolute Zahl als auch vor allem der Anteil zu. Unter den nächsten 25 Funden sind 15 "echt" (bis 1984), von den nächsten 25 (bis 1988) 20, und so geht es weiter.--Mautpreller (Diskussion) 22:05, 11. Okt. 2015 (CEST)Beantworten
Was mir auch noch auffällt, sind zwei unterschiedliche inhaltliche Akzente: Es gibt das "neutrale" außen vor, etwa: lassen wir mal diese Gegenstände außen vor, und es gibt ein emphatisches "Ausgeschlossensein" (etwa: Frauen bleiben außen vor), oft mit Anführungszeichen.--Mautpreller (Diskussion) 22:19, 11. Okt. 2015 (CEST)Beantworten
Ich suche bisher hauptsächlich über Google Books; habe dabei bisher nur besonders frühe oder aber sprachgeschichtlich irgendwie besondere Treffer verwertet (wie z.B. den Gebrauch mit Anfühtungszeichen); werde aber in nächster Zeit voraussichtlich noch weiter in Richtung 20. Jh. arbeiten. Problem ist, dass urheberrechtstechnischerseits viele Belege aus dem 20. Jh. nur als Snippets aufrufbar sind. Hättest du zur Not eine Unibibliothek o.ä. in Reichweite, wo man auch mal Sachen nachschlagen könnte? Ansonsten: Ist Knut Jungbohn Clement „unser“ Dr. Clement? Der war ja offensichtlich ein antidänischer Sprachpolitiker vor dem Herrn – und zugleich zeigt die Google-Books-Suche mir, dass er die Präposition außenvor nicht nur einmal verwendet hat ;) --slg (Diskussion) 23:28, 11. Okt. 2015 (CEST)Beantworten
Ja, hab ich. Müsste eigentlich alles "physisch" kriegen, kann aber ein bisschen dauern. Nächste Woche komm ich allerdings wahrscheinlich nicht dazu. Wegen eines (eingeschränkten) Zugangs per Bibliothek kann ich auch manche Datenbanken (wie JSTOR) elektronisch erreichen und durchsuchen, allerdings leider nicht alle. --Mautpreller (Diskussion) 23:35, 11. Okt. 2015 (CEST)Beantworten

PS: Mein Lautsprecher geht immer noch nicht. Das Video auf http://www.belleslettres.eu/artikel/aussen-vor.php scheint mir aber hauptsächlich die Lautverschiebung und gewisse Wortbildungsmechanismen zu behandeln und wenig auszutragen. Stimmt das oder findet man da mehr?--Mautpreller (Diskussion) 10:09, 12. Okt. 2015 (CEST)Beantworten

Danke für die Links. Das Video schau ich mir später an. Zumindest beim zugehörigen Verb irren ja die Foristen auf [1] – unsere Belege zeigen schon Mitte des 19. Jahrhunderts die ganze Vielfalt mit bleiben, lassen, sein, stehen und auch (sich) halten. --slg (Diskussion) 14:31, 12. Okt. 2015 (CEST)Beantworten

Mehr als wir brauchen

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an Primär-, Sekundär- und Überblicksliteratur zum Sprachkonflikt in Schleswig-Holstein findet sich hier: http://www.spsh.uni-kiel.de/ Vielleicht finde ich nächste Woche Zeit, da mal ein bisschen zu stöbern.--Mautpreller (Diskussion) 17:05, 12. Okt. 2015 (CEST)Beantworten

PS: Es wär vielleicht sogar zu überlegen, Herrn Langer zu schreiben. Die haben jedenfalls aus dem entsprechenden Zeitraum ein Riesenkorpus gesammelt, das allerdings wohl leider nicht durchsuchbar ist. Langer interessiert sich offenbar vor allem für die soziolinguistischen Aspekte und vermutlich nicht in erster Linie für die Geschichte einer einzigen Wendung, er könnte aber sicherlich einiges sagen zu den div. Konflikten Hochdeutsch/Niederdeutsch/Friesisch/Dänisch.--Mautpreller (Diskussion) 17:15, 12. Okt. 2015 (CEST)Beantworten