Dalpe
Dalpe ist eine politische Gemeinde im Kreis Quinto im Bezirk Leventina des Kantons Tessin in der Schweiz.
Dalpe | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Tessin (TI) |
Bezirk: | Bezirk Leventina |
Kreis: | Kreis Quinto |
BFS-Nr.: | 5071 |
Postleitzahl: | 6774 |
Koordinaten: | 702596 / 147663 |
Höhe: | 1192 m ü. M. |
Höhenbereich: | 1014–2903 m ü. M.[1] |
Fläche: | 14,55 km²[2] |
Einwohner: | 181 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 12 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
6,6 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindepräsident: | Mauro Fransioli Ignazio |
Website: | www.dalpe.ch |
Östlicher Dorfteil
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Lage der Gemeinde | |
Das Bergdorf Dalpe liegt auf einer Hochebene am Eingang des Val Piumogna, einem rechten Seitental des Valle Leventina. Dazu gehört der Weiler Cornone, der mit Dalpe die Gemeinde bildet.
Geographie
BearbeitenDalpe ist die südlichste Gemeinde der oberen Leventina (Alta Leventina) und gehört mit den Gemeinden Prato (Leventina) und Quinto zum Kreis Quinto. 1866 haben sich Dalpe und Cornone von Prato getrennt. Die Gemeinde grenzt im Norden an Prato (Leventina), im Osten und im Süden an Faido und im Westen an Lavizzara.
Dank seiner Lage auf der Hochebene ist Dalpe vom Durchgangsverkehr auf der Gotthardachse nicht belastet. Die Gemeinde hat sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer mehr entvölkert und zählt heute etwa 180 Einwohner. Diese sind meist Pendler oder im Baugewerbe tätig. Die Landwirtschaft beschäftigt nur noch wenige Familien. Seit den 1950er-Jahren wurden in Dalpe und vor allem in Cornone zahlreiche Ferienhäuser gebaut, so dass die Ortschaft über die Sommermonate bis zu 800–900 Einwohner zählen kann.
Auf dem Gebiet der Gemeinde liegt das Val Piumogna. Im oberen Teil dieses Tales liegt die Capanna Campo Tencia des Schweizerischen Alpen-Clubs.[5] Durch das Tal fliesst die Piumogna, deren Quelle sich oberhalb des Lago di Morghirolo, einem Bergsee am oberen Ende des Tals, befindet. Südlich von Dalpe bildet die Piumogna einen ersten eindrucksvollen Wasserfall, welcher auch vom Dorf aus sichtbar ist.
Geschichte
BearbeitenIm 13. Jahrhundert verlief der Säumerweg des Gotthardpasses von Faido via Cornone nach Prato. 1866 wurde die heutige Ortsbürgergemeinde gegründet. Die ursprüngliche Kirche von Dalpe stammt von 1338, jene von Cornone wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Die heutige Kirche von St. Karl und St. Bernhard stammt von 1661. Die Pfarrei wurde 1640 errichtet, als sie von jener von Prato getrennt wurde. 1904 wurde die mit Autos befahrbare Strasse eröffnet. 1957 wurde eine Melioration durchgeführt, die den Bau von Ferienhäusern beschleunigte. 1940 wurde ein Marmor-Steinbruch eröffnet, er wurde aber aufgrund der kriegerischen Ereignisse bald wieder geschlossen. 1998 wurde mit dem Bau eines kleinen Wasserkraftwerkes begonnen, das vom Bach Piumogna gespiesen wird.
Dalpe bildet nach wie vor eine eigenständige Bürgergemeinde.[6] Diese besteht aus den Familien, die aus Dalpe stammen. Sie ist verantwortlich für den Unterhalt von Allmendgebieten (Wälder, Weiden u. a.) und besitzt die Alpe di Géira.[7] Die aktiven Bürgerfamilien sind: Fransioli, D’Ambrogio, Gianella und Sartore.
Bevölkerung
BearbeitenBevölkerungsentwicklung | ||||||||||||||
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Jahr | 1602 | 1745 | 1850 | 1900 | 1941 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 2000[8] | 2010 | 2020 | ||
Einwohner | 227 | 254 | 481 | 196 | 129 | 147 | 202 | 156 | 174 | 158 | 174 | 174 |
Politische Behörden
BearbeitenDer Gemeinderat (Municipio) von Dalpe umfasst fünf Mitglieder und bildet die Exekutive. Die Legislative wird gebildet durch die Gemeindeversammlung (Assemblea comunale), an der die stimmberechtigten Bürger des Dorfes teilnehmen dürfen[9]. Die Gemeindeversammlung nimmt ihre Aufgaben wahr gemäss Art. 13 des Tessiner Gesetzes über die Gemeindeorgane (Legge organica comunale).[10]
Wirtschaft
BearbeitenIn der Vergangenheit waren die Einwohner von Dalpe fast ausschliesslich in der Landwirtschaft tätig. Im 19. Jahrhundert nahm die Bevölkerung stark ab, weil ein Grossteil der Einwohner auswanderte. Heute steht neben der Landwirtschaft vor allem das Baugewerbe im Vordergrund.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenPersönlichkeiten
Bearbeiten- Giuseppe (Giacomo) Sartore (* 5. Mai 1700 in Dalpe; † 2. Juni 1755 in Faido), Bauer; nach dem Livineraufstand von 1755 gegen die Urner wurde er als Mitbeteiligter angeklagt; die Urner Obrigkeit verurteilte ihn zum Tode durch Enthaupten; das Urteil wurde gleichentags in Faido vollstreckt.[13]
- Giovanni Francesco Pozzi (* 11. Januar 1748 in Dalpe; † 1818 in Airolo), Priester, Pfarrer in Airolo, apostolischer Protonotar, Generalvikar des Erzbischofs von Mailand, Politiker, Mitglied des kantonalen Landtages und der Tessiner Verfassungskommission[14][15]
- Giuseppe Fransioli (1. Dezember 1817 in Dalpe; † 18. Oktober 1890 in New York City), Priester, Direktor am Gymnasium Pollegio[16]
- Samuel Butler (Schriftsteller) (1835–1902), britischer Schriftsteller, Komponist, Philologe, Maler und Gelehrter
- Mario Fransioli (* 28. Februar 1932 in Dalpe; † 11. September 2016 in Faido), Sekundarlehrer, Direktor der Mittelschule von Ambrì, Lokalhistoriker und Friedensrichter[17][18]
Literatur
Bearbeiten- Marina Bernasconi Reusser, Monumenti storici e documenti d’archivio. I «Materiali e Documenti Ticinesi» (MDT) quali fonti per la storia e le ricerche sull’architettura e l’arte medievale delle Tre Valli. in Archivio Storico Ticinese. 2. Serie, Nummer 148, Casagrande, Bellinzona 2010, S. 225, 241.
- Piero Bianconi, Arminio Janner: Piottino und Dalpe. In: Arte in Leventina. Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1939, S. 33, 38, 39, 71, 77.
- Piero Bianconi (Hrsg.): Dalpe. In: Inventario delle cose d’arte e di antichità. Le Tre Valli Superiori. Leventina, Blenio, Riviera. Grassi & Co., Bellinzona 1948, S. 70.
- Mario Fransioli: Dalpe. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. August 2008.
- Mario Fransioli (Hrsg.): Ordini di Dalpe e Prato (1286–1798). Schwabe Basel; Basel 2006.
- Rinaldo Giambonini, Agostino Robertini, Silvano Toppi: Dalpe. in Il Comune. Edizioni Giornale del Popolo, Lugano 1971, S. 131–140.
- Virgilio Gilardoni: Il Romanico. Catalogo dei monumenti nella Repubblica e Cantone del Ticino. La Vesconta, Casagrande S.A., Bellinzona 1967, S. 321.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 137–138.
- Johann Rudolf Rahn: I monumenti artistici del medio evo nel Cantone Ticino. Tipo-Litografia di Carlo Salvioni, Bellinzona 1894, S. 93.
- Celestino Trezzini: Dalpe. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2, Daehler – Eglolf. Attinger, Neuenburg 1924, S. 666 (Digitalisat).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Campo Tencia-Hütte. In: campotencia.ch, abgerufen am 15. Juli 2024 (mit Fotos).
- ↑ Patriziato di Dalpe (italienisch) auf ti.ch/di/sel/patriziati
- ↑ Alpe di Géira. In: berghilfe.ch/projekte, abgerufen am 15. Juli 2024 (mit Fotos).
- ↑ Mario Fransioli: Dalpe. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. August 2008, abgerufen am 21. März 2020.
- ↑ Homepage von Dalpe
- ↑ Legge organica comunale (LOC). In: Raccolta delle leggi del Cantone Ticino. Repubblica e Cantone Ticino, abgerufen am 15. Juni 2024.
- ↑ Virgilio Gilardoni, 1967, S. 321.
- ↑ a b c Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 137–138.
- ↑ Mario Fransioli: Giuseppe Sartore. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 13. Juli 2011, abgerufen am 9. Mai 2020.
- ↑ Celestino Trezzini: Giovan Francesco Pozzi. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5, Attinger, Neuenburg, S. 476 (PDF Digitalisat, abgerufen am 12. Mai 2017)
- ↑ Marco Marcacci: Giovanni Francesco Pozzi. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Juli 2010, abgerufen am 2. April 2020.
- ↑ Ivan Cappelli: Giuseppe Fransioli. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 9. Februar 2005, abgerufen am 21. März 2020.
- ↑ Mario Fransioli. In: enfpics.smugmug.com, abgerufen am 15. Juli 2024 (italienisch; mit Fotos).
- ↑ Mario Fransioli auf todesanzeigenportal.ch (abgerufen am: 12. September 2016.)