Christine Prayon

deutsche Schauspielerin und Kabarettistin

Christine Prayon [kʁistin pʁɛ.jɔ̃][1] (* 22. Mai 1974 in Bonn[2]) ist eine deutsche Schauspielerin und Kabarettistin.

Christine Prayon, 2019
Verleihung des Dieter-Hildebrandt-Preises 2019

Die Vorfahren Christine Prayons stammen aus den belgischen Ardennen. Sie selbst wuchs in einer konservativ-katholischen Familie auf: Ihr Großvater war General der belgischen Armee, ihr Vater Oberst der Bundeswehr. Sie besuchte Schulen in Bonn und Waldbröl. Nach dem Abitur 1993 studierte sie zunächst ab 1994 Germanistik und Romanistik in Köln, bevor sie von 1996 bis 2000 an der Theaterakademie August Everding in München eine Schauspielausbildung absolvierte. 1996 hatte sie auch mit einer kleinen Rolle in einer Daily Soap ihr Fernsehdebüt.[3]

Danach war sie an verschiedenen deutschen Bühnen engagiert und wirkte in diversen Fernsehproduktionen mit, z. B. 2002 in der 8. Staffel des Bullen von Tölz. Prayon hatte Rollen bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall und den Schlossfestspielen Neersen und war von 2002 bis 2004 Ensemblemitglied am Theater Baden-Baden. Von 2004 bis 2008 gehörte sie dem Ensemble des Renitenztheaters in Stuttgart an.

Gemeinsam mit Eva Eiselt trat Prayon von 2005 bis 2008 als „Top Sigrid“ auf. Mit dem Bühnenprogramm „Wir machen alles“ tourten sie im deutschsprachigen Raum und gewannen 2006 sowohl den Haupt- als auch den Publikumspreis beim Kabarett-Nachwuchswettbewerb Stuttgarter Besen im Rahmen des Stuttgarter Kabarett-Festivals. Im selben Jahr wurde das Duo auch mit dem Kleinkunstpreis Baden-Württemberg bedacht.[4] 2009 gründete sie mit der Schauspielerin Sarah Masuch das Kabarett-Duo Bleckonweit. Außerdem ist sie seit 2008, neben Helge Thun, Jakob Nacken und Udo Zepezauer, unregelmäßig Gastgeberin der Veranstaltungsreihe „Comedy Stube“ im Sudhaus Tübingen.[5]

Im Januar 2010 feierte Prayon mit ihrem ersten Soloprogramm „Die Diplom-Animatöse“ im Theaterhaus Stuttgart Premiere. Im selben Jahr belegte sie, nachdem sie zuvor schon den „Dortmunder Kabarett & Comedy PoKCal“ gewonnen hatte,[6] im Wettbewerb um das Passauer Scharfrichterbeil den zweiten Platz.[7]

Vom 7. Oktober 2011 bis 23. September 2022[8] wirkte sie als Birte Schneider in der heute-show des ZDF mit. Zuvor hatte sie während der Proteste gegen Stuttgart 21 auf Kundgebungen satirische Reden gehalten und u. a. die damalige Landesministerin Tanja Gönner persifliert,[9] wodurch eine Redakteurin der Sendung auf sie aufmerksam wurde. Am 26. März 2013 hatte Prayon einen Auftritt in der Kabarett-Sendung Neues aus der Anstalt[10] und am 26. Mai 2015,[11] sowie am 24. Mai 2016, am 23. Oktober 2018, und am 3. November 2020 in der Nachfolgesendung Die Anstalt. Im Juli 2013 äußerte Prayon gegenüber der Stuttgarter Zeitung, sie würde nie in der Sendung Satire Gipfel auftreten, weil deren Gastgeber Dieter Nuhr „eine Systemstütze“ sei, Kabarett aber gegen die Herrschenden gemacht werden müsse.[12] Weitere Fernsehauftritte hatte Prayon ab 2013 auch in Christian Ehrings Satire-Show Extra 3.[13] Ferner hatte sie Gastauftritte in den Sendungen NightWash am 7. Juni 2012[14], Pufpaffs Happy Hour am 4. November 2012,[15] am 20. Juli 2014[16], am 11. November 2018 und am 11. Oktober 2020[17] sowie Olafs Klub (MDR) am 16. Oktober 2021.[18] Bei der Preisverleihung des Dieter-Hildebrandt-Preises am 14. Mai 2019 in München kritisierte Prayon in ihrer Dankesrede die Abkehr der Stadt vom LiMux-Projekt[19] und spendete das Preisgeld von 10.000 Euro an die Free Software Foundation Europe,[20] worüber anwesende lokale Medien unisono nicht berichteten.[21]

Am 19. Oktober 2019 fand im Stuttgarter Renitenztheater die Premiere von Prayons zweitem Soloprogramm „Abschiedstour“ statt.[22] Anlässlich einer Voraufführung von „Abschiedstour“ in Kiel am 12. Oktober titelten die Kieler Nachrichten „Ganz großes Kabarett“ und zählten Prayon „zu den besten Kabarettisten des Landes“.[23]

Im Dezember 2021 las sie für die heute-show in einem YouTube-Video den vollständigen Koalitionsvertrag der 20. Wahlperiode des Bundestages der Ampelkoalition in 8 Stunden und 50 Minuten laut vor.[24]

In einem Interview mit der KONTEXT:Wochenzeitung im Juni 2023 äußerte sich Prayon erstmals zur Beendigung ihrer Zusammenarbeit mit der heute-show.[8][25] Aus ihrer Sicht würden in der Satiresendung hinsichtlich Corona oder beim Ukrainekrieg Narrative und Positionen von Gruppen, die gesellschaftlich in der Hierarchie weit oben stehen, unablässig wiederholt und gleichzeitig Stimmung gegen Andersdenkende gemacht.[8] Sie wolle sich nicht daran beteiligen, Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben.[8] In diesem Zusammenhang kritisierte sie auch den Satiriker Jan Böhmermann. Dieser hatte sich in seiner Sendung ZDF Magazin Royale am 19. November 2021 unter anderem über Menschen empört, die nicht gegen COVID-19 geimpft sind („Ungeimpfte“) und zwei Stinkefinger gezeigt.[26] Prayon äußerte hinsichtlich der Gründe, warum sie auch in anderen Satiresendungen wie Die Anstalt nicht mehr auftritt, wenn man „das große Fass Kapitalismuskritik“ aufmache und es wirklich ernst meine, sei man „draußen“.[8] Über die Klimaaktivisten des Bündnisses Letzte Generation, die sich auf der Straße festkleben, sagte sie, diese würden kriminalisiert, weil sie durch das Lahmlegen des Verkehrs, durch das Leute nicht zur Arbeit kommen, das bestehende System des Kapitalismus zum Bröckeln brächten. Das kenne sie noch vom Protest gegen Stuttgart 21.[8] Das Interview war Gegenstand einer breiten Berichterstattung[27][28][29][30] und wurde eingehend kommentiert, unter anderem von Arno Frank[31] und El Hotzo.[32]

Am 12. Februar 2024 war Prayon in der Fernsehsendung MDR um 4 zu Gast zum Interview mit Peter Imhof.[33]

Privatleben

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Prayon lebt in Berlin-Karlshorst,[8] ist verheiratet[8] und hat einen Sohn.[34]

Filmografie (Auswahl)

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Auszeichnungen

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Hörbücher

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Commons: Christine Prayon – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. nach der Vorstellung durch Sebastian Pufpaff in Pufpaffs Happy Hour vom 11. November 2018 (Youtube, ab Min. 4:34)
  2. Vita. Abgerufen am 29. Juni 2023.
  3. Verbotene Liebe – Folge 339. Abgerufen am 29. Juni 2023 (deutsch).
  4. 20 Jahre Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. In: Kultusportal Baden-Württemberg. 27. April 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. Juni 2023.
  5. Info. Abgerufen am 29. Juni 2023.
  6. 2010: Christine Prayon gewinnt 6. PoKCal. Solo der Ex-„Top Sigrid“ siegreich. In: Wichern.net. 27. Januar 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. Juni 2023.
  7. ScharfrichterBeil: Messerscharfes Kabarett (Memento vom 6. Dezember 2010 im Internet Archive) auf BR-Online
  8. a b c d e f g h Susanne Stiefel: Christine Prayon, Kabarettistin: Birte spielt nicht mehr mit. Interview. 28. Juni 2023, abgerufen am 29. Juni 2023.
  9. Susanne Stiefel: Hosen runter. 9. Januar 2013, abgerufen am 29. Juni 2023 (deutsch).
  10. Neues aus der Anstalt – Folge 57 – 26.03.13 – HD. Abgerufen am 29. Juni 2023 (deutsch).
  11. ZDF Livestreams und Programmübersicht. Abgerufen am 29. Juni 2023.
  12. Rupert Koppold: Christine Prayon im Porträt „Verstören Sie Ihre Zuschauer gern?“ In: Stuttgarter Zeitung. 20. Juli 2013, abgerufen am 4. Juli 2023.
  13. Christine Prayon im Studio. NDR, 24. April 2013, abgerufen am 29. Juni 2023.
  14. Pass auf! Pass auf! Pass auf! – Christine Prayon – NightWash auf YouTube, 22. April 2018, abgerufen am 5. Juli 2023.
  15. Christine Prayon: Ein Besuch in einem italienischen Restaurant | Pufpaffs Happy Hour auf YouTube, abgerufen am 4. Juli 2023.
  16. Christine Prayon und ihr neuer Frauenroman | Pufpaffs Happy Hour auf YouTube, 2. April 2023, abgerufen am 5. Juli 2023.
  17. Das hammergeile Gewinnspiel bei Radio-Diarrhö | Pufpaffs Happy Hour auf YouTube, 6. März 2021, abgerufen am 5. Juli 2023.
  18. Helene Bockhorst, Jan Philipp Zymny und Christine Prayon bei Olafs Klub | MDR SPASSZONE (ab 0:30:31) auf YouTube, abgerufen am 4. Juli 2023.
  19. "Für die Zukunft". In: Telepolis. 15. Mai 2019, abgerufen am 12. Juni 2019.
  20. FSFE bedankt sich bei Christine Prayon. FSFE, 15. Mai 2019, abgerufen am 12. Juni 2019.
  21. Michael Meyen: "Kuscheln durch Weglassen". Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, LMU München, 17. Mai 2019, abgerufen am 12. Juni 2019.
  22. Cornelius Oettle: Vexierspiel mit Antikapitalistin. Stuttgarter Zeitung, 17. Oktober 2019, abgerufen am 4. Januar 2020 (Teaser mit relevanter Info sichtbar; restlicher Beitrag hinter Paywall).
  23. Kai-Peter Boysen: Christine Prayon: Ganz großes Kabarett. Kieler Nachrichten, 14. Oktober 2019, abgerufen am 4. Januar 2020.
  24. Der ganze Ampel-Koalitionsvertrag, am Stück gelesen von Birte Schneider | heute-show. Abgerufen am 3. Dezember 2021.
  25. Kabarettistin Prayon: Heute-Show macht Stimmung gegen Andersdenkende. Süddeutsche Zeitung, 28. Juni 2023, abgerufen am 28. Juni 2023.
  26. Ausschnitt aus der Sendung ZDF Magazin Royale vom 19. November 2021. (MP4) In: Kontext: Wochenzeitung. Abgerufen am 4. Juli 2023.
  27. Warum Christine Prayon bei der heute-show aufhört: Kritik an Satire. In: FAZ.NET. 29. Juni 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 4. Juli 2023]).
  28. Heute-Show: Warum Christine Prayon die Sendung verlässt – WELT. 4. Juli 2023, abgerufen am 4. Juli 2023.
  29. Rundumschlag von Christine Prayon: ZDF reagiert nach massiver Kritik an „heute-show“ und Jan Böhmermann. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 4. Juli 2023]).
  30. Oliver Hochkeppel, Susan Vahabzadeh: Christine Prayon hört bei „Heute-Show“ auf: Ihr Abschied vergrößert Grundproblem. In: Süddeutsche Zeitung. 29. Juni 2023, abgerufen am 4. Juli 2023.
  31. Arno Frank: Comedy-TV in der Kritik: Hat Christine Prayon recht? In: Der Spiegel. 1. Juli 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. Juli 2023]).
  32. Maximilian Sippenauer: "El Hotzo" äußert sich zu Prayon: "Mach' deine eigene Sendung". In: BR24. 1. Juli 2023, abgerufen am 4. Juli 2023.
  33. Gäste zum Kaffee: Kabarettistin Christine Prayon. In: MDR um 4. MDR-Fernsehen, 12. Februar 2024, abgerufen am 22. Februar 2024.
  34. Christine Prayon im Interview: „Gutes Kabarett ruht sich nicht auf Binsenweisheiten aus.“ In: Planet Interview. Abgerufen am 31. Juli 2019.
  35. Prix-Pantheon-Preis für Christine Prayon und Michael Hatzius. Am 27. April 2012 auf rundschau-online.de.
  36. Preisträger 2012 (Memento vom 5. November 2012 im Internet Archive). Auf burgtheater.de.
  37. Karen Kliem: Moers’ Comedy Arts Festival war ein voller Erfolg. In: derwesten.de. 31. August 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. März 2016.
  38. Jürgen Amendt: Gelacht wird wenig. neues deutschland, abgerufen am 7. August 2019.
  39. Dieter-Hildebrandt-Preis geht an Christine Prayon. In: muenchen.de. Abgerufen am 31. Juli 2019.
  40. Christine Prayon liest »Mrs Pott's Mordclub und der tote Nachbar« von Robert Thorogood auf YouTube, 11. Februar 2022, abgerufen am 5. Juli 2023 (Hörprobe).