Dalida

Italienische Sängerin und Schauspielerin, eingebürgerte Französin (1933–1987)

Dalida (eigentlich Iolanda Cristina Gigliotti; * 17. Januar 1933 in Kairo; † 3. Mai 1987 in Paris) war eine französische Sängerin und Schauspielerin italienischer Abstammung. Sie feierte internationale Erfolge und verkaufte etwa 140 Millionen Schallplatten weltweit.

Dalida (1966) Unterschrift der Sängerin

Dalida wurde 1933 als zweites von drei Kindern einer italienischstämmigen Familie in Kairo geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Ägypten, wo ihr Vater, Pietro Gigliotti (1904–1945), als Konzertmeister (Erste Geige) am Kairoer Opernhaus engagiert war; ihre Mutter, Filomena Giuseppina d’Alba (1904–1971), war Schneiderin. Die Eltern ihres Vaters, Giuseppe und Rosa Gigliotti, waren um die Jahrhundertwende aus der Provinz Catanzaro in Kalabrien nach Ägypten ausgewandert. Dalida wuchs in der italienischen Gemeinde Kairos auf und besuchte eine katholische Schule. 1951 nahm sie erstmals an einem Schönheitswettbewerb teil. Drei Jahre später wurde sie zur „Miss Ägypten“ gewählt und spielte kleinere Nebenrollen in den Filmen Joseph et ses frères, The Mask of Toutankhamon und A Glass and a Cigarette. Am 25. Dezember 1954 ging sie nach Paris, um Schauspielerin zu werden. Sie wirkte in zwei Filmen als Nebendarstellerin mit.

Dalidas Gesangskarriere begann am 9. April 1956 im Olympia in Paris bei einem musikalischen Talentwettbewerb. Dabei wurde sie vom Chef des Hauses, Bruno Coquatrix, dem Plattenproduzenten Eddie Barclay und dem Programmdirektor des populären Hörfunksenders Europe 1, Lucien Morisse, entdeckt.

1950er Jahre: Erste Erfolge, Goldene Schallplatten, „Sängerin des Jahres“

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Barclay gab Dalida einen Plattenvertrag bei seinem Label Barclay Records. Hier wurde bei ihren Plattenaufnahmen als Begleitung meist das Orchester Raymond Lefèvres eingesetzt. Ihre Debüt-Single[1] war Madonna / Guitare flamenco / Flamenco bleu / Mon cœur va (EP Barclay 70034; veröffentlicht am 28. August 1956). Als zweite Single folgte im Dezember 1956 La violetera / Gitane / Le torrent / Fado (70039). Am 8. Februar 1957 kam als dritte Single Bambino / Por favor / Aime-moi / Eh! ben’ (70068) auf den Markt. Diese Aufnahme war mit dem Orchester Lefèvre in Barclays neuem Tonstudio in der Rue Hoche Nr. 9 in Paris entstanden. Die Platte war von April 1957 an während 31 Wochen der Nummer-eins-Hit der französischen Hitparade. Am 19. September 1957 wurde Dalida als erster Künstlerin in Frankreich eine Goldene Schallplatte für mehr als 300.000 verkaufte Exemplare einer Schallplatte (Bambino) verliehen.[2] 1958 wurde Dalida zur „Sängerin des Jahres“ gewählt und zusammen mit Yves Montand mit dem „Music Hall Bravo“ ausgezeichnet.

Weitere Goldene Schallplatten bekam Dalida 1959 für Ciao Ciao Bambina, Guitare et Tambourin sowie für Am Tag, als der Regen kam, das Platz 1 der deutschen Hitparade erreichte und sich ein halbes Jahr unter den zehn erfolgreichsten Schlagern in Deutschland behauptete. Dalida galt in einschlägigen Publikationen als „Königin der Jukebox“. Allein 1960 erreichte sie fünf Goldene Schallplatten mit Romantica, T’aimer follement, Les enfants du Pirée, Itsi-Bitsi und Milord.

1960er Jahre: Superstar Dalida – Höhepunkt ihrer Karriere

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Dalida (1966)

1961 war für Dalida ein weiteres erfolgreiches Jahr. Sie erhielt jeweils eine Goldene Schallplatte für Last Waltz, Achète-moi un jukebox und Garde-moi la dernière danse. 1964 begleitete Dalida für den Hörfunksender Europe 1 die Tour de France. Jeden Abend trat sie nach dem Rennen auf einer Bühne auf. Sie fuhr durch ganz Frankreich und sang fast 3.000 Lieder. Im September 1964 nahm Dalida für mehr als zehn Millionen verkaufte Schallplatten ihre erste Platinplatte entgegen. 1967 ehrte man sie in Italien als populärste Sängerin mit dem „Oscar Canzonissima“. Im Jahr 1968 erhielt Dalida für ihre Verdienste um das französische Chanson aus den Händen Charles de Gaulles die „Medaille des französischen Staatspräsidenten“. Sie wurde zum Commandeur des Arts et des Lettres erhoben und erhielt das Ehrenkreuz in vergoldetem Silber.

1970er Jahre: Künstlerische Neuorientierung

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Nach rund 15-jähriger Zusammenarbeit mit Eddy Barclay übernahm Dalida 1970 die Produktion ihrer Schallplatten und verpflichtete ihren jüngeren Bruder, Bruno Gigliotti (genannt Orlando), als Produzent und Manager. Im November 1971 trat sie nach vierjähriger Pause mit einem neuen Repertoire im Olympia auf. Da der Direktor des Hauses, Coquatrix, nach ihrer mehrjährigen Abwesenheit vom Showgeschäft an ein Comeback nicht glaubte, musste sie die Saalmiete selbst tragen. Ihr Auftritt erwies sich als großer Erfolg.

1973 nahm Dalida mit Alain Delon das Duett Paroles, paroles (‚Worte, nur leere Worte‘) auf. Der Song wurde in Frankreich, Kanada, Japan und vielen anderen Ländern ein Hit. 1974 eroberte sie mit Gigi l’amoroso, einer Auswanderergeschichte, und Il venait d’avoir 18 ans über die Liebe einer Älteren zu einem jungen Mann erneut die Spitze der Hitparaden im In- und Ausland. Neu in ihrem Repertoire waren nachdenkliche Lieder wie Avec le temps (von Léo Ferré) und Pour ne pas vivre seul (‚Um nicht allein zu leben‘). Zum zweiten Mal erhielt sie den „World Oscar for the Hit Record of the Year“. Für Le temps des fleurs, Gigi l’amoroso und J’attendrai nahm sie Goldene Schallplatten entgegen und erhielt 1975 für Gigi zudem eine Platinplatte.

Mit J’attendrai wechselte sie 1975 zum Disco-Stil. Weitere Disco-Erfolge waren Besame mucho (1976), Laissez-moi danser (1979) und Gigi in Paradisco (1980).

 
Single Mourir sur scène

1977 trat Dalida zum ersten Mal in der Carnegie Hall in New York auf. Im selben Jahr feierte sie ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum im Olympia. Mit Salma ya salama, das sie auf Arabisch sang, landete sie einen weiteren Hit. Man nannte sie deswegen auch „Friedenssängerin aus Ägypten“. Ihre Konzerttournee nach Ägypten und in den Libanon war ausverkauft.

1980 gastierte Dalida als Revue-Star im Palais des Sports in Paris. Im selben Jahr überreichte man ihr anlässlich ihres 25-jährigen Künstlerjubiläums eine Diamantene Schallplatte. Das ZDF widmete ihr eine von ihr selbst moderierte Sonderausgabe der Sendereihe Liedercircus (mit dem Untertitel 25 Jahre Dalida). 1981 begann eine große Tournee mit der Show, die sie im Pariser Palais des Sports aufgeführt hatte. In den 1980er Jahren hatte Dalida weitere Verkaufshits, insbesondere Mourir sur scène (1983) und Pour te dire je t’aime, die französische Version von Stevie Wonders I Just Called to Say I love You (1984).

Für den Film Der Kämpfer mit Alain Delon nahm sie 1983 den Musiktitel Je n’aime que lui auf.

1986 feierte man sie in ihrer Geburtsstadt Kairo anlässlich der Uraufführung des Films Le sixième jour (Der sechste Tag) von Youssef Chahine (nach einem Roman von Andrée Chedid), in dem sie die Hauptrolle spielte.

Privates

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Dalidas Villa an der Rue d’Orchampt am Hang des Montmartre

Am 18. April 1961 heiratete Dalida im Alter von 28 Jahren in Paris ihren Entdecker, Lucien Morisse, damals Produzent und Direktor des Radiosenders Europe 1.[3] Durch die Heirat am 18. April 1961 erhielt sie die französische Staatsangehörigkeit. Die Ehe scheiterte wenige Monate später, als Dalida bei den Filmfestspielen in Cannes den polnischen Maler Jean Sobieski kennenlernte und mit ihm zusammenzog. Im Dezember 1961 bezog sie eine Villa am Montmartre mit Blick über Paris, die sie bis zu ihrem Tod bewohnte, und trennte sich von Sobieski.[4]

Am 25. Januar 1967 nahmen Dalida und ihr Freund, der italienische Komponist und Sänger Luigi Tenco, am Sanremo-Festival teil. Bei der Veranstaltung sang erst Tenco, dann Dalida das Lied Ciao amore, ciao. Als die Jury beide nicht zum Finale zuließ, schrieb Tenco im Hotel einen Abschiedsbrief, in dem er die kommerziell, nicht künstlerisch orientierte Entscheidung der Jury anprangerte, und tötete sich durch einen Pistolenschuss.

Nach Tencos Tod litt Dalida unter Depressionen, ein Suizidversuch scheiterte. 1970 nahm sich auch ihr Ex-Ehemann Morisse das Leben.[5] Sie überwand die Krise mit Hilfe einer Psychotherapie. Der Schriftsteller Arnaud Desjardins, der sein Leben fernöstlichen Religionen widmete, wurde ihr neuer Freund. Sie begleitete ihn nach Indien und bereiste das Land drei Jahre lang allein, um sich in die Obhut eines geistlichen Führers zu begeben.

1972 wurde der Maler und Sänger Richard Chanfray Dalidas neuer Lebensgefährte. Chanfray war in der Pariser Bohème als „Graf von Saint-Germain“ bekannt. Mit ihm lebte sie auf der Mittelmeerinsel Korsika zusammen, wo sie sich ein Haus bauen ließ. 1981 trennte sich Dalida von Chanfray, der im Juli 1983 durch Suizid starb.

 
Grabmal von Dalida
 
Abschiedsnotiz von Dalida

Am 3. Mai 1987 wurde Dalida in ihrem Pariser Haus gegen 18 Uhr von einer Hausangestellten tot aufgefunden. Die Polizei teilte mit, sie sei an einer Überdosis Schlafmittel gestorben. Im Abschiedsbrief der 54-Jährigen stand nur ein Satz: „Das Leben ist mir unerträglich – vergebt mir.“ Dalida wurde auf dem Cimetière de Montmartre (Division 18) beigesetzt. Rechts neben der Grabstätte steht ein Briefkasten, in dem die immer noch zahlreichen Fans Briefe und Fanartikel ablegen können.[6]

Am 24. April 1997 wurde zehn Jahre nach ihrem Tod zu ihrem Gedenken die Place Dalida unweit ihres Hauses im 18. Arrondissement eingeweiht.

Anlässlich ihres 86. Geburtstags hat die Suchmaschine Google ihr 2019 ein Doodle gewidmet.[7]

Diskografie

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Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel Katalog-Nr.
Höchstplatzierung, Gesamtwochen/​‑monate, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne QuellenTemplate:Charttabelle/Wartung/Monatsdaten
(Jahr, Titel, Musiklabel Katalog-Nr., Plat­zie­rungen, Wo­chen/Mo­nate, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen [↑]: gemeinsam behandelt mit vorhergehendem Eintrag;
[←]: in beiden Charts platziert
  DE   AT   CH   FR   IT   BEW   BEFTemplate:Charttabelle/Wartung/Charts inexistent
1968 Dalida
Barclay SIB-30
IT4
(2 Mt.)IT
[BEF: ↑]
Erstveröffentlichung: 1968
Dalida
Barclay BSP-9045
IT1
(2 Mt.)IT
[BEF: ↑]
Erstveröffentlichung: 1968
Le temps des fleurs FR8
(38 Wo.)FR
[BEF: ↑]
Erstveröffentlichung: 1968
1974 Dalida 74
auch bekannt als: Manuel
FR12
(8 Wo.)FR
[BEF: ↑]
Erstveröffentlichung: 1974
1977 Salma ya salama FR6
(20 Wo.)FR
[BEF: ↑]
Erstveröffentlichung: 1977
1978 50 Succès Disco FR5
(16 Wo.)FR
[BEF: ↑]
Erstveröffentlichung: 1978

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Studioalben

  • 1957: Son nom est Dalida
  • 1957: Miguel
  • 1958: Gondolier
  • 1958: Les gitans
  • 1959: Le disque d’or de Dalida
  • 1959: Love in Portofino (A San Cristina)
  • 1960: Les enfants du Pirée
  • 1961: Garde-moi la dernière Danse
  • 1961: Loin de moi
  • 1962: Le petit Gonzalès
  • 1963: Eux
  • 1964: Amore scusami (Amour excuse-moi)
  • 1965: Il Silenzio (Bonsoir Mon Amour)
  • 1967: Olympia 67
  • 1969: Ma mère me disait
  • 1969: Canta in italiano
  • 1970: Ils ont changé ma chanson
  • 1971: Une vie
  • 1972: Il faut du temps
  • 1973: Dalida 73 (auch bekannt als Julien)
  • 1974: Gigi l’amoroso (Verkäufe: 50.000)
  • 1975: J’attendrai
  • 1976: Coup de chapeau au passé
  • 1976: Femme est la nuit
  • 1978: Ça me fait rêver
  • 1979: Dédié à toi
  • 1980: Gigi in paradisco
  • 1981: Olympia 81
  • 1982: Spécial Dalida
  • 1982: Confidences sur la fréquence
  • 1983: Dalida 83 (auch bekannt als Les P’tits Mots)
  • 1984: Dali
  • 1986: Le visage de l’amour

Filmografie

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Place Dalida: Straßenschild auf dem Montmartre
 
Büste auf der Place Dalida
  • 1955: Le masque de Toutankhamon
  • 1955: Sigarah wa kas
  • 1958: Rapt au deuxième bureau
  • 1959: Mädchen für die Mambo-Bar
  • 1961: Che femmina… e che dollari!
  • 1963: L’inconnue de Hong Kong
  • 1963: Teuf-teuf (TV)
  • 1965: Menage all’italiana
  • 1965: Ni figue ni raisin (TV-Serie, eine Folge)
  • 1966: La morale de l’histoire (TV)
  • 1968: Io ti amo
  • 1968: American secret service: cronache di ieri e di oggi
  • 1986: Der sechste Tag (Al-yawm al-Sadis)

Dokumentation

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  • Dalida, meine Schwester. Regie: François Chaumont. ARTE, Frankreich, 53 Minuten, 2023

Siehe auch

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Commons: Dalida – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Barclay brachte von Dalida EPs auf den Markt, bezeichnet als „Super 45“
  2. Bertrand Dicale, Les chansons qui ont tout changé, 2011, o. S.
  3. Film „Dalida“ - Oder die Angst vor der Dunkelheit. kulturport.de, 16. August 2017, abgerufen am 29. Juli 2023.
  4. Juliana Tzvetkova: Pop Culture in Europe. ABC-Clio, Santa Barbara 2017, ISBN 978-1-4408-4466-9, S. 26.
  5. Eleganz in Ewigkeit. arte Magazin, August 2023, abgerufen am 29. Juli 2023.
  6. Klaus Nerger: Das Grab von Dalida. In: knerger.de. Abgerufen am 29. Juli 2023.
  7. Jens Minor: Dalida: Animiertes Google Doodle zum 86. Geburtstag der französischen Sängerin & Schauspielerin. In: googlewatchblog.de. GoogleWatchBlog, 16. Januar 2019, abgerufen am 16. Januar 2019.