Bowler (Cricket)

Spielerposition im Cricket

Der Bowler (deutsch veraltet auch: Ballmann)[1] ist eine Position im Cricket, die als Mitglied der jeweiligen Feldmannschaft den Ball zu Beginn eines Spielzuges zum Batter schleudert. Generell werden zwei Arten, dass sogenannte Fast bowling und das Spin bowling voneinander unterschieden.

Der englische Fast Bowler und Publikumsliebling „Freddie“ Flintoff

Bowling-Bewegung

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Das Bowling wird im Cricket deutlich vom sogenannten „werfen“ (throwing) abgegrenzt, wobei letzteres einem Regelverstoß entspricht. Entsprechend ist auch eine Übersetzung als „Werfer“ inkorrekt. Um einen regulären Ball zu bowlen, muss ein Bowlern die regelkonforme Grundtechnik, die eine vollständige Streckung des Armes vorschreibt anwenden (wie im Bild rechts zu sehen). Generell besteht ein gebowlter Ball aus fünf Schritten.

In einem ersten Schritt nimmt der Bowler Anlauf und nähert sich dabei dem Pitch. Abhängig von der Wurf-Technik kann dies entweder ein langsamer nur wenige Schritte umfassender Anlauf sein (beim Spin Bowling), oder ein längerer Steigerungslauf (Fast Bowling). Wenn der Bowler sich dann in einem zweiten Schritt der sogenannten Popping crease nähert, einer Linie die vor dem Abwurf nicht übertreten werden darf, dreht er seinen Körper leicht zur Seite und lehnt sich leicht zurück. In einem dritten Schritt wird die Körperspannung aufgebaut und das Gewicht auf den hinteren Fuß gelagert, während der vordere Fuß durchaus angehoben werden kann. In einem vierten Schritt folgt eine Schulterrotation und der Ball wird mit ausgestrecktem Arm über dem Kopf nach vorne geschleudert. Dabei erfolgt der sogenannte release des Balles in etwa auf dem höchsten Punkt über dem Kopf. Der fünfte Schritt umfasst dann das sogenannte Follow through, bei dem der Schwung in einer weiteren Vorwärtsbewegung mündet.[2]

Nachdem der sri-lanker Muttiah Muralitharan aus physischen Gründen die Regel zu einem vollständig ausgestreckten Arm in Frage stellte, wurde im November 2004 vom International Cricket Council die Regeln überarbeitet. Seitdem ist es dem Bowler erlaubt, ihren Ellenbogen bis zu 15° zu beugen.[3]

Bowling-Techniken

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Es existieren eine Reihe verschiedener Bowlertypen, die ihre unterschiedlichen Stärken unter den jeweils gegebenen Witterungsbedingungen und vor allem abhängig vom aktuellen Zustand des Pitches ausspielen können. Jede Mannschaft stellt normalerweise verschiedene Bowlertypen für ein Spiel auf. Die Bowlingspezialisten einer Mannschaft, selten mehr als fünf der elf Spieler des Teams, werden zusammenfassend als bowling attack bezeichnet und finden sich meist am Ende der sogenannten Batting Order.

Mehr noch als die Geschwindigkeit des Balles ist als wichtiges Qualitätskriterium eines Bowlers die Genauigkeit seiner „Würfe“ (engl. delivery) zu nennen, die im Cricket durch die Schlagworte line and length ausgedrückt wird.[4] Die line ist dabei die Fluglinie des Balles in Bezug zum Wicket und dessen drei Stäben (stumps). Nicht notwendigerweise zielt der Bowler dabei auf das Wicket, sondern greift oft eine Linie knapp außerhalb des sogenannten off-stumps, d. h. des äußersten Wicketstabes auf der Schlägerseite des Batters an. Die length bezeichnet den Auftreffpunkt des Balles auf der Pitch vor dem Batter, da der Bowler den Ball im Allgemeinen so bowlt, dass dieser vor dem Batter auf dem Boden aufkommt. Meist versucht der Bowler dabei einen Punkt auf der Pitch zu treffen, der weder zu nahe am noch zu weit weg vom Batter liegt.

Der Fast Bowler, oft auch Seam Bowler genannt, ist normalerweise die Hauptstütze der Feldmannschaft. Er nimmt üblicherweise einen langen Anlauf von nicht selten weit mehr als zehn Metern und die schnellsten Bowler der Welt erreichen Ballgeschwindigkeiten bis zu 160 km/h. Allerdings sind die gebowlten Bälle oft ungenau und bieten daher gute Schlagmöglichkeiten für die gegnerischen Batter. Eine besondere variation des Fast bowlings ist das sogenannte Swing bowling. Dabei wird über den Verlauf eines Innings der Ball von der Feldmannschaft nur auf einer Seite gereinigt und erhält dann auf Grund der unterschiedlichen Rauigkeiten der beiden Ballhälften einen Drall in der Luftphase. Dadurch beschreibt der Ball dann aus der Sicht des Batters eine Kurvenbewegung.[5]

Der Medium Pace Bowler bowlt etwas langsamer, gleicht dies aber häufig durch andere Fähigkeiten aus. Er kann beispielsweise dem Ball durch unterschiedliche Techniken eine andere Flugbahn verleihen oder durch geringe Geschwindigkeitsunterschiede des Balles oder unterschiedliche Längen des „Wurfes“ den gegnerischen Batter zu einem falschen oder verfrühten Schlag verleiten. Medium Pace Bowler können den Ball auch meist genauer platzieren als Fast Bowler, was es dem Batter erschwert, für ihn aussichtsreiche Bälle zum Punkten zu finden.

 
Schematische Darstellung verschiedener „Ball-Längen“

Der Spin Bowler bowlt den Ball im Allgemeinen noch langsamer, aber verleiht ihm eine starke seitliche Rotation (spin), durch die der Ball beim Aufkommen auf der Pitch deutlich zur Seite wegspringt. Grob unterscheidet man Off Spin Bowler (finger spinner) und Leg Spin Bowler (wrist spinner). Bei ersteren springt der Ball nach rechts aus Sicht des Bowlers weg, bei letzteren zur linken Seite, immer von einem rechtshändigen Bowler ausgehend. Aber es gibt auch Variationen, durch die der Ball entgegen der Erwartung des Batter entweder gar nicht oder zur „falschen“ Seite springt, wie etwa den arm ball, googly, flipper, topspinner oder doosra.

Klassifikation von Bowlern

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Es hat sich etabliert bowler nach ihrer Bowling-Technik und ihrer Geschwindigkeit zu klassifizieren, da sich fast alle Bowler auf eine Technik spezialisieren. Bei den Geschwindigkeiten geht man von den Maximalgeschwindigkeiten aus, wobei es durchaus üblich ist, dass Bowler auch langsamere Bälle unterhalb ihres Potentials zu bowlen, um den Batter zu täuschen. Häufig werden die Abkürzungen verwendet, um die Klassifikation eines Bowlers anzugeben.

Rechtshändiges Fast bowling
Right arm pace/seam bowling RF/RAF Rechtshändiger fast
RFM/RAFM Rechtshändiger fast-medium
RMF/RAMF Rechtshändiger medium-fast
RM/RAM Rechtshändiger medium
RMS/RAMS Rechtshändiger medium-slow
RSM/RASM Rechtshändiger slow-medium
RS/RAS Rechtshändiger slow
Linkshändiges Fast bowling
Left arm pace/seam bowling LF/LAF Linkshändiger fast
LFM/LAFM Linkshändiger fast-medium
LMF/LAMF Linkshändiger medium-fast
LM/LAM Linkshändiger medium
LMS/LAMS Linkshändiger medium-slow
LSM/LASM Linkshändiger slow-medium
LS/LAS Linkshändiger slow
Rechtshändiges Spin bowling
Right-arm spin bowling OB Off break
LB Leg break
LBG Leg break googly
Linkshändiges Spin bowling
Left-arm spin bowling S/LA (Slow) Left-arm orthodox spin
S/LW (Slow) left-arm wrist/unorthodox spin
LAG Left-arm googly

Beste Bowler

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Test
Spieler Team Zeitraum Tests Wickets
Muttiah Muralitharan   Sri Lanka 1992–2010 133 800
Shane Warne   Australien 1992–2007 145 708
James Anderson   England 2003–heute 175 667
Anil Kumble   Indien 1990–2008 132 619
Stuart Broad   England 2007–heute 159 566
Stand: 28. Oktober 2022[6]
ODI
Spieler Team Zeitraum ODIs Wickets
Muttiah Muralitharan   Sri Lanka 1993–2011 350 534
Wasim Akram   Pakistan 1984–2003 356 502
Waqar Younis   England 1989–2003 262 416
Chaminda Vaas   Sri Lanka 1994–2008 322 400
Shahid Afridi   Pakistan 1996–2015 398 395
Stand: 28. Oktober 2022[7]
Twenty20
Spieler Team Zeitraum T20s Wickets
Shakib Al Hasan   Bangladesch 2006–heute 106 125
Tim Southee   Neuseeland 2008–heute 101 125
Rashid Khan   Afghanistan 1989–heute 72 119
Lasith Malinga   Sri Lanka 2006–2022 84 107
Ish Sodhi   Neuseeland 2014–heute 82 104
Stand: 28. Oktober 2022[8]
WTest
Spieler Team Zeitraum WTests Wickets
Mary Duggen   England 1949–1963 17 77
Betty Wilson   Australien 1948–1958 11 68
Diana Edulji   Indien 1976–1991 20 63
Myrtle Maclagan   England 1934–1951 14 60
Cathryn Fitzpatrick   Australien 1991–2006 13 60
Stand: 28. Oktober 2022[9]
WODI
Spieler Team Zeitraum WODIs Wickets
Jhulan Goswami   Indien 2002–2022 204 255
Shabnim Ismail   Südafrika 2007–heute 127 191
Cathryn Fitzpatrick   Australien 1993–2007 109 180
Anisa Mohammed   West Indies 2003–heute 141 180
Katherine Brunt   England 2005–heute 141 170
Stand: 28. Oktober 2022[10]
WTwenty20
Spieler Team Zeitraum WT20s Wickets
Anisa Mohammed   West Indies 2008–2021 117 125
Shabnim Ismail   Südafrika 2007–heute 105 115
Ellyse Perry   Australien 2008–heute 126 116
Nida Dar   Pakistan 2010–heute 121 114
Sophie Devine   Neuseeland 2006–heute 112 109
Stand: 28. Oktober 2022[11]

Vergleichbare Positionen in anderen Sportarten

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Eine vergleichbare Position im Spiel wie der Bowler im Cricket nimmt der Pitcher im Baseball ein. Jedoch werden dessen Würfe ohne Anlauf durchgeführt und es findet im Gegensatz zum Cricket ein tatsächlichen „werfen“ statt.

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. James D. Coldham: German Cricket: A Brief History. Hrsg.: James Philip. 1983, ISBN 1-5212-4202-X, S. 14 (englisch).
  2. Bowling basics. BBC, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  3. The 15-degree rule. Cricinfo, 7. August 2011, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  4. Karthikeya Date: What lines and lengths should you bowl to Kohli, Smith, Williamson, Root and Pujara? Cricinfo, 5. Mai 2021, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  5. Rabindra Mehta: The science of swing bowling. Cricinfo, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  6. Records / Test Matches / Bowling Records / Most Wickets in Career. Cricinfo, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  7. Records / One-Day Internationals / Bowling Records / Most Wickets in Career. Cricinfo, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  8. Records / Twenty20 Internationals / Bowling Records / Most Wickets in Career. Cricinfo, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  9. Records / Women’s Test Matches / Bowling Records / Most Wickets in Career. Cricinfo, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  10. Records / Women’s One-Day Internationals / Bowling Records / Most Wickets in Career. Cricinfo, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).
  11. Records / Women’s Twenty20 Internationals / Bowling Records / Most Wickets in Career. Cricinfo, abgerufen am 28. Oktober 2022 (englisch).