Pollegio
Pollegio (lombardisch Puléisg, deutsch veraltet Klösterli) ist eine politische Gemeinde im Kreis Giornico, im Bezirk Leventina des Kantons Tessin in der Schweiz.
Pollegio | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Tessin (TI) |
Bezirk: | Bezirk Leventina |
Kreis: | Kreis Giornico |
BFS-Nr.: | 5077 |
Postleitzahl: | 6742 |
Koordinaten: | 715761 / 136067 |
Höhe: | 298 m ü. M. |
Höhenbereich: | 285–1742 m ü. M.[1] |
Fläche: | 5,96 km²[2] |
Einwohner: | 854 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 143 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
35,2 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindepräsident: | Igor Righini |
Website: | www.pollegio.ch |
Pollegio
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Lage der Gemeinde | |
Geographie
BearbeitenDas Dorf Pollegio liegt auf der Talsohle der Bassa Leventina. Zur Gemeinde gehört der Ortsteil Pasquerio, der mit Biasca zusammengewachsen ist.
Auf dem Gemeindegebiet von Pollegio befindet sich der Installationsplatz für das Südportal des neuen Gotthard-Basistunnels und das Besucherzentrum Gotthard-Süd. Das Südportal selbst ist knapp hinter der Gemeindegrenze in Bodio.
Die Nachbargemeinden sind Serravalle, Bodio, Personico und Biasca.
Geschichte
BearbeitenEine erste Erwähnung findet das Dorf im Jahre 1237 unter dem damaligen Namen Poleccio/Puletio. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts gehörte Pollegio zur vicinia Giornico, 1329 zur degagna Symbola oder vicinia Symora; im 16. Jahrhundert bildete es zusammen mit Bodio und Personico eine vicinia. Heute ist es eine selbständige Ortsbürgergemeinde.
In Pollegio leisteten die Urner den Kriegsschwur vor der Schlacht bei Arbedo, und von hier aus sandten die Eidgenossen am 14. November 1478 dem Herzog von Mailand die Kriegserklärung. Das Dorf wurde im gleichen Jahr von den Truppen des Herzogs verwüstet. Nach der Schlacht bei Giornico am 28. Dezember 1478 wurden die Gefallenen in Pollegio beigesetzt, wo die Schweizer eine Kirche zu Ehren der unschuldigen Kindlein errichteten, die nach 1570 vergrössert wurde. 1622 liess Kardinal Federico Borromeo, ganz dem Tridentinischen Geist seines Cousins Karl Borromäus verpflichtet, ein Priesterseminar an der Stelle des von Humiliaten errichteten Spitals (1210–1236 erwähnt, ab 1326 Kloster genannt) erbauen.
Pollegio bildet nach wie vor eine eigenständige Bürgergemeinde.[5]
Bevölkerung
BearbeitenBevölkerungsentwicklung | |||||||||||
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Jahr | 1602[6] | 1745[6] | 1850[6] | 1900[6] | 1950[6] | 1970 | 1980 | 1990 | 2000[6] | 2010[6] | 2020 |
Einwohner | 316 | 279 | 468 | 531 | 483 | 763 | 717 | 702 | 723 | 807 | 800 |
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Kollegium-Seminar Santa Maria[7]. Das Knabenseminar wurde durch den Erzbischof von Mailand gegründet und gehört heute zum Bistum Lugano. Sein Bau begann 1596. Am 15. August 1622 fand die offizielle Eröffnung durch den Erzbischof Federico Borromeo statt. Zwischen 1673 und 1682 wurde das Seminar infolge einer Überschwemmung durch die Flüsse Brenno und Ticino geschlossen. Kardinal Federico Visconti setzte 1682 die Wiedereröffnung des Knabenseminars Pollegio durch. Eine zweite Schliessung ist zwischen 1787 und 1796 aufgetreten. 1851 wurde das Seminar Pollegio verstaatlicht und in eine weltliche Schule des Staatsrates des Kantons Tessin umgewandelt. Seit 1882 beherbergt das Gebäude wieder das Priesterseminar.[8]
- SBB Betriebszentrale Süd[9]
- Festung Linea Lona[10]
- Schalenstein (Zeichenstein) im Ortsteil Gàisc an der Grenze mit der Gemeinde Bodio TI (320 m ü. M.)[11]
Sport
Bearbeiten- Associazione Sportiva Pollegio[12]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Antonio de Giroldis (* um 1525 aus Blenio; † nach 1575 in Pollegio), Priester, Propst von Pollegio[13]
- Giacomo Genora (1656–1731), Geistlicher und Heimatschriftsteller
- Giovan Battista Martinoli (* 10. Juni 1821 in Marolta; † 16. Mai 1889 in Dongio), Rektor des Seminars von Pollegio, Generalvikar des Bistums Lugano[14]
Literatur
Bearbeiten- Danilo Baratti, Patrizia Candolfi: L’arca di Mosè. Biografia epistolare di Mosè Bertoni (1857–1929). Casagrande, Bellinzona 1994.
- Marina Bernasconi Reusser: Pollegio. In: Monumenti storici e documenti d’archivio. I «Materiali e Documenti Ticinesi» (MDT) quali fonti per la storia e le ricerche sull’architettura e l’arte medievale delle Tre Valli. In: Archivio Storico Ticinese. 2. Serie, Nummer 148, Casagrande, Bellinzona 2010.
- Piero Bianconi, Arminio Janner: Pollegio. In: Arte in Leventina. Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1939, S. 32.
- Franco Binda: Il mistero delle incisioni. Armando Dadò editore, Locarno 2013, ISBN 978-88-8281-353-6.
- Samuel Butler: Pollegio. In: Alpi e Santuari del Canton Ticino, Armando Dadò Editore, Locarno 1984.
- Mario Fransioli: Pollegio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. April 2011.
- Virgilio Gilardoni: Pollegio. In: Il Romanico. Catalogo dei monumenti nella Repubblica e Cantone del Ticino. La Vesconta, Casagrande S.A., Bellinzona 1967, S. 232, 348, 476, 477–478.
- Simona Martinoli u. a.: Pollegio. In: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 114, 115.
- Celestino Trezzini: Pollegio. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5, Pictet – Resti., Attinger, Neuenburg 1929, S. 462 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Pollegio auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Pollegio
- Amt für Statistik des Kantons Tessin: Pollegio (italienisch)
- Pollegio: Kulturgüterinventar des Kantons Tessin
- Pollegio auf elexikon.ch
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Patriziato di Pollegio (italienisch) auf ti.ch/di/sel/patriziati
- ↑ a b c d e f g Mario Fransioli: Pollegio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. Januar 2021.
- ↑ Istituto Santa Maria auf ETHorama
- ↑ Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 115.
- ↑ Betriebszentrale Süd (mit Foto) auf sbb.ch, abgerufen am 11. August 2023.
- ↑ Verteidigungswerk Linea LONA auf forti.ch, abgerufen am 26. Juli 2015.
- ↑ Franco Binda: Il mistero delle incisioni. Armando Dadò editore, Locarno 2013, S. 102.
- ↑ Associazione Sportiva Pollegio ( vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
- ↑ Friedrich Gisler: Antonio de Giroldis. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 8, Supplement, S. 74 (PDF Digitalisat), abgerufen am 9. Oktober 2017
- ↑ Nathalie Tami: Giovan Battista Martinoli. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. August 2008, abgerufen am 17. März 2020.