Brennender Berg
Brennender Berg ist eine Gebietsbezeichnung auf der Grenze der saarländischen Städte Saarbrücken und Sulzbach. Hier befindet sich ein schwelendes Kohlenflöz, das im 17. Jahrhundert in Brand geriet, noch heute schwelt und als Naturdenkmal ausgewiesen ist.
Brennender Berg | ||
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Felsspalten mit Wärmeaustritt durch schwelendes | ||
Höhe | 357 m ü. NN | |
Lage | Saarland (Deutschland) | |
Gebirge | Saarkohlenwald | |
Koordinaten | 49° 17′ 1″ N, 7° 3′ 21″ O | |
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Typ | Rückenberg | |
Besonderheiten | ND Brennender Berg |
Geographie
BearbeitenDer Brennende Berg (327,6 m ü. NN;[1][2] Lage ) liegt zwischen dem Saarbrücker Stadtteil Dudweiler im Westen und dem Sulzbacher Stadtteil Neuweiler im Osten und gehört zum Saarkohlenwald. Das Naturdenkmal liegt an der Westabdachung eines Höhenrückens, der zum Tal des Sulzbachs hin abfällt. Hier treten die Unteren Saarbrücker Schichten des Karbons mit abbauwürdigen Flözen der Fettkohle an die Oberfläche. Die Stelle des Naturdenkmals trägt auf den Karten den Namen Brennender Berg, während die Kuppe (356,7 m ü. NN[1][2]) selbst unbenannt ist. Etwas ostnordöstlich der Kuppe steht am Ortsrand von Neuweiler am Ende der Brennender-Berg-Straße ein Sendemast (353,5 m ü. NN;[1] Lage ).
Geschichte
BearbeitenDas Naturdenkmal Brennender Berg befindet sich rund 500 m nordnordwestlich der Bergkuppe in einer Art Klamm, die durch den Abbau von Alaunschiefer entstand. Nach der Überlieferung geriet hier in den 1660er Jahren ein tagesnahes Steinkohlenflöz in Brand.[3] Wahrscheinlich handelte es sich um Selbstentzündung durch Druck und Zersetzung infolge unplanmäßiger Kohlengewinnung. Die mündliche Überlieferung behauptet, dass ein Hirte an einem Baumstock ein Feuer entzündet habe, das über die Wurzeln in das Flöz eingedrungen sei. Anfangs versuchte man, den Brand mit Wasser zu bekämpfen, was aber erfolglos blieb.[4] Nach Berichten und Zeichnungen aus dem 18. Jahrhundert war die Glut durch Spalten im Fels zu sehen, und es kam zu starken Rauchentwicklungen.
Der Duhamel-Atlas von 1810 hebt zwei Stellen hervor, die Montagne brulante (brennender Berg) genau auf der Gemarkungsgrenze zu Dudweiler und 250 m weiter nordöstlich auf der Gemarkung von Sulzbach ein Feu naturel et presque éteint (fast erloschener natürlicher Brand). Das Gebiet zwischen Sulzbach und Dudweiler war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eines der wichtigsten Abbaugebiete des Saarreviers; die Kohle wurde über den Gegenortschacht der Grube Dudweiler (später Grube Hirschbach) abgebaut. An der im Sulzbachtal verlaufenden Landstraße befanden sich im 19. Jahrhundert unter dem Hang zwei Alaunfabriken, die die zwischen den Kohleflözen eingelagerten abbauwürdigen Alaunschiefer weiterverarbeiteten.
Das Flöz brennt nicht mit offener Flamme, sondern glimmt. Die Manifestation ist im 20. und 21. Jahrhundert insgesamt unspektakulär, nachdem die dort lagernden Kohleflöze und Alaunschiefer größtenteils abgebaut worden sind. Je nach Witterung sind heute noch Dämpfe zu beobachten, außerdem ist zumindest in einer Gesteinsspalte immer noch der Austritt warmer Luft zu spüren.
Tourismus
BearbeitenDas Naturdenkmal am Brennenden Berg ist eine der Sehenswürdigkeiten der Region. Es ist ein beliebtes Ziel für Ausflüge und schulische Wandertage. Günstige Ausgangspunkte für Wanderungen sind der Parkplatz des ASC Dudweiler in der Straße Am Gegenortschacht und die Brennender-Berg-Straße in Neuweiler; an deren Ende führt in der Nähe des Umsetzers ein leicht abfallender schmaler Waldweg, der mit einer senkrecht stehenden grünen Raute markiert ist, zum etwa 800 Meter entfernten Naturdenkmal.
Auch Johann Wolfgang von Goethe, der den Beginn des Brandes in die 1760er Jahre verlegt, besuchte im Juli 1770 den Brennenden Berg, woran eine Gedenktafel erinnert. Er schrieb vier Jahrzehnte später in seinen Lebenserinnerungen Dichtung und Wahrheit über den Besuch:
„Wir hörten von den reichen Dutweiler Steinkohlengruben, von Eisen- und Alaunwerken, ja sogar von einem brennenden Berge, und rüsteten uns, diese Wunder in der Nähe zu beschauen. […] Wir traten in eine Klamme und fanden uns in der Region des brennenden Berges. Ein starker Schwefelgeruch umzog uns; die eine Seite der Höhle war nahezu glühend, mit rötlichem, weißgebranntem Stein bedeckt; ein dicker Dampf stieg aus den Klunsen hervor und man fühlte die Hitze des Bodens auch durch die starken Sohlen.“[5]
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Am Beginn der Schlucht: Wegweiser zum Brennenden Berg
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Schluchtweg zum Naturdenkmal
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Informationstafel: Goethe besichtigt den Brennenden Berg
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Informationstafel: Wanderwege am Brennenden Berg
Literatur
Bearbeiten- Christian Friedrich Habel: Von dem brennenden Berge und dem Landgruber Kohlen-Flötz bey Dutweiler in Beyträge zur Naturgeschichte und Oekonomie der Nassauischen Länder, Dessau 1784, S. 10–38.
- Samuel Christoph Wagener: Dritter Brief. Bestandenes Abentheuer bei Dutweiler – Dampfender Vulkan – Dessen Krater – Verwüstung des unterirdischen Feuers – Entstehung des Bimmsteins – Schiefer- und Steinkohlenbergwerk – Scheidewasserbrennerei – Wie man Allaun gewinnt – Ein Bach, der die Leinwand zerfrißt in Ueber die Pfalz am Rhein und deren Nachbarschaft. Besonders in Hinsicht auf den gegenwärtigen Krieg, auf Naturschönheiten, Kultur und Alterthümer (anonym), Leichsche Buchhandlung, Brandenburg 1795, Band 1, S. 35–45.
- Martin Schuto: Neue Wirtschaftszweige – Alaunhütten, Kokserzeugung, Sudhaus. In: 1000 Jahre Dudweiler 977–1977. Saarbrücker Zeitung-Verlag. Saarbrücken 1977. S. 228–233.
- Karl Heinz Ruth: Die Alaungewinnung am Brennenden Berg in Historische Beiträge aus der Arbeit der Dudweiler Geschichtswerkstatt. Band 5. Saarbrücken 1988, S. 1–17.
- Werner Zimmer: Von der Teufelsbrücke zum Brennenden Berg, "Historische Beiträge" Dudweiler Geschichtswerkstatt, Band 9, S. 40–55, Dudweiler 2006.
- Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben – Dichtung und Wahrheit, 10. Buch
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑ a b Landesvermessungsamt des Saarlandes (Hrsg.): Topographische Karte 1 : 25 000 6708 St. Johann. Eigenverlag, Saarbrücken 1974.
- ↑ Christian Friedrich Habel: Beyträge zur Naturgeschichte und Oekonomie der Nassauischen Länder, Dessau 1784, S. 16
- ↑ Christian Friedrich Habel: Beyträge zur Naturgeschichte und Oekonomie der Nassauischen Länder, Dessau 1784, S. 17
- ↑ Johann Wolfgang von Goethe: Dichtung und Wahrheit. Zweiter Teil. Zehntes Buch. 1812. Internetfundstelle ( vom 8. September 2005 im Internet Archive)