Bund Westdeutscher Kommunisten
Der Bund Westdeutscher Kommunisten (BWK) war von 1980 bis 1995 eine kommunistische Kleinpartei (eine der sogenannten K-Gruppen) in der Bundesrepublik Deutschland.
Bund Westdeutscher Kommunisten (BWK) | |
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Parteivorsitzender | Jörg Detjen |
Gründung | 1980 |
Auflösung | 1995 |
Hauptsitz | Köln |
Ausrichtung | Kommunismus |
Mitgliederzahl | geschätzte 600 (1980) |
Geschichte
BearbeitenDer BWK wurde 1980 von ca. 600 Mitgliedern des Kommunistischen Bunds Westdeutschland (KBW) um Martin Fochler gegründet, die sich vom KBW abspalteten und erhebliche Teile von dessen Infrastruktur mitnahmen.[1] Weitere bekannte Zentralkomitee-Mitglieder waren Jörg Detjen (Geschäftsführer des ZK von 1980 bis 1995) und Christoph Cornides (seit Anfang der 1990er Jahre Mitglied von PDS bzw. Die Linke[2], Stand 2024 Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Gökay Akbulut[3]). Der BWK nahm für sich in Anspruch, allein noch hinter dem Programm des KBW von 1973 zu stehen und die revolutionäre Tradition des KBW fortzusetzen.
Zentralorgan war die vom ZK des BWK im Verlag GNN m.b.H. (Gesellschaft für Nachrichtenerfassung und Nachrichtenverbreitung mit Sitz in Köln,[4] später Schkeuditz bei Leipzig) herausgegebene Zeitschrift Politische Berichte, die ab 13. Oktober 1980 vierzehntäglich erschien. In der Redaktion zeichneten anfangs Wolfgang Müller,[5] Christiane Schneider[6] und Ulrich Grothus[7] verantwortlich. Zu den Publikationen der GNN zählten auch das Magazin Geheim, das Angehörigen Info von Personen aus dem Umfeld der Rote Armee Fraktion (RAF) und der Kurdistan Brief, an dem auch Anhänger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mitwirkten.
Der BWK beteiligte sich mit nur geringem Erfolg an mehreren Wahlen. Ab 1981 engagierten sich BWK-Mitglieder in der bis dahin von der KPD/ML beeinflussten Volksfront. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre verhandelte der BWK mit der Vereinigten Sozialistischen Partei (VSP) über eine Vereinigung beider Organisationen. Diese scheiterte wegen unterschiedlicher Einschätzungen über die Ereignisse in Mittel- und Osteuropa, die Wende 1989 in der DDR und zum Feminismus; zu beidem nahm der BWK im Gegensatz zur VSP eine ablehnende bzw. kritische Haltung ein. Er wandte sich stärker politisch nahestehenden Organisationen wie der DKP und der PDS zu. Bis 1994 hatte der BWK Landesverbände in neun Bundesländern.
Auf der 15. ordentlichen Delegiertenkonferenz am 4./5. März 1995 in Köln beschloss der BWK seine Selbstauflösung als politische Partei. Zugleich wurde eine politische Vereinigung ohne Parteienstatus „Bund Westdeutscher Kommunisten - Bundeskonferenz“ gegründet. Die Mitglieder arbeiteten anfangs in einer Arbeitsgemeinschaft Bund Westdeutscher Kommunisten in und bei der PDS[8] (später Forum Kommunistischer Arbeitsgemeinschaften), die Ende 2007 aufgelöst wurde.[9] Ehemalige BWK-Mitglieder sind seit Anfang 2008 in der Bundesarbeitsgemeinschaft Konkrete Demokratie - Soziale Befreiung der Partei Die Linke organisiert.[10]
Wahlen
BearbeitenDer BWK nahm an folgenden Bundestags- und Landtagswahlen teil:
- 1982 Landtagswahl in Niedersachsen 80 Stimmen (0,0 %).
- 1982 Landtagswahl in Bayern 413 Stimmen (0,0 %). Wahlkreis Oberbayern mit vier Bewerbern.
- 1983 Bundestagswahl 2.129 (0,0 %). Der BWK war jedoch nur in drei Bundesländern (Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern) mit einer "offenen Liste" in Absprache mit der KPD/ML angetreten.
- 1986 Bürgerschaftswahl in Hamburg 198 Stimmen (0,0 %).
Literatur
Bearbeiten- Gerd Langguth: Protestbewegung. Entwicklung, Niedergang, Renaissance. Die Neue Linke seit 1968. Köln, Verlag Wissenschaft und Politik 1983, 2. unveränderte Aufl. 1984 (S. 100–102: Bund Westdeutscher Kommunisten)
- Jürgen Bacia: Der Kommunistische Bund Westdeutschland, in: Richard Stöss (Hrsg.): Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980. Opladen, Westdeutscher Verlag 1984, Band 2, S. 1648–1662 (zum BWK siehe S. 1656, 1658, 1660)
- Verfassungsschutzberichte 1980 (1981) ff.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Die Meinung des KBW dazu war folgende: "Auf diese Mittel haben sie keinen Anspruch. Natürlich waren die ausgetretenen Mitglieder an der Aufbringung dieser Mittel beteiligt. Aber sie sind für den KBW aufgebracht worden, von Mitgliedern des KBW, für die Arbeit des KBW. Sie sind nicht als Einlage aufgebracht worden, die bei Austritt wieder mitzunehmen wäre. Der KBW hat sich nicht aufgelöst, es gibt also keine Erbmasse zu verteilen.", zit. nach Kommunismus und Klassenkampf. Sondernummer. Oktober 1981, S. 18
- ↑ Christoph Cornides: Bewerbung als Delegierter für den Bundesparteitag. (PDF; 487 KB) In: die-linke-bw.de. Die Linke Baden-Württemberg, 22. November 2017, abgerufen am 13. März 2024.
- ↑ Kontakt - Gökay Akbulut (Mitglied des Bundestags). In: Gökay Akbulut. Abgerufen am 13. März 2024 (deutsch).
- ↑ Anfangs in München (bis zur Einrichtung der Kölner Parteizentrale)
- ↑ Wolfgang Müller (* 14. Januar 1948 in Duderstadt), ehemals Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Oldenburg, Sekretär der Ortsleitung Bremen des KBW, Kandidatur zur Bremer Bürgerschaftswahl 1975 und zur Bundestagswahl 1976, Opfer des Radikalenerlasses, ab Sommer 1980 BWK.
- ↑ Christiane Schneider (* 8. August 1948), ehemalige Druckereiarbeiterin, seit 2008 Abgeordnete für die Partei Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft.
- ↑ Ulrich Grothus (* 25. Dezember 1952 in Hagen), als Student KBW-Kandidatur bei der Abgeordnetenhauswahl 1975 in Berlin(-Kreuzberg), ab Sommer 1980 BWK.
- ↑ Christoph Seils: BWK wird „AG BWK bei der PDS“. Der Bund westdeutscher Kommunisten unterwandert die PDS/Parteispitze will im Westen Sektierer-Image abschütteln, in: Die Tageszeitung, 21. Februar 1995, S. 5; ders. Kommunisten raus. PDS geht gegen Bund Westdeutscher Kommunisten in den eigenen Reihen vor, In: Taz, 20. März 1995, S. 4
- ↑ Kandidaten nehmen Stellung in: Hamburger Abendblatt vom 3. Januar 2008
- ↑ ArGe Konkrete Demokratie – Soziale Befreiung: DIE LINKE. Abgerufen am 13. März 2024.