Christian Friedrich von Harling

deutscher Verwaltungsjurist, Drost von Iburg, Kammerdiener, Hofkavalier, Kurfürstlich Hannoverscher Oberstallmeister und Geheimer Rat

Christian Friedrich von Harling (auch: Friedrich Christian von Harling;[1] * 21. August 1631 auf dem Gut Neuenfelde bei Oldenburg (Oldenburg); † 4. Juli 1724 in Hannover) war ein deutscher Kammerdiener, Hofkavalier,[2] Kurfürstlich Hannoverscher Oberstallmeister[3] und Geheimer Rat.[1]

Der Oberstallmeister von Harling am 20. April 1680 mit Allongeperücke und barockem Gewand
 
Wappen des Christian Friedrich von Harling

Geboren zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges als Abkömmling des Adelsgeschlechtes von Harling auf dem Gut Nienfelde (beziehungsweise Neuenfelde) bei Oldenburg, begann Christian Friedrich von Harling im Jahr des Westfälischen Friedens 1648 sein Studium in Helmstedt an der dortigen Academia Julia Carolina.[2]

Von 1650 bis 1655 wirkte von Harling als Konventuale in Lüneburg im dortigen Kloster St. Michaelis.[2] Ab 1659[4] trat er als Hofkavalier in die Dienste von Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg,[2] als dieser noch protestantischer Bischof in Osnabrück war.[3]

1662 heiratete von Harling Anna Catharina von Offen,[4] die Erste Hofdame der nachmaligen Kurfürstin Sophie von der Pfalz, die zugleich die Erzieherinnen der hannoverschen Prinzen und Prinzessinnen war.[3] Insbesondere zahlreiche der sogenannten „Harling-Briefe“ von Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans und Schwägerin von König Ludwig XIV. von Frankreich, „[...] an die Oberhofmeisterin Anna Katharina von Harling, geb. von Offeln, und deren Gemahl Christian Friedrich von Harling, Geheimrat und Oberstallmeister, zu Hannover“, haben sich aus einer umfangreichen schriftlichen Korrespondenz erhalten (siehe Literatur).

Ebenfalls um 1662 wurde von Harling zunächst zum Stallmeister seines Landesherrn ernannt. Rund ein Jahrzehnt später wurde er 1672 zum Drost von Iburg erhoben. Etwa vier Jahre später nahm er 1676 am Niederländischen Krieg teil.[2] 1680 wurde er zum Oberstallmeister befördert.[4]

 
Christian Friedrich von Harling (ganz rechts) als Schleppen-Träger des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg und späteren Kurfürsten Ernst August während des Staatsbegräbnisses für Johann Friedrich, Fürst von Calenberg, am 20. April 1680;
Kupferstich des hierfür von Leibniz gerufenen Johann Georg Lange

Ab 1684 bewohnte Anna Katharina das ihr von Ernst August, Herzog von Braunschweig-Lüneburg geschenkte sogenannte „Harlingsche Haus“ in der Calenberger Straße 29/30 „[...] auf der Neustadt“ bei Hannover.[5]

1695 wurde von Harling zum Geheimen Rat ernannt.[4]

Der von dem Kammerdiener Christian Friedrich von Harling im Jahr 1700 versandte Brief an den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz,[2] der im Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek verwahrt wird, zählt heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.[6]

 
Doppelgrabstein (heute Epitaph) mit seiner Ehefrau Anna Catharina von Offen an der südlichen Kirchturm-Aussenmauer der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in der Calenberger Neustadt von Hannover

1701 erwarb das Ehepaar eine Begräbnisstätte in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis.[4] Wenige Jahre nach seiner Ehefrau starb auch Christian Friedrich von Harling in der Residenzstadt Hannover. Durch kurfürstliches Privileg für die hochgestellten Hofbeamten wurde er ebenso wie seine Frau – und nach ihnen auch Leibniz – innerhalb der Kirche bestattet. Der Doppelgrabstein von von Harling und von Offen findet sich heute – gleichsam als Epitaph – mit den Wappen der beiden an der Südwand des Kirchturmes in der Calenberger Neustadt.[3]

Literatur

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  • Liselotte von der Pfalz in ihren Harling-Briefen. Sämtliche Briefe der Elisabeth Charlotte, Duchesse d'Orléans, an die Oberhofmeisterin Anna Katharina von Harling, geb. von Offeln, und deren Gemahl Christian Friedrich von Harling, Geheimrat und Oberstallmeister, zu Hannover; ergänzt durch ein Gesamtinventar ihrer bisher bekannten Briefe an verschiedene Empfänger (= Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Speyer, Bd. 102), hrsg., kommentiert und eingeleitet von Hannelore Helfer. Mit einem Glossar von Malte-Ludolf Babin, 2 Bände, Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 2007, ISBN 978-3-7752-6126-5 und ISBN 3-7752-6126-5
  • Eduard Bodemann (Hrsg.): Elisabeth Charlotte von Orléans. Briefe an ihre frühere Hofmeisterin A. K. v. Harling, geb. v. Uffeln, und deren Gemahl, Geh. Rath Fr. v. Harling zu Hannover (in Frakturschrift), Nachdruck der Ausgabe Hannover; Leipzig; Hahnsche Hofbuchhandlung von 1895, Hildesheim; Zürich; New York: Olms, 2004, ISBN 3-487-12055-0
  • Sigrun Pas (Hrsg.), Hannelore Helfer: Elisabeth Charlotte von Orléans und ihre Beziehung zu Anna Katharina und Christian Friedrich Freiherr von Harling. In: Liselotte von der Pfalz: Madame am Hofe des Sonnenkönigs, Begleitschrift zur Ausstellung der Stadt Heidelberg zur 800-Jahr-Feier vom 21. September 1996 bis 26. Januar 1997 im Heidelberger Schloß, Heidelberg, 1996
  • Hannelore Helfer: „Man muß allezeit thun waß raisonabel - es gefalle oder nicht - undt in übrigen gott walten laßen.“ Liselotte von der Pfalz und ihre Briefe. In: Hugenotten, Hrsg.: Deutsche Hugenotten-Gesellschaft, Bad Karlshafen, 2009, ISSN 0012-0294
  • Mareike Böth: Erzählweisen des Selbst. Körperpraktiken in den Briefen Liselottes von der Pfalz (1652–1722) (= Selbstzeugnisse der Neuzeit, Bd. 24), zugleich Dissertation 2012 an der Universität Kassel, Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 2015, ISBN 978-3-412-22459-2 und ISBN 3-412-22459-6, passim; großteils online über Google-Bücher
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Commons: Christian Friedrich von Harling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Eintrag in der Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek
  2. a b c d e f Michael Kempe (Verantw.): Harling, Christian Friedrich von (4. 7. 1724) in der Personen- und Korrespondenzdatenbank der Leibniz-Edition, zuletzt abgerufen am 30. Juni 2016
  3. a b c d Annette v. Boetticher: Grabsteine, Epithaphe und Gedenktafeln der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover, Broschüre DIN A5 (20 Seiten, teilweise mit Abbildungen), hrsg. vom Kirchenvorstand der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis, Hannover: 2002, S. 6, v. a. S. 14
  4. a b c d e Harling, Christian Friedrich von in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Bearbeitung vom 12. November 2008, zuletzt abgerufen am 30. Juni 2016
  5. Harling, Anna Katharina von in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Bearbeitung vom 12. September 2008, zuletzt abgerufen am 30. Juni 2016
  6. Georg Ruppelt (Verantw.): Aufnahme des Briefwechsels von Gottfried Wilhelm Leibniz in das Register des UNESCO-Weltdokumentenerbes / Urkundenübergabe an die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek am 1. Juli 2008 um 19:30 Uhr im Ballhof in Hannover, illustrierte und kommentierte Festschrift; herunterladbar (Memento vom 22. Februar 2016 im Internet Archive) als PDF-Dokument