In der Mathematik ist die Blätterungskohomologie eine Kohomologietheorie zur Beschreibung von Blätterungen .
Sie ist eine Modifikation der De-Rham-Kohomologie , bei der die Differentialformen und Differentiale nur entlang von Blättern betrachtet werden. Sie hat eine im Vergleich zur De-Rham-Kohomologie sehr viel komplexere Struktur, zum Beispiel sind die Kohomologiegruppen auch bei kompakten Mannigfaltigkeiten oft unendlich-dimensional.
Sei
M
{\displaystyle M}
eine glatte
n
{\displaystyle n}
-Mannigfaltigkeit und
F
{\displaystyle {\mathcal {F}}}
eine
C
r
{\displaystyle C^{r}}
-Blätterung der Kodimension
q
=
n
−
p
{\displaystyle q=n-p}
mit
1
≤
r
≤
∞
{\displaystyle 1\leq r\leq \infty }
und
0
≤
p
≤
n
{\displaystyle 0\leq p\leq n}
. Man bezeichnet mit
T
F
{\displaystyle T{\mathcal {F}}}
das zu den Blättern von
F
{\displaystyle {\mathcal {F}}}
tangentiale Unterbündel des Tangentialbündels
T
M
{\displaystyle TM}
und mit
T
∗
F
{\displaystyle T^{*}{\mathcal {F}}}
das duale Bündel .
Der Raum der Blätterungsdifferentialformen (d. h. der entlang von Blättern definierten Differentialformen) ist
Ω
∗
(
M
,
F
)
:=
Γ
r
(
M
,
Λ
∗
(
T
∗
F
)
)
{\displaystyle \Omega ^{*}(M,{\mathcal {F}}):=\Gamma ^{r}(M,\Lambda ^{*}(T^{*}{\mathcal {F}}))}
,
also der Raum der
C
r
{\displaystyle C^{r}}
-Schnitte in der äußeren Algebra von
T
∗
F
{\displaystyle T^{*}{\mathcal {F}}}
. Äquivalent ist
Ω
∗
(
M
,
F
)
=
Ω
∗
(
M
)
/
I
∗
(
F
)
{\displaystyle \Omega ^{*}(M,{\mathcal {F}})=\Omega ^{*}(M)/I^{*}({\mathcal {F}})}
mit
I
∗
(
F
)
:=
{
ω
∈
Ω
k
(
M
)
|
ω
(
v
)
=
0
∀
v
∈
Γ
r
(
M
,
Λ
k
(
T
F
)
)
}
{\displaystyle I^{*}({\mathcal {F}}):=\left\{\omega \in \Omega ^{k}(M)\vert \omega (v)=0\ \forall \ v\in \Gamma ^{r}(M,\Lambda ^{k}(T{\mathcal {F}}))\right\}}
.
Nach dem Satz von Frobenius bildet die äußere Ableitung
I
∗
(
F
)
{\displaystyle I^{*}({\mathcal {F}})}
auf sich ab und definiert somit ein wohldefiniertes Differential
d
∗
:
Ω
∗
(
M
,
F
)
→
Ω
∗
+
1
(
M
,
F
)
{\displaystyle d^{*}\colon \Omega ^{*}(M,{\mathcal {F}})\to \Omega ^{*+1}(M,{\mathcal {F}})}
.
Lokal kann man in einer Blätterungskarte eine Blätterungsdifferentialform als
ω
=
∑
i
1
,
…
,
i
k
f
(
x
1
,
…
,
x
p
,
y
1
,
…
,
y
q
)
d
x
i
1
∨
…
∨
d
x
i
k
{\displaystyle \omega =\sum _{i_{1},\ldots ,i_{k}}f(x_{1},\ldots ,x_{p},y_{1},\ldots ,y_{q})dx_{i_{1}}\vee \ldots \vee dx_{i_{k}}}
beschreiben, wobei
x
1
,
…
,
x
p
{\displaystyle x_{1},\ldots ,x_{p}}
die lokalen Koordinaten in Richtung der Blätter und
y
1
,
…
,
y
q
{\displaystyle y_{1},\ldots ,y_{q}}
die Koordinaten in transversaler Richtung sind. In solchen Koordinaten beschreibt man das Differential durch
d
ω
=
∑
i
1
,
…
,
i
k
∑
j
∂
f
∂
x
j
(
x
1
,
…
,
x
p
,
y
1
,
…
,
y
q
)
d
x
i
1
∨
…
∨
d
x
i
k
{\displaystyle d\omega =\sum _{i_{1},\ldots ,i_{k}}\sum _{j}{\frac {\partial f}{\partial x_{j}}}(x_{1},\ldots ,x_{p},y_{1},\ldots ,y_{q})dx_{i_{1}}\vee \ldots \vee dx_{i_{k}}}
.
Die Blätterungskohomologie ist dann definiert als
H
∗
(
M
,
F
)
:=
Kern
(
d
∗
)
/
Bild
(
d
∗
+
1
)
{\displaystyle H^{*}(M,{\mathcal {F}}):=\operatorname {Kern} (d^{*})/\operatorname {Bild} (d^{*+1})}
.
Die Kohomologiegruppen sind Frechet-Räume , die im Allgemeinen nicht hausdorffsch sein müssen. Man betrachtet deshalb auch die reduzierte Blätterungskohomologie
H
¯
∗
(
M
,
F
)
:=
Kern
(
d
∗
)
/
Bild
(
d
∗
+
1
)
¯
{\displaystyle {\overline {H}}^{*}(M,{\mathcal {F}}):=\operatorname {Kern} (d^{*})/{\overline {\operatorname {Bild} (d^{*+1})}}}
.
Für die Blätterung des
R
1
{\displaystyle \mathbb {R} ^{1}}
durch Punkte ist
H
0
(
R
,
F
)
=
C
∞
(
R
)
{\displaystyle H^{0}(\mathbb {R} ,{\mathcal {F}})=C^{\infty }(\mathbb {R} )}
und
H
k
(
R
,
F
)
=
0
{\displaystyle H^{k}(\mathbb {R} ,{\mathcal {F}})=0}
für
k
>
0
{\displaystyle k>0}
.
Für die von einer Untergruppe
H
⊂
G
{\displaystyle H\subset G}
induzierte Blätterung eines lokal homogenen Raums
M
=
Γ
∖
G
{\displaystyle M=\Gamma \backslash G}
ist
H
∗
(
M
,
F
)
=
H
∗
(
h
,
C
∞
(
M
)
)
{\displaystyle H^{*}(M,{\mathcal {F}})=H^{*}({\mathfrak {h}},C^{\infty }(M))}
, wobei
h
{\displaystyle {\mathfrak {h}}}
die Lie-Algebra von
H
{\displaystyle H}
und
H
∗
(
h
,
C
∞
(
M
)
)
{\displaystyle H^{*}({\mathfrak {h}},C^{\infty }(M))}
ihrer Lie-Algebren-Kohomologie mit Koeffizienten in
C
∞
(
M
)
{\displaystyle C^{\infty }(M)}
ist.
Die Blätterungskohomologie ist invariant unter tangentialen Homotopien.
Es gibt eine natürliche Mayer-Vietoris-Sequenz für die Blätterungskohomologie.
Für Riemannsche Blätterungen lässt sich die Blätterungskohomologie mittels transversaler Hodge-Theorie einer bündelartigen Metrik berechnen.
B. Mümken: A coincidence formula for foliated manifolds , Dissertation Universität Münster, 2002.
C. Peters: Blätterung von Nilmannigfaltigkeiten , Dissertation Universität Düsseldorf, 2003.
S. Maßberg: Die Blätterungskohomologie von Knotenblätterungen der Sphären , Dissertation Universität Düsseldorf, 2008.