Diskussion:Deutsch-Französischer Krieg

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Ablage I (Die ungekürzte Variante der Vorgeschichte)

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Außenpolitische Lage Frankreichs bis 1866

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Der französische Kaiser Napoleon III., Porträtgemälde (1855) von Franz Xaver Winterhalter

In Frankreich wirkte die Erinnerung an die Niederlage des napoleonischen Kaiserreiches noch lange fort. Die territoriale Zurückstufung von 1814/1815 wurde als schwere Demütigung empfunden. Der französische Staat musste niederländische, deutsche und piemontesische Territorien, die während der Französischen Revolution und Napoleons Herrschaft annektiert worden waren, abtreten.[1] Der öffentlichen Erwartung einer Rückgewinnung des alten Einflusses konnte die Bourbonen-Dynastie und die Julimonarchie nicht gerecht werden. So ließ zwar Louis-Philippe I. während der belgischen Revolution Antwerpen belagern, verzichtete aber auf britischen Druck hin auf eine dynastische Anbindung des neu gegründeten Staates Belgien an Frankreich (der belgische Nationalkonvent hatte 1831 dem zweiten Sohn von Louis Philippe, Louis d’Orléans, die belgische Krone angeboten). Die enttäuschten Hoffnungen auf eine Wiederherstellung der alten Machtposition Frankreichs trug im Jahr 1848 schließlich zur Präsidentenwahl von Louis Napoleon bei, der sich vier Jahre später als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen krönte. Sein außenpolitisches Ziel hatte Napoleon III. bereits während seiner Exilzeit formuliert. In der Schrift Idées Napoléoniennes sah er sich als zukünftiger Vollender des Werkes seines Onkels Napoleon I. Hierfür sollten Russland und Österreich geschwächt oder aufgelöst werden. Napoleon III. wollte an ihre Stelle liberale, von Frankreich abhängige Nationalstaaten setzen.[2]

In den 1850er Jahren konnte Napoleon III. noch eindeutige außenpolitische Erfolge in dieser Hinsicht vorweisen: Im Krimkrieg gelang es Paris, ein Militärbündnis mit London abzuschließen und Russland zu schwächen. Im Sardinischen Krieg unterstütze Napoleon III. das Königreich Sardinien-Piemont gegen Österreich. Während Österreich die Lombardei an Piemont abtreten musste, erhielt Frankreich als Gegenleistung für seine militärische Hilfe die beiden piemontesischen Provinzen Nizza und Savoyen zugesprochen.[3] In den 1860er Jahren häuften sich dann jedoch die außenpolitischen Rückschläge: Der Versuch in Mexiko einen von Frankreich abhängigen Vasallenstaat zu installieren, schlug fehl und kostete das französische Kaiserreich 360 Millionen Franc. 1863 versuchte Napoleon III. die polnische Nationalbewegung zu unterstützen, intervenierte aber letztlich nicht gegen die Niederschlagung des Januaraufstandes durch russische Truppen. Der Ausgang des Deutschen Krieges von 1866 sollte das innenpolitische Ansehen von Napoleons Regime noch weiter beschädigen.[4]

Deutscher Krieg von 1866

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Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck

Der Konflikt zwischen Österreich und Preußen um die Führungsrolle im Deutschen Bund erreichte unter dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck einen neuen Höhepunkt. Napoleon III. hoffte zunächst von dieser Rivalität zu profitieren, denn Österreich und Preußen waren noch im Jahr 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg als Verbündete aufgetreten. Der Bruch dieser Allianz zwischen den deutschen Großmächten schien Frankreichs außenpolitische Position zu stärken.[5]

Im Herbst 1865 besuchte Bismarck heimlich Napoleon III. in Biarritz. Der preußische Ministerpräsident wollte sich von der französischen Neutralität im Falle eines Krieges gegen Österreich überzeugen. Napoleon III. zeigte sich dem nicht abgeneigt, brachte aber als Gegenleistung für das militärische Stillhalten französische Gebietserweiterungen ins Gespräch (etwa Teile Belgiens, die Saarregion und die Pfalz). Bismarck gab Napoleon III. jedoch keine verbindlichen Garantien für territoriale Kompensationen.[6] Mit Österreich schloss Napoléon III. einen Geheimvertrag, der als Gegenleistung für seine Neutralität vorsah, Frankreich das preußische Rheinland zu überlassen.

Napoleon III. und sein Beraterkreis erwarteten einen längeren Krieg zwischen Österreich und Preußen. Daher verzichteten sie darauf, die französischen Truppen für eine schnelle Intervention zusammenzuziehen. 28.000 Soldaten blieben in Mexiko, 63.000 in Algerien, 8.000 in Rom und 2.000 in Cochinchina stationiert. Somit standen Napoleon III. nur etwa 100.000 Mann gegen sofort einsatzbereite 300.000 Soldaten unter preußischem Oberbefehl zur Verfügung. Angesichts dieser Lage versuchte Napoleon III. diplomatischen Druck auf Preußen auszuüben. Einen Monat nach der kriegsentscheidenden Schlacht bei Königgrätz forderte er von dem siegreichen Preußen Unterstützung für französische Gebietsgewinne ein. Die Pläne sahen eine Rückgewinnung von Territorien vor, die Frankreich im Ersten Pariser Frieden von 1814 noch hatte behalten dürfen und erst nach der Schlacht bei Waterloo von 1815 an deutsche Staaten hatte abtreten müssen.[7]

Der schnelle Friedensschluss mit Österreich beugte letztlich einer französischen Intervention vor. Gleichzeitig verschob sich nach dem Deutschen Krieg das machtpolitische Kräfteverhältnis: Preußen annektierte die norddeutschen Staaten Königreich Hannover, Kurfürstentum Hessen-Kassel, Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt. Es gewann durch die Annexionen von 1866 4,5 Millionen Einwohner[8] hinzu und wuchs um 73.000 Quadratkilometer[9] an. Die restlichen norddeutschen Staaten traten dem neu gebildeten Norddeutschen Bund bei, wodurch das politische Gewicht Preußens weiter anstieg.[10] Noch im Jahr 1860 hatte Preußen weniger als 50 % der französischen Bevölkerungszahl erreicht. Der Norddeutsche Bund von 1867 zählte nun 30 Millionen Einwohner, was der französischen Einwohnerzahl von 37 Millionen näher kam. Darüber hinaus war die Armee des Norddeutschen Bundes aufgrund der allgemeinen Wehrpflicht um ein Drittel größer als ihr französisches Gegenstück.[11] Der Ruf nach „Rache für Sadowa“ (französischer Name der Schlacht von Königgrätz) kam in Frankreich auf. Gemeint war die Enttäuschung in Frankreich, nicht ausreichend für die Neutralität im Deutschen Krieg belohnt worden zu sein. Der französische Kriegsminister kommentierte die französische Wahrnehmung mit dem Satz: „Wir sind diejenigen, die tatsächlich bei Sadowa geschlagen worden sind“ („C'est nous qui avons été battus à Sadowa“).[12]

 
Der Norddeutsche Bund

Angesichts der Kriegsdrohungen aus Paris konnte Bismarck noch keine vollständige deutsche Einigung realisieren. Der Norddeutsche Bund reichte nur bis zum Main.[13] Die süddeutschen Staaten Württemberg, Baden und Bayern bewahrten zunächst ihre staatliche Unabhängigkeit. Aus französischer Perspektive war dies nicht unwesentlich. Die drei süddeutschen Länder konnten in einem potenziellen Krieg weitere 200.000 Soldaten aufbieten und grenzten zum Teil direkt an Frankreich.[14] Die nationalstaatliche Ausklammerung von Süddeutschland war jedoch letztlich politisch wertlos, denn noch im August 1866 war es Bismarck gelungen, geheime Schutz- und Trutzbündnisse (gegenseitige Verteidigung im Falle eines Angriffskriegs) mit Bayern, Württemberg und Baden abzuschließen. Grund für die Verträge waren die neuen Grenzziehungen, welche die um ihre staatliche Souveränität bangenden süddeutschen Regierungen in eine Notlage brachten. Sie befanden sich geographisch nun zwischen den Großmächten Österreich, Frankreich und dem Norddeutschen Bund. Die erstarkende Nationalbewegung ließ dabei nur eine außenpolitische Orientierung an den Norddeutschen Bund zu.[15]

Luxemburgkrise von 1867

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Fotografie der luxemburgischen Festung kurz vor 1867

Nachdem im August 1866 die preußisch-französischen Verhandlungen über umfangreiche territoriale Kompensationen gescheitert waren, wich die französische Regierung von ihrer ursprünglichen Zielsetzung ab. Sie forderte von Preußen nun, es bei Annexion des Großherzogtums Luxemburg zu unterstützen. Die politischen Rahmenbedingungen hierfür erwiesen sich jedoch als schwierig: Der Kleinstaat Luxemburg gehörte bis 1866 dem Deutschen Bund an, weshalb auf der luxemburgischen Festung noch immer eine preußische Garnison stationiert war. Das Großherzogtum wurde gleichzeitig in Personalunion vom niederländischen König Wilhelm III. regiert. Bismarck reagierte auf das Gesuch des französischen Botschafters Vincent Benedetti zwar durchaus freundlich, machte aber nur vage Versprechungen.[16] Im März 1867 nahm die französische Regierung Verhandlungen mit Wilhelm III. auf. Dieser zeigte sich damit einverstanden, Luxemburg gegen eine finanzielle Entschädigung (5 Millionen Gulden) Frankreich zu übergeben. Wilhelm III. machte den Verkauf aber auch von der Billigung des preußischen Monarchen Wilhelm I. abhängig und somit öffentlich.[17] Bismarck ließ daraufhin die bisher geheimgehaltenen Schutz- und Trutzverträge mit den süddeutschen Staaten im Preußischen Staats-Anzeiger drucken. Die Veröffentlichung des Bündnisses stärkte in den deutschen Staaten eine nationalistische Empörung gegenüber Frankreich. Davon beeindruckt weigerte sich der niederländische König, den Vertrag mit Frankreich zu unterzeichnen. Bismarck appellierte zusätzlich an die anderen europäischen Großmächte, sich für eine friedliche Beilegung der Luxemburgkrise einzusetzen. So kam es im Mai 1867 zu einer Konferenz in London. Frankreich musste im Zuge dessen seine Ansprüche auf Luxemburg dauerhaft aufgeben. Preußen war dazu gezwungen, seine Garnison aus der Festung abzuziehen.[18]

Annäherung zwischen Frankreich und Österreich von 1867/1868

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Europa im Jahr 1867

Die Luxemburgkrise bewirkte eine Annäherung zwischen Frankreich und Österreich. Beide Großmächte versuchten, ein gegen Preußen gerichtetes Bündnis ins Leben zu rufen. Hierfür reiste Napoleon III. im August 1867 nach Salzburg, wo er den österreichischen Kaiser Franz Joseph I. traf. Als offizieller Anlass seines Besuches wurde die Trauer um den hingerichteten Erzherzog Ferdinand Maximilian vorgeschoben. Die französische Diplomatie sah zeitweise eine Erweiterung der geplanten Allianz um Italien vor. Allerdings traten unüberwindbare Interessengegensätze zwischen den drei Mächten zu Tage. So forderte Florenz den Rückzug französischer Truppen aus Rom, die den Kirchenstaat vor einer italienischen Annexion schützten. Des Weiteren beanspruchte die italienische Regierung österreichische Gebiete wie das Isonzotal und Triest für sich. Wien wiederum misstraute Paris. Es war nicht bereit, französische Gebietserweiterungen in den Raum des ehemaligen Deutschen Bundes zu unterstützen.[19] Trotz dieser außenpolitischen Konstellation war Bismarck beunruhigt: Noch am 18. Februar 1868 empfing Napoleon III. den österreichischen Feldmarschall Albrecht von Österreich-Teschen und dessen Offiziere bei Paris. Bismarck rechnete mit Fortschritten in den Verhandlungen zwischen Wien und Paris.[20] Die französische Regierung hoffte ihrerseits, dass – obwohl ein Bündnisvertrag mit Österreich und Italien letztlich nicht zustande kam – sie Rückendeckung in einem möglichen Krieg gegen Preußen erhalten würde. Diese Einschätzung ermutigte Paris darin, in der Frage der spanischen Thronfolge einen diplomatischen Konfrontationskurs mit Preußen zu suchen.[21]

Zunächst sah sich Frankreich aber vor allem durch die Schaffung eines gesamtdeutschen Zollparlamentes provoziert. Mit dieser Reform des Deutschen Zollvereins versuchte Bismarck, die süddeutschen Staaten enger an den Norddeutschen Bund zu binden. Daraufhin ließ Napoleon III. Bismarck mitteilen, dass Frankreich bereits die Einverleibung auch nur eines süddeutschen Staates als Kriegsgrund auffassen würde.[22] Die Zollparlamentswahlen in Süddeutschland brachten Bismarck nicht die „gewünschten“ Ergebnisse. Die Gegner eines Anschlusses an den Norddeutschen Bund trugen einen deutlichen Sieg davon. Bei der bayerischen Landtagswahl vom Februar 1870 erreichte die an der staatlichen Unabhängigkeit festhaltende Bayerische Patriotenpartei die absolute Mehrheit. Der bayerische König ernannte mit Otto von Bray-Steinburg einen engen Freund des österreichischen Außenministers zum Vorsitzenden im Ministerrat. Bismarck musste also eine gemeinsame Außenpolitik von Bayern und Österreich befürchten.[23] Die süddeutschen Staaten drohten damit, potenziell (trotz der Schutz- und Trutzverträge) zu möglichen Verbündeten der österreichisch-französischen Bündnisbemühungen zu werden.[24]

Streit um die Spanische Thronfolge (Frühjahr 1870)

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Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, Kandidat auf den spanischen Thron

Zum unmittelbaren Auslöser des Deutsch-Französischen Krieges entwickelte sich die Frage um die spanische Thronfolge. Die Herrschaft von Königin Isabella II. war bereits seit langem von Krisen geprägt. Schnell wechselnde Regierungen, Konflikte am Hof und Korruptionsfälle hatten das Ansehen der Bourbonen-Monarchie in Spanien schwer beschädigt. So spekulierte der preußische Botschafter in Madrid, Georg Freiherr von Werthern, schon 1866/1867 auf einen möglichen preußenfreundlichen Nachfolger. In Madrid brachte er Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, den Sohn eines ehemaligen preußischen Ministerpräsidenten, ins Gespräch. Dieser entstammte einer katholischen Nebenlinie der in Berlin regierenden Hohenzollern-Dynastie.[25] Im September 1868 putschte das Militär Isabella II. tatsächlich vom spanischen Thron. Die Führer des Putsches suchten anschließend bei den europäischen Herrscherhäusern nach einem neuen König für Spanien. Nach mehreren Absagen aus Italien und Portugal wandte sich der spanische Regierungschef Juan Prim im Februar 1870 schließlich an die Sigmaringer Linie der Hohenzollern.[26] Für diese Entscheidung sprach aus spanischer Sicht, dass Erbprinz Leopold mit der Schwester des portugiesischen Königs verheiratet war. Über die dynastische Verbindung hoffte Madrid eines Tages Erbansprüche auf Portugal erheben zu können.[27] Das Risiko einer Konfrontation mit Frankreich schien zunächst gering. Immerhin war Leopold durch beide Großmütter (väterlicherseits Antoinette Murat, die Nichte von Napoleons Schwager Joachim Murat; mütterlicherseits Stéphanie de Beauharnais, Napoleons Adoptivtochter) mit der Dynastie Napoleons III. verbunden. Leopolds jüngerer Bruder Karl gelangte 1866 auf nachdrückliche Empfehlung Napoleons III. auf den rumänischen Thron.[28] Mit dem preußischen Zweig der Hohenzollern war Leopold hingegen nur entfernt verwandt.[29]

 
Der preußische König Wilhelm I.

Die Entscheidung über eine Annahme des spanischen Angebotes hing vom Oberhaupt der Hohenzollern-Dynastie ab, dem preußischen König Wilhelm I. Bismarck empfahl diesem, dem spanischen Projekt seinen Segen zu geben. Der Monarch zeigte sich allerdings wenig interessiert an einer spanischen Königswürde seines Neffen. Er befürchtete, dass Preußen – sollte Leopold ebenso gestürzt werden wie Königin Isabella II. – einen Gesichtsverlust erleiden und in die spanische Politik verwickelt werden könnte.[30] Letztlich gab Wilhelm aber dem Drängen Bismarcks nach und erklärte, der Annahme der Kandidatur zu zustimmen, sollte Leopold dies fordern. Der Prinz selbst hatte freilich wenig Ambitionen auf die spanische Königswürde. Bis Mai 1870 lehnte er eine Kandidatur zwei Mal schriftlich ab. Bismarck ignorierte diese Entscheidung und schickte seinen Vertrauten Lothar Bucher nach Madrid. Bucher sollte die spanische Regierung von dem fortbestehenden Interesse der Hohenzollern an der spanischen Königswürde überzeugen.[31] Im Mai 1870 wandte sich Bismarck brieflich an Leopolds Vater Karl Anton und ermutigte ihn aus patriotischen Beweggründen, sich für das spanische Projekt einzusetzen. Drei Wochen später gab auch Leopold seinen Widerstand gegen die Kandidatur auf.[32]

Berlin und Madrid sahen ursprünglich vor, ihr gemeinsames Projekt gegenüber der Öffentlichkeit geheim zu halten. Erst nach der Bestätigung Leopolds als König durch das spanische Parlament sollte das politische Paris über die Königskandidatur in Kenntnis gesetzt werden.[33] Die Strategie schlug fehl, da sich bei der Entschlüsselung einer Telegrafiebotschaft aus Berlin ein Fehler einschlich. Die spanische Regierung ging nun fälschlicherweise davon aus, dass die parlamentarische Abstimmung über die Königskandidatur erst am 9. Juli 1870 stattfinden sollte. Vorgesehen war aber eigentlich schon der 26. Juni – ein Termin zwei Wochen früher. Der Dechiffrierefehler hatte zur Folge, dass die Regierung das Parlament verfrüht in die Sommerpause entließ. Als Juan Prim von dem Missverständnis erfuhr, musste er das Parlament zurückrufen. Bei diesem Anlass rechtfertigte er seine Entscheidung mit der spanischen Thronkandidatur, wodurch die Angelegenheit öffentlich bekannt wurde.[34] Am 1. Juli 1870 berichtete die Presse in der spanischen Hauptstadt über die Pläne der Regierung.[35] Einen Tag später gab Prim gegenüber dem französischen Botschafter in Madrid zu, Leopolds Kandidatur forciert zu haben. Am 3. Juli telegraphierte der Botschafter die Nachricht an den französischen Außenminister Gramont. König Wilhelm I. kommentierte diese Entwicklung gegenüber seiner Ehefrau Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach mit dem Kommentar: „Die spanische Bombe ist also mit einmal geplatzt...“.[36]

 
Der französische Außenminister Antoine Alfred Agénor de Gramont

Eine mögliche Inthronisation Leopolds als spanischer König weckte in Frankreich Ängste vor einer neuen dynastischen Umklammerung, wie sie durch Habsburger-Monarchen im 16. und 17. Jahrhundert schon einmal bestanden hatte.[37] Die Nachricht aus Madrid sorgte besonders in Paris für nationalistische Entrüstung. Beispielsweise gab die Zeitung Le Temps die Losung „Krieg oder Resignation“ aus.[38] Der öffentliche Druck nahm auf die französische Regierung somit weiter zu. Laut Historikern wie Eberhard Kolb empfand das politische Paris unter dem Druck der Öffentlichkeit „die Hohenzollernkandidatur als diplomatische Kampfansage und nicht hinnehmbare Beeinträchtigung ihres Prestiges“.[39] Angesichts einer ohnehin starken Opposition der Republikaner im Parlament mussten der Kaiser und seine Regierung ihren Sturz befürchten. Um die brisante innenpolitische Stimmung zu besänftigen, blieben Napoleon III. drei Optionen: Paris konnte versuchen, von der spanischen Regierung eine Rücknahme des Angebotes an Prinz zu Leopold zu erwirken. Alternativ bot sich an, entweder von der Sigmaringer Linie der Hohenzollern oder von dem preußischen König selbst eine Rücknahme der Kandidatur zu fordern.[40] In dieser Situation setzte sich der Kurs des französischen Außenministers durch. Der Herzog de Gramont bekam Unterstützung von der französischen Kaiserin Eugénie de Montijo, die eine Abneigung gegenüber Preußen hegte.[41] Eugénie war der festen Überzeugung, dass nur ein militärischer Triumph gegen Berlin ihrem Sohn Napoléon Eugène Louis Bonaparte den Thron sichern würde. Ein erfolgreicher Waffengang sollte damit auch die liberale Opposition in Frankreich verstummen lassen.[42] Außenminister Gramont gehörte dem kriegszuneigenden Zirkel um Kaiserin Eugénie an.[43] Am 6. Juli 1870 hielt er eine Rede vor der gesetzgebenden Versammlung, dem Corps législatif. Er beschuldigte die preußische Regierung hinter dem spanischen Projekt zu stehen und erklärte, dass dies einer Ehrverletzung Frankreichs gleichkäme. Obwohl Gramont mit keinem Wort direkt von Krieg sprach, ließ sich seine Rhetorik als Kriegsdrohung an Preußen interpretieren.[44]

Letzte Zuspitzung und Emser Depesche (Juli 1870)

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Graf Benedetti, der französische Botschafter in Preußen

Am 7. Juli 1870 ordnete Gramont die Reise des französischen Botschafters in Preußen, Vincent Graf Benedetti, nach Bad Ems an. In der Stadt hielt sich König Wilhelm I. und seine höfische Gefolgschaft zur Kur auf. Benedetti sollte den König darum bitten, die Kandidatur Leopolds zurückzuziehen. Bismarck war nicht in Bad Ems anwesend, sondern hielt sich auf seinem Landgut Varzin auf. Zur maßgeblichen politischen Figur in der Umgebung Wilhelms avancierte daher der aus Paris abgereiste preußische Botschafter. Karl von Werther empfahl dem Monarchen die französische Bedingung zu erfüllen und so den Frieden nicht zu gefährden.[45] Am 9. Juli 1870 erklärte Wilhelm I. dem französischen Botschafter, die Kandidatur lediglich als Oberhaupt der Hohenzollern, nicht aber als preußischer König unterstützt zu haben. Es sei eine rein dynastische Angelegenheit. Um die Situation weiter zu entschärfen, lud Wilhelm I. noch am selben Tag Benedetti zu einem abendlichen Essen und Theaterbesuch ein.[46] Das Geständnis Wilhelms I. stärkte Gramonts diplomatische Position in Europa. Er konnte nun nach außen zweifelsfrei beweisen, dass die preußische Regierung mit Bismarck an der Spitze in dem spanischen Projekt involviert war.[47] So ließ etwa Prinz Reuß, der preußische Botschafter in Russland, Wilhelm telegraphisch mitteilen, dass Zar Alexander II. ihm empfahl, die Kandidatur aufzugeben. Am 10. Juli 1870 schickte Wilhelm I. schließlich einen Sondergesandten nach Sigmaringen. Dessen Aufgabe bestand darin, Karl Anton von einem Verzicht zu überzeugen. Leopold selbst war aufgrund seines Urlaubes in den Alpen nicht erreichbar. Am 12. Juli verzichtete Karl Anton stellvertretend für seinen Sohn auf die spanische Krone. Paris hatte damit einen großen diplomatischen Erfolg vorzuweisen.[48]

 
Auf der Kurpromenade von Bad Ems erinnert bis heute ein Gedenkstein an das historische Zusammentreffen des preußischen Königs mit dem Grafen Benedetti

Gramont reichte der diplomatische Sieg nicht aus. Die unterzeichnete Verzichtserklärung verschwieg nämlich jede preußische Teilhabe an dem spanischen Thronfolgeprojekt. Aus diesem Grund forderte Gramont eine öffentliche Entschuldigung Preußens.[49] Erstens sollte Wilhelm I. in einem Brief an Napoleon III. erklären, nie eine Verletzung der „Interessen und der Ehre der französischen Nation“ gewollt zu haben. Die französische Regierung sah eine Veröffentlichung dieses Briefes vor. Zweitens schickte Gramont Benedetti noch einmal zu Wilhelm I. Der Botschafter sollte dem preußischen Monarchen die verbindliche Zusage entlocken, auch in aller Zukunft keine spanische Hohenzollern-Kandidatur mehr zu fördern. Am 13. Juli 1870 suchte Benedetti den Monarchen auf der Bad Emser Kurpromenade auf.[50] Wilhelm I. reagierte auf die Forderung zwar höflich, aber wies sie doch entschieden zurück. Er fürchtete einen Gesichtsverlust für Preußen. Solange nur ein nicht-regierendes Mitglied der Hohenzollern-Dynastie die Kandidatur öffentlich zurückzog, konnte die Krise nicht das Ansehen des gesamten preußischen Staates diskreditieren. Anders verhielt es sich, hätte er selbst als Monarch eine entsprechende Erklärung offiziell abgegeben. Wilhelm I. war nicht bereit, „auf immer und ewig“ („à tout jamais“) die Thronbesteigung eines Hohenzollern in Spanien zu untersagen. Er teilte Benedetti aber brieflich mit, die Kandidatur nicht zu billigen.[51] Inzwischen war Leopold aus seinen Alpenferien zurückgekehrt und hatte persönlich seinen Verzicht auf den spanischen Thron verkündet. Die Meldung hierüber in der Morgenzeitung ließ Wilhelm I. dem französischen Botschafter bringen. Als Benedetti Gramont über die Zurückweisung der französischen Forderung in Kenntnis setzte, ordnete der Außenminister noch am selben Tag eine weitere Unterredung mit Wilhelm I. an. Der Monarch verweigerte dem französischen Botschafter allerdings eine weitere Audienz und ermächtigte das preußische Außenministerium damit, sowohl die Presse als auch die preußischen Botschafter über seine Begegnung mit Benedetti zu informieren.[52]

Heinrich Abeken, der Vortragende Rat im Außenministerium, sandte die Zusammenfassung der Geschehnisse des Tages an Bismarck, der inzwischen nach Berlin zurückgekehrt war und in seine Amtswohnung Generalstabschef Helmut von Moltke und Kriegsminister Albrecht von Roon zum Abendessen eingeladen hatte. Um 18:09 Uhr traf die telegrafische Nachricht bei ihnen ein. Bismarck strich alle diplomatischen Floskeln und formulierte den Schlusssatz neu. In der unbearbeiteten Version war noch davon die Rede, dass Wilhelm I. eine weitere Audienz ablehnte, da der Rückzug der Kandidatur bereits geschehen war. Bismarcks Fassung stellte es jedoch so dar, als hätte der König die Audienz ohne jede Erklärung verweigert.[53] Der umgeänderte Text gipfelte in der Erklärung, der Monarch habe Frankreich nichts weiter mitzuteilen. Diese Wortwahl konnte fast schon als eine Aufkündigung des diplomatischen Kontaktes mit Paris verstanden werden.[54] Dennoch war die sogenannte Emser Depesche nicht unmittelbar verantwortlich für den Beginn des Krieges. Zwar ließ Bismarck die Emser Depesche noch am selben Tag, um 21 Uhr, in einer Sonderausgabe der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung drucken, doch bekannt wurde der vollständige Text in Frankreich erst am folgenden Tag, dem 14. Juli, um 18:30 Uhr.[55] Bereits Stunden vor der Veröffentlichung der Emser Depesche ordnete die französische Regierung die Mobilmachung der Armee an. Dabei spielte die Zurückweisung ihrer Forderung durch Wilhelm I. die zentrale Rolle.[56] Die Emser Depesche spielte Bismarck dennoch auf zwei Ebenen in die Karten: Mit der Veröffentlichung konnte er Frankreich als scheinbar alleinigen Aggressor darstellen, was die anderen europäischen Großmächte von einer militärischen Intervention abhalten sollte. Des Weiteren löste die Emser Depesche im Norddeutschen Bund und den süddeutschen Staaten eine nationalistische Begeisterung aus.[57]

Noch am Abend des 14. Juli 1870 versammelten sich tausende Menschen auf den Straßen und Plätzen von Paris, um für den Krieg zu demonstrieren. Chöre wie „Nach Berlin“ und „Nieder mit Preußen“ waren zu hören. Selbst die zu dieser Zeit noch verbotene Marseillaise wurde angestimmt.[58] Die öffentliche Wut dieser Tage richtete sich auch gegen Kriegsgegner wie Adolphe Thiers, der sich im Parlament lange gegen eine Teilmobilisierung der Armee ausgesprochen hatte. Als die Emser Depesche bekannt wurde, verlor eine solche Haltung jedoch an politischem Rückhalt. Vor Thiers Wohnung an der Place Saint-Georges forderte eine wütende Menge, den Abgeordneten totzuschlagen. Die Menschen verstopften die Straßen der Stadt derart, dass Fuhrwerke sie stellenweise nicht mehr passieren konnten.[59] Am 15. Juli 1870 votierten die Abgeordneten des französischen Parlaments nach einer elfstündigen Debatte mit 245 gegen 10 Stimmen für die Aufnahme von Kriegskrediten. Vier Tage später, am 19. Juli 1870, erklärte Frankreich Preußen den Krieg.[60] In der Kriegserklärung rechtfertigte die französische Regierung ihr Handeln damit, dass „das Projekt, einen preußischen Prinzen auf den spanischen Thron zu erheben, als eine gegen die territoriale Sicherheit Frankreichs gerichtete Unternehmung“ sei.[61]

Ablage II (die von Vive la France gekürzte Vorgeschichte)

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Außenpolitische Lage Frankreichs bis 1866

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Der französische Kaiser Napoleon III., Porträtgemälde (1855) von Franz Xaver Winterhalter

In Frankreich wirkte die Erinnerung an die Niederlage des napoleonischen Kaiserreiches noch lange fort. Die territoriale Zurückstufung von 1814/1815 wurde als schwere Demütigung empfunden. Der französische Staat musste niederländische, deutsche und piemontesische Territorien, die während der Französischen Revolution und Napoleons Herrschaft annektiert worden waren, abtreten.[62] Der öffentlichen Erwartung einer Rückgewinnung des alten Einflusses konnte die Bourbonen-Dynastie und die Julimonarchie nicht gerecht werden. So ließ zwar Louis-Philippe I. während der belgischen Revolution Antwerpen belagern, verzichtete aber auf britischen Druck hin auf eine dynastische Anbindung des neu gegründeten Staates Belgien an Frankreich (der belgische Nationalkonvent hatte 1831 dem zweiten Sohn von Louis Philippe, Louis d’Orléans, die belgische Krone angeboten). Die enttäuschten Hoffnungen auf eine Wiederherstellung der alten Machtposition Frankreichs trug im Jahr 1848 schließlich zur Präsidentenwahl von Louis Napoleon bei, der sich vier Jahre später als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen krönte. Sein außenpolitisches Ziel hatte Napoleon III. bereits während seiner Exilzeit formuliert. In der Schrift Idées Napoléoniennes sah er sich als zukünftiger Vollender des Werkes seines Onkels Napoleon I. Hierfür sollten Russland und Österreich geschwächt oder aufgelöst werden. Napoleon III. wollte an ihre Stelle liberale, von Frankreich abhängige Nationalstaaten setzen.[63]

In den 1850er Jahren konnte Napoleon III. noch eindeutige außenpolitische Erfolge in dieser Hinsicht vorweisen: Im Krimkrieg gelang es Paris, ein Militärbündnis mit London abzuschließen und Russland zu schwächen. Im Sardinischen Krieg unterstütze Napoleon III. das Königreich Sardinien-Piemont gegen Österreich. Während Österreich die Lombardei an Piemont abtreten musste, erhielt Frankreich als Gegenleistung für seine militärische Hilfe die beiden piemontesischen Provinzen Nizza und Savoyen zugesprochen.[64] In den 1860er Jahren häuften sich dann jedoch die außenpolitischen Rückschläge: Der Versuch in Mexiko einen von Frankreich abhängigen Vasallenstaat zu installieren, schlug fehl und kostete das französische Kaiserreich 360 Millionen Franc. 1863 versuchte Napoleon III. die polnische Nationalbewegung zu unterstützen, intervenierte aber letztlich nicht gegen die Niederschlagung des Januaraufstandes durch russische Truppen. Der Ausgang des Deutschen Krieges von 1866 sollte das innenpolitische Ansehen von Napoleons Regime noch weiter beschädigen.[65]

Deutscher Krieg von 1866

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Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck

Der Konflikt zwischen Österreich und Preußen um die Führungsrolle im Deutschen Bund erreichte unter dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck einen neuen Höhepunkt. Napoleon III. hoffte zunächst von dieser Rivalität zu profitieren, denn Österreich und Preußen waren noch im Jahr 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg als Verbündete aufgetreten. Der Bruch dieser Allianz zwischen den deutschen Großmächten schien Frankreichs außenpolitische Position zu stärken.[66] Im Herbst 1865 besuchte Bismarck heimlich Napoleon III. in Biarritz. Der preußische Ministerpräsident wollte sich von der französischen Neutralität im Falle eines Krieges gegen Österreich überzeugen. Napoleon III. zeigte sich dem nicht abgeneigt, brachte aber als Gegenleistung für das militärische Stillhalten französische Gebietserweiterungen ins Gespräch (etwa Teile Belgiens, die Saarregion und die Pfalz). Bismarck gab Napoleon III. jedoch keine verbindlichen Garantien für territoriale Kompensationen.[67] Mit Österreich schloss Napoléon III. einen Geheimvertrag, der als Gegenleistung für seine Neutralität vorsah, Frankreich das preußische Rheinland zu überlassen. Napoleon III. und sein Beraterkreis erwarteten einen längeren Krieg zwischen Österreich und Preußen. Daher verzichteten sie darauf, die französischen Truppen für eine schnelle Intervention zusammenzuziehen. Angesichts dieser Lage versuchte Napoleon III. diplomatischen Druck auf Preußen auszuüben. Einen Monat nach der kriegsentscheidenden Schlacht bei Königgrätz forderte er von dem siegreichen Preußen Unterstützung für französische Gebietsgewinne ein. Die Pläne sahen eine Rückgewinnung von Territorien vor, die Frankreich im Ersten Pariser Frieden von 1814 noch hatte behalten dürfen und erst nach der Schlacht bei Waterloo von 1815 an deutsche Staaten hatte abtreten müssen.[68]

Der schnelle Friedensschluss mit Österreich beugte letztlich einer französischen Intervention vor. Gleichzeitig verschob sich nach dem Deutschen Krieg das machtpolitische Kräfteverhältnis: Preußen annektierte die norddeutschen Staaten Königreich Hannover, Kurfürstentum Hessen-Kassel, Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt. Die restlichen norddeutschen Staaten traten dem neu gebildeten Norddeutschen Bund bei, wodurch das politische Gewicht Preußens weiter anstieg.[69] Noch im Jahr 1860 hatte Preußen weniger als 50 % der französischen Bevölkerungszahl erreicht. Der Norddeutsche Bund von 1867 zählte nun 30 Millionen Einwohner, was der französischen Einwohnerzahl von 37 Millionen näher kam. Darüber hinaus war die Armee des Norddeutschen Bundes aufgrund der allgemeinen Wehrpflicht um ein Drittel größer als ihr französisches Gegenstück.[70] Der Ruf nach „Rache für Sadowa“ (französischer Name der Schlacht von Königgrätz) kam in Frankreich auf. Gemeint war die Enttäuschung in Frankreich, nicht ausreichend für die Neutralität im Deutschen Krieg belohnt worden zu sein. Der französische Kriegsminister kommentierte die französische Wahrnehmung mit dem Satz: „Wir sind diejenigen, die tatsächlich bei Sadowa geschlagen worden sind“ („C’est nous qui avons été battus à Sadowa“).[71]

 
Der Norddeutsche Bund

Angesichts der Kriegsdrohungen aus Paris konnte Bismarck noch keine vollständige deutsche Einigung realisieren. Der Norddeutsche Bund reichte nur bis zum Main.[72] Die süddeutschen Staaten Württemberg, Baden und Bayern bewahrten zunächst ihre staatliche Unabhängigkeit. Aus französischer Perspektive war dies nicht unwesentlich. Die drei süddeutschen Länder konnten in einem potenziellen Krieg weitere 200.000 Soldaten aufbieten und grenzten zum Teil direkt an Frankreich.[73] Die nationalstaatliche Ausklammerung von Süddeutschland war jedoch letztlich politisch wertlos, denn noch im August 1866 war es Bismarck gelungen, geheime Schutz- und Trutzbündnisse (gegenseitige Verteidigung im Falle eines Angriffskriegs) mit Bayern, Württemberg und Baden abzuschließen. Grund für die Verträge waren die neuen Grenzziehungen, welche die um ihre staatliche Souveränität bangenden süddeutschen Regierungen in eine Notlage brachten. Sie befanden sich geographisch nun zwischen den Großmächten Österreich, Frankreich und dem Norddeutschen Bund. Die erstarkende Nationalbewegung ließ dabei nur eine außenpolitische Orientierung an den Norddeutschen Bund zu.[74]

Luxemburgkrise von 1867

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Fotografie der luxemburgischen Festung kurz vor 1867

Nachdem im August 1866 die preußisch-französischen Verhandlungen über umfangreiche territoriale Kompensationen gescheitert waren, wich die französische Regierung von ihrer ursprünglichen Zielsetzung ab. Sie forderte von Preußen nun, es bei Annexion des Großherzogtums Luxemburg zu unterstützen.[75] Im März 1867 nahm die französische Regierung Verhandlungen mit dem über Luxemburg herrschenden niederländischen König auf. Wilhelm III. zeigte sich damit einverstanden, Luxemburg gegen eine finanzielle Entschädigung (5 Millionen Gulden) Frankreich zu übergeben. Er machte den Verkauf aber auch von der Billigung des preußischen Monarchen Wilhelm I. abhängig.[76] Bismarck ließ daraufhin die bisher geheimgehaltenen Schutz- und Trutzverträge mit den süddeutschen Staaten im Preußischen Staats-Anzeiger drucken. Die Veröffentlichung des Bündnisses stärkte in den deutschen Staaten eine nationalistische Empörung gegenüber Frankreich. Davon beeindruckt weigerte sich der niederländische König, den Vertrag mit Frankreich zu unterzeichnen. Bismarck appellierte zusätzlich an die anderen europäischen Großmächte, sich für eine friedliche Beilegung der Luxemburgkrise einzusetzen. So kam es im Mai 1867 zu einer Konferenz in London. Frankreich musste im Zuge dessen seine Ansprüche auf Luxemburg dauerhaft aufgeben. Preußen war dazu gezwungen, seine Garnison aus der Festung abzuziehen.[77]

Annäherung zwischen Frankreich und Österreich von 1867/1868

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Europa im Jahr 1867

Die Luxemburgkrise bewirkte eine Annäherung zwischen Frankreich und Österreich. Beide Großmächte versuchten, ein gegen Preußen gerichtetes Bündnis ins Leben zu rufen. Die französische Diplomatie sah zeitweise eine Erweiterung der geplanten Allianz um Italien vor. Allerdings traten unüberwindbare Interessengegensätze zwischen den drei Mächten zu Tage. So forderte Florenz den Rückzug französischer Truppen aus Rom, die den Kirchenstaat vor einer italienischen Annexion schützten. Des Weiteren beanspruchte die italienische Regierung österreichische Gebiete wie das Isonzotal und Triest für sich. Wien wiederum misstraute Paris. Es war nicht bereit, französische Gebietserweiterungen in den Raum des ehemaligen Deutschen Bundes zu unterstützen.[78] Trotz dieser außenpolitischen Konstellation war Bismarck beunruhigt: Noch am 18. Februar 1868 empfing Napoleon III. den österreichischen Feldmarschall Albrecht von Österreich-Teschen und dessen Offiziere bei Paris. Bismarck rechnete mit Fortschritten in den Verhandlungen zwischen Wien und Paris.[79] Die französische Regierung hoffte ihrerseits, dass – obwohl ein Bündnisvertrag mit Österreich und Italien letztlich nicht zustande kam – sie Rückendeckung in einem möglichen Krieg gegen Preußen erhalten würde. Diese Einschätzung ermutigte Paris darin, in der Frage der spanischen Thronfolge einen diplomatischen Konfrontationskurs mit Preußen zu suchen.[80]

Zunächst sah sich Frankreich aber vor allem durch die Schaffung eines gesamtdeutschen Zollparlamentes provoziert. Mit dieser Reform des Deutschen Zollvereins versuchte Bismarck, die süddeutschen Staaten enger an den Norddeutschen Bund zu binden. Daraufhin ließ Napoleon III. Bismarck mitteilen, dass Frankreich bereits die Einverleibung auch nur eines süddeutschen Staates als Kriegsgrund auffassen würde.[81] Die Zollparlamentswahlen in Süddeutschland brachten Bismarck nicht die „gewünschten“ Ergebnisse. Die Gegner eines Anschlusses an den Norddeutschen Bund trugen einen deutlichen Sieg davon. Bei der bayerischen Landtagswahl vom Februar 1870 erreichte die an der staatlichen Unabhängigkeit festhaltende Bayerische Patriotenpartei die absolute Mehrheit. Der bayerische König ernannte mit Otto von Bray-Steinburg einen engen Freund des österreichischen Außenministers zum Vorsitzenden im Ministerrat. Bismarck musste also eine gemeinsame Außenpolitik von Bayern und Österreich befürchten.[82] Die süddeutschen Staaten drohten damit, potenziell (trotz der Schutz- und Trutzverträge) zu möglichen Verbündeten der österreichisch-französischen Bündnisbemühungen zu werden.[83]

Streit um die Spanische Thronfolge (Frühjahr 1870)

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Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, Kandidat auf den spanischen Thron

Zum unmittelbaren Auslöser des Deutsch-Französischen Krieges entwickelte sich die Frage um die spanische Thronfolge. Im September 1868 putschte das Militär Königin Isabella II. vom spanischen Thron. Die Führer des Putsches suchten anschließend bei den europäischen Herrscherhäusern nach einem neuen König für Spanien. Nach mehreren Absagen aus Italien und Portugal wandte sich der spanische Regierungschef Juan Prim im Februar 1870 schließlich an die Sigmaringer Linie der Hohenzollern.[84] Die Entscheidung fiel auf Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, den Sohn eines ehemaligen preußischen Ministerpräsidenten und Angehörigen der katholischen Nebenlinie des in Berlin regierenden Königs von Preußen.[85] Das Risiko einer Konfrontation mit Frankreich schien zunächst gering. Immerhin war Leopold durch beide Großmütter (väterlicherseits Antoinette Murat, die Nichte von Napoleons Schwager Joachim Murat; mütterlicherseits Stéphanie de Beauharnais, Napoleons Adoptivtochter) mit der Dynastie Napoleons III. verbunden. Leopolds jüngerer Bruder Karl gelangte 1866 auf nachdrückliche Empfehlung Napoleons III. auf den rumänischen Thron.[86] Mit dem preußischen Zweig der Hohenzollern war Leopold hingegen nur entfernt verwandt.[87] Die Entscheidung über eine Annahme des spanischen Angebotes hing vom Oberhaupt der Hohenzollern-Dynastie ab, dem preußischen König Wilhelm I.[88] Auf Drängen Bismarcks stimmte Wilhelm und schließlich auch Leopold einer Kandidatur zu.[89]

 
Der preußische König Wilhelm I.

Berlin und Madrid sahen ursprünglich vor, ihr gemeinsames Projekt gegenüber der Öffentlichkeit geheim zu halten. Erst nach der Bestätigung Leopolds als König durch das spanische Parlament sollte das politische Paris über die Königskandidatur in Kenntnis gesetzt werden.[90] Die Strategie schlug fehl, da sich bei der Entschlüsselung einer Telegrafiebotschaft aus Berlin ein Fehler einschlich. Die spanische Regierung ging nun fälschlicherweise davon aus, dass die parlamentarische Abstimmung über die Königskandidatur erst am 9. Juli 1870 stattfinden sollte. Vorgesehen war aber eigentlich schon der 26. Juni – ein Termin zwei Wochen früher. Der Dechiffrierefehler hatte zur Folge, dass die Regierung das Parlament verfrüht in die Sommerpause entließ. Als Juan Prim von dem Missverständnis erfuhr, musste er das Parlament zurückrufen. Bei diesem Anlass rechtfertigte er seine Entscheidung mit der spanischen Thronkandidatur, wodurch die Angelegenheit öffentlich bekannt wurde.[91] Am 1. Juli 1870 berichtete die Presse in der spanischen Hauptstadt über die Pläne der Regierung.[92] Einen Tag später gab Prim gegenüber dem französischen Botschafter in Madrid zu, Leopolds Kandidatur forciert zu haben. Am 3. Juli telegraphierte der Botschafter die Nachricht an den französischen Außenminister Gramont. König Wilhelm I. kommentierte diese Entwicklung gegenüber seiner Ehefrau Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach mit dem Kommentar: „Die spanische Bombe ist also mit einmal geplatzt...“.[93]

 
Der französische Außenminister Antoine Alfred Agénor de Gramont

Eine mögliche Inthronisation Leopolds als spanischer König weckte in Frankreich Ängste vor einer neuen dynastischen Umklammerung, wie sie durch Habsburger-Monarchen im 16. und 17. Jahrhundert schon einmal bestanden hatte.[94] Die Nachricht aus Madrid sorgte besonders in Paris für nationalistische Entrüstung. Beispielsweise gab die Zeitung Le Temps die Losung „Krieg oder Resignation“ aus.[95] Laut Historikern wie Eberhard Kolb empfand das politische Paris unter dem Druck der Öffentlichkeit „die Hohenzollernkandidatur als diplomatische Kampfansage und nicht hinnehmbare Beeinträchtigung ihres Prestiges“.[96] Angesichts einer ohnehin starken Opposition der Republikaner im Parlament mussten der Kaiser und seine Regierung ihren Sturz befürchten. Um die brisante innenpolitische Stimmung zu besänftigen, blieben Napoleon III. drei Optionen: Paris konnte versuchen, von der spanischen Regierung eine Rücknahme des Angebotes an Prinz zu Leopold zu erwirken. Alternativ bot sich an, entweder von der Sigmaringer Linie der Hohenzollern oder von dem preußischen König selbst eine Rücknahme der Kandidatur zu fordern.[97] In dieser Situation setzte sich der Kurs des französischen Außenministers durch. Der Herzog de Gramont bekam Unterstützung von der französischen Kaiserin Eugénie de Montijo, die eine Abneigung gegenüber Preußen hegte.[98] Eugénie war der festen Überzeugung, dass nur ein militärischer Triumph gegen Berlin ihrem Sohn Napoléon Eugène Louis Bonaparte den Thron sichern würde. Ein erfolgreicher Waffengang sollte damit auch die liberale Opposition in Frankreich verstummen lassen.[99] Außenminister Gramont gehörte dem kriegszuneigenden Zirkel um Kaiserin Eugénie an.[100] Am 6. Juli 1870 hielt er eine Rede vor der gesetzgebenden Versammlung, dem Corps législatif. Er beschuldigte die preußische Regierung hinter dem spanischen Projekt zu stehen und erklärte, dass dies einer Ehrverletzung Frankreichs gleichkäme. Obwohl Gramont mit keinem Wort direkt von Krieg sprach, ließ sich seine Rhetorik als Kriegsdrohung an Preußen interpretieren.[101]

Letzte Zuspitzung und Emser Depesche (Juli 1870)

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Graf Benedetti, der französische Botschafter in Preußen

Am 7. Juli 1870 ordnete Gramont die Reise des französischen Botschafters in Preußen, Vincent Graf Benedetti, nach Bad Ems an. In der Stadt hielt sich König Wilhelm I. und seine höfische Gefolgschaft zur Kur auf. Benedetti sollte den König darum bitten, die Kandidatur Leopolds zurückzuziehen. Bismarck war nicht in Bad Ems anwesend, sondern hielt sich auf seinem Landgut Varzin auf. Zur maßgeblichen politischen Figur in der Umgebung Wilhelms avancierte daher der aus Paris abgereiste preußische Botschafter. Karl von Werther empfahl dem Monarchen die französische Bedingung zu erfüllen und so den Frieden nicht zu gefährden.[102] Am 9. Juli 1870 erklärte Wilhelm I. dem französischen Botschafter, die Kandidatur lediglich als Oberhaupt der Hohenzollern, nicht aber als preußischer König unterstützt zu haben. Es sei eine rein dynastische Angelegenheit.[103] Das Geständnis Wilhelms I. stärkte Gramonts diplomatische Position in Europa. Er konnte nun nach außen zweifelsfrei beweisen, dass die preußische Regierung mit Bismarck an der Spitze in dem spanischen Projekt involviert war.[104] So ließ etwa Prinz Reuß, der preußische Botschafter in Russland, Wilhelm telegraphisch mitteilen, dass Zar Alexander II. ihm empfahl, die Kandidatur aufzugeben. Am 10. Juli 1870 schickte Wilhelm I. schließlich einen Sondergesandten nach Sigmaringen. Dessen Aufgabe bestand darin, Karl Anton von einem Verzicht zu überzeugen. Leopold selbst war aufgrund seines Urlaubes in den Alpen nicht erreichbar. Am 12. Juli verzichtete Karl Anton stellvertretend für seinen Sohn auf die spanische Krone. Paris hatte damit einen großen diplomatischen Erfolg vorzuweisen.[105]

 
Auf der Kurpromenade von Bad Ems erinnert bis heute ein Gedenkstein an das historische Zusammentreffen des preußischen Königs mit dem Grafen Benedetti

Gramont reichte der diplomatische Sieg nicht aus. Die unterzeichnete Verzichtserklärung verschwieg nämlich jede preußische Teilhabe an dem spanischen Thronfolgeprojekt. Aus diesem Grund forderte Gramont eine öffentliche Entschuldigung Preußens.[106] Erstens sollte Wilhelm I. in einem Brief an Napoleon III. erklären, nie eine Verletzung der „Interessen und der Ehre der französischen Nation“ gewollt zu haben. Die französische Regierung sah eine Veröffentlichung dieses Briefes vor. Zweitens schickte Gramont Benedetti noch einmal zu Wilhelm I. Der Botschafter sollte dem preußischen Monarchen die verbindliche Zusage entlocken, auch in aller Zukunft keine spanische Hohenzollern-Kandidatur mehr zu fördern. Am 13. Juli 1870 suchte Benedetti den Monarchen auf der Bad Emser Kurpromenade auf.[107] Wilhelm I. reagierte auf die Forderung zwar höflich, aber wies sie doch entschieden zurück. Er fürchtete einen Gesichtsverlust für Preußen. Solange nur ein nicht-regierendes Mitglied der Hohenzollern-Dynastie die Kandidatur öffentlich zurückzog, konnte die Krise nicht das Ansehen des gesamten preußischen Staates diskreditieren. Anders verhielt es sich, hätte er selbst als Monarch eine entsprechende Erklärung offiziell abgegeben. Wilhelm I. war nicht bereit, „auf immer und ewig“ („à tout jamais“) die Thronbesteigung eines Hohenzollern in Spanien zu untersagen. Er teilte Benedetti aber brieflich mit, die Kandidatur nicht zu billigen.[108] Inzwischen war Leopold aus seinen Alpenferien zurückgekehrt und hatte persönlich seinen Verzicht auf den spanischen Thron verkündet. Als Benedetti Gramont über die Zurückweisung der französischen Forderung in Kenntnis setzte, ordnete der Außenminister noch am selben Tag eine weitere Unterredung mit Wilhelm I. an. Der Monarch verweigerte dem französischen Botschafter allerdings eine weitere Audienz und ermächtigte das preußische Außenministerium damit, sowohl die Presse als auch die preußischen Botschafter über seine Begegnung mit Benedetti zu informieren.[109]

Heinrich Abeken, der Vortragende Rat im Außenministerium, sandte die Zusammenfassung der Geschehnisse des Tages an Bismarck, der inzwischen nach Berlin zurückgekehrt war und in seine Amtswohnung Generalstabschef Helmut von Moltke und Kriegsminister Albrecht von Roon zum Abendessen eingeladen hatte. Um 18:09 Uhr traf die telegrafische Nachricht bei ihnen ein. Bismarck strich alle diplomatischen Floskeln und formulierte den Schlusssatz neu. In der unbearbeiteten Version war noch davon die Rede, dass Wilhelm I. eine weitere Audienz ablehnte, da der Rückzug der Kandidatur bereits geschehen war. Bismarcks Fassung stellte es jedoch so dar, als hätte der König die Audienz ohne jede Erklärung verweigert.[110] Der umgeänderte Text gipfelte in der Erklärung, der Monarch habe Frankreich nichts weiter mitzuteilen. Diese Wortwahl konnte fast schon als eine Aufkündigung des diplomatischen Kontaktes mit Paris verstanden werden.[111] Dennoch war die sogenannte Emser Depesche nicht unmittelbar verantwortlich für den Beginn des Krieges. Zwar ließ Bismarck die Emser Depesche noch am selben Tag, um 21 Uhr, in einer Sonderausgabe der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung drucken, doch bekannt wurde der vollständige Text in Frankreich erst am folgenden Tag, dem 14. Juli, um 18:30 Uhr.[112] Bereits Stunden vor der Veröffentlichung der Emser Depesche ordnete die französische Regierung die Mobilmachung der Armee an. Dabei spielte die Zurückweisung ihrer Forderung durch Wilhelm I. die zentrale Rolle.[113] Die Emser Depesche spielte Bismarck dennoch auf zwei Ebenen in die Karten: Mit der Veröffentlichung konnte er Frankreich als scheinbar alleinigen Aggressor darstellen, was die anderen europäischen Großmächte von einer militärischen Intervention abhalten sollte. Des Weiteren löste die Emser Depesche im Norddeutschen Bund und den süddeutschen Staaten eine nationalistische Begeisterung aus.[114]

Noch am Abend des 14. Juli 1870 versammelten sich tausende Menschen auf den Straßen und Plätzen von Paris, um für den Krieg zu demonstrieren. Chöre wie „Nach Berlin“ und „Nieder mit Preußen“ waren zu hören.[115] Am 15. Juli 1870 votierten die Abgeordneten des französischen Parlaments nach einer elfstündigen Debatte mit 245 gegen 10 Stimmen für die Aufnahme von Kriegskrediten. Vier Tage später, am 19. Juli 1870, erklärte Frankreich Preußen den Krieg.[116] In der Kriegserklärung rechtfertigte die französische Regierung ihr Handeln damit, dass „das Projekt, einen preußischen Prinzen auf den spanischen Thron zu erheben, als eine gegen die territoriale Sicherheit Frankreichs gerichtete Unternehmung“ sei.[117]

Einzelnachweise

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  1. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 8.
  2. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 9.
  3. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 11.
  4. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 26.
  5. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 13.
  6. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 14.
  7. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 17–18.
  8. Josef Ehmer: Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1800–2010. Oldenbourg, München 2013, S. 8.
  9. Anmerkung: Vor dem Deutschen Krieg umfasste Preußens Territorium etwa 279.000 Quadratkilometer. Mit den Gebietsgewinnen kam es danach auf 352.000 Quadratkilometer. Vgl. Ilja Mieck: Preußen und Westeuropa. In: Wolfgang Neugebauer, Handbuch der preußischen Geschichte, Berlin 2009, S. 411–853, hier S. 800.
  10. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 16–17.
  11. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 19.
  12. Michael Epkenhans: Die Reichsgründung 1870/71. Beck, München 2020, S. 44.
  13. Ulrich Kühn: Der Grundgedanke der Politik Bismarcks. (Dissertation) Döttelbach 2001, S. 262.
  14. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 19.
  15. Ulrich Kühn: Der Grundgedanke der Politik Bismarcks. (Dissertation) Döttelbach 2001, S. 262–263.
  16. Eberhard Kolb: Bismarck. München 2009, S. 81.
  17. Eberhard Kolb: Bismarck. München 2009, S. 82.
  18. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 16–17.
  19. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 30.
  20. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 28 und 31.
  21. Christoph Nonn: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert. München 2015, S. 180.
  22. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 23.
  23. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 31.
  24. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 33.
  25. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 18.
  26. Eberhard Kolb: Bismarck. München 2009, S. 85.
  27. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 33.
  28. Eberhard Kolb: Bismarck. München 2009, S. 85.
  29. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 18.
  30. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 34.
  31. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 36–37.
  32. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 34.
  33. Eberhard Kolb: Bismarck. München 2009, S. 85.
  34. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 39.
  35. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 21.
  36. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 22.
  37. Michael Erbe Napoleon III. 1848/52-1870, in: Peter C. Hartmann (Hrsg.): Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498–1870, München 2006, S. 422–452, hier S. 450.
  38. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 39.
  39. Andreas Biefang: Der Reichsgründer? Bismarck, die nationale Verfassungsbewegung und die Entstehung des Deutschen Kaiserreichs, in: Ulrich Lappenküper (Hrsg.): Otto von Bismarck und das lange 19. Jahrhundert. Lebendige Vergangenheit im Spiegel der Friedrichsruher Beiträge, Friedrichsruh 1999, S. 124–146, hier S. 140–141.
  40. Christoph Nonn: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert, München 2015, S. 184.
  41. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 35.
  42. Tobias Arand: 1870/71. Der Deutsch-Französische Krieg erzählt in Einzelschicksalen. Osburg, Hamburg 2018, S. 91.
  43. Tobias Arand: 1870/71. Der Deutsch-Französische Krieg erzählt in Einzelschicksalen. Osburg, Hamburg 2018, S. 94.
  44. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 40.
  45. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 35.
  46. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 23.
  47. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 41.
  48. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 23.
  49. Eberhard Kolb: Bismarck. München 2009, S. 87.
  50. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 24.
  51. Christoph Nonn: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert, München 2015, S. 185.
  52. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 43.
  53. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 24. und Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge 2005, S. 35.
  54. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 44.
  55. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 26.
  56. Eberhard Kolb: Bismarck. München 2009, S. 88.
  57. Christoph Nonn: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert, München 2015, S. 186.
  58. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 27.
  59. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 44–45.
  60. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Darmstadt 2019, S. 45. und Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Paderborn 2019, S. 27.
  61. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 27.
  62. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 8.
  63. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 9.
  64. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 11.
  65. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 26.
  66. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 13.
  67. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 14.
  68. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 17–18.
  69. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 16–17.
  70. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 19.
  71. Michael Epkenhans: Die Reichsgründung 1870/71. Beck, München 2020, S. 44.
  72. Ulrich Kühn: Der Grundgedanke der Politik Bismarcks. (Dissertation) Döttelbach 2001, S. 262.
  73. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 19.
  74. Ulrich Kühn: Der Grundgedanke der Politik Bismarcks. (Dissertation) Döttelbach 2001, S. 262–263.
  75. Eberhard Kolb: Bismarck. Beck, München 2009, S. 81.
  76. Eberhard Kolb: Bismarck. Beck, München 2009, S. 82.
  77. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 16–17.
  78. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 30.
  79. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 28 und 31.
  80. Christoph Nonn: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert. Beck, München 2015, S. 180.
  81. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War: The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 23.
  82. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 31.
  83. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 33.
  84. Eberhard Kolb: Bismarck. Beck, München 2009, S. 85.
  85. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 33.
  86. Eberhard Kolb: Bismarck. Beck, München 2009, S. 85.
  87. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 18.
  88. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 34.
  89. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 36–37. Und Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 34.
  90. Eberhard Kolb: Bismarck. München 2009, S. 85.
  91. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 39.
  92. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 21.
  93. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 22.
  94. Michael Erbe: Napoleon III. 1848/52-1870. In: Peter C. Hartmann (Hrsg.): Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498–1870. Beck, München 2006, S. 422–452, hier S. 450.
  95. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 39.
  96. Andreas Biefang: Der Reichsgründer? Bismarck, die nationale Verfassungsbewegung und die Entstehung des Deutschen Kaiserreichs. In: Ulrich Lappenküper (Hrsg.): Otto von Bismarck und das lange 19. Jahrhundert. Lebendige Vergangenheit im Spiegel der Friedrichsruher Beiträge, Friedrichsruh 1999, S. 124–146, hier S. 140–141.
  97. Christoph Nonn: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert, Beck, München 2015, S. 184.
  98. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 35.
  99. Tobias Arand: 1870/71. Der Deutsch-Französische Krieg erzählt in Einzelschicksalen. Osburg, Hamburg 2018, S. 91.
  100. Tobias Arand: 1870/71. Der Deutsch-Französische Krieg erzählt in Einzelschicksalen. Osburg, Hamburg 2018, S. 94.
  101. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 40.
  102. Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 35.
  103. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 23.
  104. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 41.
  105. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 23.
  106. Eberhard Kolb: Bismarck. Beck, München 2009, S. 87.
  107. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 24.
  108. Christoph Nonn: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert, Beck, München 2015, S. 185.
  109. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 43.
  110. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 24. und Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German Conquest of France in 1870–1871. Cambridge University Press, Cambridge 2005, S. 35.
  111. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 44.
  112. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 26.
  113. Eberhard Kolb: Bismarck. Beck, München 2009, S. 88.
  114. Christoph Nonn: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert, Beck, München 2015, S. 186.
  115. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 27.
  116. Klaus-Jürgen Bremm: 70/71. Preußens Triumph über das Kaiserreich Frankreich und die Folgen. Theiss, Darmstadt 2019, S. 45. und Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 27.
  117. Gerd Fesser: Sedan 1870. Ein unheilvoller Sieg. Schöningh, Paderborn 2019, S. 27.

Lesenswert-Kandidatur vom 31. Juli bis 12. August 2021

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Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits. Auslöser des Krieges war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die spanische Thronkandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen. Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Entgegen der Erwartung des französischen Kaisers traten die vier süddeutschen Staaten in den Krieg ein. Währenddessen blieben die übrigen europäischen Mächte neutral.

Innerhalb weniger Wochen im Spätsommer 1870 besiegten die deutschen Verbündeten große Teile der französischen Armeen. Nach der Schlacht von Sedan in Nordfrankreich ging Kaiser Napoléon III. am 2. September 1870 in Gefangenschaft. Daraufhin bildete sich in Paris eine provisorische nationale Regierung, die die Republik ausrief, den Krieg fortführte und neue Armeen aufstellte. Aber auch die neue Regierung vermochte es nicht, das Blatt zu wenden. Nach dem Fall von Paris fand sich die französische Regierung im Februar 1871 zum Vorfrieden von Versailles bereit. Offiziell endete der Krieg am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt.

Die wichtigsten Ergebnisse des Krieges waren die deutsche Reichsgründung und das Ende des Zweiten französischen Kaiserreichs. Aufgrund seiner Niederlage musste Frankreich die später als Reichsland Elsaß-Lothringen bezeichneten Gebiete an das Deutsche Reich abtreten. Dies wiederum hatte die Vertiefung der bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts währenden „Erbfeindschaft“ zur Folge. In dem Krieg kamen fast 190.000 Soldaten ums Leben, mehr als 230.000 wurden verwundet. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 und dem Deutschen Krieg 1866 war der Konflikt mit Frankreich der dritte und letzte der deutschen Einigungskriege. Noch während seines Verlaufs traten Baden, Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt dem Norddeutschen Bund bei. Damit und mit der Verfassung vom 1. Januar 1871 entstand das Deutsche Kaiserreich. Ebenfalls während des Krieges kam es mit dem Aufstand der Pariser Kommune zu einem innerfranzösischen Bürgerkrieg, der von der französischen Regierung niedergeschlagen wurde.

Aus Anlass des 150. Jubiläums habe ich diesen Artikel ausgebaut und überarbeitet. Was meint ihr? Ist er lesenswert? Als Hauptautor neutral --Vive la France2 (Diskussion) 14:02, 31. Jul. 2021 (CEST)Beantworten

Der Artikel ist auf jeden Fall mindestens Lesenswert. Ich würde Dir im Anschluss an diese Kandidatur sogar zu einer Kandidatur auf WP:KALP raten!--Totenkopfaffe (Diskussion) 17:43, 31. Jul. 2021 (CEST)Beantworten
Beim Abschnitt "Ursachen der französischen Niederlage" gibt es nur eine Quelle. Dies finde ich etwas dürftig, da es sicher viele Quellen zu dem Thema gibt und nicht alle übereinstimmen. Also sollte da auch andere Sichten aufgeführt werden.--Falkmart (Diskussion) 19:53, 31. Jul. 2021 (CEST)Beantworten
Das kann ich gerne noch erweitern, dauert aber wahrscheinlich drei, vier Tage. Vorweg: Die Debatte dreht sich diesbezüglich um die Frage, ob oder inwieweit eine bessere taktische Führung ausschlaggebend für den deutschen Sieg war. Andere sagen eher es war hauptsächlich die nummerische Überzahl, die Artillerie und ein schnellerer Aufmarsch, der die Entscheidung zu Gunsten der Deutschen brachte. --Vive la France2 (Diskussion) 20:08, 31. Jul. 2021 (CEST)Beantworten
Ich las vor Jahren, dass ein Problem war, dass fast alle Offiziere der Franzosen Kolonialoffiziere waren und daher nur gewohnt waren unter starker Überlegenheit zu agieren. Leider hab ich den Namen des Buches nicht im Kopf.--Falkmart (Diskussion) 23:57, 31. Jul. 2021 (CEST)Beantworten
Ich finde in der Literatur nur die Information, dass viele französische Offiziere im Krimkrieg und Sardinischen Krieg durchaus Kampferfahrung sammeln konnten. Wäre schon gut, wenn du mir die Literaturstelle nennen könntest. --Vive la France2 (Diskussion) 18:18, 1. Aug. 2021 (CEST)Beantworten

Der Artikel hat Stärken und Schwächen. Negativ fällt das fast völlige Fehlen französischen Schrifttums auf, der Artikel ist viel zu sehr aus deutscher Sicht geschrieben. Gambettas berühmte Flucht mit dem Ballon aus dem belagerten Paris kommt nur als Bild vor, im Artikeltext fehlt sie komplett. Das find ich regelrecht ärgerlich. Andererseits ist das schon eine bemerkenswerte Fleißarbeit: Nicht nur Vorgeschichte und die Schlachten, sondern auch Mentalitätsgeschichte, Rezeption, Historiographie - chapeau, da wird nichts ausgelassen. Ausgeschöpft wird die vorhandene Literatur bei weitem nicht, gewiss, aber der Artikel kandidiert ja auch «nur» für Lesenswert. Und dis isser, meinich. MfG --Φ (Diskussion) 21:23, 31. Jul. 2021 (CEST)Beantworten

Knapp Lesenswert. Sehe es ausnahmsweise ähnlich wie Phi. Und habe mich oftmals und wiederkehrend mit diesem Ereignis befaßt. --Methodios (Diskussion) 18:15, 1. Aug. 2021 (CEST)Beantworten
Lesenswert. Ich sehe es wie meine Vorredner. Stärken und Schwächen sind genannt. Gerne ein Lesenswert von mir. Grüße --Tronje07 (Diskussion) 10:46, 3. Aug. 2021 (CEST)Beantworten

30 Links auf Weiterleitungen sind doch etwas viel, selbst beim Verweise auf Hauptartikel ("Reichseinigung" statt korrekt "Deutsche Reichseinigung") haut das nicht immer hin. Da sollte unbedingt nachgebessert werden. -- Marcus Cyron Come and Get It 11:33, 4. Aug. 2021 (CEST)Beantworten

Ich bin jetzt einmal den ganzen Artikel von oben nach unten durchgegangen und habe Weiterleitungen entfernt. --Vive la France2 (Diskussion) 13:12, 4. Aug. 2021 (CEST)Beantworten
Lesenswert. Insgesamt ein gut zu lesender, runder Artikel, der viele Facetten abdeckt. Was mir beim Verlauf noch fehlt, ist eine Darstellung der Kämpfe der französischen Ostarmee. Die Internierung einer ganzen Armee in der Schweiz ist ja doch eine recht interessante und ungewöhnliche Geschichte. Mehr in Richtung "exzellent" würde ich mir dann auch eine detailliertere militärhistorische Darstellung wünschen- wie waren die Armeen organisiert, und wie verhielten sich die Verbände auf dem Schlachtfeld? Was waren die zentralen Einflüsse auf das militärische Denken (Napoleon, 1866, Sezessionskrieg,...?) Welche Lehren wurden aus dem Krieg gezogen, und welche nicht (z.B. in Bezug auf Formationen der Infanterie, Rolle der Artillerie und Kavallerie,...)? Viele Grüße,--SEM (Diskussion) 15:58, 8. Aug. 2021 (CEST)Beantworten
Vielen Dank für das Votum und die konstruktive Kritik. Ich werde das bestimmt nochmal anpacken, aber wahrscheinlich erst in ein paar Monaten. --Vive la France2 (Diskussion) 12:19, 10. Aug. 2021 (CEST)Beantworten

Lesenswert. Habe etwas zu den Schlussfolgerungen für den Festungsbau hinzugefügt.--Hnsjrgnweis (Diskussion) 12:17, 11. Aug. 2021 (CEST)Beantworten

Keine potenziellen Auswerter anwesend? Ich würde gerne auf meinen ersten lesenswerten Artikel anstoßen. :) --Vive la France2 (Diskussion) 19:42, 11. Aug. 2021 (CEST)Beantworten

Per eindeutiger Diskussion in dieser Version nun als lesenwert augezeichnet. --DWI 00:23, 12. Aug. 2021 (CEST)Beantworten

Bitte Wikipedia:Rechtschreibung#Korrektoren beachten

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Vor Änderungen im Artikel bitte immer erst Hinweise zu Korrekturen in der Wikipedia sorgfältig durchlesen. Bei Nichtbeachtung erfolgen Zurücksetzungen der Änderungen. Danke. --Vive la France2 (Diskussion) 15:04, 23. Dez. 2021 (CET)Beantworten

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Ich weiß nicht, wie oft ich es schon gesagt habe. Ich halte es nicht für sinnvoll Links zusammenfassen/komprimieren. Wenn man im Abschnitt/Quelltextanzeige arbeitet, sind nämlich Belegangaben nicht mehr gegeben. Mit name="Becker1"> kann niemand etwas anfangen. Und "Platzprobleme" werden damit auch kaum nennenswert gelöst. Bitte sowas für alle Zeiten unterlassen. Danke --Vive la France2 (Diskussion) 07:51, 6. Mär. 2022 (CET)Beantworten

Ich unterstütze das ausdrücklich. Die zusammengefassten Nachweise gehören zu den schlimmsten Bearbeitungshindernissen überhaupt. Gegen den Willen des Autors sind sie nie einzusetzen.--Mautpreller (Diskussion) 12:43, 22. Jul. 2022 (CEST)Beantworten
Ich widerspreche dem ausdrücklich. Es ist meines Erachtens recht einfach auch mit zusammengefassten Einzelnachweisen zu arbeiten, sofern man mehrere Fenster benutzt, indem man die Benennung unter Einzelnachweise (oder hier Anmerkungen) einsortiert.
Die Benutzung und Bewertung der Einzelnachweise wird für den Leser erschwert, wenn sie über derzeit 230 Zeilen verteilt sind, obwohl es tatsächlich wohl unter 100 sind. Zusätzlich erschwert wird der Zugang dadurch, dass die Nachweise teilweise nicht konsistent geschrieben sind (z. B.: 31 und 32) oder über den ganzen Artikel verteilt (110, 151 und 224).
Bitte bedenkt, dass Wikipedia für die Leser da ist.
Gruß --Baumfreund-FFM (Diskussion) 08:51, 15. Jul. 2024 (CEST)Beantworten
Nein, sorry Belege werden hier einfach nicht zusammengefasst! Dafür gibt es a) keinen Konsens und b) bestehen keine Platzprobleme bestehen in einer Online-Enzyklopädie. Es ist gängige Praxis in der Wikipedia, dass diese Geschmacksentscheidung dem Hauptautoren überlassen wird. Hauptautor bin in dem Fall ich. Ich handhabe es immer so. --Vive la France2 (Diskussion) 09:24, 15. Jul. 2024 (CEST)Beantworten
"L'auptautor c'est moi!" Diese Anmaßung und Arroganz ist ebenso unglaublich wie die weiterhin eklatante Verharmlosung der französischen Aggression nach West und Ost.--Matthead (Diskussion) 13:01, 15. Jul. 2024 (CEST)Beantworten
Es ist mehr als aberwitzig, dass dem Artikel eine Verharmlosung vorgeworfen wird. Unter Entwicklung bis zum Deutschen Krieg steht im Artikel: "In Frankreich wirkte die Erinnerung an die Niederlage des napoleonischen Kaiserreiches fort. Die territoriale Zurückstufung von 1814/1815 wurde als schwere Demütigung empfunden. Der öffentlichen Erwartung einer Rückgewinnung des alten Einflusses konnten die Bourbonen-Dynastie und die Julimonarchie nicht gerecht werden. Die enttäuschten Hoffnungen auf eine Wiederherstellung der alten Machtposition Frankreichs trug im Jahr 1848 schließlich zur Präsidentenwahl von Louis Napoleon bei, der sich vier Jahre später als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen krönte. Sein außenpolitisches Ziel hatte Napoleon III. bereits während seiner Exilzeit formuliert. In der Schrift Idées Napoléoniennes sah er vor, Russland und Österreich-Ungarn zu schwächen oder aufzulösen. Napoleon III. wollte an ihre Stelle liberale, von Frankreich abhängige Nationalstaaten setzen." Hier wird sehr deutlich angesprochen, dass es imperialistische Bestrebungen auf französischer Seite gab, auch nachfolgend in der Luxemburgkrise und bei der Spanischen Thronfolgekrise. Ich lese dort: "Die bis heute zentrale Auseinandersetzung in der Kriegsschuldfrage begannen die Historiker Eberhard Kolb und Josef Becker. In seiner 1970 erschienenen Monografie Der Kriegsausbruch 1870 vertrat der Historiker Eberhard Kolb die These, dass das Vorgehen des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck im Vorfeld des Deutsch-Französischen Krieges eher defensiver Natur war. Während der Spanischen Thronfolgekrise hätten, so Kolb, auf Seiten der französischen Regierung „irrational-emotionale Faktoren eine dominierende Rolle“[57] gespielt. Die französische Überreaktion auf die Hohenzollernkandidatur sei für Bismarck so nicht vorhersehbar gewesen. Kolb verweist auch auf den Umstand, dass andere Regierungschefs die Situation falsch einschätzten und nicht mit derart scharfen Äußerungen und einer Kriegserklärung der französischen Regierung rechneten. Eine deutsche Einigung sei aus Bismarcks Sicht langfristig auch ohne Krieg denkbar gewesen, wenn auch unter veränderten politischen Verhältnissen in Frankreich. Eine Voraussetzung hierfür habe der Kanzler in dem absehbaren Ableben des bereits todkranken Napoleons III. gesehen." In dieser Interpretation wird der französischen Regierung die Hauptschuld zugewiesen. Insofern kann dich deine Kritik leider nicht ganz ernst nehmen. Gegen mich harsche Vorwürfe auszuteilen scheint ja momentan in Mode zu sein. Ich lasse mir jedenfalls nicht Kommentare wie die gefallen, ich solle mir erst "einmal ein Geschichtsbuch in die Hand nehmen, bevor ich mich hier zum Oberherr über diesen unwissenden französisch chauvinistisch gefärbten Artikel erkläre." Bei Wiederholung folgt eine VM. Ich hoffe, das ist dir klar. --Vive la France2 (Diskussion) 13:15, 15. Jul. 2024 (CEST)Beantworten

Größere Änderungen bitte vorher immer auf der Diskussionsseite mit dem Hauptautoren absprechen

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Ich bin dafür, dass in diesem Artikel größere Änderungen immer erst vorgenommen werden dürfen, wenn sie auf der Diskussionsseite mit mir (dem Hauptautoren) vorher besprochen wurden. Ich halte das angesichts der vielen bei diesem Thema (nationalistisch gefärbten) Verschlimmbesserungen, die häufig zurückzusetzen sind und potenziell Gefährdungen für die Auszeichnung des Artikels darstellen, für angemessen. IPs oder gerade erst neu angemeldete Benutzer sollten den Artikel überhaupt nicht bearbeiten dürfen. --Vive la France2 (Diskussion) 12:00, 28. Nov. 2022 (CET)Beantworten

Literaturliste

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Ich bitte darum, unter 'englischsprachige Literatur' diesen Band aufzunehmen. Ich bin Tobias Arand.

Cathérine Pfauth; Tobias Arand; Jesse Alexander: Glory & Defeat. The Franco-Prussian War of 1870. Week by week. Berlin 2022

Ebenso kann auf den englischsprachigen Youtube-Kanal 'Glory & Defeat' verwiesen werden, für den ich mit Cathérine Pfauth das Skript verfasst habe. Es gibt eine 6-Stunden-Version: https://www.youtube.com/watch?v=vWZz-lHCu-M

--2001:9E8:A6A9:4900:F4E5:2AD6:36E5:D26B 12:28, 1. Mai 2024 (CEST)Beantworten

Sehr geehrter Herr Arand, den Band habe ich aufgenommen. Es freut mich, dass Sie als eine der Koryphäen der Forschung zum Deutsch-Französischen Krieg den Weg hierher gefunden haben. Ich muss mich entschuldigen für einige Schwachpunkte des Artikels. Er betont sicherlich einige ältere Interpretationen der deutschen Forschung etwas über, wie die der dominierenden Rolle Bismarcks und der bewussten Demütigung Frankreichs am 18. Januar 1871. YouTube-Videos sind allerdings eher unüblich in der Wikipedia, auch bei den Weblinks. --Vive la France2 (Diskussion) 14:36, 1. Mai 2024 (CEST)Beantworten