Der grimmig Tod mit seinem Pfeil ist ein deutschsprachiges geistliches Volkslied, das vom Tod handelt.

Geschichte und Überlieferung

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Das Lied findet sich erstmals 1617 in einem Paderborner Gesangbuch unter der Überschrift Ein ganz andächtig Lied von dem Tode. Es hat dort 19 Strophen, die aber in den nachfolgenden Drucken auf 4 bis 6 Strophen gekürzt wurden.[1]

Melodie im EKG

Die Melodie geht auf den Pavierton zurück,[2] ein Landsknechtslied, das die Schlacht bei Pavia im Jahr 1525 thematisiert.[1][3] Wohl bereits seit 1529, sicher seit 1533[4] ist die Melodie mit Lazarus Spenglers lutherischem Katechismustext Durch Adams Fall ist ganz verderbt verbunden, mit dem sie im Werk Johann Sebastian Bachs erscheint. In der Folgezeit wurden ihr auch andere Texte unterlegt.[1]

Der Verfasser des Textes von 1617 ist umstritten. Nach einer Auffassung wird er dem Theologen Balthasar Bidembach (1533–1578) zugeschrieben, der an einer schweren Krankheit litt und mit diesem Text seinen eigenen nahenden Tod verarbeitet haben soll.[1][5] Nach einer anderen Meinung handelt es sich um die Übersetzung eines lateinischen Gedichts auf den 1613 verstorbenen Herzog Heinrich Julius.[6][1] Obwohl Bidembach lutherisch war, wurde der Liedtext nach 1617 in zahlreichen katholischen Gesangbüchern gedruckt. Bis zum 19. Jahrhundert war das Lied wieder aus den geistlichen Gesangbüchern verschwunden, wie Franz Magnus Böhme 1894 mit Genugtuung konstatierte: „Ein schreckenerregendes, durch seine gemeine Sprache abscheuliches Gedicht ist es, darum mit Recht aus den Kirchengesangbüchern entfernt.“[1] Der Komponist Adam Gumpelzhaimer (1559–1625) machte aus der erste Strophe Der grimmig Tod mit seinem Pfeil tut nach dem Leben zielen einen Kanon.

 

Der nachfolgende Text bietet die Fassung aus dem von Ludwig Erk im Jahre 1894 erschienenen Deutschen Liederhort:[1]

1. Strophe
Der grimmig Tod mit seinem Pfeil
thut nach dem Leben zielen.
Sein’n Bogen schießt er ab mit Eil
und läßt mit sich nicht spielen.
Das Leben schwindt
wie Rauch im Wind,
kein Fleisch mag ihm entrinnen,
kein Gut noch Schatz
findt bei ihm Platz,
du mußt mit ihm von hinnen.

2. Strophe
Kein Mensch auf Erd uns sagen kann,
wann wir von hinnen müssen;
wann der Tod kommt und klopfet an,
so muss man ihm aufschließen.
Er nimmt mit Gwalt
hin Jung und Alt,
thut sich vor Niemand scheuen:
Des Königs Stab
bricht er bald ab
und führt ihn an den Reihen.

3. Strophe
Vielleicht ist heut der letzte Tag,
den du noch hast zu leben.
O Mensch, veracht nicht, was ich sag:
nach Tugend solt du streben!
Wie mancher Mann
wird müssen dran,
so[7] hofft noch viel der Jahren,
und muss doch heint,
weil[8] d’Sonne scheint,
zur Höll hinunter fahren.

4. Strophe
Darumb, mein Seel’, bis[9] stets bereit,
thu allzeit männlich wachen;
wenn der Tod kommt zu jeder Frist,
will dir den Garaus machen,
so kannst du dich
frei ritterlich
mit ihm in Kampf begeben;
ein große Kron
trägst du darvon,
wenn er dir nimmt das Leben.

5. Strophe
O Creatur, laß fahren hin,
den Schöpfer solt du lieben!
Was d’hier verleurst, ist dorten G’winn,
kein Schad laß dich betrüben!
Mit Seel und Leib
dich ihm verschreib,
alsdann so laß ihn walten,
so wird er dich,
glaubs sicherlich,
in seinem Schutz erhalten.

6. Strophe
Der dieses Liedle hat gemacht,
von neuem hat gesungen,
der hat gar oft den Tod betracht
und letztlich mit ihm g’rungen;
liegt jetzt im Hohl,
ihm es thut wohl,
tief in der Erd verborgen:
Sieh auf dein Sach,
du mußt hernach,
es sei heut oder morgen.

Literatur

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  • Theo Mang, Sunhilt Mang: Der Liederquell. Dörfler Verlag, Eggolsheim 2007, ISBN 978-3-89555-679-1, S. 122–124.
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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme: Deutscher Liederhort, Band 3. Breitkopf und Hertel Verlag 1894, S. 848/849; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  2. So will ich mir nit grausen lon (Paviaton) (1525) auf der Seite volksliederarchiv.de.
  3. Der grimmig Tod auf der Seite angerweit.tikon.ch.
  4. bach-cantatas.com
  5. Der grimmig Tod auf der Seite altemusik.net.
  6. Karl Goedeke: Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 1. Band. Ehlermann, Hannover 1859, S. 191; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  7. hier relativisch = der
  8. hier in der alten Bedeutung während
  9. alte Nebenform für sei