Clifford Brooks Stevens (7. Juni 1911 – 4. Januar 1995) war ein amerikanischer Industriedesigner von Möbeln, Geräten, Automobilen, Eisenbahn-Personenwagen und Motorrädern so wie Graphikdesigner und Stylist. Stevens gründete Brooks Stevens, Inc. mit Hauptsitz in Allenton (Wisconsin).

Excalibur SS, 1970er Jahre

1944 brachte Stevens mit Raymond Loewy und acht anderen die Industrial Designers Society of America (IDSA) auf den Weg.[1] Nach seinem Tod 1995 wurde Stevens von der The New York Times als „eine wichtige Kraft im Industriedesign“ bezeichnet.[1]

Hintergrund und Privatleben

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Stevens erblickte in Milwaukee am 7. Juni 1911 das Licht der Welt. Als er Kind durch Poliomyelitis angeschlagen war, wurde er von seinem Vater ermutigt zu zeichnen, wenn er an das Bett gebunden war. Er studierte Architektur an der Cornell University von 1929 bis 1933 und gründete seine eigene Design-Firma für Einrichtungsgegenstände 1934 in Milwaukee.[2] Sein Sohn Kipp Stevens führte die Brooks Stevens Design Associates bis Ende des Jahres 2008.

1959 eröffnete Stevens in Mequon ein Automuseum auf einer Fläche von 1150 m², das ein Aufbewahrungsort für seine eigenen Entwürfe und die anderer wurde; in den späten 1980er Jahren wurde es Fertigungsstätte für die Wienermobile-Flotte. Das Museum schloss 1999, vier Jahre nach seinem Tod.[3]

Stevens starb am 4. Januar 1995 in Milwaukee. Er ließ seine Frau Alice, drei Söhne, eine Tochter und fünf Enkelkinder zurück.[1]

 
„Skytop Lounge“ Wagen der Chicago, Milwaukee, St. Paul & Pacific Eisenbahn mit charakteristischen „glassed-in observation areas“ (etwa 1948–1955)
 
Harley Davidson FL Hydra-Glide, 1949
 
Studebaker Hawk Gran Turismo, 1962
 
Jeep Wagoneer (Räder nicht original), 1964
 
Volkswagen 412, 1972–74

Stevens wurde in den späten 1940er Jahren mit der Gestaltung von Modern Hygiene cannister Staubsaugern beauftragt[4] und gestaltete Harley-Davidson-Motorräder, als eine seiner ersten die Hydra-Glide 1949; er half neue Vorderradgabeln zu schaffen, gerundete Scheinwerfer (bucket headlight) und stromlinienförmiges Design. Alle Harleys seitdem basieren auf Stevens's Karosserieform.

Seine Designs von Haushalts- und Küchengeräten waren weit verbreitet, und er ist anerkannt als Urheber der robin's-egg-blauen Phase bei Küchengeräten der 1950er Jahre,[5] sowie des Skylark-Laminatdesigns, das durch Formica bekannt wurde. Er arbeitete auch im Bereich der Architektur und im Graphikdesign. Von Bedeutung ist sein Design des Miller-Brewing-Company-Logos und ihm wird zugeschrieben, das Unternehmen der Umstellung von traditionell braunen auf klare Flaschen überzeugt zu haben.[1]

Als Automobildesigner überarbeitete Stevens den 1962er Studebaker Gran Turismo Hawk mit einem sehr kleinen Budget.[6]:p257 Der schnelle, elegante GT blieb bis zum Ende der amerikanischen Produktion. Laut Hendry stylte Stevens auch „drei innovative Produkte für den Gebrauch in Familienfahrzeugen der Periode von 1964 bis 1966“ (die nicht hergestellt wurden).[6]:p257

Er designte den Jeep Wagoneer (SJ), der 1963 von Willys-Jeep eingeführt wurde. Dies Modell war so beliebt, dass es in grundsätzlich derselben Form von den anschließenden Jeep-Besitzern, einschließlich Kaiser Jeep, AMC und schließlich Chrysler, bis 1991 angeboten wurde.

1958 Stevens frischte das Design der Oscar Mayer Wienermobile, eine amerikanische Pop-Kultur-„Ikone“, auf: dabei verwendete er moderne Fiberglas-Methoden, um „die Wiener in das Brötchen zu stecken“.[4][7] Er gestaltete auch das Hochschul-Logo für die Milwaukee School of Engineering (MSOE) 1978 als Teil der „The Diamond Jubilee“-Feier. Das Logo ist noch heute im Gebrauch.[8]

Stevens designte die „Skytop Lounge“-Kanzelwagen für die Chicago, Milwaukee, St. Paul and Pacific Railroad’s Hiawatha-Nachkriegspersonenzüge.

Er gestaltete auch eine Serie von Excalibur-Sportwagen für Studebaker. Ursprünglich gedacht als „Halo car“ (extravagantes Markenfahrzeug wie beispielsweise Ford GT, Nissan GT-R oder Porsche 918[9]) für Studebaker. Studebaker stieg aus dem Programm im Dezember 1963 nach dem Schließen der US-Fahrzeugproduktion aus. Stevens setzte die Entwicklung des Excalibur fort und würde den Wagen auf der New York Auto Show im April 1964 einführen. Mitte der 1960er Jahre begannen er und seine Söhne die Production des Retro-gestylten Excalibur, modeliert wie Mercedes-Benz SSK-Roadster der 1920er-Ära.

Stevens modernisierte die Aero-Willys-Limousinen, die in Brasilien in den 1960er Jahren angeboten wurden; sie erinnern deutlich an die Studebaker Hawk-Karosserien.

Stevens’ Beiträge zur Erholungs-Sportschiffahrtsindustrie schlossen Zusammenarbeiten mit der Outboard Marine Corp. zur Gestaltung der Evinrude Lark und Johnson Javelin Außenbordmotor-Serien ein. Er gestaltete auch das Evinrude Lark-Konzeptboot, schließlich produziert als Cadillac Sea Lark. Zusammen mit Bob Hammonds Lone Star Meteor 1956 ist es diesen Entwürfen zu verdanken, dass das Automobildesign der Nachkriegszeit auch in der Freizeitschifffahrt Einzug gehalten hat.[10] Weitere Arbeiten für die Schiffahrtsindustrie schließen Designs für Owens Yacht Company und Cutter Boats sowie eine Reihe von Edelstahl-Beschlägen für die Vollrath Company ein.

Stevens wurde beauftragt für das Redesign der Front des VW 411, der als 412 verkauft wurde.[11]

Geplante Obsoleszenz

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Brooks wird oft zitiert[12] bei der Erfindung des Konzepts der Geplanten Obsoleszenz (die Praxis, künstlich den Produktlebenszyklus zu verkürzen, um das Kaufverhalten der Kunden zu Gunsten der Hersteller zu beeinflussen), er erfand es nicht, vielmehr machte er den Begriff bekannt. Stevens definierte sie, als „dem Käufer den Wunsch etwas Neueres, etwas Besseres, etwas eher als nötig zu besitzen, ‚einzuträufeln‘“. Seine Sicht war, immer beim Konsumenten den Wunsch nach etwas Neuem zu wecken statt schlechte Produkte zu schaffen, die ersetzt werden würden.[4] Es gibt eine Debatte über seine Rolle in dieser kontroversen Geschäftspraktik.[13][14]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Brooks Stevens, 83, Giant in Industrial Design In: The New York Times, John Holusha, January 7, 1995, 7. Januar 1995 (englisch). 
  2. Stevens, Brooks in online Dictionary of Wisconsin History (Wisconsin Historical Society; Archivlink 2011)
  3. Lost Museums: Brooks Stevens Automotive Museum, Milwaukee, Wisconsin In: Hemmings Motor News (englisch). 
  4. a b c The Modern Hygiene Vacuum Cleaner (Memento vom 3. Juni 2011 im Internet Archive)
  5. Tyler Friedman, "Happy Birthday Brooks Stevens: Industrial Design Gallery Turns Twenty," Milwaukee Express, 9 Oct. 2013. Retrieved 5 July 2014.
  6. a b Maurice M Hendry: Studebaker: One can do a lot of remembering in South Bend. Automobile Quarterly, New Albany, Vol X, 3rd Q, 1972, S. 228–275 (englisch).
  7. "Brooks Stevens reimagined the 'Wienermobile of the Future' and an American classic was born", Milwaukee Journal Sentinel, July 19, 2019
  8. Whole Student Life Handbook (Memento vom 1. September 2006 im Internet Archive; PDF)
  9. Essential Auto 101: What Is a Halo Car. In: autonationdrive.com. 15. Oktober 2019, abgerufen am 21. Oktober 2024 (englisch).
  10. Bowen, Ezra. High-seas Hot Rods in Sports Illustrated June 17, 1957, at SI Vaults
  11. Test VW 412 LS, Auto, Motor und Sport Heft 3/1974 (2. Februar 1974), Seiten 40–48
  12. Glenn Adamson and David Gordon, Industrial Strength Design: How Brooks Stevens Shaped Your World (Cambridge: MIT Press, 2003), 4–5. Retrieved 5 July 2014.
  13. Industrial Strength Design (Memento vom 15. November 2009 im Internet Archive)
  14. The Light Bulb Conspiracy. In: topdocumentaryfilms.com. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (englisch).