Eine Auktion (aus lat. auctio) ist eine Versteigerung. Auktionen finden vielfache Anwendung auf den Finanz- und Energiemärkten, bei staatlicher Rechtevergabe sowie auch bei privaten Veranstaltungen.

Anwendungsbereiche

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Klassische Auktionen von Auktionshäusern

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Hier werden Antiquitäten, Nachlässe, Gegenstände mit Sammlerwert oder ähnliches, gesichtet, katalogisiert und in einem Auktionssaal an den Meistbietenden versteigert. Nach Zahlung erfolgt die Versendung der Ware durch das Auktionshaus. Der Zahlungsverkehr wird entweder über das Auktionshaus abgewickelt oder er erfolgt direkt zwischen den entstehenden Vertragspartnern.

Online-Auktionen

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Eine Online-Auktion wird über das Internet veranstaltet. Der bekannteste Anbieter ist Ebay. Waren werden auf einer Internetplattform für einen vorgegebenen Zeitraum präsentiert. Der Meistbietende erhält am Ende den Zuschlag. Die Abwicklung des Geschäftes mit Lieferung und Zahlung bleibt den entstehenden Vertragsparteien überlassen. Die Plattformen bieten teilweise Schlichtungsverfahren an.

Werden nicht Waren, sondern Dienstleistungen auktioniert, so erhält der Anbieter mit dem geringsten Preis den Zuschlag.

Eröffnungs- und Schlussauktionen in den Finanz- und Energiemärkten

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Aktien, Wertpapiere, Strombasisprodukte werden an Brokerplattformen und Börsen im laufenden Handel gehandelt. Dabei stellen Bieter und Käufer jederzeit Gebotspreise oder nehmen diese an, so dass sich der geltende Preis im laufenden Handel ständig ändert.

Um zu Handelsbeginn eine Preisorientierung zu geben, wird an der Börse häufig zunächst Angebot- und Nachfrage in einer Eröffnungsauktion gebündelt und ein Einheitspreis ermittelt. Dieser Preis gibt einen belastbaren Startpreis für den folgenden laufenden Handel. Ähnlich schließt der Handel oftmals mit einer Schlussauktion, um einen belastbaren Tagesschlusskurz zu generieren. Die Preisbildung erfolgt dabei in der Regel nach dem Meistausführungsprinzip.

Da solche Auktionen in der Regel an der Börse stattfinden, ist diese zentraler Kontrahent, d.h. alle Lieferungen und Zahlungen erfolgen an und von der Börse.

Dayahead-Auktion der europäischen Strombörse

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Hier werden viertelstundenscharfe Gebote für das Stromangebot und die Stromnachfrage für den Folgetag gebündelt und ein markträumender Einheitspreis für jede Viertelstunde des Folgetages ermittelt. Nach Ermittlung des Preises werden die bezuschlagten Lieferanten und Käufer benachrichtigt. Die Lieferungen und Zahlungen erfolgen jeweils an und von der Börse.

Aktienemissionen

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Auch Aktienemissionen erfolgen oftmals über eine Emission. Auf der Basis aller eingegangenen Angebote bis zum festgelegten Stichtag erfolgt die Zuteilung der emittierten Aktien auf die Bieter. Diese Zuteilung kann Pay-as-Bid zum gebotenen Preis (amerikanischer Tender) erfolgen oder es wird ein markträumender Preis ermittelt (holländischer Tender). Der markträumende Preis ist der höchste Preis, zu dem noch alle Aktien platziert werden können.

Andere Pay-as-Bid-Auktionen

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Der geplante Zubau von erneuerbaren Energien wird von der Bundesnetzagentur ausgeschrieben.[1]

Die sogenannte Regelenergie zur Echtzeit-Stabilisierung des Stromnetzes wird vom Übertragungsnetzbetreiber auf einer dafür vorgesehenen Plattform ausgeschrieben.[2]

Die Anbieter werden jeweils in der Reihe der gebotenen Preise bezuschlagt, jeder erhält den gebotenen Preis.

Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen

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Die Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen erfolgte in Deutschland über eine mehrstufige Auktion nach dem SMRA-Verfahren. Dieses Format erlaubt es den Bietern simultan auf viele verschiedene Lose zu bieten und ist gut geeignet für Lose, die Substitute oder Komplemente sind.[3]

Sonderformen

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Amerikanische Versteigerung

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Bei einer amerikanischen Versteigerung zahlt jeder Bieter jeweils sofort den Differenzbetrag zwischen seinem Gebot und dem Vorgängergebot. Dadurch werden oft Einnahmen erzielt, die weit über dem Wert des zu versteigernden Gegenstandes liegen. Amerikanische Versteigerungen werden in der Regel zugunsten gemeinnütziger Zwecke durchgeführt.

Die amerikanische Versteigerung ist die bekannteste Form der All-pay-Auktion. Bei einer All-pay-Auktion erhält der Bieter mit dem Höchstgebot den Zuschlag, aber alle Bieter zahlen.

Zwei Bieter zahlen

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In manchen Wirtschaftsspielen zur Erforschung von wirtschaftspsychologischen Fragestellungen erhält der Höchstbieter den Zuschlag und muss bezahlen, aber auch der Bieter mit dem zweithöchsten Gebot muss sein Gebot bezahlen. Dadurch eskaliert die Situation, weil der jeweils Unterlegene nicht leer ausgehen will. Die Gebote steigen dabei oft in ungewollt hohe Gebiete.

Calcutta-Auktion

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Eine Calcutta-Auktion ist eine Kombination aus einer Lotterie und einer Auktion. Die Calcutta-Auktion ist eine vor allem in den USA und den Ländern des früheren British Empire beliebte Wettart, die bei Pferderennen in Calcutta erfunden wurde.

Nicht kommerzielle Vergabeverfahren

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Gelegentlich sollen knappe Güter in einem transparenten Verfahren vergeben werden, ohne dass dafür Zahlungen erfolgen. Stattdessen soll der Zuschlag nach anderen Kriterien erfolgen. Beispiele sind hier:

  • Vergabe von Schulplätzen
  • Vergabe von Krankenhausplätzen
  • Zuteilung von Organen für die Organtransplantation

Auktionsziele

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Auktionen können unterschiedliche Ziele verfolgen. In der Regel geht es jedoch darum, knappe Güter effizient, transparent und volkswirtschaftlich optimal zu platzieren. Dabei wird angenommen, dass wer am meisten zu zahlen bereit ist, das Gut auch am höchsten bewertet und somit auch auf die optimale Weise nutzen wird.

Einige insbesondere bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und Festen genutzte Auktionsformate haben jedoch vorrangig den Zweck, von einem wohlmeinenden und zahlungswilligem Publikum auf unterhaltsame Weise möglichst hohe Einnahmen zu erzielen.

Es gibt auch mit Auktionen vergleichbare Vergabeverfahren, bei denen die Zuteilung nicht nach kommerziellen, sondern nach anderen Kriterien erfolgt. Beispiele sind hier:

  • Vergabe von Schulplätzen
  • Vergabe von Krankenhausplätzen
  • Zuteilung von Organen für die Organtransplantation

Auktionsformate

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Das Auktionsformat bestimmt sich im Wesentlichen durch die nachfolgenden Kriterien:

  • ein- oder zweiseitige Auktion
  • ein-rundige oder mehr-rundige Auktion;
  • offene oder verdeckte Gebote;
  • gleichzeitige Versteigerung mehrerer Objekte oder getrennte bzw. sequentielle Versteigerung mehrerer Objekte.
  • Objektwerte voneinander unabhängig
  • Kann für eine Kombination von Objekten ein einziges Gebot abgegeben werden (kombinatorische Auktion) oder erfolgt für ein Auktionsobjekt jeweils ein separates Gebot?
  • Welcher Preis ist nach Ende der Auktion von den Auktionsteilnehmern zu entrichten?

Versteigerungsverfahren

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  • Biet-Rechte eines Auktionsteilnehmers zu Beginn der Auktion;
  • Aktivitätsregeln in einer Auktion, welche festlegen, wie aktiv ein Auktionsteilnehmer bieten muss, um keine Bieterechte zu verlieren;
  • Produkte, auf die geboten werden kann
  • Höhe der Mindestgebote
  • Mindestinkremente, welche vorgeben, um welchen Betrag ein geltendes Höchstgebot mindestens überboten werden muss, damit es als (valides) Gebot gewertet wird.
  • Können in einer Auktion die Gebote frei gewählt werden oder erfolgt ein Click-Box-Bidding? Im Falle von Click-Box-Bidding wird durch vorgezeichnete Felder (Buttons) genau vorgeben, welche Beträge geboten werden können.
  • Haben Auktionsteilnehmer die Möglichkeit während einer Auktion Gebote zurückzuziehen?
  • Können Auktionsteilnehmer während einer Auktion ausgeschlossen werden?
  • Sind Vorauszahlungen für die Teilnahme bzw. eingeräumte Bietberechtigungen notwendig?
  • Sind Bankgarantien zu erbringen?
  • Etc.

Simultan-Mehrstufige Auktionen (Mobilfunk)

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Simultan-Mehrstufige-Auktionen (SMA) sind eine Art Verhandlung durch Gebote. Sie sind vor allem geeignet, wenn mehrere Produkte versteigert werden sollen, die nicht identisch sind, aber entweder Alternativen zueinander oder komplementär zueinander sind. Der vorrangige Anwendungsfall für solche Auktionen sind staatliche Versteigerungen von Mobilfunklizenzen. Sie finden aber auch bei der Vergabe von Softwareprojekten Anwendung.

Traditionelle Auktionen, bei denen Artikel einzeln verkauft werden, funktionieren für Frequenzen nicht. Betreiber müssen ein kontinuierliches Spektrum innerhalb einer Kategorie und – im Falle einer Multiband-Auktion – komplementäre Bänder erwerben, um ein effizientes Netz aufzubauen. Bei aufeinanderfolgenden Auktionen für einzelne Frequenzpakete kann ein Betreiber 90 % des benötigten Spektrums erwerben, nur um am Ende einige kritische Frequenzblöcke zu verlieren, wodurch der Gesamtwert seiner anderen Bänder sinkt. Daher werden Konkurrenten und Spekulanten die Preise in die Höhe treiben, wenn sie wissen, dass ein bestimmter Betreiber ein bestimmtes Band benötigt.[4]

Um diese Probleme zu lösen, erfanden Milgrom und Wilson die Simultan-Mehrstufige-Auktion. Dabei werden alle Blöcke gleichzeitig versteigert, wobei die Teilnehmer in jeder Runde auf einen oder mehrere Blöcke bieten. Die Teilnehmer können dabei ihre Gebote umzulenken, wenn ihre Bänder erster Wahl zu teuer werden. Weiterhin gibt es eine Aktivitätsregel, nach der Teilnehmer in frühen Runden aktiv bieten müssen oder von zukünftigen Runden ausgeschlossen werden.

Ziel des Auktionsverfahrens

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Das Versteigerungsverfahren sollte erreichen, dass diejenigen die Frequenznutzungsrechte erhalten, die damit den höchsten volkswirtschaftlichen Nutzen generieren können. Dazu muss das Frequenzspektrum an die Bieter in optimal nutzbaren Frequenzpaketen verteilt werden. Das ist die Voraussetzung dafür, dass eine Vielfalt an Endprodukten zu niedrigen Preisen entsteht.[5]Als Nebenresultat der Versteigerung resultieren Preise, die den Wert der versteigerten Frequenzen messen. Diese Information ist für das Frequenzmanagement der Bundesnetzagentur und auch für die Frequenznutzer interessant.[5]

Verfahren

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Es werden gleichzeitig mehrere Frequenzblöcke zur Versteigerung angeboten. Die Auktionsteilnehmer bieten in jeder Auktionsrunde individuell für bestimmte Auktionsblöcke. Die Biet-Möglichkeiten insgesamt werden durch ihre Biet-Berechtigung zu Beginn der Auktion bzw. in einer Auktionsrunde sowie durch weitere ggf. bieterindividuelle Biet-Beschränkungen eingeschränkt.

Dazu gehören Spektrums-Kappen sein, die den Teilnehmern nur in einem bestimmten Umfang erlauben auf die Frequenzblöcke, beispielsweise in einem bestimmten Frequenzbereich, zu bieten.

Für jeden Frequenzblock werden am Ende einer Auktionsrunde Höchstgebote ausgewiesen. Diese sind die Referenz für neue Gebote in der bzw. den darauffolgenden Auktionsrunde(n). Jeder Bieter weiß, für welche Frequenzblöcke er aktuell Höchstbieter ist.

In den darauffolgenden Runden haben die Bieter die Möglichkeit erneut Gebote im Rahmen ihrer Biet-Berechtigungen abgeben. In einer Auktionsrunde gehaltene Höchstgebote können durch andere Auktionsteilnehmer überboten werden. Die Höchstgebote für Frequenzpakete steigen mit der Abgabe neuer Gebote für diese Frequenzpakete. Aufgrund der sich unterschiedlich entwickelnden Höchstgebote und Preisniveaus kann es sein, dass die Auktionsteilnehmer in verschiedenen Auktionsrunden für unterschiedliche Frequenzpakete bieten.

Die Auktion endet dann, wenn keine zusätzlichen neuen Gebote mehr erfolgen. Das jeweilige Frequenznutzungsrecht erwirbt der Höchstbieter für diesen Frequenzblock. Dieser hat für diesen Frequenzblock einen Preis zu entrichten, der dem Höchstgebot entspricht. Deshalb gehört die TSMA zur Kategorie der Höchstpreisauktionen.[6]

Parameter

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Das Verfahren verfügt über mehrere Stellparameter, die Einfluss auf die Dauer des Auktionsverfahrens, die erzielbaren Einnahmen und die Qualität des Ergebnisses haben.


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Bei der Berechnung von Stromgestehungskosten werden im Gegensatz zur Kapitalwertmethode keine Erlöse sondern nur Kosten betrachtet.

Einflussfaktoren auf die Strompreisbildung

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Die volkswirtschaftlichen Kosten der Stromversorgung bestehen im Wesentlichen aus Kosten für die Stromerzeugung und Kosten für die Stromverteilung. Volkswirtschaftliche Kosten der Versorgung landen dabei nicht eins-zu-eins im Strompreis, andererseits kommen beim Strompreis staatliche Abgaben hinzu.

Die volkswirtschaftlichen Kosten der Stromerzeugung sind die Kosten für den Bau und den Betrieb von Kraftwerken. Zu den Betriebskosten zählen dabei unter anderem Brennstoffkosten (inklusive Transport), Kosten für Emissionzertifikate, Wartungskosten und Personalkosten für den laufenden Betrieb. Legt man die Erzeugungskosten auf die jeweils erzeugte Strommenge um, so spricht man von Stromgestehungskosten.

Für die Kraftwerksbetreiber stehen den Stromgestehungskosten Erlöse auf demStrommarkt und sofern es sich um erneuerbare Erzeugung handelt zusätzlich eine Marktprämie gegenüber, die die Differenz zu einem den Erzeugern garantierten Fixpreis ausgleicht. Die Marktprämie wurde bis 2022 über die EEG-Umlage auf den Strompreis umgelegt. Seither wird sie über Steuern finanziert, womit ein Teil der EE-Erzeugungserlöse nicht mehr im Strompreis ankommt. KWK-Anlagen erhalten zusätzlich einen KWK-Zuschlag, der über die KWKG-Umlage auf den Strompreis umgelegt wird. In allen Fällen decken diese Erlöse der Kraftwerke nicht notwendig alle Kosten (d.h. manche Kraftwerke machen Verlust) und andererseits werden einige Kraftwerke auch einen Gewinn erzielen.

In den Strompreis gehen nun nicht die Kosten der Kraftwerksbetreiber (d.h. die Stromgestehungskosten), sondern die Beschaffungskosten der Stromvertriebe für das ihren Kunden gelieferte Absatzprofil ein.[9] Diesen Beschaffungskosten entsprechen die Erlöse der Kraftwerksbetreiber für das gelieferte Absatzprofil (siehe Stromhandel).

Die Preisbildung an den Handelsmärkten und somit die Erlöse der Kraftwerksbetreiber sind durch variable Kosten bestimmt: Ein flexibles Kraftwerk fährt dann und nur dann, wenn es in der Produktionsstunde einen positiven Deckungsbeitrag erzielen kann (siehe Kraftwerkseinsatzoptimierung). Die sehr hohen Gaspreise in den Jahren 2022-2023 führten zu entsprechend hohen Strompreisen, da die Gaskraftwerke zur Deckung der Mittel- und Spitzenlast benötigt wurden und somit der Strompreis ihre variablen Kosten decken musste (siehe Merit-Order).

 
Stromabsatz in Deutschland und Luxemburg, Wind-, Solareinspeisung und Residuallast (rot) im Januar 2024

Auch wenn Vollkosten der Erzeugung (Stromgestehungskosten) mit dem sich langfristig einstellenden Marktpreis in Zusammenhang stehen sollten, kann der Marktpreis des Absatzprofils, der in den Strompreis eingeht, nicht direkt mit Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien verglichen werden.[10] Das Einspeiseprofil Erneuerbarer Energien entspricht nicht dem Absatzprofil und dies wird auch bei weiterem Ausbau nicht der Fall sein. Um das Netz stabil zu halten, muss die Absatzlast sekundengenau durch die Erzeugung gedeckt werden. Bei einer 100% erneuerbaren Erzeugung kämen somit Kosten für Speicherung (inklusive Amortisierung der Speicher-Investitionen) und weiträumigen internationalen Ausgleich hinzu, was die Gesamtkosten deutlich erhöht.[10] Die Alternative ist, wie es derzeit geschieht, die Residuallast durch lastfolgefähige Kraftwerke zu decken. Die Last unterliegt Schwankungen, was sich in Kauf- und Wiederverkauf von Anpassungsmengen durch die Vertriebe wiederspiegelt. Für die Kraftwerksbetreiber resultiert dies in Vergütungen für Flexibilität, die steuerbaren Kraftwerken und Speichern zugute kommt (siehe Kraftwerkseinsatzoptimierung). Unterschiedliche Kraftwerke liefern einen unterschiedlichen Wertbeitrag zur Deckung der Absatzlast, was sich auch in unterschiedlichen Marktwerten der Einspeisung unterschiedlicher Kraftwerke wiederspiegelt.[11]

Erzeugen Kraftwerke mit Verlust oder werden gar vorzeitig durch den Gesetzgeber oder durch den Betreiber wegen Unrentabilität stillgelegt, so resultiert aus den nicht amortisierten Investitionskosten volkswirtschaftlich ein Verlust, den entweder der Betreiber oder, sofern eine Entschädigung vereinbart ist, der Steuerzahler zahlt. Diese Verluste haben keine Auswirkung auf die Strompreise (siehe Sunk-Costs). Volkswirtschaftlich wirken sie durch die Fehlallokation von Kapital dennoch wohlstandsmindernd (siehe Fehlinvestition).

Entsprechend trat der vielzitierte Merit-Order-Effekt, wonach die erneuerbare Einspeisung wegen geringer variabler Kosten den Strompreis senkte, im Jahr 2007 als konventionelle Erzeugung noch ca. 80 % der Stromerzeugung ausmachte, tatsächlich ein. Volkswirtschaftlich erhöhten sich jedoch durch die Subventionierung teurer zusätzlicher Erzeugungsanlagen die Stromerzeugungskosten insgesamt und die Preissenkung an den Stromhandelsmärkten führte zu einer Umverteilung, bei der konventionelle Bestandsanlagen zu Lasten der deutschen Volkswirtschaft entwertet wurden und Stromkäufer aus dem In- und Ausland von billigeren Preisen profitierten.[12]

Die Kosten der Stromverteilung werden durch Netzentgelte gedeckt. Die Höhe der Netzentgelte hängt stark von der gewählten Erzeugungsstrategie ab. Vor diesem Hintergrund ist die Trennung von Strompreisen in Erzeugungs- und Netzanteile irreführend. Der Ausbau der erneuerbaren Energien erhöht die Anforderungen an die Verteil- und Übertragungsnetze und den internationalen Stromtausch und führt somit zu höheren Netzentgelten.[13]

Fußnote

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*) 
Bei gleichen mittleren Spotpreis Strom   und mittleren spezifischen Brennstoffkosten   erzielt ein flexibles Kraftwerk eine umso höhere Marge, je volatiler der Spread zwischen p und b ist. Für die Rohmarge gilt:

  Die diskontierte Rohmarge muss diskontierte Investitionskosten und Betriebsaufwände (ohne Brennstoffkosten) decken, damit der Kapitalwert positiv ist.

Der Erwartungswert des Zählers ist  .

Zu den offensichtlichen Erlösen aus mittlerer Menge mal mittlerer Preisdifferenz zwischen Strompreis und Brennstoffkosten kommt also ein Kovarianz-Term. Die Kovarianz ist für ein disponibles flexibles Kraftwerk positiv, denn das Kraftwerk fährt, wenn der Spread hoch ist und steht, wenn er niedrig oder negativ ist. Der Term aus der Kovarianz ist umso größer, je flexibler das Kraftwerk und je volatiler der Spread. Für Wind- und Solareinspeisung ist der Kovarianz-Term negativ, denn Wind- und Solareinspeisung und Börsenpreis sind negativ korreliert.

Somit reichen mittlere Strompreise und mittlere Brennstoffkosten als Eingangsgrößen nicht aus, um den Kapitalwert eines Kraftwerks zu bestimmen, das am Markt steht.

Marktwert erneuerbarer Energien

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Als Förderung erhält eine erneuerbare Anlage den anzulegenden Wert (Fixpreis) abzüglich dem Marktwert des zugehörigen Referenzprofils. Diese Marktwerte werden monatlich durch die Übertragungsnetzbetreiber auf ihrer gemeinsamen Plattform Netztransparenz veröffentlicht. Dort finden sich die folgenden Marktwerte:

  • monatlicher Marktwert Wind an Land
  • monatlicher Marktwert Wind auf See
  • monatlicher Marktwert Solar
  • Jahreswert Wind an Land
  • Jahreswert Wind auf See
  • Jahreswert Solar

Berechnung:

Der Marktpreis Wind an Land entspricht dem Preis pro erzeugter Kilowattstunde, den das gesamte Einspeiseprofil sämtlicher Windenergieanlagen an Land im jeweiligen Monat erzielt hätte. Er berechnet sich somit wie folgt:

 

mit

  die in der jeweiligen Stunde i von allen Windanlagen eingespeiste Menge in kWh
  der in der jeweiligen Stunde i geltende Spotpreis in ct/kWh
m der Monat, für den der Marktwert berechnet wird

Für Windanlagen auf See und Solaranlagen berechnen sich die Werte entsprechend. Als stündliche Einspeisemengen   sind dann die Einspeisung aller Windanlagen auf See bzw. aller Solaranlagen zu setzen.

Die Jahresmarktwerte berechnen sich, indem in obiger Formel in Zähler und Nenner statt über alle Stunden eines Monats über alle Stunden eines Jahres summiert wird.[14]

 
Jahresmarktwerte erneuerbare Energien von 2020-2023, Quelle: Netztransparenz.de

Einfluss des allgemeinen Preisniveaus:

Die Marktwerte von Wind- und Solareinspeisung spiegeln offensichtlich das allgemeine Preisniveau auf den Stromhandelsmärkten wieder. Hier gab es in den Jahren 2021 und 2022 extreme Preisanstiege, die sich auch in den Jahresmarkwerten für erneuerbare Energien wiederspiegeln. Erneuerbare Einspeiser konnten im Jahr 2022 die sieben- bis neunfachen Erlöse von 2020 am Markt erzielen.[15]

Auch die Entwicklung der monatlichen Marktwerte spiegelt zunächst einmal die extreme Steigerung der Marktpreise wieder (hier auf logarithmierter Skala):[15]

 
Marktwerte erneuerbarer Energien nach Netztransparenz.de, hier wegen der extremen Preissteigerungen auf logarithmierter Skala

Wertunterschiede zwischen den Profilen:

Neben dem dominierenden Effekt des allgemeinen Preisniveaus zeigen sich jedoch auch Unterschiede zwischen den Profilen:

Die Einspeisung von Wind- und Solaranlagen erzielt im monatlichen und jährlichen Mittel fast durchgängig einen Marktwert, der niedriger ist als der zum Vergleich mitausgewiesene mittlere Spotpreis (Basepreis). Der durchschnittliche Spotpreis ist der Marktwert, den ein Grundlastkraftwerk erzielen würde, dass in jeder Stunde bandförmig dieselbe Leistung einspeist.

Dies zeigen die seit 2020 vorliegenden Jahresmarktwerte wie auch mit seltenen Abweichungen die monatlichen Martwerte für Wind an Land, Wind auf See und Solar. Das Profil "Wind auf See" erzielt weiterhin durchgängig einen besseren Preis als das Profil "Wind an Land".

Neben dem absoluten Marktwert ist es sinnvoll, einen sogenannter Marktwertfaktor (d.h. der relative Marktwert (Marktwert / Basepreis) zu betrachten.[15]Das allgemeine Preisniveau wird herausgekürzt und Wertunterschiede zwischen den Profilen werden deutlicher sichtbar. Die Marktwertfaktoren sehen für die 2017 bis 2023 wie folgt aus:

 
Marktwertfaktoren Wind und Solar für die Jahre 2017-2023, Daten Netztransparenz.de

Wieder zeigt sich, dass die Windeinspeisung auf See höhere Preise erzielt als die Windeinspeisung an Land und auch weniger anfällig für Preisausschläge nach unten ist. Die Solareinspeisung erzielt im Winter teils deutlich überdurchschnittliche Preise (über Base), allerdings liegen diesen hohen Preisen nur geringe Mengen zu Grunde. Im Sommer, wo die Solareinspeisung hoch ist, bleiben die Preise unter Base.[15]

Trends der Marktwertentwicklung:

 
Entwicklung von Marktwerten erneuerbarer Energien in den einzelnen Monaten 2017 - 2023, Daten Netztransparenz.de

Die Einspeisung erneuerbarer Energien ist hochkorreliert. Bei weiterem Ausbau von Solar- und Windenergie in Deutschland werden im Wesentlichen dieselben Profile hochskaliert. So ist die Windenergieeinspeisung ganz Deutschlands ähnlich volatil wie die Einspeisung eines einzigen norddeutschen Standorts.[16]Dies kann zu dem sogenannten Kannibalisierungseffekt führen:[17][18]Weht viel Wind, ist der Strom billig, weht der Wind nicht, bleibt er sehr teuer. Die erneuerbare Einspeisung zerstört sich auf diese Weise mit wachsendem Zubau selbst den Preis.

Kannibalisierungseffekte würden erwarten lassen, dass die Marktwertfaktoren mit steigendem Zubau erneuerbarer Energien einen sinkenden Trend zeigen.

Aus der obigen Auswertung der Marktwertfaktoren lässt sich nicht direkt ein Trend ableiten. Im Jahresverlauf wirken jahreszeitliche Schwankungen viel stärker auf den Marktwert als langfristige Trends. Trends werden eher sichtbar, wenn z.B. die Entwicklung des Januar-Marktwerts über mehrere Jahre betrachtet wird, da hier Werte der gleichen Jahreszeit miteinander verglichen werden (siehe Grafik rechts).

Besonders bei der Solareinspeisung zeigen die Marktfaktoren in den Jahren 2017-2023 für fast jeden Monat des Jahres eindeutig einen sinkenden Trend. Recht stabil zeigt sich dagegen die Einspeisung "Wind auf See".

Sonstiges

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Der Kapazitätsfaktor oder der Jahresnutzungsgrad einer Anlage bestimmt sich als Volllaststunden / Stunden des Jahres.

Einzelnachweise

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  1. Ausschreibungen für EE- und KWK-An­la­ge. Abgerufen am 10. September 2022.
  2. Markt für Regelreserve in Deutschland. Abgerufen am 10. September 2022.
  3. Simultaneous Multi-Round Ascending auction (SMRA). Abgerufen am 10. September 2022 (englisch).
  4. Spectrum Auction formats – SMRA vs. CCA. Abgerufen am 22. September 2022 (englisch).
  5. a b Neue Verfahren für Frequenzauktionen: Konzeptionelle Ansätze und internationale Erfahrungen. S. 6-7, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  6. Neue Verfahren für Frequenzauktionen: Konzeptionelle Ansätze und internationale Erfahrungen. S. 28ff., abgerufen am 1. Dezember 2022.
  7. Neue Verfahren für Frequenzauktionen: Konzeptionelle Ansätze und internationale Erfahrungen. Abgerufen am 18. September 2022.
  8. Prinzipien Frequenzauktion. Abgerufen am 22. September 2022.
  9. Preisbestandteile und Tarife. Abgerufen am 5. Mai 2024.
  10. a b Veronika Grimm, Leon Oechsle, Gregor Zöttl: Stromgestehungskosten von Erneuerbaren sind kein guter Indikator für zukünftige Stromkosten. Abgerufen am 5. Mai 2024.
  11. Marktwertübersicht. Netztransparenz.de, abgerufen am 5. Mai 2024.
  12. Michaela Fürsch, Raimund Malischek, Dietmar Lindenberger: Der Merit-Order-Effekt der erneuerbaren Energien - Analyse der kurzen und langen Frist. (PDF; 519 kB) In: EWI Working Papers (No 2012-14). Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln, 5. Dezember 2012, abgerufen am 4. Juli 2022.
  13. Eckpunkte zur gerechteren Verteilung von Netzkosten für den Ausbau der Erneuerbaren. Abgerufen am 5. Mai 2024.
  14. Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG 2023) Anlage 1 (zu § 23a) Höhe der Marktprämie. Abgerufen am 9. März 2024.
  15. a b c d Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum Erneuerbare-Energien-Gesetz und Windenergie-auf-See-Gesetz. S. 6, abgerufen am 9. März 2024.
  16. Analyse der Variabilität der Windenergieerzeugung über Europa. Abgerufen am 9. März 2024.
  17. Gebotszonenteilung: Auswirkungen auf den Marktwert der Erneuerbaren Energien im Jahr 2030. Abgerufen am 9. März 2024.
  18. Erneuerbare Energien sind so wirtschaftlich wie nie zuvor. Abgerufen am 9. März 2024.