Warum ist Hanf verboten?

Wer sich mit der Thematik Hanfprohibition beschäftigt, wird sehr schnell erkennen, dass die Gefährdung der "Volksgesundheit", das Argument Nummer 1 der Prohibitionisten, nur ein vorgeschobener Grund ist, um den Menschen den Zugang zu dieser seit Jahrtausenden verwendeten Pflanze zu verweigern. Sehr deutlich wird dies, wenn mensch die Mortalitätsraten der unterschiedlichen, in unserem Kulturkreis verwendeten Rauschmittel betrachtet. Einfach gestellt sollte die Fragen lauten, welche Gefährdung geht von welchem Stoff aus. In dieser Zeit ist bisher nicht ein einziger Todesfall bekannt, der auf die Verwendung von Hanf als Rauschmittel zurückzuführen ist. Dagen stehen jährlich zigtausende Opfer von Tabak-, Alkohol- und Medikamentenmißbrauch.



Die Geschichte des Hanf

Die älteren und neuen Geschichtswissenschaften, die Archäologie, die Anthropologie und die Philologie durch ihre Beobachtungen an Kunstgegenständen, Grabungsfunden, Textilien, Keilschrifttafeln und sprachlichen Zusammenhängen belegen, daß der Hanf eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit ist. Die frühesten aus Hanf gewebten Stoffe lassen sich auf die Zeit um 8.000 vor Christus datieren, zu dieser Zeit entstand auch die Töpferei. Vermutlich waren wandernde Nomadenvölker für die Verbreitung von Hanf verantwortlich. Sie stammten aus Zentralasien und Persien. Bei ihrer Wanderung drangen sie in den Mittleren Osten und den gesamten Mittelmeerraum ein und zogen über den Kaukasus nach Europa. Dabei führten diese Nomadenvölker die Cannabispflanze und ihre verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten in die von ihnen berührten Gebiete ein. In den Kulturen des Mittleren Ostens und Indiens wurde Cannabis dank seiner Vielseitigkeit als Nahrungsmittel, Öl- und Faserlieferant heimisch. Aber auch die berauschende Wirkung des Hanfs war damals schon bekannt. Sie wurde als virtuelles Bindeglied zu den Göttern benutzt. Experten vermuten sogar, daß vor zwölftausend Jahren die ersten von Menschenhand angelegten Hanffelder blühten. Der älteste Fund auf deutschem Gebiet stammt aus der Zeit um 5.500 vor Christus. Er wurde bei Eisenberg/Thüringen gemacht, wo man Hanfsamen als Grabbeigabe entdeckte. Aus dem 8. Jahrhundert vor Christus stammt ein Fund, bei dem Reste von Hanfseilen durch Archäologen in der Nähe von Stuttgart ausgegraben wurden. Die Germanen schätzten den Hanf, sie verarbeiteten Fasern zu Seilen und Stricken. In einer frühgermanischen Graburne aus dem 5. Jahrhundert v.Christus, gefunden in Wilmersdorf/Brandenburg, wurden Hanfsamen gefunden. Max Höfler stellt in der „Volksmedizinischen Botanik der Germanen(1908, Repr. 1990) die Vermutung an, daß die medizinische Wirkung von Hanfräucherungen bei den Skythen auch schon in der germanischen Nomadenperiode bekannt war, weil in den Zelten Hanfgras zur Feuerung benutzt wurde. Hanf war die heilige Pflanze der Liebesgöttin Freya, das Symbol der Fruchtbarkeit und wurde als solches rituell verwendet. Nur Frauen durften Hanf aussäen, pflegen und ernten und sie dürften auch die ersten gewesen sein, die Erfahrungen mit seiner narkotischen Wirkung machten, von der, so Friedrich Tobler 1938 „man auch in deutschen Hanffeldern eine Vorstellung bekommen konnte“. Daß es Frauen waren, die das Wissen um die geistige Wirkung des Hanfs hüteten, entspricht durchaus der Rolle, die ihnen damals zukam: „Sie glauben“ schrieb der römische Geschichtsschreiber Tacitus im 1. Jahrhundert über die Germanen, „den Frauen eigene sogar etwas Heiliges und Seherisches; ihre Ratschläge mißachten sie daher nicht, noch mißachten sie ihre Bescheide.“ Diese besondere Rolle der Frau bei den Germanen hielt sich bis ins späte Mittelalter, und ihre „heidnische“ Verwurzelung – das Wissen um die Kräuter und die „Pflanzen der Götter“ –brachten sie an der Wende zur Neuzeit auf den Scheiterhaufen. Das erste europäische Hanfkleid wurde in der Grabstätte der Merowingerkönigin Arnegunde(520 – 565 n.Chr.) unter der Basilika von St. Denis in Paris entdeckt. Karl der Große(747 – 814 n.Chr.) schätzte die heilende Wirkung so sehr, daß er den Anbau in allen Klostergärten befahl. Hildegard von Bingen(1098 – 1179 n.Chr.) empfahl die Pflanze gegen Geschwüre und zur Brandblasenbehandlung. Marco Polo(1254-1324 n.Chr.) venezianischer Kaufmann und bedeutendster Reisender des Mittelalters schreibt in seinen Reiseberichten aus Arabien ausführlich über den dortigen Haschkonsum. Paracelsus(1493-1541 n.Chr.) beobachtete die aufmunternde Wirkung der Droge, als er schrieb, daß Haschisch bei den Mauren „gegen vielfältige Schmerzen, aber vor allem Melancholie“ genommen wurde. So lassen sich auch zwei bedeutende Ereignisse des 15. Jahrhunderts auf die Nutzung von Hanf zurückführen. Die Entwicklung des Buchdruckes durch Gutenberg 1455 wäre ohne Papier aus Hanf nicht möglich gewesen. Es wurden die meisten der hundertfünfzig Gutenbergbibeln auf Hanf gedruckt. Die Ehre der Entdeckung Amerikas wäre dem Seefahrer Christoph Kolumbus ohne Hanf wohl verwehrt geblieben, denn alle Segel und Taue seiner Schiffe waren ausnahmslos aus Hanf gefertigt. Vergleichbare Stoffe, wie die Hanffasern, waren zu damaliger Zeit noch nicht bekannt. Diese beiden Männer wurden zuletzt in einer Umfrage an die Spitze der bedeutendsten Personen des letzten Jahrtausends gestellt. Ohne Hanf wäre die Seefahrt nur schwer möglich gewesen und deshalb ist es nicht verwunderlich, daß sich sogar das englische Wort für Segeltuch „Canvas“ von Cannabis ableitet. Mit der Entdeckung der neuen Welt boomte die Schiffahrt und der Bedarf an Tauen und Segeln stieg. Aus heimischer Produktion konnte keine Seefahrernation ihren Bedarf decken. Nachdem das Spanische Königshaus 1545 in den Überseekolonien den Hanfanbau befohlen hatte, erließ auch der englische König Jakob I. (1566-1625) ein Gesetz, daß die Farmer in den amerikanischen Kolonien verpflichtete, auf zwei Dritteln ihrer Felder Hanf anzubauen. 1619 wurde in der Kolonie Jamestown, Virginia, das erste Marihuanagesetz Nordamerikas erlassen, das allen Farmern vorschrieb, probeweise indischen Hanf anzubauen. Weitere solcher Gesetze wurden 1631 in Massachusetts, 1632 in Connecticut und Mitte des 18. Jahrhunderts in den Chesapeak-Kolonien verabschiedet. In England wurde die damals sehr begehrte volle britische Staatsbürgerschaft, auf Erlaß der Krone, nur denjenigen Ausländern verliehen, die sich für den Hanfanbau verpflichteten. Zwischen 1631 und dem 19. Jahrhundert war Cannabis als offizielles Zahlungsmittel zugelassen. Mehr als 200 Jahre konnte man überall in Nordamerika mit Cannabis seine Steuern bezahlen. In Virginia konnte man sogar, als Cannabis zwischen 1763 und 1767 knapp wurde, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden, wenn man keines anbaute. Die berühmtesten Hanffarmer sind wahrscheinlich die beiden amerikanischen Präsidenten George Washington(1732-1799) und Thomas Jefferson(1743-1826). Wobei bei beiden nicht überliefert ist, ob sie Hanf nicht nur geraucht, sondern den Rauch auch inhaliert haben. Bis 1883 wurden zwischen 75 und 90% des weltweit produzierten Papiers aus Hanffasern hergestellt. 90% aller Schiffssegel wurden schon vor den Phöniziern, spätestens aber seit dem 5. Jahrhundert vor Christus bis lange nach Erfindung und Kommerzialisierung des Dampfschiffes aus Hanf hergestellt. Desweiteren wurden 80% aller Textilien und Stoffe für Kleidungsstoffe, Zelte, Linnen, Teppiche, Gardinen, Bettdecken, Handtücher, Windeln usw. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts aus Hanffasern hergestellt. Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende lang wurden in Irland die feinsten Linnen und in Italien die schönsten Kleiderstoffe der Welt aus Cannabis angefertigt. Unsere Vorfahren waren sich der Tatsache bewußt, daß Hanf weicher, wärmer und saugfähiger als Baumwolle ist, daß seine Reißfestigkeit dreimal höher und er um ein vielfaches haltbarer ist als diese. Hanf ist auch ideal geeignet als Archivierungsmaterial. Viele Bilder berühmter Künstler wie Rembrandt und van Gogh waren auf Leinwand gemalt, die aus Hanffasern bestand. Hanf ist eine starke, glänzende Faser, die gegen Hitze, Schimmel und Insekten widerstandsfähig ist und nicht durch Licht beeinträchtigt wird. Auf Hanfleinwand gemalte Bilder sind so schon über Jahrhunderte erhalten geblieben. Farben und Lacke wurden Jahrtausende lang mit Hanföl beziehungweise Leinöl hergestellt. Beispielsweise wurden allein 1935 in den USA 58.000 Tonnen Hanfsamen nur für Farben und Lacke verbraucht. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war Hanföl das am häufigsten verwendete Leuchtöl. Von da an stand es bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts an zweiter Stelle hinter dem Walöl. Hanföl ließ Aladins Wunderlampe und die Lampen des Propheten Abraham und seines Namensvetters Lincoln leuchten. Es war das hellste Lampenöl. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen Henry Ford und andere vorausblickende kluge Köpfe zu der wichtigen Erkenntnis, daß bis zu 90% der weltweit verbrauchten fossilen Brennstoffe(Kohle, Eröl, Erdgas usw.) durch Biomasse wie Kornhalme, Cannabis, Altpapier und dergleichen zu ersetzen wären. Bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts waren Marihuana- und Haschischextrakte die meist verschriebenen Medikamente in der Humanmedizin. In der Veterinärmedizin spielten die Medikamente eine noch bedeutendere Rolle. Die heilende Wirkung der Pflanze wird schon seit mindestens fünftausend Jahren genutzt. Dabei wurden folgende Beschwerden mit Cannabis behandelt: Müdigkeit, Hustenanfälle, Rheumatismus, Asthma, Delirium tremens, Migräne und Menstruationsbeschwerden sowie Krämpfe und Depressionen. Welche Bedeutung Hanf als Genußmittel und Medizinalpflanze noch vor einem Jahrhundert in Deutschland hatte, mögen die Mengen der Hanfdroge belegen, die im Hamburger Hafen monatlich gelöscht wurden: Im September 1885 waren es 3,5t Ganja (indischer Hanf) 12t Bhang (Marihuanahaltiges Getränk) und 300t Haschisch. Die 300 bis 400t Cannabisdrogen, die laut BKA jährlich in Deutschland konsumiert werden, wäre damals mit einer einzigen Monatsration gedeckt. Ein Cannabisproblem oder gar Meldungen über den „Tod von tausenden jungen Menschen“ tauchten in den Veröffentlichungen dieser Zeit nicht auf. Anfang des 20. Jahrhunderts ging der Hanfanbau in Deutschland und in Europa deutlich zurück. Grund hierfür sind Billigimporte von anderen natürlichen Fasern wie Jute, Sisalhanf, Manilahanf und neuseeländischem Hanf. Das die Fasern Hanf genannt wurden, hatte nichts mit ihrer botanischen Herkunft zu tun, sondern nur mit ihrer Verwendung. Sie dienten als Ersatzstoffe für Hanf. Einzigst Rußland konnte seine große Anbaufläche nahezu beibehalten. Rußland galt seit dem Mittelalter als führender Hanfproduzent der Welt. Doch als der erste Weltkrieg ausbrach und die gesamte Weltwirtschaft weitestgehend alle Handelsbeziehungen mit Deutschland einstellte, stand Deutschland urplötzlich vor einem großen Problem: die deutsche Textilindustrie stand völlig ohne Faserrohstoffe da. So mußte das Allernotwendigste für den vierfachen Preis eingekauft werden. Dadurch besann man sich kurzerhand und baute selbst wieder Hanf an. Natürlich war die Technik auch noch auf dem alten Stand. Als der Krieg zu Ende war, nahm auch der Hanfanbau wieder ab. Erst kurz vor dem zweiten Weltkrieg wurde der Hanfanbau in Deutschland propagiert. Man wollte die Fehler des ersten Weltkrieges umgehen. Dies war auch die Zeit der letzten umfassenden Forschungen über den Hanf. In dieser Zeit wurde festgestellt das Hanfwolle, der Baumwollersatz besser war als das Original: genauso fein aber sehr viel haltbarer: also läßt sich resultieren, wenn die Gürtel enger geschnallt werden und der Staat Ressourcen mobilisiert, greift er auf Hanf zurück. Von den knapp 40.000 ha Hanffeldern 1945 waren zehn Jahre später weniger als ein Viertel übrig. 2.000 ha in der BRD und 7.500 ha in der DDR. Seit Mitte der fünfziger Jahre ist Cannabis als Nutzpflanze und Heilpflanze in Deutschland ausgestorben. Jetzt kommt sie nur noch in die Schlagzeilen, wie zum Beispiel, als die Welt am 03. März 1954 titelte: „17.340 rauchen Marihuana.“ Unter dieser Überschrift stand dann geschrieben: „Neben der Marihuanazigarette ist vor allem das Kokain in Westdeutschland verbreitet.“ Hierbei wurde schon fünfzehn Jahre vor der großen Haschwelle die Stoßrichtung in der Drogendiskussion festgemacht, in der wir uns heute noch befinden. Die Pflanzendroge Hanf wird mit ungleich stärkeren Chemieprodukten in einen Topf geworfen und seine Benutzer als Kriminelle und Verrückte denunziert. Mittlerweile gilt Cannabis als weitverbreitetste illegal angebaute Pflanze der Welt. Mit Beginn der Hippiezeit – Ende der sechziger - Jahre brachen die Hippies und Studenten nicht nur bei der Wahl ihrer Rauschmittel mit der Zeit, auch politisch und sozial entdeckten sie neue Werte – und setzten eine Kulturrevolution in Gang. Ein neuer Lebensstil entwickelte sich, neue Musik, ein neues Bild der Frau, der Partnerschaft, eine neue Wahrnehmung der Natur. Und Cannabis anfangs noch Mythos und Geheimtip für Eingeweihte, wird als Rauschmittel zur Alltagsdroge dieser Kultur. „Die Drogen langweilen uns mit ihren Paradiesen. Lieber sollen sie uns ein wenig Wissen geben. Wir leben in keinem Jahrhundert für Paradiese. Die Beziehung zum Unterbewußtsein vermehren, darauf kommt es an.“, hatte der Schriftsteller Henry Michaux geschrieben. Gerade wegen dieser Eigenschaften – Selbsterkenntnis, Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit, Bewußtseinserweiterungen – sprachen die Hippies dem Hanf zu.

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Hallo Thomas B. Schneider,

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Hallo Thomas B. Schneider,

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