Burg (Herborn)

Ortsteil von Herborn im Lahn-Dill-Kreis in Hessen

Burg ist ein Stadtteil von Herborn im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Burg
Stadt Herborn
Koordinaten: 50° 42′ N, 8° 18′ OKoordinaten: 50° 41′ 48″ N, 8° 18′ 17″ O
Höhe: 226 (225–298) m ü. NHN
Fläche: 3,98 km²[1]
Einwohner: 2005 (30. Juni 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 504 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 35745
Vorwahl: 02772

Geografische Lage

Bearbeiten

Burg liegt unmittelbar nördlich der Kernstadt. Westlich führt die Bundesautobahn 45 und östlich die Bundesstraße 255 sowie die Bundesstraße 277 am Ort vorbei. Burg besitzt einen Haltepunkt an der Dillstrecke. In Burg münden die Aar und der Amdorfbach (Ambach) in die Dill.

Geschichte

Bearbeiten

Ortsgeschichte

Bearbeiten

Der Ort war schon früh besiedelt; darauf lässt der Fund eines Grabes aus der Zeit der Merowinger schließen. Namentlich erwähnt wurde Burg erstmals im Jahr 1263, und zwar im Zusammenhang mit dem damaligen Ortsadel gleichen Namens.[3] Das Geschlecht ist von 1206 bis zum Ende des 14. Jahrhunderts beurkundet. Es führte im Wappen zwei gekreuzte Stäbe, die vielleicht Streitkolben darstellen sollten.

Der Ortsname wird von einer großen Burg hergeleitet, die im frühen Mittelalter auf dem „Breiten Berg“ erbaut wurde und wohl zur weiteren Sicherung der nahegelegenen alten Dernbacher Stammburg diente. Möglicherweise befand sich an dieser Stelle über der Dill die alte Gerichtsstätte der Herborner Mark, und die Burg sollte die Herrschaft der Herren von Dernbach in der Mark sichern. Die Burg wurde wohl beim Beginn der Dernbacher Fehde zerstört und nicht wieder aufgebaut. Heute sind nur noch Reste erhalten. Im alten Ortskern lagen ein nassauisches Hofgut und eine Mühle.

Um 1818 setzte mit der Gründung eines Hütten- und Hammerwerkes die Industrialisierung ein. Die Burger Eisenwerke spezialisierten sich auf den Ofen- und Herdbau (Markenname: Juno). Die Firma lag nördlich Richtung Dillenburg. Das Firmengelände dient heute allerdings nur noch kleinen Firmen. Nach Juno hatte Electrolux seine Produktion in den Burger Eisenwerken (Burger Hütte).

Die Kapelle auf dem Breiten Berg ist das Wahrzeichen von Burg.

Burg hatte früher im Personenverkehr und im Güterverkehr einen direkten Bahnanschluss durch die Bahnstrecke Herborn–Montabaur (Westerwaldquerbahn), die aber stillgelegt und größtenteils demontiert ist.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 1. Dezember 1970 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Amdorf und Uckersdorf auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Burg eingegliedert,[4] die ihrerseits am 1. Januar 1977 durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen mit der Stadt Herborn und weiteren bis dahin selbstständige Gemeinden zur neuen Stadt Herborn zusammengeschlossen wurde.[5][6] Für den Stadtteil Burg wurde, wie für die anderen nach Herborn eingegliederten Gemeinden, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Herrschaftsgebiete und Staaten, in denen Burg lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8]

Bevölkerung

Bearbeiten

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
Burg: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
406
1840
  
455
1846
  
484
1852
  
451
1858
  
448
1864
  
491
1871
  
518
1875
  
541
1885
  
618
1895
  
586
1905
  
906
1910
  
1.030
1925
  
992
1939
  
1.176
1946
  
1.541
1950
  
1.679
1956
  
1.791
1961
  
1.993
1967
  
2.268
1970
  
2.308
1983
  
?
1997
  
2.223
1999
  
2.161
2003
  
2.109
2008
  
2.046
2011
  
1.986
2014
  
1.977
2018
  
1.997
2020
  
2.005
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: nach 1970 Stadt Herborn: Einwohnerzahlen[9]; Zensus 2011[10]

Religionszugehörigkeit

Bearbeiten
• 1885: 0607 evangelische (= 98,22 %), 11 katholische (= 1,78 %) Einwohner[1]
• 1961: 1437 evangelische(= 72,10 %) und 512 katholische (= 25,69 %) Einwohner[1]

Für Burg gibt es einen Ortsbeirat mit einem Ortsvorsteher. Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2016 ist Günther Reeh Ortsvorsteher.[11]

Kulturdenkmäler

Bearbeiten

Die Evangelische Kirche von Burg ist denkmalgeschützt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten

Öffentliche Einrichtungen

Bearbeiten

Im Ort gibt es die Kindertagesstätte Burg der Lebenshilfe e. V. Dillenburg sowie die Ambachtalschule, eine Grundschule.

Bearbeiten

Anmerkungen und Einzelnachweise

Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Nassau war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  2. Abtrennung der Justiz (Justizamt Herborn) bis 1854.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Herborn) und Verwaltung.
  5. Am 1. Dezember 1970 wurden die Gemeinden Amdorf, Burg und Uckersdorf zur neu gebildeten Gemeinde Burg zusammengelegt.
  6. Am 22. Februar 1978 wurden Amdorf, Burg und Uckersdorf als Stadtteile in die Stadtgemeinde Herborn eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. a b c d Burg, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen, Daten, Fakten. In: Webauftritt. Stadt Herborn, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
  3. Stadtteil Burg. In: Webauftritt. Stadt Herborn, abgerufen im Januar 2021.
  4. Eingliederung der Gemeinden Amdorf und Uckersdorf in die Gemeinde Burg, Dillkreis vom 30. November 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 50, S. 2339, Punkt 2339 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 21 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 296.
  7. Hauptsatzung § 5. (PDF; 160 kB) In: Webauftritt. Stadt Herborn, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Februar 2019; abgerufen am 13. November 2024.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Einwohnerzahlen der Stadt Herborn im Webarchiv: 1997, 1999; 2001, 2003; 2008–2010; 2014; 2018
  10. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  11. Ortsbeirat Burg im Internetauftritt der Stadt Herborn, abgerufen im Februar 2017.