Butterhexe

Frauen, die sich als angebliche Hexen der Schwarzen Magie bedienten, um sich Butter oder Milch zumeist zum Schaden ihrer Mitmenschen anzueignen

Als Butterhexen oder Milchhexen wurden Frauen bezeichnet, die sich als angebliche Hexen der Schwarzen Magie bedienten, um sich Butter oder Milch zumeist zum Schaden ihrer Mitmenschen anzueignen. Die angedichtete Zauberei konnte sowohl dem eigenen Vorteil dienen als „auch aus reiner Bosheit“ oder Rache gegen fremde Kühe und Ziegen gerichtet werden. Nach Zaubersprüchen oder verschiedensten Ritualen gaben Tiere von Nachbarn dann wenig oder gar keine Milch mehr oder brachten nur „rote, blaue, schwarze und zottelige“, teils unkochbare, saure oder dicke Milch hervor. Mitunter war das Lebensmittel dann auch mit Tierhaaren, Blut oder anderen Körpersäften durchmischt.[1]

In ungezählten, von Aberglauben, vor allem aber von Neid, Missgunst und Schadenfreude getragenen Sagen und Erzählungen aus der Zeit des Mittelalters und der Neuzeit wurde mitunter zwischen Butter- und Milchhexen unterschieden. Über Frauen, die wirtschaftlich erfolgreicher als andere in ihrem Umfeld waren, konnte „sehr leicht“ der Verdacht gestreut werden, eine Butterhexe zu sein. Die Beschuldigten sahen sich dann oftmals schweren Strafen ausgesetzt,[1] vielfach Folter, Inquisition und Tod durch Verbrennung auf dem Scheiterhaufen.[2]

Der Mehrung eigener Butter oder Milch dienten oftmals auch mythologisch besetzte Kröten, mitunter auch Katzen, in die sich die Butterhexen auch selbst verwandeln konnten.[3]

Eine Hexenbäuerin konnte von ihrem Buhlen, vom Teufel persönlich die „richtige Hexenbutter“ überbracht bekommen, oder auch das Rezept dazu. Kam solche Butter mit dem Christentum, vor allem mit dem Kreuz in Berührung, wurde sie – wie „alles höllische Blendwerk“ – sofort zerstört oder verwandelte sich in Kuhfladen oder gemeinen Mist.[1]

Wenn „ein Unberufener das Geheimnis“ entdeckte und für eigene Zwecke anwenden wollte, erschien auch bei ihm der Leibhaftige, dann mit einem dicken Buch, in das der Betroffene mit seinem eigenen Blut unterschreiben musste als Bedingung für „den Eintritt in die Hexenzunft“ und die Anwendung der Zauberkunst. Wer die Unterschrift verweigerte, konnte das Zaubermittel nicht anwenden. Kluge Leute schrieben den Namen eines Heiligen in das Buch und verjagten damit den Verführer.[1]

Konkrete Nennungen von Butter- oder Milchhexen, teils mit vollen Namen verortet, finden sich in Europa in Gebieten wie dem Allgäu, Böhmerwald, Erzgebirge, im Kanton Aargau, in Baden-Württemberg, Brandenburg, Luxemburg, Mecklenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Schlesien, Schleswig-Holstein, Pommern, Rügen, in Niedersachsen insbesondere in Ostfriesland und dem Harz, auch in Tirol oder Kärnten und anderswo.[1]

Nach dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm wurde statt Butterhexe auch das Wort Butterfliege (nnl. botervlieg; engl. butterfly) genutzt, „wie sonst molkendieb, weil man glaubte, dasz schmetterlinge oder hexen in deren gestalt, milch und butter stählen“. Papilio (frz. papillon) doppelt die Bedeutung in dem im Grimmschen Wörterbuch verzeichneten Teilsatz „lief gern nach den papilonischen butterfliegen und pfeifholdern.“[4]

Noch Ende des 19. Jahrhunderts wurde in den Oldenburger Marschen das Wort Botterhexe als „starkes Schimpfwort“ verwendet.[1] In den 1960er Jahren wurde vom Deutschen Fernsehfunk in der DDR-Polizeifilm-Reihe Blaulicht der zeitgenössische Krimi Die Butterhexe ausgestrahlt.[5]

Bekannte Butter- oder Milchhexen

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Literatur

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  • Alfred Wittmann: Die Milch- und Butterhexe, in ders.: Die Gestalt der Hexe in der deutschen Sage, Dissertation an der philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Mannheim, Bruchsal: Buchdruckerei J. Kruse & Söhne, 1933, S. 41–47 u.ö.; Google-Books
  • Wilhelm Schwartz: Die Butterhexe in Wagnitz. Eine havelländische Sage (mit einem Excurs über die mythische Butterkröte), in Adolf Bastian, Rudolf Virchow, Albert Voß (Red.): Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, A. Asher & Co., Berlin 1894, S. 1–48; PDF-Dokument über Wikimedia Commons

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Alfred Wittmann: Die Milch- und Butterhexe, in ders.: Die Gestalt der Hexe in der deutschen Sage, Dissertation an der philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Mannheim, Bruchsal: Buchdruckerei J. Kruse & Söhne, 1933, S. 41–47 u.ö.; Google-Books
  2. Alexandra Kofler: Der grausame Tod der Arnfelser „Butterhexe“. Kleinen Zeitung, abgerufen am 20. Februar 2023
  3. Wilhelm Schwartz: Die Butterhexe in Wagnitz. Eine havelländische Sage (mit einem Excurs über die mythische Butterkröte), in Adolf Bastian, Rudolf Virchow, Albert Voß (Red.): Zeitschrift für Ethnologie. Organ der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, A. Asher & Co., Berlin 1894, S. 1–48; PDF-Dokument über Wikimedia Commons
  4. butterfliege, f. und Querverweis in der digitalisierten Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, zuletzt abgerufen am 20. Februar 2023
  5. o. V.: Butterhexe, die (1960) auf der Seite fernsehenderddr.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 20. Februar 2023
  6. Skulptur und Angaben laut der fotografierten Gedenktafel
  7. Fritz Byloff: Die Kröte als Zauber- und Seelentier …, in: Volkskundliches aus Strafprozessen der österreichischen Alpenländer mit besonderer berücksichtigung der Zauberei- und Hexenprozesse 1455 bis 1850 ( = Quellen zur deutschen Volkskunde, Bd. 3), 1929; Reprint durch de Gruyter, 2019, S. 14f.; Vorschau als PDF-Dokument auf der Seite degruyter.com