Die Cohors VII Raetorum [Antoniniana] [equitata] (deutsch 7. Kohorte der Räter [die Antoninianische] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt.

Die Weihinschrift des Präfekten Cn(aeus) Calpurnius Verus (CIL 13, 7735)

Namensbestandteile

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  • Raetorum: der Räter. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Räter auf dem Gebiet der römischen Provinz Raetia rekrutiert.
  • Antoniniana: die Antoninianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Caracalla (211–217) oder auf Elagabal (218–222) bezieht. Der Zusatz kommt in der Inschrift (CIL 13, 7736) vor.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in mehreren Inschriften vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors (quingenaria) equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

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Fragment des Feldzeichens der Cohors VII Raetorum, gefunden beim Kastell Niederbieber

Die Hilfstruppeneinheiten der Räter wurden laut Tacitus zu zwei verschiedenen Zeitpunkten rekrutiert: nach der Eroberung Raetiens um 15 v. Chr. sowie um 70 n. Chr. in Folge des Helvetieraufstands.[1]

Der erste gesicherte Nachweis der Einheit in der Provinz Germania beruht auf einem Militärdiplom, das auf das Jahr 74 n. Chr. datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 82 bis 134 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 90 in Germania superior).[2][3][4]

Die Kohorte wurde wahrscheinlich um 260 beim Kastell Niederbieber vernichtet (siehe Kastell Niederbieber#Untergang zu den möglichen Theorien).

Standorte

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Standorte der Kohorte in Germania Superior waren möglicherweise:[2]

Ziegel mit dem Stempel C VII R wurden in Vindonissa (CIL 13, 12457) und Zurzach (CIL 13, 12458) gefunden, solche mit dem Stempel C VII RAET EQ in Niederberg (CIL 13, 12459).

Angehörige der Kohorte

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Grabstein des Imaginifer Genialis mit Darstellung des Kaiserbildnisses, 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts, gefunden in Mainz-Weisenau, heute in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[2]

Kommandeure

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  • [P(ublius) Li]cinius Licinianus, ein Präfekt (CIL 2, 3237)
  • Ti(berius) Robilius Flaccus, ein Präfekt (um 40/53) (AE 1980, 224)

Sonstige

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Siehe auch

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Commons: Cohors VII Raetorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015, S. 158 (PDF 19,1 MB, S. 161 (Memento des Originals vom 14. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.idi.btk.pte.hu).
  2. a b c John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4, S. 274–275, 285–286
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 159 Tabelle 3 (PDF S. 161).
  4. Militärdiplome der Jahre 74 (CIL 16, 20), 82 (CIL 16, 28), 90 (CIL 16, 36, RMD 5, 333), 116 (CIL 16, 62), 118 (RMD 5, 348), 129 (RMD 2, 90) und 134 (CIL 16, 80).