Canon de 90 mm modèle 1877
Die Canon de Bange de 90 mm (auch Canon modèle 1877) war ein Geschütz der französischen Artillerie im 19. und 20. Jahrhundert. Das Rohr war aus Stahl und mit einem Verschluss des Systeme de Bange ausgestattet.[2] Sie war der Nachfolger der Canon Reffye de 85 mm und wurde durch die Canon de 75 mm modèle 1897 ersetzt. Ihr Einsatzzeitraum lag zwischen 1877 und 1944.
Canon de 90 mm modèle 1877 | |
---|---|
Allgemeine Angaben | |
Militärische Bezeichnung | Canon de Bange de 90 mm |
Entwickler/Hersteller | „Anciens Établissements Cail“ |
Entwicklungsjahr | 1877 |
Produktionsstart | 1877 |
Stückzahl | 3994 |
Modellvarianten | 2 |
Waffenkategorie | Feld- und Festungsartillerie |
Mannschaft | 5 |
Technische Daten | |
Gesamtlänge | Feldgeschützlafette: 4,75 m, Festungs/Belagerungslafette: 5,4 m |
Rohrlänge | 2.325 m |
Kaliber | 90 mm |
Kaliberlänge | L 25,58 |
Anzahl Züge | 27 |
Drall | 7° |
Kadenz | 2 Schuss/min |
Höhenrichtbereich | −6° bis +25° (Feldgeschütz)[1] −10° bis +40° (Festungs/Belagerungsgeschütz) Winkelgrad |
Ausstattung | |
Verschlusstyp | System de Bange |
Ladeprinzip | Manuell |
Munitionszufuhr | Manuell |
Hersteller war die Firma „Anciens Établissements Cail“ (Paris 18°).[3] Es wurden 3994 Exemplare zu einem Stückpreis von etwa 3800 Goldfrancs hergestellt.[1]
Bei Kriegsbeginn 1914 waren sie in der Hauptsache den Fußartillerieregimentern zugeteilt,[4] wurden aber auch von der Feldartillerie eingesetzt.[5]
Konzept
BearbeitenIhr Entwickler Charles Valérand Ragon de Bange war ein Polytechniker, Colonel der Artillerie und Direktor des „Atelier-de-précision“ des „Dépôt central“ in Paris.
Das System hatte als erstes einen gasdichten Schraubenverschluss, der so bis heute verwendet wird. Der Verschluss erlaubte einen ungleich besseren Einsatz als es bis dahin möglich gewesen war. Die bisherigen Systeme krankten daran, dass aus dem Verschluss Gase und Flammen austraten, was nicht nur die Kanoniere gefährdete, sondern auch zu einem unbefriedigenden Leistungsverlust führte. Durch den fehlenden Rohrrücklauf und das dadurch eventuell notwendige neue Einrichten nach jedem Schuss war jedoch ein wirksames Schnellfeuer nicht möglich. Dieses Manko konnte erst mit der Einführung des Nachfolgemodells Canon de 75 mm modèle 1897 behoben werden.
Diese Waffensystem hatte seine Sternstunden in den Kolonialkriegen, wurde allerdings auch massiv im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Letzteres war durch den großen Bedarf an Geschützmaterial bedingt. Die Höhenrichtung erfolgte über eine Handkurbel, die auf ein Schneckengetriebe wirkte. Die Festungs/Belagerungslafette wurde dann mit einem hydraulischen Rücklaufsystem Mle. 1883 ausgestattet.
Einsatzländer
BearbeitenWeitere Technische Daten
Bearbeiten- Kaliber der Felder: 90 mm
- Kaliber der Züge: 91 mm
- Lafette:
- Feldgeschützlafette Mle 1878
- Festungs/Belagerungslafette Mle 1880
- Gesamtlänge mit Feldgeschützlafette: 4,75 m
- Gesamtlänge mit Festungs/Belagerungslafette: 5,4 m
- Verschluss
- Gesamtlänge: 146 mm
- Gewindelänge: 88 mm
- Durchmesser in der Gewindetiefe: 102,5 mm
- Außendurchmesser des Gewindes: 110 mm
- Verschlussgewicht: 16,42 kg
- Gewichte
- Gewicht der Feldgeschützlafette: 680 kg
- Gewicht der Festungslafette mit Rädern M 95: 1118 kg
- Gewicht der Festungslafette mit Rädern „Arbel“: 1226 kg
- Gewicht in Feuerstellung mit Feldgeschützlafette: 1210 kg
- Gewicht in Feuerstellung Festungslafette mit Rädern M 95: 1648 kg
- Gewicht in Feuerstellung Festungslafette mit Rädern „Systéme Arbel“: 1756 kg
- Rohrgewicht: 530 kg
- Spurbreite
- Feldgeschützlafette: 1,525 m
- Festungslafette mit Rädern M 95: 1,545 m
- Festungslafette mit Rädern „Systéme Arbel“: 1,6 m
- Azimut
- 81° (alle Lafetten)[1]
- Munition
- Sprenggranate
- Gewicht: 7,95 kg
- Pulverladung: 0,280 kg Pulver Mc30 oder 0,350 kg Melinit
- Schrapnell
- Gewicht: 8,165 kg
- Pulverladung: 0,130 kg Pulver F1 oder F3
- 160 Kugeln zu je 15 Gramm
- Kartätsche
- Gewicht: 7,8 kg
- 123 Bleikugeln
-
Geschütz im Einsatz 1898. Gemälde von Étienne-Prosper Berne-Bellecour.
-
Umsetzen eines Geschützes (1898). Gemälde von Étienne-Prosper Berne-Bellecour.
-
Canon de 90 de Bange des 43e RAC, Gernicourt (Aisne), Januar 1915
-
Ausstellungsstück in einem Militärmuseum in Finnland.
-
Ausstellungsstück in einem Militärmuseum in Finnland.
-
Modifiziertes Geschütz im Zweiten Weltkrieg in Finnland.
Weitere Geschütze mit dem Verschluss des Systems de Bange
Bearbeiten- Canon de 80 modèle 1877: 80-mm-Gebirgsgeschütz
- Canon de 120 mm L modèle 1878: 120-mm-Feld- und Belagerungsgeschütz
- Canon de 155 mm L modèle 1877: 155-mm-Belagerungsgeschütz
- Mortier de Bange de 220: 220-mm-Belagerungsgeschütz (1880)
- Canon de 240 mm modèle 1884: 240-mm-Küsten- und Belagerungsgeschütz
- Mortier de 270 modèle 1885: 270-mm-Küsten- und Belagerungsgeschütz
- Mortier de 270 modèle 1889: 270-mm-Küsten- und Belagerungsgeschütz
Fußnoten und Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Fiche descriptive du Canon de 90 De Bange sur fortiffsere.fr
- ↑ http://basart.artillerie.asso.fr/article.php3?id_article=514 [Canon de 90mm, modèle 1877 (de Bange)]
- ↑ Page:Figuier - Les Merveilles de la science, 1867–1891, Tome 6.djvu/168. (2015, septembre 5). Wikisource. Page consultée le 08:19, septembre 5, 2015 à partir de //fr.wikisource.org/w/index.php?title=Page:Figuier_-_Les_Merveilles_de_la_science,_1867_-_1891,_Tome_6.djvu/168&oldid=5225025.
- ↑ Le canon 90 de Bange [1]
- ↑ Artillerie lourde [2]
- ↑ J D Sainsbury, The Hertfordshire Batteries of the Royal Field Artillery, Hart Books, Welwyn, 1996, ISBN 978-0-948527-04-3, S. 93
- ↑ Appendix 3 in Maj A.F. Becke,History of the Great War: Order of Battle of Divisions, Part 2b: The 2nd-Line Territorial Force Divisions (57th–69th), with the Home-Service Divisions (73rd–74th) and 74th and 75th Divisions, London: HM Stationery Office, 1937/Uckfield: Naval & Military Press, 2007, ISBN 1-84734-739-8.
Weblinks
Bearbeiten- L'artillerie du XIXe siècle, forsteynard.com – abgerufen am 3. Februar 2015
- fortiffsere – abgerufen am 3. Februar 2015
- Systeme Bange – abgerufen am 3. Februar 2015
- Les armements et les techniques de combat: Canons, jmpicquart.pagesperso-orange.fr – abgerufen am 3. Februar 2015
- [3] Fortiffsere
- [4] Les armements et les techniques de combat: Canons