Castello di Sant’Andrea
Das Castello di Sant’Andrea ist die Ruine einer mittelalterlichen Niederungsburg oberhalb von Sant’Andrea Bagni, einem Ortsteil von Medesano in der italienischen Region Emilia-Romagna.
Castello di Sant’Andrea | ||
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Staat | Italien | |
Ort | Medesano, Ortsteil Sant’Andrea Bagni | |
Entstehungszeit | Zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts | |
Burgentyp | Niederungsburg | |
Erhaltungszustand | Ruinen der Fundamente | |
Bauweise | Bruchstein | |
Geographische Lage | 44° 43′ N, 10° 6′ O | |
Höhenlage | 217 m s.l.m. | |
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Geschichte
BearbeitenDie ursprüngliche Verteidigungsfestung ließen die Markgrafen Pallavicini aus dem Familienzweig von Ravarano in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbauen.[1]
1295 ordnete der Bürgermeister von Parma die Zerstörung der Burg an,[1] die aber Anfang des 14. Jahrhunderts im Auftrag der Da Cornazzanos wieder aufgebaut wurde. 1356 verkaufte sie Antoniolo Pallavicino an Giacomo und Bertrando Rossi, die in dem Kaufvertrag auch die mehr als 100 Vasallen übernahmen.[2]
1408 eroberte Ottobuono de’ Terzi die Burgen der Rossis von Sant'Andrea und Carona.[3] Die Brüder Giacomo und Pier Maria I. de’ Rossi verbündeten sich mit dem Markgrafen von Ferrara, Niccolò III. d’Este, und stellten den Antrag, dass er, wenn er Herrscher von Parma würde, ihnen die Wiedereinsetzung in die beiden Festungen und die Burgen von Castrignano, Tiorre, Pariano und Mattaleto, ebenso wie die Erlaubnis zum Wiederaufbau der Burgen von Mulazzano, Alberi, Porporano, Antesica und Mamiano oder der benachbarten Burg Basilicanova garantiere.[4]
Nach der Wiedereinsetzung in die Festung von Sant’Andrea 1428 verlor sie Pier Maria I. de’ Rossi erneut nach der Eroberung und Zerstörung des benachbarten Castello di Miano,[5] dessen Bewohner, die in das Castello di Sant’Andrea deportiert worden waren, die Tore den Truppen von Rolando Pallavicino öffneten.[6] Dennoch überzeugte Niccolò Piccinino 1441 Filippo Maria Visconti von dem Verrat des Markgrafen und ließ sich damit beauftragen, den Stato Pallavicino zu erobern. Rolando Pallavicino war gezwungen, zu fliehen,[7] und alle seine Besitzungen wurden vom Herzog von Mailand konfisziert, der 1442 dem Condottiere das Castello di Sant’Andrea und zahlreiche weitere Burgen in der Provinz Parma, darunter auch Solignano, Taro, Miano, Varano Marchesi, Banzola, Visiano, Cella, Tabiano, Monte Manulo, Bargone, Gallinella, Felegara und Monte Palero, gab.[1]
Später gab Niccolò Piccinino die Festung von Sant’Andrea an die Da Cornazzanos ab. Wenige Jahre später, nach der Machtübernahme durch Francesco I. Sforza, griff Pier Maria II. de’ Rossi die Burg an, brachte sie wieder in seinen Besitz[8] und erhielt 1449 die Investitur durch den Herzog von Mailand.[1]
1464 vermachte Pier Maria II. in seinem Testament das Castello di Sant’Andrea und zahlreiche weitere Burgen seinem Sohn Guido, aber 1482, während des Krieges der Rossis, stürmten die Truppen von Ludovico Sforza unter der Führung von Gian Giacomo Trivulzio die Burg, der bald die von Roccalanzona folgen sollte. Im Dezember desselben Jahres gelang es Guido de’ Rossi, wieder dort einzudringen, aber er gab sie am folgenden Tag wieder auf, als die Soldaten Gianfrancescos I. Pallavicino von Varano de’ Melegari eintrafen.[1] Letzterer brachte sich in den Besitz der Burg und nach dem Ende der Kämpfe behielt er es für sich und vererbte es seinen Nachkommen, auch wenn nach den Übereinkünften die Burg an Gualtiero Bascapé weitergegeben werden sollte.[9] Diese Nachkommen blieben bis 1805 Lehensnehmer von Varano de’ Melegari.[10]
Als die Festung ihre Verteidigungsaufgabe verlor, wurde sie vollständig aufgegeben und verfiel schnell, sodass im Jahre 1804 nur noch die Fundamente zu sehen waren,[1] die Anfang des 21. Jahrhunderts wiederentdeckt wurden.[11]
Beschreibung
BearbeitenVon der alten Burg sind heute nur noch einige Reste der Fundamente des Turms erhalten, der einst einen rechteckigen Grundriss von 20 Metern × 12 Metern hatte; diese Reste sind fast vollständig überwachsen. Die Sandwichmauern waren mit ordentlich aufgeschichteten Steinen verkleidet, zwischen denen Schutt aufgefüllt war.[11]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f Sant’Andrea. In: Castelli dell’Emilia-Romagna: Censimento e schedatura. Regione Emilia-Romagna, archiviert vom am 21. Dezember 2016; abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ Letizia Arcangeli, Marco Gentile: Le signorie dei Rossi di Parma tra XIV e XVI secolo. Firenze University Press, Florenz 2007. ISBN 978-88-8453-683-9. S. 29.
- ↑ Ottobono Terzi. In: Condottieri di Ventura. Archiviert vom am 20. Dezember 2016; abgerufen am 16. Februar 2022.
- ↑ Letizia Arcangeli, Marco Gentile: Le signorie dei Rossi di Parma tra XIV e XVI secolo. Firenze University Press, Florenz 2007. ISBN 978-88-8453-683-9. S. 44.
- ↑ Angelo Pezzana: Storia della città di Parma continuata. 2. Tomo. Ducale Tipografia, Parma 1842. S. 287.
- ↑ Angelo Pezzana: Storia della città di Parma continuata. 2. Tomo. Ducale Tipografia, Parma 1842. S. 292.
- ↑ Angelo Pezzana: Storia della città di Parma continuata. 2. Tomo. Ducale Tipografia, Parma 1842. S. 446–448.
- ↑ Letizia Arcangeli, Marco Gentile: Le signorie dei Rossi di Parma tra XIV e XVI secolo. Firenze University Press, Florenz 2007. ISBN 978-88-8453-683-9. S. 60.
- ↑ Letizia Arcangeli, Marco Gentile: Le signorie dei Rossi di Parma tra XIV e XVI secolo. Firenze University Press, Florenz 2007. ISBN 978-88-8453-683-9. S. 253.
- ↑ Storia del Capoluogo. Comune di Varano de’ Melegari, archiviert vom am 31. August 2018; abgerufen am 16. Februar 2022. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b “I castelli dei Rossi nel Parmense”: un volume che va alla scoperta di alcuni dei più affascinanti e misteriosi luoghi del Parmense. In: Emilia Misteriosa. Abgerufen am 16. Februar 2022.
Quellen
Bearbeiten- Letizia Arcangeli, Marco Gentile: Le signorie dei Rossi di Parma tra XIV e XVI secolo. Firenze University Press, Florenz 2007. ISBN 978-88-8453-683-9.
- Angelo Pezzana: Storia della città di Parma continuata. 2. Tomo. Ducale Tipografia, Parma 1842.