Christine (1983)
Christine ist ein Horrorfilm nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King aus dem Jahre 1983. Regie führte John Carpenter, der auch die Filmmusik komponierte.
Film | |
Titel | Christine |
---|---|
Originaltitel | John Carpenter’s Christine |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1983 |
Länge | 110 Minuten |
Altersfreigabe |
|
Stab | |
Regie | John Carpenter |
Drehbuch | Bill Phillips |
Produktion | Richard Kobritz |
Musik |
|
Kamera | Donald M. Morgan |
Schnitt | Marion Rothman |
Besetzung | |
| |
→ Synchronisation |
Handlung
BearbeitenIn einer dunstigen, geschäftigen Detroiter Fabrikhalle rollen 1957 die neuen 1958er Modelle des Plymouth Fury auf dem Montageband zur Endkontrolle. Sämtliche Fahrzeuge sind in beige lackiert, nur eins in rot mit weißem Dach. Vor den roten Fury tretend, hält ein Kontrolleur das Band an, öffnet dessen Motorhaube und hält sich am Frontblech fest, um unter dem Wagen etwas zu prüfen. Die Haube löst sich aus der Aufstellposition und schlägt hart auf seine Hand. Nachdem er vom Sanitäter verbunden und aus der Halle begleitet wird, steigt ein Kontrolleur mit brennender Zigarre ins rote Fahrzeug. Er schaltet das Autoradio ein, aus dem zeitgenössischer Rock 'n Roll klingt. Lässig schnippt er Zigarrenasche auf die durch Plastikfolie geschützte vordere Sitzbank. Beim Erklingen der Feierabendglocke verlassen alle Arbeiter bis auf einen die Halle. Dieser schaut anschließend am Band nach dem rechten und bemerkt noch eingeschaltete Scheinwerfer und ein laufendes Autoradio am roten Fury. Da niemand erkennbar im Wagen zu sitzen scheint, öffnet er die linke Tür, aus der sein Kollege tot herausfällt.
Zeitsprung nach 1978. Der Highschool-Schüler Arnie Cunningham ist ein schwacher Typ und der Prügelknabe einer vierköpfigen Schülergang mit Buddy Repperton als Anführer.
Eines Tages entdeckt er einen stark restaurierungsbedürftigen 1958er Plymouth Fury in rot/weißer Speziallackierung und verliebt sich in den Oldtimer. Er kauft ihn sofort vom finsteren Bruder des verstorbenen Erstbesitzers und erfährt dabei, dass der Wagen auf den Namen Christine hört. Er restauriert das Auto in mühevoller Handarbeit in Will Darnells Selbstschrauber-Garage. Man erfährt später, dass einst in diesem Auto schon mehrere Menschen auf mysteriöse Weise zu Tode gekommen sind.
Während der Arbeit verändert sich Arnies Charakter, er wird selbstbewusster, aber auch arroganter. Der Wagen ergreift Besitz von Arnie, der sich immer mehr von seinen Eltern und seinem besten Freund Dennis absondert, und stellt allmählich den Mittelpunkt in seinem Leben dar.
Als Buddy Repperton mit seinen Freunden eines Nachts mutwillig den inzwischen komplett restaurierten Wagen völlig demoliert, jagt Arnie, nachdem er die Tat entdeckt, in seiner Wut und Aufregung sogar seine neue Freundin Leigh weg. Der Wagen erwacht zum Leben, repariert sich selbst und macht mörderische Jagd auf die Mitglieder der Schülergang, was zuerst einen und unwesentlich später in einem Feuerinferno an einer Tankstelle auch die restlichen drei Mitglieder das Leben kostet. Außerdem ist das Auto während seiner Selbstständigkeit für einen weiteren Toten verantwortlich, nämlich für Will Darnell, weil diesem der abgebrannte Wagen ohne Fahrer bei der Rückkehr auffällt. Von dem roten Plymouth, der für ihn eine soziale Ersatzbeziehung verkörpert, vollends in Bann geschlagen, verfällt Besitzer Arnie zunehmend dem Wahn, sich für erlittene Kränkungen an der ganzen Welt rächen zu wollen, was seinen einzigen menschlichen Freund Dennis zutiefst verunsichert.
Um das Morden zu beenden und Arnie wieder zur Vernunft zu bringen, beschließen Leigh und Dennis, Christine zu zerstören. Mit einer Planierraupe stellen sie sich einer brutalen Auseinandersetzung, die für Arnie als blindwütigen Angreifer (hinter dem Steuer) tödlich endet. Jedoch versucht Christine anschließend, den Kampf eigenständig weiterzuführen. Es gelingt Leigh und Dennis jedoch, mit dem schweren Raupenfahrzeug Christine vollständig zu zerstören.
Ein begleitendes Motiv ist die Musik der 1950er Jahre, welche immer dann aus dem Radio des Fahrzeugs kommt, wenn das Auto zu einer Gefahr wird. Dies findet seinen Ausdruck in den letzten Worten des Films (Leigh): „Ich hasse Rock ’n’ Roll.“ Und erst in dieser letzten Szene des Films kommen an der endgültigen Vernichtung von Christine Zweifel auf.
Synchronisation
BearbeitenDie deutsche Synchronfassung entstand bei der cine - adaption GmbH Film- und Fernsehsynchronisation, München. John Pauls-Harding schrieb das Dialogbuch und führte Regie.[1]
Figur | Darsteller | Deutscher Sprecher |
---|---|---|
Arnie Cunningham | Keith Gordon | Pierre Franckh |
Dennis Guilder | John Stockwell | Pierre Peters-Arnolds |
Leigh Cabot | Alexandra Paul | Simone Brahmann |
George LeBay | Roberts Blossom | Leo Bardischewski |
Will Darnell | Robert Prosky | Gernot Duda |
Rudolph Junkins | Harry Dean Stanton | Klaus Höhne |
Michael Cunningham | Robert Darnell | Willi Röbke |
Regina Cunningham | Christine Belford | Marianne Hoffmann |
Buddy Repperton | William Ostrander | Tommi Piper |
Anmerkungen
Bearbeiten- Stephen King war zur Zeit der Dreharbeiten so populär, dass mit der Produktion des Films begonnen wurde, bevor der Roman erschien, was erhebliche Unterschiede im Ablauf des Films ergab.
- Wie oft üblich wurden auch bei dem Drehbuch zu diesem Film einige Teile aus der Romanvorlage weggelassen oder verändert:
- Während im Film der Bruder des toten Roland D. LeBay dessen Wagen an Arnie verkauft, tut dies im Roman der noch lebende LeBay selbst, verstirbt aber kurze Zeit später. Sowohl im Film als auch im Roman besitzt der Wagen von Anfang an offenbar ein Eigenleben, jedoch ist im Roman der tote Erstbesitzer in der Lage, als Geist in seinem ehemaligen Wagen fortzuleben und ihn auch zu steuern. Im Film kommt dieser Aspekt allerdings nicht vor. Auch findet der Wagen im Film bereits in der Werkhalle des Herstellers sein erstes Todesopfer.
- Die Handlung wurde im Film von Pennsylvania nach Kalifornien verlegt.
- Im Roman spielt ein Plymouth Fury, Modell 1958, die „Hauptrolle“. Für die Verfilmung sollte darauf Wert gelegt werden, nur originalgetreue 1958er Fury aufzukaufen. Weil aber nur noch wenige gut erhaltene Plymouth-Fury-Modelle zu finden waren, wurden auch Fahrzeugmodelle vom Typ Plymouth Savoy und Plymouth Belvedere verwendet, die jedoch fast die gleiche Karosserie haben. Für die Dreharbeiten wurden insgesamt 24 58-er Plymouth auf sämtlichen Schrottplätzen und von verschiedenen Fahrzeughaltern in den USA aufgekauft und restauriert sowie als Ersatzteillager verwendet, damit alle Fahrzeuge gleich aussahen. Während der Dreharbeiten wurden die meisten von ihnen bis auf zwei Exemplare zerstört. Insgesamt wurden für die Autos und die Restaurierung der Fahrzeuge ca. 1,5 Millionen Dollar aufgewendet.[2] Die beiden übrig gebliebenen sowie gut erhaltenen Wagen wurden für Promotionzwecke eingesetzt und später an Sammler weiterverkauft.[3]
- Im Buch zerstören Dennis Guilder und Leigh Cabot Christine mit einem „Kackesauger“ (Pumpwagen) namens Petunia, ebenfalls ein Fahrzeug mit einem Mädchennamen. Dennis’ Schwierigkeiten, mit der schwergängigen Lkw-Schaltung umzugehen, werden anschaulich dargestellt, u. a. bricht er sich sein bereits verletztes linkes Bein dabei erneut. Im Film wird eine Planierraupe ohne Namen dafür verwendet.
- Im Buch wird am Ende angedeutet, dass der Horror mit der Zerstörung Christines noch nicht vorbei ist, u. a. erfährt man, dass der letzte Überlebende von Buddy Reppertons Gang, Sandy Galton, durch ein Auto getötet wird. Auch in der Film-Schlussszene auf dem Schrottplatz erfolgt eine solche Andeutung. Nachdem die Kamera auf den Schrottquader aus der Schrottpresse zugefahren ist, bewegen sich zwei Streben des Kühlergrills. Dies soll vermutlich symbolisieren, dass die vermeintlich endgültige Zerstörung von Christine doch nicht erfolgreich war.
- Der Film hat einige logische Fehler bezüglich des Wagens, so wird beispielsweise gezeigt, wie sich die Türen von selbst verriegeln, jedoch weder der Fury noch die anderen Modelle des besagten Baujahres hatten Verriegelungsknöpfe, sondern wurden mit Hilfe der Griffe von innen verriegelt.
- Im Buch ist die Beschreibung des Wagens widersprüchlich. So wird Christine anfangs als "1958er Fury Sportcoupé" beschrieben, ein Modell mit zwei Türen. Später jedoch ist von einer Limousine (Sedan) mit 4 Türen die Rede. Das sind Fehler im Buch, die der Film dadurch ausbügelte, dass er sich für das zweitürige Modell entschied, das nicht nur besser aussieht, sondern auch das einzige war, das es 1958 als "Fury" zu kaufen gab.
- Das Buch erwähnt, dass es den Fury nicht in Rot gab, und dass Christine eine Sonderanfertigung mit rotem Lack war. In der Tat wurde 1958 der Fury ausschließlich in der Farbe "Buckskin Beige" angeboten. Der Film gibt diese Tatsache wieder, indem in der Montagehalle alle Autos beige sind – außer der knallroten Christine. Dies ist auch eine schöne Einführung, in der ohne ein Wort zu sagen bereits gezeigt wird, dass Christine etwas Besonderes ist.
- Puristen werden bemängeln, dass die "Furys" in der Montagehalle silberne Zierstreifen und Grills haben; beim Originalmodell waren sie jedoch goldfarbig. Die silberne Farbe entspricht dem preiswerteren Modell "Belvedere" mit gleicher Karosserie. Tatsächlich hätte man, wenn man 1958 einen Neuwagen kaufen wollte, der aussieht wie Christine, einen Belvedere in "Toreador Red" kaufen können.
- Die Szene mit der Explosion einer Tankstelle und der Fahrt des brennenden Wagens musste beim ersten Anlauf klappen, da sie komplett echt realisiert wurde. Der Stuntfahrer hierfür war Terry Leonard.
- Der Tod des Garagenbesitzers W. Darnell ist im Buch auch keineswegs so wie im Film. Dort stirbt er, indem Christine zu ihm nach Hause kommt, ins Haus eindringt und alles zerstört. Er kann sich auf die Treppe retten, fällt aber durch Christines massive Zerstörungen herunter und wird dreimal von ihr überfahren, bevor sie wieder verschwindet.
- Für die Regenerationsszenen des Plymouth wurden Karosserieteile von innen mit Zugdrähten versehen. Im Film laufen die entsprechenden Szenen dann rückwärts, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
- Die gelbe Planierraupe, die im Film den Plymouth Christine platt walzt, ist eine Caterpillar 977 K mit fehlendem R auf der Kühlerhaube.[4]
- In der Schlusssequenz am Schrottplatz hat der Sänger George Thorogood einen kurzen Auftritt als Schrottplatzarbeiter. Von ihm stammt auch die Vorspannmusik Bad to the Bone.
- Aus psychologischer Sicht spiegelt das Verhältnis zwischen Arnie und Christine das von Eija-Riitta Eklöf-Berliner-Mauer geprägte Phänomen der Objektophilie wider.
Im Buch gibt es einen Epilog, in dem D. Guilder beschreibt, dass der Plymouth zwar in der Schrottpresse endet, aber dass einer der Beamten sich eine Schnittwunde an dem Würfel holt, jedoch behauptet, gebissen worden zu sein. Ein bizarrer Mord in L. A., bei dem der Vorführer eines Autokinos ums Leben kam, weil ein Auto durch die Front der Snackbar raste und ihn tötete, macht D. Guilder Schwierigkeiten zu glauben, dass nicht alles wieder von vorne anfängt, das Auto den Weg nach Osten nimmt und ihn sich als Letztes aufhebt.
Kritiken
Bearbeiten„John Carpenter, Spezialist für unheimliche Stoffe, spielt ironisch auch diesmal mit Angst und Schrecken, aber trotz aller Trickeffekte und manchen Feuerwerks ohne besonderen Erfolg.“
Trivia
BearbeitenBei den Dreharbeiten kamen 20 1958er Plymouth Fury zum Einsatz, von denen nur zwei nach den Dreharbeiten ohne Totalschaden blieben.
In der Nebenrolle als Inspektor Junkins ist Schauspieler Harry Dean Stanton zu sehen. Als Darsteller wurde Stanton von dem deutschen Regisseur Wim Wenders gefördert, in dessen Film Paris, Texas von 1984 übernahm Stanton eine seiner wenigen Hauptrollen.
Nach der anfänglichen Rückblende beginnt die Gesamthandlung im September 1978. Mit Ausnahme des 1977er Plymouth Fury von Inspektor Junkins sind die weiteren Fahrzeuge der Haupt- und Nebendarsteller deutlich gebrauchte bis ältere Fahrzeuge. Will Darnells Cadillac Coupe DeVille entstammt dem Modelljahr 1974, ähnlich wie der Volvo 144 von Arnies Eltern. Dennis Guilders Dodge Charger ist ein 1968er, Buddy Reppertons Chevrolet Camaro ein 1967er Modell.
Literatur
Bearbeiten- John Kenneth Muir: Horror Films of the 1980s. McFarland & Company, Jefferson NC 2007, ISBN 978-0-7864-5501-0, Christine, S. 304–306 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Frank Schnelle: Suspense, Schock, Terror. John Carpenter und seine Filme. Verlag Robert Fischer, Stuttgart 1991, ISBN 3-924098-04-2.
Weblinks
Bearbeiten- Christine bei IMDb
- Christine bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Christine bei Metacritic (englisch)
- Christine in der Online-Filmdatenbank
- Christine in der Deutschen Synchronkartei
- Vergleich der Schnittfassungen Tele 5 ab 12 – FSK 16 von Christine bei Schnittberichte.com
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Christine (1983). In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 21. Mai 2023.
- ↑ Jim Benjaminson: Plymouth 1946-1959: Christine, Curse or Blessing?? In: allpar.com. Abgerufen am 6. Februar 2016 (englisch).
- ↑ Christine, the most famous Plymouth Fury. In: allpar.com. Abgerufen am 5. Februar 2016 (englisch).
- ↑ IMCDb.org: Caterpillar 977 K in "Christine, 1983". In: imcdb.org. Abgerufen am 22. Februar 2021.
- ↑ Christine. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.