César Franck

französischer Komponist und Organist deutsch-belgischer Abstammung

César Auguste Jean Guillaume Hubert Franck (* 10. Dezember 1822 in Lüttich, Königreich der Vereinigten Niederlande; † 8. November 1890 in Paris) war ein französischer Komponist und Organist deutsch-belgischer Abstammung. Er gilt heute als einer der bedeutendsten französischen Komponisten, Pädagogen und Organisten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

César Franck (Fotografie von Pierre Petit, 1887)

Leben und Wirken

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César Francks Mutter Marie-Catherine-Barbe Frings (1788–1860) stammte aus Aachen, sein Vater Nicolas-Joseph Franck (1794–1871) aus dem am Dreiländereck gelegenen belgischen Grenzdorf Gemmenich. Nach ihrer Heirat in Aachen zogen die Eltern ins 40 Kilometer entfernte Lüttich, wo ihr Sohn César kurz darauf zur Welt kam. Drei Jahre später, 1825, wurde der zweite Sohn, Joseph, geboren. 1831 trat César in das Lütticher Konservatorium ein, wo er Klavier bei Jules Jalheau, Harmonielehre beim Direktor Joseph Daussoigne-Méhul und Solfège bei Dieudonné Duguet (Organist an Saint-Denis in Lüttich) studierte. 1835 erhielt Franck einen ersten Preis in der Klavierklasse und komponierte seine ersten Klavier- und Kammermusikwerke. 1836 zog die Familie Franck nach Paris. Bereits ein Jahr zuvor erhielt César Franck Privatunterricht bei Anton Reicha (Harmonielehre und Kontrapunkt), Pierre-Guillaume Zimmermann (Klavier) und Hippolyte-Raymond Colet (Komposition) und wurde 1837 am Pariser Konservatorium aufgenommen, das er bis 1842 besuchte. Seine Professoren waren Pierre-Guillaume Zimmermann (Klavier), Aimé Leborne (Kontrapunkt), Henri-Montan Berton (Komposition) und François Benoist (Orgel).

1846 schrieb Franck sein erstes Orgelwerk (Grand Chœur, CFF 49); im gleichen Jahr verlobte er sich mit seiner Schülerin Eugénie-Félicité-Caroline Saillot, was zum Zerwürfnis mit seinem Vater führte und Franck sich fortan einer intensiven privaten Lehrtätigkeit widmete. Ab 1847 wirkte Franck als Organist an Notre-Dame-de-Lorette und, von 1851 bis 1856, an Saint-Jean-Saint-François. 1848 heirateten Franck und seine Verlobte Félicité in der Kirche Notre-Dame-de-Lorette. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor.

1854 nahm das Ehepaar Franck an der Trauung des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll mit dessen Braut Catherine Adélaïde Virginie Blanc in Notre-Dame-de-Lorette teil. Im gleichen Jahr wirkte Franck als einer von vier Organisten an der Einweihung der neuen Ducroquet-Orgel in Saint-Eustache mit, wo er seine für diesen Anlass komponierte Pièce en La majeur (CFF 51) uraufführte.

 
César Franck an der Orgel von Sainte-Clotilde (Gemälde von Jeanne Rogier, 1888)

1857 bis 1863 war Franck Maître de chapelle an Sainte-Clotilde.[1] 1859 wurde er Titularorganist an Sainte-Clotilde, wo bis zu seinem Tod tätig blieb. Am 19. Dezember 1859 spielte er, gemeinsam mit Louis Lefébure-Wély, das Einweihungskonzert der neuen Cavaillé-Coll-Orgel in Sainte-Clotilde. Im April 1862 spielte er seine Fantaisie op. 16 zur Einweihung der Cavaillé-Coll-Orgel in Saint-Sulpice. Am 17. November 1864 spielte Franck die Uraufführung seiner Six Pièces in Sainte-Clotilde, die vier Jahre später, 1868, in einer überarbeiteten Fassung veröffentlicht wurden. Im gleichen Jahr wirkte er bei der Einweihung der Cavaillé-Coll-Orgel in der Kathedrale Notre-Dame in Paris mit. 1871 wurde er Mitgründer der Société Nationale de Musique. Im März 1869 beeindruckte er mit seiner Improvisation im Rahmen der Einweihung der Cavaillé-Coll-Orgel in der Pariser Kirche La Trinité. 1872 wurde Franck in der Nachfolge seines früheren Lehrers François Benoist zum Professor für Orgel am Pariser Konservatorium ernannt.

Zu seinen zahlreichen Schülerinnen und Schülern (sowohl am Konservatorium als auch privat) zählten unter anderem Mélanie Bonis, Charles Bordes, Jules Buval, Henri Busser, Ernest Chausson, Henri Dallier, Henri Duparc, Vincent d’Indy, Augusta Holmès, Guillaume Lekeu, Henri Letocart, Albert Mahaut, Adolphe Marty, Gabriel Pierné, André Pirro, Guy Ropartz, Samuel Rousseau, Charles Tournemire, Paul Vidal und Louis Vierne.

Am 1. Oktober 1878 konzertierte Franck an der Cavaillé-Coll-Orgel im Palais du Trocadéro, wo er neben Improvisationen und seiner Grande Pièce Symphonique op. 17 die Uraufführung seiner Trois Pièces spielte, die 1883 im Druck erschienen.

 
Grab von César Franck auf dem Friedhof Montparnasse

1885 wurde Franck Ritter der Ehrenlegion.[2] Ein Jahr später wurde er zum Präsidenten der 1871 von ihm mitbegründeten Société Nationale de Musique gewählt. 1889 wurde seine Sinfonie d-Moll uraufgeführt. Nachdem er im Juli 1890 einen schweren Unfall mit einem Pferde-Omnibus erlitt, starb er einige Monate später, am 8. November 1890, mit 67 Jahren an einer Rippenfell- und Herzbeutel-Entzündung in seiner Wohnung am Boulevard Saint-Michel Nr. 95, wo er die letzten 25 Jahre seines Lebens verbracht hatte. Das Requiem fand am 10. November 1890 in Sainte-Clotilde statt. An der Trauerfeier und Beisetzung auf dem Friedhof Montrouge in Paris nahmen zahlreiche Weggefährtinnen und -gefährten wie Léo Delibes, Édouard Lalo, Vincent d’Indy, Camille Saint-Saëns, Eugène Gigout, Gabriel Fauré, Alexandre Guilmant, Charles-Marie Widor, Louis Vierne und Augusta Holmes teil. Im September 1891 wurde der Sarg auf den Friedhof Montparnasse überführt; das Grabmal wurde von Gaston Redon gestaltet und erhielt 1893 ein Bronze-Medallion von Auguste Rodin.

Stilistische Einordnung

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Ungewöhnlich für einen Komponisten von solcher Bedeutung und Reputation beruht Francks Ruhm größtenteils auf einer vergleichsweise kleinen Anzahl von Kompositionen, die er in seinen späteren Jahren schrieb, insbesondere auf seiner Symphonie en ré mineur (1886–1888), den Variations symphoniques (Klavier und Orchester, 1885), dem Prélude, Choral et Fugue (Klavier, 1884), der Sonate (Violine und Klavier, 1886), dem Quintet (1879) und der sinfonischen Dichtung Le Chasseur maudit (1882). Die Sinfonie wurde besonders von der jüngeren Generation französischer Komponisten bewundert und hatte großen Einfluss auf sie. Sie trug wesentlich dazu bei, die französische sinfonische Tradition nach Jahren des Niedergangs wiederzubeleben; die Uraufführung fand im Februar 1889 im Pariser Konservatorium statt. Eines seiner bekanntesten kürzeren Werke ist die Motette Panis angelicus aus der Messe, op. 12 (1872).

Als Organist war er besonders für seine Fähigkeiten als Improvisator bekannt. Aufgrund seiner zwölf großen Orgelwerke wird Franck von vielen als einer der bedeutendsten Orgelkomponisten seit Johann Sebastian Bach angesehen; sie zählen zu den wichtigsten Beiträgen der französischen Orgelmusik und legten den Grundstein für den sinfonischen Orgelstil in Frankreich. Insbesondere seine Grande Pièce Symphonique (1863) bereitete den Weg für die Orgelsinfonien von Charles-Marie Widor, Louis Vierne und Marcel Dupré, und seine Trois Chorals (1890) sind ein Eckpfeiler des heutigen Orgelrepertoires.

Franck übte einen bedeutenden Einfluss auf die Musik aus. Er trug dazu bei, die Kammermusik zu erneuern und neu zu beleben und entwickelte die Verwendung der zyklischen Form. Claude Debussy und Maurice Ravel nutzten später ebenfalls die zyklische Form, obwohl ihre Musikauffassung nicht mehr die gleiche war wie die Francks. In Bezug auf Francks Stellung als Organist und Komponist in der französischen Musik stellt Rollin Smith fest, dass „das Konzept von César Franck als Organist und unangefochtenem Meister der französischen Orgelkomposition des 19. Jahrhunderts fast jede Referenz zu seinen Werken in anderen Medien durchdringt.“[3]

Kompositionen

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Verzeichnis der Kompositionen von César Franck.

Ehrungen

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Nach César Franck wurden benannt:

Einspielungen (Auswahl)

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  • César Franck: Complete Organ Works Vol. 1 – From Prodigy to Composer. Detmold: Audite, 2004 [1], 2 SACD (Hans-Eberhard Roß).
  • César Franck: Complete Organ Works Vol. 2 – Unrecognised Greatness. Detmold: Audite, 2004 [2], 2 SACD (Hans-Eberhard Roß).
  • César Franck: Complete Organ Works Vol. 3 – Fulfilment and Farewell. Detmold: Audite, 2004 [3], 2 SACD (Hans-Eberhard Roß).
  • Daniel Roth spielt César Franck, Vol. 1. Cavaillé-Coll-Orgeln in San Sebastián, Saint-Brieuc und Saint-Sulpice, Paris. Düsseldorf: Motette, 1992 [4], 1 CD.
  • Daniel Roth spielt César Franck, Vol. 2. Cavaillé-Coll-Orgeln in San Sebastián, Saint-Brieuc und Saint-Sulpice, Paris. Düsseldorf: Motette, 1992 [5], 1 CD.
  • Daniel Roth spielt César Franck, Vol. 3. Cavaillé-Coll-Orgeln in San Sebastián, Saint-Brieuc und Saint-Sulpice, Paris. Düsseldorf: Motette, 1992 [6], 1 CD.

Bibliographie

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Kritische Werkausgabe (Orgel- und Harmoniumwerke)

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  • César Franck: Intégrale de l’œuvre d’orgue –– Vol. I: Preface & Commentary, hrsg. von Richard Brasier. Tynset, Norwegen: Lyrebird Music, 2022. ISBN 978-1-917401-00-5.
  • César Franck: Intégrale de l’œuvre d’orgue –– Vol. II: 1846–1862, hrsg. von Richard Brasier. Tynset, Norwegen: Lyrebird Music, 2022. ISBN 978-1-917401-01-2.
  • César Franck: Intégrale de l’œuvre d’orgue –– Vol. III: 1863–1877, hrsg. von Richard Brasier. Tynset, Norwegen: Lyrebird Music, 2022. ISBN 978-1-917401-02-9.
  • César Franck: Intégrale de l’œuvre d’orgue –– Vol. IV: 1878–1890, hrsg. von Richard Brasier. Tynset, Norwegen: Lyrebird Music, 2022. ISBN 978-1-917401-03-6.
  • César Franck: Intégrale de l’œuvre d’orgue –– Vol. V: Pièces pour harmonium, hrsg. von Richard Brasier. Tynset, Norwegen: Lyrebird Music, 2022. ISBN 978-1-917401-04-3.
  • César Franck: Intégrale de l’œuvre d’orgue –– Vol. VI: Pièces liturgiques, hrsg. von Richard Brasier. Tynset, Norwegen: Lyrebird Music, 2022. ISBN 978-1-917401-05-0.
  • César Franck: Intégrale de l’œuvre d’orgue –– Vol. VII: Thèmes d’Improvisation, hrsg. von Richard Brasier. Tynset, Norwegen: Lyrebird Music, 2022. ISBN 978-1-917401-06-7.
  • César Franck: Intégrale de l’œuvre d’orgue –– Vol. VIII: Préludes et Prières de Ch. V. Alkan, hrsg. von Richard Brasier. Tynset, Norwegen: Lyrebird Music, 2022. ISBN 978-1-917401-07-4.
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Commons: César Franck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. orgue-clotilde-paris.info. Abgerufen am 27. Oktober 2024.
  2. Nachweis in der „Base Léonore“ des französischen Kulturministeriums, abgerufen am 27. Oktober 2024.
  3. Rollin Smith: Toward an Authentic Interpretation of the Organ Works of César Franck, S. XV. Hillsdale, NY: Pendragon Press, 2002.
VorgängerAmtNachfolger
Titularorganist der Kirche Sainte-Clotilde
1859–1890
Gabriel Pierné