Borki, (deutsch Borken), ist ein Dorf im Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein (Ostpr.)) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Die heutige Ortschaft der Gmina Bartoszyce (Landgemeinde Bartenstein) gehörte bis 1945 zum ostpreußischen Kreis Preußisch Eylau.

Borki
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Borki (Polen)
Borki (Polen)
Borki
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Bartoczyce
Gmina: Bartoszyce
Geographische Lage: 54° 16′ N, 20° 43′ OKoordinaten: 54° 15′ 33″ N, 20° 43′ 3″ O
Einwohner: 152 (2021[1])
Postleitzahl: 11-200[2]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NBA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Tolko/DW 512Pilwa
Borki Małe → Borki
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig
Dorfplatz in Borki

Geschichte

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Ortsgeschichte

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Um 1330 wurde Borken (vor 1595 Borcken) als deutsches Bauerndorf mit Kirche und Krug gegründet.[3] Prägend für den Ort war ein sehr großes Gut mit großem Park, Teich, einer Kapelle, einem Friedhof und auch einem Sägewerk.

Schwere Schäden erlitten Dorf und Kirche durch den Poleneinfall 1414. Eine weitere Zerstörung erfolgte im Dreizehnjährigen Krieg 1454/66.

In Borken entwickelte sich eine Gutsherrschaft, die häufig wechselte: v. Milbe (1748), v. Fresin (1749–1756), v.d. Groeben (1756–1764), v.d. Goltz (ab 1764), v. Malitz (1777–1785), v. Negelein (ab 1785), v. Henkel (ab 1790), v. Wartensleben (ab 1792), v. Krafft (ab 1795).

Am 7. Mai 1874 wurde Borken Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk im ostpreußischen Kreis Preußisch Eylau:[4] Borken war sowohl als Landgemeinde als auch als Gutsbezirk Teil des Amtsbezirks. Im Jahre 1928 schlossen sich die Gutsbezirke Borken und Pillwen (polnisch Pilwa) sowie die Landgemeinde Borken und das Gut Schonklitten (polnisch Wysieka) zur neuen Landgemeinde Borken zusammen.[4]

Letzter Gutsbesitzer auf Borken war die Familie v. Janson (etwa 1860–1945), ganz zuletzt der Diplomat Martin von Janson[5], der allerdings lieber auf dem geräumigeren und komfortableren Gut Pillwen (polnisch Pilwa) weilte als auf dem Stammsitz in Borken. Bei der Eroberung Ostpreußens durch die Rote Armee wollte er seine Heimat nicht verlassen und setzte am 29. Januar 1945 seinem Leben ein Ende, um auch nicht den sowjetischen Soldaten in die Hände zu fallen. Borken wurde am 2. Februar 1945 von der Roten Armee erobert, wobei viele Gebäude zerstört wurden.

Als 1945 in Kriegsfolge das gesamte südliche Ostpreußenan Polen fiel, bekam Borken die polnische Namensform „Borki“. Der Ort gehört heute zur Landgemeinde Bartoszyce (Bartenstein) im Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein (Ostpr.)), von 1975 bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Bevölkerungszahlen (ab 1820)

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Mehrfamilienhaus in Borki
  • 1820 = 143
  • 1871 = 209
  • 1910 = 260 (Landgemeinde 50, Gutsbezirk 210 Einwohner)[6]
  • 1933 = 406[7]
  • 1939 = 357[7]
  • 2021 = 152[1]

Amtsbezirk Borken (1874 bis 1937)

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Der Amtsbezirk bestand bei seiner Errichtung aus sechs Orten, die allesamt strukturellen Veränderungen unterworfen waren und am Ende den Amtsbezirk zur Auflösung brachten:[4]

Deutscher Name Polnischer Name Anmerkungen
Ardappen Ardapy 1936/1937 in den Amtsbezirk Spittehnen, Kreis Bartenstein, eingegliedert
Borken (Landgem.) Borki 1937 in den Amtsbezirk Albrechtsdorf ausgegliedert
Borken (Gutsbezirk) 1928 in die Landgemeinde Borken eingegliedert
Paulienen Pawłówka 1909 in den Amtsbezirk Markienen, Kreis Friedland, umgegliedert
Pillwen Pilwa 1928 in die Landgemeinde Borken eingegliedert
Spittehnen Spytajny 1936/1937 in den neuen Amtsbezirk Spittehnen, Kreis Bartenstein, überführt[8]
ab 1922:
Schonklitten
Wysieka 1928 in die Landgemeinde Borken eingegliedert

Evangelisch

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Kirchenschiff-Ruine der evangelischen Kirche Borken

Die Kirche stammt aus der Ordenszeit im 15. Jahrhundert. Von 1685 bis 1688 wurde sie durch einen Turm ergänzt. Der chorlose verputzte Backsteinbau mit siebenteiligem Ostgiebel ruht auf Feldsteinfundament.[9] Mit der Reformation wurde die Kirche lutherisch. Vor 1945 gehörte sie zum Superintendenturbezirk Landsberg im Kirchenkreis Preußisch Eylau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Zum Kirchspiel gehörten mehr als zehn Orte, in denen 1150 Gemeindeglieder wohnten.[10]

Pfarrer sind seit 1532 belegt[11] Von besonderer Bedeutung war der die Gemeinschaftsbewegung prägende Geistliche Carl Ferdinand Blazejewski, der von 1892 bis 1900 in Borken wirkte und dort unter anderem ein Diakonissenhaus gründete, das zum Diakonissen-Mutterhaus und zur ersten diakonischen Einrichtung der evangelischen Gemeinschaftsbewegung wurde. Letzter Pfarrer war Bruno Otto Zippel, der bei der Besetzung Borkens durch Soldaten der Roten Armee erschossen wurde.

Die Kirche wurde bis auf die Außenmauern zerstört. Die Ruine blieb erhalten und steht unter Schutz.

Römisch-katholisch

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Borken gehörte vor 1945 zur römisch-katholischen Pfarrei in Bartenstein (polnisch Bartoszyce) im damaligen Bistum Ermland. Heute sind die katholischen Einwohner nach Wojciechy (Albrechtsdorf) im jetzigen Erzbistum Ermland eingepfarrt.

Borki liegt an einer Nebenstraße, die bei Tolko (Tolks) von der Woiwodschaftsstraße 512 abzweigt und bis nach Pilwa (Pillwen) führt. Eine Anbindung an den Bahnverkehr besteht nicht.

Persönlichkeiten

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Commons: Borki, powiat bartoszycki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Polska w Liczbach: Wieś Borki w liczbach (polnisch)
  2. Poczta Polska: Oficjalny Spis Pocztowych Numerów Adresowych, 2022, S. 82 (polnisch)
  3. Dietrich Lange: Borken, in: Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005)
  4. a b c Rolf Jehke: Amtsbezirk Albrechtsdorf/Borken
  5. Informationszentrum Ostpreußen: Gut Kinderhof/Schloss Gerdauen
  6. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis Landkreis Preußisch Eylau
  7. a b Michael Rademacher: Ortsbuch Landkreis Preußisch Eylau
  8. Rolf Jehke: Amtsbezirk Spittehnen
  9. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 67.
  10. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 468.
  11. Fiedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 25.