Carl Friedrich Schoultz von Ascheraden

1720-1782

Freiherr Carl Friedrich Schoultz von Ascheraden, auch Karl Friedrich Schoultz von Ascheraden (* 19. Januar 1720 in Laupa, Estland; † 21. Januar 1782 in Ascheraden, Lettland) war ein schwedisch-baltischer Freiherr und Landespolitiker. Er setzte sich als Landrat für die livländische Bauernschaft ein und war ein Gegner der Leibeigenschaft.

Familienwappen der Freiherren Schoultz von Ascheraden

Werdegang

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Die militärische Laufbahn von Carl Friedrich begann 1732 als Kadettenschüler im Kadettenkorps in Sankt Petersburg. Ab 1739 war er Kornett im Braunschweigischen Kürassier-Regiment. 1741 diente er als russischer Kapitän im Dragoner-Regiment und reichte 1743 seinen Abschied ein. Er lebte von da an in Ascheraden und reiste nach Berlin und Böhmen. 1747 wurde er zum Kassadeputierten[1] der Livländischen Ritterschaft ernannt. Von 1759 bis 1765 war er livländischer Landrat und war in dieser Eigenschaft von 1761 bis 1764 Delegierter der Livländischen Ritterschaft in Sankt Petersburg und Moskau zu den Verhandlungen über die Privilegien der Ritterschaft und des neuen Landrechts. 1779 war er als Vertrauensmann der Livländischen Ritterschaft bei den Verhandlungen über die Einführung der Statthalterverfassung.[2]

Ascheradensches und Römershoffsches Bauernrecht

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1764 erließ er für seine Besitzungen das nach ihm benannte „Ascheradensche und Römershoffsche Bauernrecht“,[3] welches erstmals in lettischer Sprache veröffentlicht wurde. Mit dieser Zusage erhielten die Bauern das Recht auf Eigentum und Besitz von eigenem Land. Sie unterlagen nicht mehr der herrschaftlichen Hauszucht, durften nicht mehr gewaltsam von ihrem Landbesitz vertrieben werden und erhielten Klagerecht. Vielfach wurden Rechte und Schutzregelungen der Schwedenzeit wiedereingesetzt.[4] Damit wurde ein maßgeblicher Schritt gegen die Leibeigenschaft im Baltikum gegangen. Das „Ascheradensche und Römerhoffsche Bauernrecht“ wurde als eine Art Verfassungsurkunde für seine Leibeigenen gedruckt, in ihm fand die Anerkennung der Menschen- und Staatsbürgerrechte einen deutlichen Nachdruck.[5] Nicht in allen Kreisen und besonders nicht in der Mehrheit der adligen Standesgenossen fand dieses Bauernrecht Zustimmung.[6] Die Ritterschaft lehnte seine Schriften 1765 spottend ab und verweigerte auch, sie als bleibendes Recht auf Schoultzes eigenen Gütern anzuerkennen, da er damit die Rechte seiner Nachkommen beschneide.[7] Für seine Bemühungen, die auf seinem Gut seinen Tod größtenteils nicht überdauerten, wurde er vom Aufklärer Garlieb Merkel als einer der wenigen deutschbaltischen Gutsbesitzer als vorbildlich hervorgehoben.[8] Gemeinsam mit einigen Geistlichen zählte Carl Friedrich Schoultz von Ascheraden zu den ersten Vordenkern der Aufklärer im Baltikum. Der Historiker Eckardt nannte ihn in seiner Geschichte den „ausgezeichnetste[n] Mann, der während des 18. Jahrhunderts an den livländischen Angelegenheiten überhaupt Theil gehabt hat.“[9]; für Herder war er der „Gerechte auf A.**[= Aschenraden]“.[10] Sein Beispiel wirkte, wenn auch erst allmählich, auf eine Verbesserung der Lage der Bauern im ganzen Lande hin und leitete die Aufklärung ein, die ihren Abschluss in den Landtagsbeschlüssen über die Bauernemancipation von 1804 bis 1819 fand.[11]

Sein Vater war der schwedische Kapitän Martin Heinrich Schoultz von Ascheraden (um 1687 1736), der 1745 in 1. Ehe mit Jakobina von Stackelberg (1696–1717) und in 2. Ehe mit Anna Margaretha von Stackelberg (1694–1777) verheiratet war. Aus der 2. Ehe stammte Carl Friedrich, er heiratete 1745 Christina Helena von Liphart (1728–1790). Sie hatten keine Nachkommen.

Literatur

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  • Erich Donnert: Karl Friedrich Freiherr Schoultz von Ascheraden. In: ders: Agrarfrage und Aufklärung in Lettland und Estland. Livland, Estland und Kurland im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert. Peter Lang, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-57021-0, S. 75–86.
  • Joseph Girgensohn: Schoultz von Ascheraden, Karl Friedrich Freiherr. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 419 f.
  • Eduard Winkelmann: Bibliotheca Livoniae historica. Systematisches Verzeichniss der Quellen und Hülfsmittel zur Geschichte Estlands, Livlands und Kurlands. Weidmann, Berlin, 2., verbesserte und sehr vermehrte Ausgabe 1878, S. 478, Nr. 11283 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
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Einzelnachweise

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  1. Der Kassadeputierte war in Livland ein für drei Jahre gewählte ritterschaftlicher Wahlbeamte und Gehilfe des Landmarschalls bei der Verwaltung der Ritterkasse. Mit ihm hatten die Kassadeputierten dafür zu sorgen, dass die Kasse nicht mit überflüssigen Ausgaben belastet wurde. In: Baltisches Rechtswörterbuch[1] S. 131
  2. Russische Statthalterverfassung von 1775, in: Michael North, Geschichte der Ostsee: Handel und Kulturen, Band 6005 von Beck Reihe, Verlag C. H. Beck, 2011, ISBN 3-406-62182-1 online Seite 175 f.
  3. Astaf von Transehe-Roseneck: Gutsherr und Bauer in Livland im 17. und 18. Jahrhundert. Trübner, Straßburg 1890, S. 150 ff.
  4. Garlieb Helwig Merkel: Die Letten vorzüglich in Liefland am Ende des philosophischen Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Völker- und Menschenkunde (hg. v. Thomas Taterka). Wedemark 1998 (Original Leipzig 1796), S. 220.
  5. Garlieb Helwig Merkel, Die freien Letten und Esthen, Veröffentlicht 1820, Original von Oxford University, Digitalisiert 1. Juni 2007, Seite 134 online
  6. Die Auseinandersetzung über die Agrarfrage und die Leibeigenschaft. Von Carl Friedrich Schoultz von Ascheraden, In: Aufklärung im Baltikum: Leben und Werk des livländischen Gelehrten von August Wilhelm Hupel (1737–1819), Band 19 von Quellen und Studien zur baltischen Geschichte, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2006, ISBN 3-412-30805-6, Seite 208 ff online
  7. Garlieb Helwig Merkel: Die Letten vorzüglich in Liefland am Ende des philosophischen Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Völker- und Menschenkunde (hg. v. Thomas Taterka). Wedemark 1998 (Original Leipzig 1796), S. 64–66.
  8. Garlieb Helwig Merkel: Die Letten vorzüglich in Liefland am Ende des philosophischen Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Völker- und Menschenkunde (hg. v. Thomas Taterka). Wedemark 1998 (Original Leipzig 1796), S. 220.
  9. Eckardt, Julius (Hg.): Livland im achtzehnten Jahrhundert. Umrisse zu einer livländischen Geschichte. Bd. 1: Bis zum Jahre 1766. Leipzig 1876, S. 282.
  10. Herder, Johann Gottfried: Briefe zur Beförderung der Humanität. Sechste Sammlung. Briefe 77–80. In: (Ders.): Sämtliche Werke (hg. v. Bernhard Suphan). Bd. XVII. Nachdr. Hildesheim 1967 (Original Berlin 1881), S. 395.
  11. Ascheraden Stiftung – Geschichte und Namensherkunft, Personen: Schoultz: Karl Friedrich S. von Ascheraden, Freiherr