Blindflugschulen waren spezielle Flugschulen der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht, deren Absolvierung die Verwendung des Flugzeugführers in einem Kampf-, Fernaufklärungs-, Nachtjagd- oder Seefliegerverband ermöglichte. Im Deutschen Reich gab es zwölf Blindflugschulen.[1]

Dornier Do 17 als einer der Schulflugzeugtypen der Blindflugschulen
Blindflugbescheinigung für die Flugmuster Junkers W 34 und Junkers Ju 52 (Einsatzbereitschaft 1939/1940)

Geschichte

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Die Ausbildungsrichtlinien für den Blindflug oder Instrumentenflug wurden in der im Jahre 1925 begründeten Deutschen Verkehrsfliegerschule in Berlin-Staaken aufgestellt. Die DVS war eine bereits während der Weimarer Republik gegründete Tarnorganisation, die zunächst für den Verteidigungsfall ausgebildete Piloten bereitstellen sollte und ab 1933 dem geheimen Aufbau der deutschen Luftwaffe diente.

Die Richtlinien beinhalteten Streckenflug, Durchstoßverfahren, ZZ-Anflüge, Fremd- und Eigenpeilung, Standliniennavigation. Die Fluggeräte an den Blindflugschulen waren identisch mit denen der Flugzeugführer-C-Schulen, sie waren allerdings mit zusätzlichen Navigationsinstrumenten bestückt. Ende 1941 setzte aus den von Frontverbänden rücklaufenden Einsatzmustern eine Spezialisierung auf bestimmte Flugzeugtypen und Verbandsgattungen ein. Die Blindflugschulen erhielten ab diesem Zeitpunkt eine neue Nummerierung.

Später wurden auch Flugzeuge für die spezielle Blindflugschulung wie die Siebel Si 204, ursprünglich ein Passagierflugzeug, in Dienst gestellt.

Blindflugschulen

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Die Standorte der Blindflugschulen waren:

Name Ort Aufstellung Kommandeur Anmerkung
Blindflugschule 1 Brandis 1. Oktober 1935 Oberst Aue Im Oktober 1943 in FFS (B) 31[2] (auch kurz: B 31[3]) umbenannt.
Blindflugschule 2 Neuburg an der Donau 1. November 1938 ? Im Oktober 1943 in FFS (B) 32 (auch: B 32) umbenannt.
Blindflugschule 3 Königsberg-Devau Dezember 1939 Oberstltn. Babekuhl Im Oktober 1943 in FFS (B) 33 (auch: B 33) umbenannt.
Blindflugschule 4 Wien-Aspern Dezember 1940 Oberstltn. Hermann Ritter v. Lechner Die BFS 4 wurde am 15. Oktober 1943 in FFS (B) 34 umbenannt und in Kopenhagen-Kastrup stationiert, mit den Satellitenflugplätzen Schwerin-Görries, Neumünster, Kolberg, Pütnitz, Værløse. Aufgelöst am 4. Februar 1945.[4]
Blindflugschule 5 Marienburg Dezember 1939 Major Seidler Im Oktober 1943 in FFS (B) 35 (auch: B 35) umbenannt. Ab 1943 Fliegerhorst Hagenow.
Blindflugschule 6 Celle/Radom/Wesendorf April 1934 Oberstleutnant Stollbrock Im April 1934 als BFS Celle aufgestellt,
im Juni 1940 nach Radom verlegt
wird im Juni 1941 zur BFS 6 in Wesendorf,
ab Oktober 1943 FFS 36 (auch: B 36), im Oktober 1944 geschlossen
Blindflugschule 7 Insterburg Dezember 1939 Major Babekuhl Im Oktober 1943 in FFS (B) 37 (auch: B 37) umbenannt.
Blindflugschule 8 Belgrad-Semlin März 1943 Major Kuhn Im Oktober 1943 in FFS (B) 38 (auch: B 38) umbenannt.
Blindflugschule 9 Kaunas Juni 1943 ?
Blindflugschule 10 Altenburg Mai 1943 Oberstleutnant Gerstenberg Im Mai 1943 aus der FFS (A/B) 33 aufgestellt. Im Oktober 1943 entstand aus der BFS 10 das Schuljagdgeschwader 110.
Blindflugschule 11 Stubendorf Juli 1943 Major Kraus Im Juli 1943 aus der FFS (A/B) 110 aufgestellt. Im Oktober 1943 entstand aus der BFS 11 das Schulschlachtgeschwader 111.
Blindflugschule Schleswig Schleswig Mitte 1938 Hauptmann von Glasow

Sonstige Schulen für Flugzeugführer

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Daneben gab es weitere Schulen, die die Ausbildung der Flugzeugführer vervollständigten:

Schulungsgeräte der Blindflugschulen

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Land/See Schulungsgeräte
C2/Land Do 11, Do 23, Do 17, He 111, Ju 52, Ju 86, Ju 88
C2/See Do Wal, Do 18, He 59, He 115

Literatur

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  • Karl Ries: Deutsche Flugzeugführerschulen und ihre Maschinen 1919–1945, Stuttgart, Motorbuchverlag 1988
  • Barry C. Rosch: Luftwaffe Codes, Markings & Units, Schiffer Military/Aviation History, 1995, S. 385 f.
  • Barry Ketley, Mark Rolfe: Luftwaffe Fledglings 1935–1945. Luftwaffe Training Units and their Aircraft. Hikoki Publications, Aldershot 1996, ISBN 0-9519899-2-8, S. 39 f.
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Einzelnachweise

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  1. Karl Ries: Deutsche Flugzeugführerschulen und ihre Maschinen 1919–1945, Stuttgart, Motorbuchverlag 1988, S. 209
  2. Rosch (1995), S. 386
  3. Ketley, Rolfe (1996), S. 39
  4. Seitenprofil einer Ju 88 der FFS (B) 34 (abgerufen am 30. August 2020)