Die Cohors I Ligurum et Hispanorum [civium Romanorum] [equitata] (deutsch 1. Kohorte der Ligurer und Hispanier [der römischen Bürger] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In den Inschriften wird sie auch als Cohors I Ligurum bezeichnet.[A 1]

Namensbestandteile

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  • Ligurum et Hispanorum: der Ligurer und Hispanier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit zunächst mehrheitlich aus dem Volk der Ligurer rekrutiert. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde eine größere Anzahl von Hispaniern in die Einheit aufgenommen.[1][2][A 2]
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 116 sowie in den Inschriften (AE 1981, 604, CIL 5, 7896, CIL 5, 7900) vor.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war möglicherweise ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt zwar nirgends vor, aber da Sextus Sulpicius Sabinus Vexillarius, d. h. Feldzeichenträger vermutlich einer Turma war, wird dies angenommen.[2]

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors (quingenaria) equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

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Die Kohorte war in den Provinzen Alpes Maritimae und Germania superior stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 116 bis 153 n. Chr. aufgeführt.[1][3][4][5]

Die Einheit wurde vermutlich unter Augustus aufgestellt;[6] sie ist im ersten Jh. in der Provinz Alpes Maritimae nachgewiesen. Tacitus erwähnt in seinen Historiae (Buch II, Kapitel 14) eine Ligurum cohors, die von Fabius Valens in der Auseinandersetzung zwischen Otho und Vitellius zur Verteidigung der Küste der Gallia Narbonensis gegen die Flotte Othos eingesetzt wurde.[2][6]

Die Kohorte wurde wahrscheinlich in den 80ern in die Provinz Germania superior verlegt,[2] wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 116 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 129 bis 153 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Standorte

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Standorte der Kohorte in Alpes Maritimae waren:[6]

  • Cemenelum (Cimiez): Zahlreiche Inschriften wurden hier gefunden. Im heutigen Nizza war zunächst die Cohors I Ligurum und später die Cohors I Ligurum et Hispanorum stationiert.[A 2]

Standorte der Kohorte in Germania superior waren möglicherweise:

Angehörige der Kohorte

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Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[1][4][6]

Kommandeure

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  • []us Petiicanus: er wird auf dem Diplom von 153 als Kommandeur der Kohorte genannt.
  • [] [Asi]aticus,[A 3] ein Präfekt (AE 1914, 148)

Sonstige

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Siehe auch

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Anmerkungen

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  1. Es gab zwei Einheiten mit dem Namen Cohors Ligurum bzw. Cohors I Ligurum. Die eine war in der Provinz Alpes Maritimae stationiert: aus ihr ging die Cohors I Ligurum et Hispanorum hervor. Die andere war in Sardinia stationiert: aus ihr ging die Cohors II Gemina Ligurum et Corsorum hervor.
  2. a b Laut Margaret M. Roxan gibt es zwei mögliche Umstände, die dazu führten, dass die Cohors I Ligurum zur Cohors I Ligurum et Hispanorum erweitert wurde. Erstens wäre denkbar, dass unter Vitellius die Cohors I Ligurum mit der Cohors III Hispanorum zur Cohors I Ligurum et Hispanorum zusammengelegt wurde. Zweitens wäre vorstellbar, dass die Cohors I Ligurum durch Soldaten verstärkt wurde, die unter Galba in Hispanien ausgehoben worden waren.
  3. John Spaul ordnet Asiaticus der Cohors I Ligurum zu. Die Lesung bei der EDCS ist [pr]aef(ectus) coh(ortis) I [Ast]urum(?).
  4. a b John Spaul ordnet Gallianus und Tertius der Cohors I Ligurum zu, Georgette Laguerre dagegen der Cohors I Gaetulorum. Die Lesung bei der EDCS ist c(ohortis) Gaetul(orum).
  5. John Spaul und Georgette Laguerre ordnen Titus Aurelius Bodionticus der Cohors I Ligurum zu. Die Lesung bei der EDCS ist coh(ortis) n(au)t(ic)o(rum). Siehe auch Cohors Nauticorum.

Einzelnachweise

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  1. a b c John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1841710464, S. 258, 269–270
  2. a b c d Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula Volume 1. (PDF 23,5 MB) discovery.ucl.ac.uk, 1973, S. 274–279 (277–282), abgerufen am 15. Oktober 2018 (englisch).
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 159 Tabelle 3 (PDF S. 161).
  4. a b Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula Volume 2. (PDF 9,8 MB) discovery.ucl.ac.uk, 1973, S. 683 (104), abgerufen am 15. Oktober 2018 (englisch).
  5. Militärdiplome der Jahre 116 (CIL 16, 62), 129 (RMD 2, 90), 134 (CIL 16, 80) und 153 (RMD 4, 274).
  6. a b c d Georgette Laguerre: L'occupation militaire de Cemenelum (Cimiez-Nice) In: Revue archéologique de Narbonnaise Année, 1969, S. 165–184, hier S. 168–172, 179–180, 182–183 (Online).