Cabel, niedersorbisch Kobłej, ist ein Gemeindeteil des Ortsteils Werchow der Stadt Calau im nördlichen Teil des südbrandenburgischen Landkreises Oberspreewald-Lausitz.

Stadt Calau
Koordinaten: 51° 43′ N, 13° 57′ OKoordinaten: 51° 43′ 8″ N, 13° 56′ 30″ O
Höhe: 97 m ü. NHN
Einwohner: 98 (1. Juni 2020)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1957
Eingemeindet nach: Werchow
Postleitzahl: 03205
Vorwahl: 03541
Ortszentrum mit Maibaum und Naturdenkmal Sommerlinde
Ortszentrum mit Maibaum und Naturdenkmal Sommerlinde

Cabel liegt in der Niederlausitz im Naturpark Niederlausitzer Landrücken. Südlich des Ortes liegen die 165 Meter hohen Cabeler Berge. Die Stegschänke gehört historisch zu Cabel.

Westlich des Ortes liegen die Calauer Ortsteile Kemmen und Gollmitz. Im Norden folgt die Stadt Calau und ihr Ortsteil Werchow, zu dem Cabel als Gemeindeteil gehört. Im Osten und Süden befinden sich Orte und Wohnplätze der Gemeinde Luckaitztal wie Gielow, Weißag, Zwietow und Gosda. Im Südosten liegt Settinchen, das ein Gemeindeteil von Gollmitz ist.

Geschichte

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In einer Lehensnotiz der Familie von Kygkepusch vom 5. Mai 1527 wurde der Ort erstmals erwähnt. Der Ortsname weist auf Pferdezucht, das niedersorbische Wort Kobyła und das obersorbische Wort Kobła bedeuten Stute. Im Jahre 1581 wurde der Ort als Cabelo sowie 1761 als Koblej und 1847 als Kobla in der sorbischen Namensform genannt. Cabel wurde als Gutsweiler mit Rittergut gegründet.

Nach dem Wiener Kongresses kam Cabel mit der gesamten Niederlausitz an das Königreich Preußen und gehörte zum Landkreis Calau. Bereits 1820 wollte die Gutsherrin das so genannte, mit altem Lehnsrecht behaftete so genannte Freihaus in der Kreisstadt Calau, zum Gut Cabel zugehörig, zur Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Situation veräußern.[2] 1826 schrieb die dann Gutsherrschaft in Funktionsträgerschaft der örtlichen Patrimonial-Gerichtsbarkeit in einer Ausschreibung am 20. Dezember 1826 die Betreibung einer Gast- und Speisewirtschaft bei der Bade-Anstalt aus.[3] Diese Badeanstalt wurde parallel 1827 in der Nähe des Ortes an einer Mineralquelle eingerichtet, ging jedoch wieder ein. Um 1829 wurde die moderne Altertumsforschung auf das Dorf aufmerksam, man fand Gegenstände aus Grabbeigaben.[4]

Im Jahr 1861 existierten im Ort zwei Wassermühlen und eine herrschaftliche Ziegelei. Bereits im ersten Drittel des 19. Jahrhundert kommt die briefadelige Familie von Wilucki in den Besitz des Gutes in Cabel, mit Adolf Sigismund von Wilucki. Die Nachfolgeschaft in der Gutsherrschaft tritt seine Ehefrau Friedrike von Mühlen an.[5] Im Jahre 1866 eröffnete Ernst Ludwig Adolf von Wilucki die Braunkohlegrube Andreas.[6] Bis 1890 war Johannes von Wilucki örtlicher Gutsbesitzer.[7] Ein Ziegelwerk entstand 1900 im Ort. Vor 1907 ist als Gutsherr Konstantin von Wilucki (1876–1908) nachgewiesen.[8] 1914 ist Marie von Mölmann, geb. von Arnim, verwitwete von Wilucki (1877–1957),[9] die Gutsherrin. Verwalter war damals W. von Viebahn.[10]

Am 1. Januar 1926 wurde die damalige Gemeinde Settinchen in die Gemeinde Cabel eingegliedert. Ende der 1920er Jahre befand sich das Rittergut Cabel mit 428 ha und dem dazugehörigen Rittergut Settinchen mit 536 ha im Eigentum des Otto von Mülmann (1861–1929).[11] Gutsverwalter war H. Horn. Daneben gab es im Ort noch ein 21 ha Gut der Familie Karl Ruben.[12] Im Gutshaus lebten um 1940 mehrere adelige Familien, u. a. Anna Luise Elise, geb. von Köppen (1860–1932), und ihr Ehemann Otto Heinrich zu Schaumburg-Lippe sowie deren ältester Sohn Wilhelm Graf Hagenburg (1895–1945) samt Familie.[13] Auch der Staatswissenschaftler Graf Egon von Merveldt (1899–1943), älterer Bruder des Künstlers Hanns Hubertus Graf von Merveldt, lebte in Cabel.[14][15] Letzte Eigentümerin des Gutes blieb wohl Frau von Mölmann, sie lebte nach dem Krieg in Berlin. Das Gutshaus Cabel ist nach 1945 abgängig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Cabel zum 1952 neugegründeten Kreis Calau und wurde am 1. Januar 1957 ohne Settinchen, das am gleichen Tag nach Gollmitz umgegliedert wurde, nach Werchow eingemeindet.[16] Das Ziegelwerk Cabel existierte bis zum Ende der 1960er-Jahre.

In den 1980er Jahren lag Cabel in einem Bergbauschutzgebiet des Feldes Calau-Süd im Lausitzer Braunkohlerevier und war durch die Devastierung bedroht. Nach der Wende wurden die Planungen zur Öffnung des Feldes wieder verworfen.[17][18]

Am 26. Oktober 2003 wurde Werchow (mit Cabel) mit den Orten Mlode, Groß Mehßow, Kemmen, Bolschwitz und Saßleben in Calau eingegliedert.[19] Cabel gehört zur Kirchengemeinde Calau und ist somit seit 2010 Teil des Kirchenkreises Niederlausitz.

Einwohnerentwicklung

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Einwohnerentwicklung in Cabel von 1875 bis 1950[20]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 186 1933 274
1890 178 1939 266
1910 215 1946 319
1925 191 1950 329

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Von der ehemaligen Ziegelei existiert der gemauerte Kammerring des Brennofens. Seit 1999 leben in den Resten Fledermäuse.

Persönlichkeiten

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  • Ewald von Trosky (* 7. August 1786 in Groß Jehser; † 31. Mai 1827 in Cabel), kgl. preuß. Landrat a. D.
  • Curt von Bose (* 1. März 1808 in Ratibor; † 10. November 1884 in Unwürde bei Löbau), wuchs in der Niederlausitz auf, war u. a. Jurist u. Altertumsforscher, 1829/ 1830 im Kontext mit Cabel
  • Hans von Peschke, zuletzt Generalmajor a. D., heiratete am 21. April 1897 in Cabel Elise von Wilucki[21]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Westlich des Ortes verläuft die Bundesautobahn 13. Durch Cabel führt die Bahnstrecke Halle–Cottbus.

Einzelnachweise

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  1. Auskunft des Einwohnermeldeamtes der Stadt Calau vom 18. Juni 2020.
  2. Anzeige der Friederike v. Wilucka (Anm. Weibl. Form von Wilucki), geb. v. Mühlen, vom 4. Juni 1820, In: Oeffentlicher Anzeiger als Beilage zu No. 24. des Amts-Blattes der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. d. O. 13. Juni 1820, S. 175.
  3. Oeffentlicher Anzeiger als Anlage zu No. 3 des Amts-Blattes der Königlich Preußischen Regierung zu Frankfurt an der Oder. Trowitzsch & Sohn, Ausgegeben, Frankfurt a. d. O. den 17. Januar 1827, S. 14.
  4. Bericht vom Jahre 1829 an die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer in Leipzig. F. Christ. Wilh. Vogel, Leipzig 1829, S. 14.
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1917. 11. Jg., Justus Perthes, Gotha 1916, S. 949 f.
  6. Andreas bei Kabel, In: H. Cramer: Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Provinz Brandenburg. 5. Heft: Die Niederlausitz, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses (Franckesche Stiftungen), Halle 1878, S. 250.
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1904. 5. Jg., Justus Perthes, Gotha 1903, S. 697.
  8. Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. etc. Band 8a, Provinz Brandenburg, 12. Ausgabe: 1910, C. Leuchs & Co., Nürnberg 1910, S. 150b.
  9. Alle genealogischen Daten im Artikel v. Arnim, In: Hans Friedrich von Ehrenkrook, Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler u. a.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel). 1966. Band VIII, Band 38 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1966, ISSN 0435-2408, S. 36.
  10. Ernst Seyfert. Et al.: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. [1914.] In: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, 2. Auflage, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 226 f.
  11. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel. Teil B (Briefadel). 1933. 25. (Jubiläums-) Jg., Justus Perthes, Gotha 1932, S. 370. Siehe: FamilySearch (Kostenfrei).
  12. Ernst Seyfert, Hans Wehner, u. a. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. [1929.] In: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, 4. Auflage, Niekammer`s Güter-Adressbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 190.
  13. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil B (Briefadel). 1939. 112. Jg. Justus Perthes, Gotha 1938, S. 198.
  14. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil A (Uradel). 1942. 115. Jg., Justus Perthes, Gotha 1941, S. 357.
  15. Vgl. Hans Friedrich von Ehrenkrook. Et. al.: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser. A. (Uradel). Band II, Band 10 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv. C. A. Starke Verlag, Glücksburg (Ostsee) 1955, ISSN 0435-2408, S. 300–301.
  16. Statistisches Bundesamt Wiesbaden (ff. StBA) (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  17. Karte der Bergbauschutzgebiete von 1986. Abgerufen am 1. Februar 2021.
  18. Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg (Hrsg.): Studie zur Fortschreibung der Tagebauentwicklung im Lausitzer Braunkohlerevier. Potsdam Mai 2007, S. 67. [PDF]
  19. StBA Wiesbaden: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  20. Statistik Brandenburg (PDF)
  21. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil B (Briefadel). 1940. 32. Jg., Justus Perthes, Gotha 1939, S. 474. Siehe: FamilySearch. Kostenfrei.

Literatur

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  • Cabel, In: Adressbuch umfassend die Städte und Ortschaften des Kreises Calau 1929. Albert Heine, Cottbus 1929, S. 226, S. 261. PDF/ SLB BrandenburgDOK/ Opus 4
  • Cabel, In: Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1975, S. 65.
  • Cabel, In: Siegfried Körner: Ortsnamenbuch der Niederlausitz. Studien zur Toponymie der Kreise Beeskow, Calau, Cottbus, Eisenhüttenstadt, Finsterwalde, Forst, Guben, Lübben, Luckau und Spremberg. 1. Auflage, In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Band 36; Akademie-Verl. Berlin 1993, ISBN 3-05-000836-9, S. 41.
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Commons: Cabel/Kobłej – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien