Diskussion:Besetzung von Izmir
Wieso eigentlich Smyrna?
BearbeitenEs ist in wissenschaftlichen Texten zum osmanischen Reich unüblich Izmir, Symrna zu nennen. Vgl. z.B. die Werke von Klaus Kreiser --Regentänzer (Diskussion) 07:52, 30. Jun. 2013 (CEST)
- Das „unüblich“ kann man so nicht stehen lassen 2005, 2004, 2010, 2004, 2006, … Viele Grüße --waldviertler (Diskussion) 09:24, 1. Jul. 2013 (CEST)
Ich meinte deutschsprachige Standardliteratur zum Osmanischen Reich: Faroqhi, Kreiser, Matuz, Neumann usw. Naja, egal. Namenswahl nach gefühlten Kriterien verleihen dem Artikel in der Regel nicht die gewünschte Glaubwürdigkeit. Bei Tessa Hoffman (dein Beispiel) kann man daraus ohne Weiteres ihre politische Haltung ablesen. --Regentänzer (Diskussion) 11:14, 1. Jul. 2013 (CEST)
„seit Jahrhunderten“, „seit Jahrtausenden“
BearbeitenIch habe diese irreführenden, unpräzisen und zudem unbelegten Angaben entfernt. Aus dem gar nicht bestrittenen Umstand, dass es vor Jahrhunderten einen Metropoliten und vor Jahrtausenden eine griechische Bevölkerung gegeben hat, kann nicht hergeleitet werden, dass dies seit Jahrhunderten und Jahrtausenden so gewesen ist. Izmir/Smyrna war zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Stadt, in der neben Europäern (u.a. Italiener, Franzosen, Briten, auch Niederländern) hauptsächlich Juden und Muslime lebten. Einen großen griechischen Bevölkerungsanteil erlangte die Stadt erst durch Zuzug vor allem von den Ägäisinseln im Lauf des 19. Jahrhunderts (bereits im 18. Jahrhundert einsetzend). Auch im Umland verlief die demographische Entwicklung analog, hier auch dadurch gefördert, dass die Tanzimatreformen den Landerwerb ermöglichten und nach den Unruhen des 17. und 18. Jahrhunderts gerade fruchtbares Land in der Ebene unbesiedelt war. Die Geschichte Izmirs macht es zudem unwahrscheinlich, dass seit der Spätantike bis 1922 kontinuierlich die Stadt auch nicht nur nominell Sitz eines orthodoxen Metropoliten war. Bei der Eroberung durch die Türken/Osmanen befand sich die Stadt im Besitz italienischer Herren bzw. des Johanniterordens, was die Existenz eines orthodoxen Metropoliten ziemlich unwahrscheinlich macht. --Hajo-Muc (Diskussion) 12:30, 4. Aug. 2021 (CEST)
- "Gavur İzmir" ("Smyrna der Ungläubigen") war ein verbreiteter Ausdruck von Osman*innen für die Stadt 1908 laut: Fensham, Florence Amanda; Lyman, Mary I.; Humphrey, Mrs. H. B. (1908): A Modern Crusade in the Turkish Empire. Woman's Board of Missions of the Interior. S. 43. Das ist ein starker Hinweis auf massive nicht-türkische (griechische) Präsenz und Ausstrahlung in der Stadt. Die englischsprachige Wikipedia erklärt es im Artikel "Smyrna" zusätzlich mit "While Turkish sources track the emergence of the term to the 14th century when two separate parts of the city were controlled by two different powers, the upper İzmir being Muslim and the lower part of the city Christian." (Hervorhebung von mir). Das ist noch ein bisschen vor dem 19. Jahrhundert. Die demografische Geschichte Smyrnas vor dem 19. Jahrhundert müsste aus den Steuerunterlagen des Osmanischen Reiches ablesbar sein.
- Im englischen Wikipedia-Artikel "İzmir" ist zusätzlich referenziert und bequellt: "In 1818, traveller William Jowett described the distribution of Smyrna (now Izmir)'s population: Turks 60,000, Greeks 40,000, Jews 10,000, Latins 3,000, Armenians 7,000."
- Und, auch bequellt: "In 1865 the population was estimated by the British (Hyde Clarke) at 180,000 with minorities of 80,000 Greeks, 8,000 Armenians and 10,000 Jews."
- Deine Zweifel am überwiegend christlichen (und damit historisch auch überwiegend griechischen) Charakter der Stadt vor dem 19. Jahrhundert sind mir bisher noch nirgendwo untergekommen. Der englischsprachige und gut bequellte Artikel en:Metropolis of Smyrna#Ottoman era sagt u. a.: "During the 14th century, the Turkish raids and eventual capture of the city caused the local Church to decline and its territory to shrink. As a result, at the end of that century only the bishoprics of Phocaea and Magnesia were under the jurisdiction of the metropolis. Moreover, there are no surviving records of a local metropolitan after 1389. In December 1402 Smyrna was razed by the army of Timur. However, it appears that the Christian community survived the devastation of the city.
- After the Ottoman conquest of Smyrna, it appears that the local Christians enjoyed a special status, contrary to several adjacent metropolises that became inactive, while with the Fall of Constantinople (1453) to the Ottomans, a major reorganization occurred in the ecclesiastical administration following the incorporation of the Ecumenical Patriarchate into the social structures of the Ottoman Empire. Thus, although Christianity in Anatolia was in steady decline during that period, the diocese of Smyrna survived, even in a restricted area of jurisdiction and managed to retain its status as a metropolis of the Orthodox Church.
- During the 17th and 18th centuries a significant number of local saints (new martyrs) are recorded in the city, where most of them rejected conversion to Islam and were tortured by the Muslim authorities. At that period the Christian community increased enormously, due to the general demographic boom of the region, as a result of the commercial development of Smyrna. The city became a center of the Greek Enlightenment culture, while several schools were erected, like the Evangelical School and the Philological Gymnasion."
- Man könnte sagen, (auch) genau wegen dieses Charakters in der Wahrnehmung der sich als muslimisch und türkisch Identifizierenden (die allerdings als Truppenangehörige oft ortsfremd waren) war die Stadt 1922 Ziel genau der abgelaufenen Repressalien. Unbenommen ist, dass von den reinen Zahlen her demografisch nicht immer von einer ethnisch-griechischen Mehrheit in Izmir ausgegangen werden kann. Aber das ist unerheblich für die Gräueltaten. Wie wir alle wissen (sollten), ist Othering eine Voraussetzung für Gewalt, Krieg und Genozid(versuche), schlimm v. a. in Kombination mit ethnischem Nationalismus vor einer Folie des unreflektierten Kapitalismus. .-- marilyn.hanson (Diskussion) 22:56, 28. Jan. 2023 (CET)