Cohors I Helvetiorum

römische Auxiliareinheit

Die Cohors I Helvetiorum (deutsch 1. Kohorte der Helvetier) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Der Altar des Publius Nasellius Proclianus mit der Inschrift (CIL 13, 6469)

Namensbestandteile

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  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Helvetiorum: der Helvetier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Helvetier auf dem Gebiet der römischen Provinz Raetia rekrutiert.

Da es keine Hinweise auf die Namenszusätze milliaria (1000 Mann) und equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine Cohors quingenaria peditata, eine reine Infanterie-Kohorte, handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 480 Mann, bestehend aus 6 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Geschichte

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Die Kohorte war in der Provinz Germania superior stationiert. Sie ist in Inschriften für die Jahre 148 bis 175/177 n. Chr. aufgeführt.[1]

Die Einheit war vermutlich zunächst im Kastell Heilbronn-Böckingen stationiert, wo sie durch eine Inschrift belegt ist, die auf 148 datiert wird; möglicherweise war die Kohorte erst kurz zuvor aufgestellt worden. An diesem Standort wurde ihr der Numerus Brittonum Murrensium zugeteilt.[2]

Um 159/161 wurde die Kohorte im Zuge einer Verschiebung des Limes nach Osten in eines der Kastelle von Öhringen verlegt. Der Numerus Brittonum Murrensium wird seiner Kohorte vermutlich dorthin gefolgt sein. In Öhringen ist die Einheit dann letztmals durch zwei Inschriften belegt, die auf 175/177 datiert sind. An diesem Standort war ihr dann der Numerus Brittonum Aurelianensium zugeteilt, der zusammen mit der Kohorte in den Inschriften aufgeführt ist.[2]

Standorte

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Da Stempel der Kohorte sowohl im Kastell Öhringen-West als auch im Kastell Öhringen-Ost ans Licht kamen,[3] ist ihr direkter Garnisonort an den Rändern des Vicus Aurelianus (Öhringen) unbekannt. Bekannte mögliche Standorte der Kohorte in Germania superior waren:

  • Kastell Heilbronn-Böckingen: zwei Inschriften[4] wurden hier gefunden.
  • Kastell Öhringen-West: zwei Inschriften[5] sowie Ziegel[6] mit dem Stempel der Einheit wurden hier gefunden.
  • Kastell Öhringen-Ost: Erste Ziegel mit dem Stempel der Einheit wurden hier bereits 1769 gefunden;[7] weitere kamen bei Grabungen der Reichs-Limeskommission und in den 1950er Jahren ans Licht.[8]

Angehörige der Kohorte

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Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[1][2]

Siehe auch

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Commons: Cohors I Helvetiorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

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  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen

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  1. Die Zuordnung zu der Einheit wird vermutet, ist aber nicht gesichert.

Einzelnachweise

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  1. a b John Spaul, Cohors², S. 174, 184
  2. a b c Marcus Reuter: Studien zu den numeri des Römischen Heeres in der Mittleren Kaiserzeit, Dissertation, In: Berichte der Römisch-Germanischen Kommission 80, 1999, S. 359–569, hier S. 442–444, 453.
  3. Hans Schönberger: Das Römerkastell Öhringen-West (Bürgkastell). In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 53, 1972/1973, S. 233–296; hier: S. 292.
  4. Inschriften aus Böckingen (CIL 13, 6472, CIL 13, 6475).
  5. Inschriften aus Öhringen (CIL 13, 6542, CIL 13, 6543).
  6. Ziegel aus Öhringen: Stempel COH I HEL (AE 1897, 00148e, CIL 13, 12442).
  7. Christian Ernst Hanßelmann: Fortsetzung des Beweißes, wie weit der Römer Macht, in denen mit verschiedenen teutschen Völkern geführten Kriegen, auch in die nunmehrige Ost-Fränkische, sonderlich Hohenlohische Lande eingedrungen, dargestellt aus denen in den Jahren 1768. 1769. und 1770. noch weiter entdeckten und bisher noch nicht bekannt gewesenen merkwürdigen römischen Monumenten und anderen Ueberbleibseln. Messerer, Schwäbisch Hall 1774; S. 133–134.
  8. Gustav Müller, Hans Schönberger: Untersuchungen am Kastell Butzbach. (= Limesforschungen 2) Mann, Berlin, 1962, S. 121, Fußnote 279.