Ernst Friedrich Theodor Lindner (auch: Theodor Lindner: * 29. Mai 1843 in Breslau; † 24. November 1919 Halle (Saale)) war ein deutscher Historiker.

Der Sohn eines Strumpffabrikanten verlor bereits in frühster Jugend seine Eltern. Er hatte das Magdalenengymnasium seiner Heimatstadt frequentiert gehabt und das Pädagoguim in Züllichau besucht. 1861 hatte er sich die Hochschulreife erworben und begann ein Studium der Pädagogik an der Universität Breslau und zwischenzeitlich an der Universität Berlin. Hier beschäftigte er sich vor allem mit Geschichte und den alten Sprachen. In Breslau konnte er sich als Hilfsbibliothekar in der Stadtbibliothek eine Einnahmequelle sichern. Seine Lehrer waren hier damals Leopold von Ranke und Johann Gustaf Droysen. Ihm reichte es jedoch nicht zu nur seine einfache Zulassung als Lehrer zu erhalten. Daher promovierte er 1865 mit der Thematik Das Konzil von Mantua im Jahre 1064 zum Doktor der Philosophie. Nachdem er 1865 Lehrer am Wilhelm Gymnasium in Berlin geworden war, absolvierte er 1866 seinen Militärdienst in Hamburg und Altona. 1867 wurde er Lehrer in Jauer, 1868 Lehrer auf der Realschule am Zwinger in Breslau und habilitierte sich als Privatdozent für Geschichte an der Universität seiner Heimatstadt. 1870 hatte er den Krieg gegen Frankreich mitgemacht, wurde 1874 außerordentlicher Professor und 1876 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Münster 1883/84 versah das ehrenvolle Amt des Rektors der Hochschule in Münster. Während seiner Zeit in Münster widmete er sich vor allem der spätmittelalterlichen Geschichte und der damaligen Diplomatie. 1888 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Halle Wittenberg, 1895 Geheimrat

  1. Anno II., der Heilige Erzbischof von Köln. 1869

Geschichte des Deutschen Reichs unter König Wenzel 1880 Kaiser Heinrich IV. und sein Nachfolger.1882 Der angebliche Ursprung der Femengerichte aus der Inquisition 1890 Deutsche Geschichte unter Habsburgern und Luxenburgern. 1891 Die Fabel von der Bestattung Karls des Großen. 1893 Die deutschen Königswahlen und die Entstehung des Kurfürstentums. 1893 Geschichte des deutschen Volkes. 1894 Der Krieg gegen Frankreich und die Einigkeit Deutschlands.1895 Die sogenannte Schenkunk Pippins Karls des Großen und Otto I. an die Päpste. 1896 Der Hergang bei den deutschen Königswahlen. 1899 Die deutsche Hansl.. 1899 Geschichtsphilosophie. 1901 Weltgeschichte seit der Völkerwanderung 01-04 Liberal Halle Saale Wettinerstr. 15 Verh. 29. Mai 1868 mit Agnes (geb. Kügler) 2. Töchter

1889 auch Vorsitzender der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt. 1904 wählte man ihn zum Rektor der Vereinigten Friedrichs-Universität.


geboren: 29. Mai 1843 Breslau gestorben: Konfession: evangelisch Vater: Strumpffabrikant


In Büchern und Aufsätzen widmete sich Lindner der spätmittelalterlichen Geschichte, vor allem der Diplomatik. Zu Gustav Droysens Allgemeinem Historischen Handatlas steuerte er sechs Karten bei. 1888 veröffentlichte er sein bedeutendstes Werk: die Untersuchung über die Veme demontierte zahlreiche Legenden über diese Rechtsinstution. Heftige Angriffe anderer Gelehrter konnte Lindner souverän zurückweisen, die Juristische Fakultät der Universität Halle verlieh ihm 1913 für das Buch den Ehrendoktortitel. Als Nachfolger Erst Dümmlers, der 1888 die Leitung der Monumenta Germaniae Historica übernahm und an die Universität Berlin wechselte, erhielt Lindner an der Universität Halle 1888 das Ordinariat für mittlere und neuere Geschichte. Zugleich übernahm er die Leitung der Historischen Kommission für Sachsen und Anhalt, die er bis zu seinem Tod innehatte. In Halle verfasste Lindner eine zweibändige Geschichte der deutschen Länder unter den Habsburgern und Luxemburgern (12731473) und eine Geschichte des deutsch-französischen Krieges 1870/71 die zum Bestseller wurde. Nicht den Beifall der Fachwelt fanden Untersuchungen über Königswahlen und die Entstehung des Kurfürstentums. Spektakulär hingegen war die Zerstörung von der Fabel der Bestattung Karls des Großen in sitzender Haltung auf dem Thron. Hierzu holte Lindner ein Gutachten des hallischen Anatomen Hermann Welker ein, wie lange Zeit eine Leiche in sitzender Stellung verharren könnte. 1894 veröffentlichte Lindner eine zweibändige Geschichte des deutschen Volkes, 1898 eine ebenfalls populäre Geschichte der Hanse. Abschätzige Urteile von Fachkollegen über diese Bücher brachten Lindner nicht davon ab, die Verwirklichung seines Lebenswerkes in Angriff zu nehmen. Mit einer an der Methode der Naturwissenschaften orientierten »Geschichtsphilosophie«, die zugleich den Geniekult der Zeit ablehnte, leitete er seine Weltgeschichte seit der Völkerwanderung sein. Bis 1916 lag das Werk in 9 Bänden vollständig vor. Den »ersten« Band, Altertum, gab Lindners Frau gemeinsam mit Albert Wermninghoff aus dem Nachlass heraus. Lindners Frau hatte an dessen Werken ohnehin wesentlichen Anteil, sie übertrug seine Manuskripte in Reinschrift und überarbeitete sie wohl auch. Lindner galt als charismatischer und eigenwilliger Dozent, seine Kollegs leitete er stets mit dem Satz ein: »Glauben sie niemals irgendeiner wissenschaftlichen Autorität«. Humor bewies er mit seiner Rede zum Festkommers anlässlich des Historikertags 1900 in der Burse zur Tulpe, in der er die Bedeutung des Bieres für die Geschichte des deutschen Volkes erörterte. Gestorben ist Lindner, der seit Kriegsende über »geistige Ermattung«, hervorgerufen durch die »elende Lage unseres Volkes« klagte, an einer Lungenentzündung, wurde also wohl Opfer der Grippeepidemie. Bei der Trauerfeier sprachen Kollegen und Schüler, auf seinen ausdrücklichen Wunsch jedoch kein Geistlicher.

Organisationen: Burschenschaft Germania, Nationalliberale Partei

Quellen: UAH PA 10153 Theodor Lindner. In: Mitteldeutsche Lebensbilder, Band 5, S. 503519.

http://www.historikertag2002.uni-halle.de/halle_geschichte/lindner.shtml



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