Clemens Wild

Schweizer Maler und Künstler der Art Brut

Clemens Wild (* 1964 in Bern) ist ein Schweizer autodidaktischer Künstler, Maler und Zeichner, der sich der Art brut zurechnen lässt.

Clemens Wild wurde in Bern als Kind einer Buchhändlerfamilie geboren. Bedingt durch Komplikationen bei der Geburt hat er eine Sehbehinderung und eine Entwicklungsverzögerung. Mit 18 Jahren begann er 1982 eine Lehre und zog in das «Humanushaus» in Rubigen, eine sozialtherapeutische Wohn- und Arbeitsgemeinschaft, wo er seitdem lebt. Er entwickelte früh eine Leidenschaft für das Zeichnen. Für seine ersten Arbeiten wurde er durch Fotoreportagen in der Jugendzeitschrift Bravo inspiriert.[1]

Seit 2012 ist Clemens Wild Mitglied im Kollektiv Rohling, «Atelier und Labor für künstlerische Produktionen und Interaktionen»,[2] im PROGR – Zentrum für Kulturproduktion in Bern.[3] Neben Einzelausstellungen beteiligt er sich regelmässig an Gruppenausstellungen des Kollektivs.[4] 2018 wurde er mit dem Kunstpreis Euward ausgezeichnet.[5]

Die Zeichnungen von Clemens Wild sind Mischungen von Skizzen, Comics bis zum politischen Kommentar. Damit dokumentiert er, teils ironisch, seine Umgebung. Ein wiederkehrendes Motiv seiner Werke ist der Alltag von Menschen in klassisch unterbezahlten und unterbewerteten Berufen.[1][6] So wird sein Œuvre auch als «Hommage an die Arbeiterschaft» gesehen.[7]

In seine frei gezeichneten Comicstrips[1] fügt Wild mit schwarzem Filzstift Texte ein, die teilweise auf den persönlichen Erzählungen der porträtierten Frauen beruhen.[4] Mit dieser Kombination aus Schrift und Bild dokumentiert Wild in seinen Zeichnungen den Alltag im «Humanushaus».[3] In seinen Bildern sind «Protagonistinnen mit Namen wie Babsi, Sam und Uschi zu sehen: Diese Figuren – mit ihren bunten Kleidern und Haaren, Zigaretten rauchend – bilden eine Galerie von Frauen, die trotz eines harten Lebens voller Selbstvertrauen und Würde dastehen».[4] Seine «Bilder von Frauenfiguren aus seiner Heimumgebung schaffen ein Panoptikum von Putzfrauen, Sozialarbeiterinnen, Kunsttherapeutinnen, Heimbewohnern und ihren teils reportagehaft wiedergegebenen, teils skurril imaginierten Lebensgeschichten».[8]

Sein Werk umfasst Collagen, Bleistift- und Tuschezeichnungen und Tempera.[7] Wild malt Bilder in verschiedenen Grössen, teils lebensgrosse menschliche Figuren,[6] und verwendet neben allen Arten von Papier auch Pappe, wie Kartondeckel oder kleine Papiertüten,[4] selten auch andere Bildträger, wie eine Fassade oder einen Lampenschirm.[2] Zwölf Werke von Wild befinden sich in der Sammlung der Collection de l’Art Brut in Lausanne.[4]

Ausstellungen (Auswahl)

Bearbeiten
  • 2024: Clemens Wild. Einzelausstellung, Collection de l’Art Brut, Lausanne. Die Ausstellung wurde von einem von Philippe Lespinasse produzierten Dokumentarfilm begleitet.[4]
  • 2024: Mit dir hier. Kommunales Kino Freiburg, «Freiburger Kunstfestival Grenzgänger*innen»[6]
  • 2024: Einzelausstellung, Galerie im alten Wiehrebahnhof, Freiburg im Breisgau
  • 2024: Fragile. The Post's Art Collection in Dialogue. Gruppenausstellung, Bündner Kunstmuseum, Chur[9]
  • 2024: Off-Comics. Gruppenausstellung, Museum Dr. Guislain, Gent[10]
  • 2024: wild & strub - Sonia Straub und Clemens Wild. PROGR – Zentrum für Kulturproduktion, Bern[11]
  • 2023: Einzelausstellung, Collection de l'Art Brut, Lausanne
  • 2022: Art Brut & Comics. Collection de l'Art Brut, Lausanne
  • 2022: Open art museum, St. Gallen
  • 2021: Gruppenausstellug, Kornhausforum, Bern
  • 2020: Outsider Art Fair, Paris
  • 2019: Gruppenausstellung, Kunsthaus Langenthal
  • 2018: Euward 7. Michael Golz, Ota Prouza, Clemens Wild. Buchheim-Museum, Bernried am Starnberger See
  • 2018: mit Kollektiv Rohling, Kunstmuseum Thun
  • 2017: Gruppenausstellung, Musée de la Création Franche, Bègles
  • 2017: Gruppenausstellung, Comic-Festival Fumetto, Luzern
  • 2016: Art Brut et bande dessinée. Collection de l’Art Brut, Lausanne.[12]
  • 2016: Go West!. Musée Visionnaire, Zürich
  • 2016: Einzelausstellung, PROGR – Zentrum für Kulturproduktion, Bern
  • 2013: Gruppenausstellung, Comic-Festival Fumetto, Luzern
  • 2013: Gruppenausstellung, Remise Zürich[13]

Publikationen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Euward 7. Michael Golz, Ota Prouza, Clemens Wild. Ausstellungskatalog. Augustinum Stiftung, München 2018, ISBN 978-3-9819982-1-4.
  • Clemens Wild – 3. Preisträger. Ausstellungskatalog. Augustinum Stiftung München, Klaus Mecherlein (Hrsg.): Euward 7. Band 4. Augustinum Stiftung, München 2018.
  • Teresa Maranzano: Artikel über Clemens Wild. In: Art Brut Fascicle No. 27. Collection de l’Art Brut, Lausanne 2024.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c Wild, Clemens. In: Collection de l’Art Brut. Abgerufen am 28. September 2024
  2. a b Clemens Wild. In: Amt für Ermöglichung. Abgerufen am 28. September 2024.
  3. a b Clemens Wild. In: Euward. Abgerufen am 28. September 2024.
  4. a b c d e f Clemens Wild. In: Collection de l’Art Brut. Abgerufen am 28. September 2024.
  5. Die Preisträger des euward7 (2018). In: Euward. Abgerufen am 28. September 2024
  6. a b c Ausstellungseröffnung: «Mit dir hier.» Werke von Clemens Wild (Bern) & Panos Kounadis (Freiburg). In: Kommunales Kino Freiburg. Abgerufen am 28. September 2024.
  7. a b Clemens Wild. In: Atelier Rohling. Abgerufen am 28. September 2024.
  8. Markus Springer: Kunst von Menschen mit geistiger Behinderung im Buchheim-Museum. In: Sonntagsblatt vom 8. August 2018. Abgerufen am 2. September 2024.
  9. Exhibitions. In: Artfacts. Abgerufen am 28. September 2024
  10. Off-Comics. In: Museum Dr. Guislain. Abgerufen am 28. September 2024
  11. wild & strub - Sonia Straub und Clemens Wild. In: PROGR – Zentrum für Kulturproduktion. Abgerufen am 28. September 2024
  12. Art Brut et bande dessinée. In: Collection de l’Art Brut. Abgerufen am 28. September 2024
  13. Clemens Wild. In: Atelier Rohling. Abgerufen am 28. September 2024