Das schlafende Heer der heiligen Hedwig

schlesische Sage

Das schlafende Heer der heiligen Hedwig ist eine bekannte schlesische Sage, die in verschiedenen Varianten überliefert ist.

Inhalt und historische Hintergründe

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Der Grundinhalt aller Varianten dieser Sage ist, dass die heilige Hedwig mit einem schlafenden Heer unter der Erde ruht. Wenn Schlesien (oder Polen) in Gefahr ist, werden sie wieder aufstehen und das Land retten.

Der historische Hintergrund ist einerseits die hohe Verehrung, die die heilige Hedwig in Schlesien und weiteren deutsch- und polnischsprachigen Gegenden genießt, andererseits die Kämpfe ihres Ehemannes Herzog Heinrich von Schlesien gegen die eingefallenen tatarischen Heere 1241. Daraus entwickelte sich die Legende, dass die gefallenen schlesischen Krieger nur schlafen und unter ihrer Führung eines Tages wieder hervortreten würden. Hedwig hatte aber bei den historischen Kämpfen keinen großen Einfluss auf die militärischen Aktivitäten ihres Mannes.

Varianten

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Es gibt verschiedene Orte, unter denen das schlafende Heer der heiligen Hedwig ruhen soll. Die bekanntesten sind unter der Kirche in Trebnitz (ihrem Sterbeort), in Schönwald bei Gleiwitz in Niederschlesien[1] und in Roßberg bei Beuthen in Oberschlesien.[2][3]

In Großpolen, der späteren preußischen Provinz Posen, hat sich die Sage in leicht veränderter Form für die Berge bei Moschin erhalten, wohin sie aus Schlesien unter der Erde gekommen sein sollen.

„In den Bergen von Moschin soll ein großes Polenheer – man spricht von 300.000 Mann – mit seiner Königin Jadwiga liegen. (...) Wenn ihre Zeit gekommen ist, werden sie hervorbrechen und unter der Anführung ihrer Königin Polen befreien.“[4]

Nachwirkungen

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Die ältesten feststellbaren schriftlichen Zeugnisse dieser Sage in deutschen Textsammlungen gab es zwischen 1862 und 1924. Bereits 1849 verwendete der polnische Autor Roman Zmorski die Sage aus Trebnitz in einer erweiterten Erzählung.[5] 1894 nutzte die deutsche Schriftstellerin Clara Viebig den Titel für ihren Erfolgsroman Das schlafende Heer, wobei sie die großpolnische Variante als Vorbild hatte, in der dieses einst Polen befreien würde, sie bezog das sinnbildlich auf den großen Zorn vieler Polen gegen die preußische Fremdherrschaft.

In der Gegenwart werben mehrere polnische Städte wie Trzebnica (Trebnitz) mit der Sage in ihren Tourismusveröffentlichungen, es gab auch eine Laien-Theateraufführung in Murowana Goślina bei Poznań (2018).

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Oskar Kobel, Sagen aus Schlesien, Nr. 25, Das schlafende Heer der heiligen Hedwig Text
  2. Schlesische Provinzialblätter, 1862, S. 394; erste feststellbare schriftliche Überlieferung dieser Sage von der heiligen Hedwig; fast wörtlich zitiert in Richard Kühnau, Schlesische Sagen. Band 3. Zauber-, Wunder- und Schatzsagen, 1913, S. 520; jeweils in einer Grotte bei Beuthen
  3. Will-Erich Peuckert: Schlesische Sagen. 1924. S. 68f., mit mehreren Varianten
  4. Otto Knoop: Sagen und Erzählungen aus der Provinz Posen, Posen 1891, S. 67
  5. Legenda o śpiących rycercach św. Jadwigi Turystyka Trzebnica (deutsch übersetzt); er veröffentlichte die Erzählung 1849 in der obersorbischen Zeitschrift Stadło, die er selbst herausgab, und danach 1852 und 1902 in seinen Märchensammlungen