Diskussion:Gustav von Schmoller (Ökonom)

Letzter Kommentar: vor 19 Tagen von B.v.Schmoller in Abschnitt Kritik

Gliederung und Tempus

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Das Kapitel Leben sollte nach Möglichkeit in mehrere Abschnitte gegliedert werden, um es übersichtlicher zu machen. Außerdem stört in der sprachlichen Gestaltung zurzeit der Wechsel zwischen Präsens und Präteritum. Gruß -- Lothar Spurzem 10:31, 24. Feb. 2011 (CET)Beantworten

...angefangen - geht aber noch detaillierter... im Mittelteil dürften pauschale Interpretationen noch nicht stimmen, generell schwankt hier der Ton immer noch zwischen belegten Ausführungen und einem wertenden Erzählstil... werde versuchen, das zeitnah noch anzugleichen...Tempus müsste jetzt stimmen... --Cara stolon (Diskussion) 13:36, 3. Feb. 2024 (CET)Beantworten

Großvater und Darwin

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„Sein Großvater Karl Friedrich von Gärtner hatte sein Leben dem Studium der Veränderlichkeit der Pflanzenarten und der Bastardpflanzen gewidmet und stand in brieflichem Verkehr mit Charles Darwin, welcher ihn vielfach in seinem Werk Die Entstehung der Arten zitiert hat.“ Welche Briefe? (belegen) mehrfach zitiert (Welche Ausgabe und welche Seite) Belegen?--WhoisWhoME (Diskussion) 16:26, 10. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Wo ich schon dabei bin: Charles Darwin - The origin of species - chapter 9 hybridism
S. 308 "Degrees of sterilty": First, for the sterilty of species when crossed and of their hybrid offspring. It is impossible to study the several memoirs and works of those two conscentientious and admirable observerse, Kolreuter and Gartner, who almost devoted their lives to this subjekt, without being deeply impressed with the high generality of some degree of sterility."
S.309 "Gartner, also makes the rule equally universal; and he disputes the entire fertility of Kolreuters ten cases..."
"Moreover Gartner repeatedly crossed some forms, such as the common red and blue pimpernels..."
S. 310 "... Gartner was enable to rear some hybrids,..."
S.311 "I am strengthened in this conviction by a remarkable statement repeatedly made by Gartner..."
usw. --B.v.Schmoller (Diskussion) 16:57, 1. Jan. 2024 (CET)Beantworten
siehe vorgeschlagene Änderung - ob ein Darwin einen Gärtner zitierte, dürfte doch unerheblich sein für die Frage, warum Därtner so einen großen Einfluss auf Schmoller hatte - hab dies versucht, mit diesem Fokus einzubringen... --Cara stolon (Diskussion) 13:39, 3. Feb. 2024 (CET)Beantworten
sorry, den Großvater Karl Friedrich von Gärtner meinte ich (Tippfehler)... --Cara stolon (Diskussion) 13:40, 3. Feb. 2024 (CET)Beantworten

Gustav Schmoller (Ökonom)

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Sehr gut, dass diese 21 letzten Textänderungen verworfen wurden, das war eine Laudatio, aber keine Zusammenfassung für eine Enzyklopädie. --Ribax (Diskussion) 09:07, 20. Okt. 2013 (CEST)Beantworten

Danke, es beruhigt mich schon, dass ich das nicht allein so gesehen habe; hatte schon befürchtet, dass es hier bei einem so umfassenden Revert einen großen Aufschrei geben würde. Aber das ganze war so nicht nur inhaltlich nicht tragbar, auch die Einzelnachweise ohne jegliche Seitenangabe hatten mit einer nachvollziehbaren Belegung der Angaben nur oberflächlich etwas zu tun. (Habe dem Einsteller nachdrücklich auf seiner Disk erklärt, warum das so nicht akzeptabel war.) VG --Artregor (Diskussion) 00:29, 21. Okt. 2013 (CEST)Beantworten

Kritik

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Ich habe meine Ergänzung im Abschnitt "Kritik" am 31.12.23 um 21:50 Uhr eingestellt. Bereits 21:54 Uhr waren diese geprüft und wurden entfernt. Ich habe genau aus Schmollers Grundriss der allgemeinen Volkswirtschaftslehre zitiert und die Quellen angegeben. Die Textabschnitte sind auf https://visuallibrary.net/ihd4/content/pageview/315402 einsehbar, weshalb die Bemerkung "Unbelegt und blanke Theoiriefindung. Bitte dies bleiben lassen" unzutreffend ist.

In dem Abschnitt steht: "Schmoller fügte 1900 seinem Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre einen Abschnitt zu Rassen und Völkern hinzu und beschrieb darin auf zwanzig Seiten mit angeblichen Erkenntnissen über diverse Persönlichkeitsmerkmale eine hierarchische Ordnung von Rassen, die er als eine Grundlage der Ökonomik darstellte." Diese Aussage stammt von Georg Weizsäcker und wurde in der FAZ veröffentlicht. Auch behauptet Weizsäcker im selben Artikel: "Um eines müssen wir nicht lang herumreden: Schmollers Äußerungen im beschriebenen Abschnitt sind rassistisch. Sie sind heute falsch, und sie waren damals falsch. Sie widersprechen den Werten und Erkenntnissen, auf denen die ökonomische Wissenschaft steht. Sie sind außerdem nicht gut recherchiert. Schmoller hätte trotz der damals noch weniger entwickelten empirischen Methoden wissen müssen, dass er Spekulationen und Vorurteile zu Papier bringt. Er gab ihnen stattdessen den Anstrich der wissenschaftlichen Erkenntnis. Dass Schmoller das an zentraler Position in sein Lehrbuch aufnahm, ist ebenfalls relevant. Die Äußerungen waren wohlüberlegt, sollten Wirkung haben und hatten es mutmaßlich auch. Schmoller war ein angesehener Gelehrter, ein Influencer der alten Schule: Seine Schriften wurden weit verbreitet, und er hatte persönlichen Zugang zu mächtigen Personen."

Ich habe lediglich die folgenden Zitate aus dem Grundriss der allgemeinen Volkswirtschaftslehre eingefügt, da die Aussage des damaligen Vorsitzenden des Verein für Socialpolitik nicht zutreffen:

Einleitung Kapitel Rassen und Völker:

"Je realistischer die Staatswissenschaften geworden sind, desto mehr machten sich Versuche geltend, welche dies anerkennen wollten. Ich erinnere z.B. an Vollgrafs unglücklichen Versuch, aus einer naturphilosophisch konstruierten Rassenlehre ein wirtschaftliches Entwicklungsgesetz der Völker abzuleiten, und an Graf Gobineaus Rassentheorie; dieser geistvolle Schriftsteller hat das Verdienst, die historische Bedeutung der Rassenunterschiede erkannt und mit Gelehrsamkeit belegt zu haben; aber indem er allen Fortschritt auf arisches Blut, allen Rückschritt auf die zu starke Mischung der höheren und niederen Rassen zurückführt, überhaupt seiner aristokratischen und pessimistischen Tendenz die Zügel schießen lässt, nehmen seine Ausführungen teilweise doch mehr den Charakter intuitiver Spekulation und dichterischer Phantasie an.Im ganzen ist mit solchen Versuchen für Staatslehre und Volkswirtschaft bisher nicht viel erreicht worden; es fehlte ihnen die gesicherte empirische Grundlage." (https://visuallibrary.net/ihd4/content/pageview/315556)


Vorwort zur ethnographischen Einzelbeschreibung:

"Gehen wir nach dem vorstehenden von der Annahme aus, es gebe verschiedene Rassen- und Völkertypen, welche durch Vererbung ihrer körperlichen und geistigen Eigenschaften wie durch die im ganzen vorhanden Überlieferung ihrer Vorstellung, Sitten und Einrichtungen einen jedenfalls nur sehr langsam sich ändernden Charakter haben, so muss der wissenschaftliche Versuch, diese Typen zu schildern, angezeigt sein, so schwierig die Aufgabe sein mag, so sehr ich gestehe, dass mir viele Kenntnisse und Eigenschaften dazu fehlen. Der Versuch wird doppelt schwierig, wenn man, wie hier, ganz kurz sein muss. Aber ich wage ihn, weil auch der Anfänger volkswirtschaftlicher Studien ein Bild davon bekommen muss, wie der verschiedene Volkscharakter auf die verschiedenen Gesellschafts- und Wirtschaftszustände wirkt. Die Mittel zu dem Versuche liegen in der heutigen Völkerkunde, der Geschichte der vergleichenden Psychologie, den Reisebeschreibungen, also in weit auseinanderliegenden Wissensgebieten. Schon die Verschiedenartigkeit des Materials wird ein nachsichtige Beurteilung des billigen Lesers herbeiführen. Ich beginne, hauptsächlich im Anschluss an H. Spencer, mit einigen Strichen, welche sich auf die Australier, Polynesier, Buschmänner und Hottentotten., die niedrigstehenden Indianer beziehen" (https://visuallibrary.net/ihd4/content/pageview/315564)


Schlusswort ethnographische Einzelbeschreibung:

„Es ist nicht angezeigt, hier zum Schluss dieser Einzelbeschreibungen zu versuchen, sie und die obigen allgemeinen Ausführungen zu abschließenden Resultaten zusammenzufassen. Soweit derartige bisher versucht wurde, wie Gobineau oder neuerdings Vierlandt, gehört es nicht hierher, sondern etwa in unsere Schlussbetrachtung. Nur ein Wort der Kritik möchte ich hier noch beifügen. Unser Wissen auf dem vorstehenden Gebiete, das allgemeinere in Bezug auf die Rassen, ihre Entstehung, Änderung und Spaltung, auf Vererbung und ähnliches, wie das speziellere in Bezug auf wichtigsten Rassen- und Völkertypen hat den Grad der Ausbildung sicherlich nicht erreicht, der für seine Benutzung zu volkswirtschaftlichen Untersuchung wünschenswert wäre. Den psychologischen Völkerbildern, die wir gaben, kann man vorwerfen, es sei nicht deutlich zu sehen, was in ihnen Folge des erblichen Rassentypus, was Folge des Landes, der augenblicklichen geistigen Zustände und gesellschaftlichen Einrichtungen sei; man wird sagen müssen, dass aus keinem derselben sich ohne weiteres die Geschichte oder die Volkswirtschaft des betreffenden Volkes ableiten lassen könne.“ https://visuallibrary.net/ihd4/content/pageview/315574

--> Die Löschung aufgrund von "Unbelegt und blanke Theoiriefindung" ist nicht gegeben, da alle Quellen sofort und eindeutig prüfbar sind. Jedoch nicht in weniger als 4 Minuten!

Des Weiteren zeigen die Zitate ganz deutlich, dass die Behauptung von Georg Weizsäcker nicht korrekt sind. Dies ist insofern merkwürdig, da die Angelegenheit durch ein Gremium geprüft wurde und Herr Weizsäcker und seine Kollegen ganz genau wissen müssen, wie man wissenschaftlich korrekt argumentiert.

--B.v.Schmoller (Diskussion) 16:45, 1. Jan. 2024 (CET)Beantworten

Die Zitate zeigen nicht, dass Weizäcker falsch lag. Sie zeigen zwar, dass sich Schmoller in seiner Argumentation unsicher war, aber das macht seine vorgebrachten Argumente nicht hinfällig und sie stehen trotz Schmollers eigenen Relativierungen in seinem Lehrbuch... die Argumentation von Weizäcker mit seinem Hinweis:
"Schmoller war eigentlich als ein gewinnender Mitmensch und als progressiver, weltoffener Wissenschaftler bekannt. Wie passt das zusammen? Eines der vorliegenden Gutachten, verfasst von Erik Grimmer-Solem, legt eine ideengeschichtlich einleuchtende Motivationslage dar: Schmoller stellte seinem Buch eine ethisch-moralische, ganzheitliche und evolutorische Beschreibung der Kulturen der Welt voran, weil er unzufrieden war mit dem zunehmend engen Bild des ökonomisch handelnden Menschen."
bietet dazu sogar einen Erklärungszugang...
Aber dabei wird nicht relativiert und man kann hier auch nicht relativieren, denn auch bei einer selbstbekundeten wiss Unsicherheit steht dahinter ein elitäres Denken, bei dem Menschen "sortiert" werden und das "natürliche" Kriterium "Rasse" wird dabei eben nicht infrage gestellt...
Sowohl Weizäcker als auch die beiden Gutachten machen deutlich - und dies mit expliziter Betonung, dass sie den Kontext berücksichtigen - dass darin genau auch das Problem liegt. Und gerade wegen dieser Kontextberücksichtigung kommen sie daher zwangsläufig auch zu dem Schluss, dass das Problem tiefer liegt, denn dann entsteht die drängende Frage, inwieweit solch Denken damals "selbstverständlich" war, obwohl eben diese "Unsicherheit" bestand, die Schmoller an mehreren Stellen betonte. Und die Gutachten zeigen hier daher auch stringent, was hier aussteht: Die Aufarbeitung des Denkens damals, das so selbstverständlich war, dass es in einem Lehrbuch landen konnte, dass von einem Verfasser geschrieben war, der als der führende Vertreter der Empirik und Statistik seiner Zeit galt und gleichzeitig einräumte, er legt hier etwas dar, für das die "gesicherte empirische Grundlage" fehlt...
das und genau das ist die entscheidende Frage und nicht die absatzweise Litanei zur angeblichen Entlastung von jemandem - auch das steht übrigends bei Weizäcker, wenn er appelliert: "Bewerten wir die Handlung, nicht die Person"...
ein Vorschlag zur angemessenen Darlegung des Problems siehe die Seite von Schmoller... was da in den nächsten Jahren entschieden wird, müsste weiter verfolgt werden... --Cara stolon (Diskussion) 04:16, 6. Feb. 2024 (CET)Beantworten
Sehr geehrte Frau Stolon, sehr gerne gehe ich näher auf diese Diskussion ein, und ich gebe Ihnen insofern Recht, dass die Zitate nicht die Aussage Weizsäckers
Um eines müssen wir nicht lang herumreden: Schmollers Äußerungen im beschriebenen Abschnitt sind rassistisch. Sie sind heute falsch, und sie waren damals falsch.“ widerlegen.
Um diese Aussage zu widerlegen, muss viel tiefer in das besagte Kapitel eingegangen werden und die angeblich rassistischen Passagen müssen umfangreich zitiert werden. Bedauerlicherweise war trotz mehrfacher Bitte weder der Verein für Socialpolitik (VFS) noch die Süddeutsche Zeitung (SZ) bereit, die aus ihrer Sicht rassistischen Passagen zu zitieren. Hierin besteht übrigens die Hauptschwierigkeit. Denn weder das vierseitige Gutachten von Grimmer-Solem, noch das eineinhalb Seiten lange Gutachten von Conrad, Grimmer-Solem, Plumpe, Wolf zitiert direkt (bzw. überhaupt), was sehr ungewöhnlich für ein Universitätsgutachten ist.
Wenn ich an dieser Stelle als Kundiger seiner Schriften eine persönliche Meinung einbringen darf, so halte ich ein Gutachten durch einen englischsprachigen Gutachter allgemein für ungeeignet, da es bekanntlich damals große Schwierigkeiten gab, den „Grundriss der allgemeinen Volkswirtschaftlehre“ in die englische Sprache zu übersetzten. Schmoller schreibt in seinem zweiten Vorwort: „Das Ganze ist jetzt auch in französischer Übersetzung erschienen: Principes d Economie Politique. Die geplante englische Übersetzung scheiterte bis jetzt an der großen Schwierigkeit, meine Darstellungs- und Schreibweise gerade in diese Sprache zu übertragen.“ Ich suche übrigens noch heute ohne Erfolg nach der englischen Ausgabe. Bitte teilen Sie mir mit, wo ich diese erwerben kann.
Die Aussage Weizsäckers - „Schmoller hätte trotz der damals noch weniger entwickelten empirischen Methoden wissen müssen, dass er Spekulationen und Vorurteile zu Papier bringt. Er gab ihnen stattdessen den Anstrich der wissenschaftlichen Erkenntnis.Dass Schmoller das an zentraler Position in sein Lehrbuch aufnahm, ist ebenfalls relevant. Die Äußerungen waren wohlüberlegt, sollten Wirkung haben und hatten es mutmaßlich auch.“ - sollten jedoch als widerlegt gelten, da von Schmoller sich hierzu unmissverständlich geäußert hat. Relevant ist hier, dass trotz intensiver Untersuchung eines relativ kleinen Abschnitts, eine solche Fehlaussage zustande kommt. Dies ist für einen Professor sehr ungewöhnlich und lässt Zweifel an der Glaubwürdigkeit aufkommen.
Doch all dies ist nicht zielführend, da die Diskussion sonst in einem buntscheckigem Wirrwarr endet.
So müssen wir uns zuerst fragen, was war die Intention des VFS und wie ist die Thematik überhaupt an die Oberfläche des Bewusstseins gelangt. Schließlich beherrscht das Denken Schmollers nicht unbedingt die volkswirtschaftlichen Schriften unserer Zeit und auch im zweiten Gutachten heißt es: „Es hat zwar immer wieder Diskussionen um Schmollers „Erbe“, namentlich im Rahmen institutionalistischer Überlegungen und im Zusammenhang des älteren Methodenstreits gegeben, doch ist der große Raum des Schmollerschen Denkens und Wirkens nicht wirklich vollständig erforscht worden.“ Zumindest steht fest, dass der VFS spätestens seit der Jahrestagung 2011 in Frankfurt von mir und meiner Beschäftigung mit den Schriften Schmollers wusste und dies betrifft mehrere Vorsitzende wie z.B. Burda, Wambach, Fuchs. Gleiches gilt für die Geschäftsführerin Frau von Normann.
Über die Intention kann ohne genauere Ermittlung nur spekuliert werden. Allerdings muss davon ausgegangen werden, das der VFS in Bezug auf den Methodenstreit kein Befürworter Schmollers ist. Schließlich wurde 2014 der Carl-Menger-Preis eingeführt; Carl Menger ist Schmoller Hauptgegner im Methodenstreit. Im Jahr 2021 wurde die Schmoller-Medaille ausgesetzt.
Werfen wir also einen Blick auf den Ablauf des Geschehens. Georg Weizsäcker hat im Januar 2021 den Vorsitz des VFS übernommen. Das Gutachten Grimmer-Solem ist auf den 19.01.2021 datiert. Am 11.02.2021 hat die Süddeutsche Zeitung (Piper) einen Artikel hierüber geschrieben. Es gab hierzu keine Pressemitteilung (auf der Homepage VFS einsehbar) weshalb davon ausgegangen werden kann, dass schon zuvor Kontakt diesbezüglich zwischen der Süddeutschen Zeitung (SZ) und dem VFS bestand. Schließlich hat Piper bereits am 2506.2020 geschrieben: „Wer nach bösartigen Zitaten in Sachen Rassismus sucht, der wird bei Schmoller schnell fündig.“ Ich bleibe hier kurz bei der SZ, da ich der Auffassung bin, dass die Position der SZ im Wikipediaartikel nicht korrekt dargestellt wird. Nikolaus Piper Schreibstil scheint unausgewogen und agitatorisch:
  • „Wer nach bösartigen Zitaten in Sachen Rassismus sucht, der wird bei Schmoller schnell fündig.“
  • „Das Problem liegt darin, dass es von dem Gründervater einige sehr hässliche Zitate in Sachen Rassismus und Antisemitismus gibt.“
  • „So gibt es in Schmollers einst populärem Lehrbuch "Grundriss der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre" ein ganzes Kapitel über "Rassen und Volker", in dem es ausführlich um angeblich höher- und niederstehende Rassen geht und deren vermutete Eigenschaften. Viele bizarre Erkenntnisse finden sich darin, zum Beispiel diese: "Der Neger und jedenfalls die Negerin arbeiten, soweit die Bedürfnisse sie dazu nötigen, niemals freilich aus Freude an der Arbeit."
  • "Andererseits könnte man mit dem Verweis auf den Zeitgeist auch den gefährlichsten Blödsinn rechtfertigen. Und die Historische Schule war immer schon anfällig für Blödsinn, weil sie dem präzisen Argument misstraute und sich stattdessen als "verstehende" Wissenschaft verstand."
  • „ein gefährlicher Antikapitalismus ganz im Sinne von Schmoller und Sombart.“
Ich habe anhand sehr vieler Zitate der Süddeutschen Zeitung aufgezeigt, dass diese Behauptung nicht haltbar sind (dies gilt für den angelblichen Rassismus und auch um den „gefährlichen Antikapitalismus“) und um Prüfung und Widerruf gebeten. Bedauerlicherweise war die SZ nicht bereit die „bösartigen Zitate in Sachen Rassismus“ vorzulegen. Die Rechtsabteilung der Südwestdeutsche Medienholding hat den Vorgang wie folgt unkommentiert geschlossen. „Alle darin enthaltenen Tatsachenbehauptungen sind zutreffend und alle darin mitgeteilten Meinungen, wie Wertungen und Schlussfolgerungen, sind sachlich fundiert.“ Dennoch habe ich im Anschluss die SWMH und SZ mehrfach um die Zitate gebeten. Ebenso wie beim VFS gab es keinerlei Reaktion mehr.
Erstaunlich ist, dass der VFS nicht gewillt ist, seine Ergebnisse aufzuzeigen. Schließlich sagte doch Weizsäcker in der FAZ: „Erstens: Die Schmoller-Medaille wird in den nächsten fünf Jahren nicht vergeben. Zweitens: Der Verein wird in dieser Zeit eine umfangreiche Diskussion über Schmollers Wirken führen und über den Umgang mit der Medaille beraten.“
Fünf Jahre für eine Prüfung ist allgemein sehr lang, aber man sollte doch meinen, dass nun nach über drei Jahren der Beratung und Diskussion erste Ergebnisse vorliegen müssten. Dies ist umso weniger verständlich, da ich dem VFS mitgeteilt habe, dass ich die Angelegenheit ebenfalls prüfe und für die Publikation naturgemäß auf deren niedergeschriebene Vorwürfe angewiesen bin; ansonsten müsste ich gegen Windmühlen kämpfen, was nicht im Interesse des wahrheitssuchenden Universitätswesen sein kann.
Auf Grimmer-Solems Gutachten hier genauer einzugehen, würde sicherlich den Rahmen sprengen, und ich spare mir dies für die Verteidigungsschrift auf, insofern der VFS gewillt ist, Stellung zu beziehen. Es sei hier nur angemerkt, dass dem Gutachten die gutachterliche Nüchternheit zu fehlen scheint. An vielen Stellen erweckt es den Eindruck eines dialektischen Suggestivstils und es strotzt nur so von Schlagwörtern wie: „Social Darwinian, eugenic, and racial hygienic theories, What was the wider impact of Schmoller’s racist worldview?“
Daher möchte ich an dieser Stelle nur noch verfolgen, was der VFS, die Gutachter und die SZ verpasst zu haben scheinen. Ich zitiere diverse Stellen aus dem Grundriss. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie es mir gleich tun und die angeblich bösartig rassistischen Passagen, welche Sie gefunden zu haben scheinen, ergänzen. Ich werde hier jeweils weiter ausholen, da der Kontextbezug sehr wichtig ist. Ich erkläre dies an einem kurzen Beispiel:
Wo Grimmer-Solem (und auch die SZ: siehe oben) nicht mehr schreibt als: „Negroes apparently “easily seduced to dance” and Mongols “lacking idealism“ handelt es sich bei ersteren um eine auf Herbert Spencer und anderen basierende Beschreibung afrikanischer Stämme des 19. Jahrhunderts und im selben Abschnitt finden sich Begriffe wie
fressen sie Menschenfleisch... Frauenkauf, Viehraubzüge... Was die wirtschaftliche Kultur so niederhält, ist die geringe Stetigkeit und Festigkeit der Verhältnisse, die Unfähigkeit fast aller Neger, mit Ausnahme der Kru, das Wasser zur Schifffahrt, meist auch zum Fischfang zu nützen, der Wege- und Brückenmangel, die Abgeschlossenheit der Stämme untereinander. Zu einer Schrift haben es die Neger nirgends gebracht, den Pflug ersetzt die Hacke, die Drehscheibe ist so unbekannt wie die eigentliche Gerberei, wohl aber ist die Kunst des Einsenschmelzens und die Eisenverarbeitung ziemlich allgemein... Zu einem höher entwickelten Staatsleben und einer Baukunst wie die amerikanischen Halbkulturvölker Peru und Mexiko hat es kein Negerstamm gebracht.“
Es sein angemerkt, dass das Wort Neger im Jahr 1900 nicht die selbe Wertigkeit besitzt wie heute!
Über die Mongolen schreibt Schmoller:
Die gelben, schwarzhaarigen, rundköpfigen Menschen der mongolischen Rasse gehören zu den kräftigsten und leistungsfähigsten der ganzen Erde. Von den Finnen Magyaren und Türken, welche letztere beide viel arisches Blut in sich aufgenommen haben, reichen sie über die mittelasiatischen Nomadenstämme der Turkmenen, Mongolen und Tibetaner bis zu den alten Halbkulturvölkern der Chinesen und Japaner... Fast überall zeigen sie auch dieselbe Körperkraft, dieselbe Unempfindlichkeit und die scharfen Sinne, denselben realistischen, zähen Nützlichkeitssinn, den Mangel an Idealismus (hier zitiert Grimmer "Mongols lacking idealism") und Individualismus, an geistigem Schwung und Tiefsinn, wie ihn die Indogermanen besitzen. Ihre Kulturleistungen sind aber nicht gering. Ihre abgehärteten mittelasiatischen Nomadenstämme haben die kräftigsten und kühnsten Menschen und Eroberer erzeugt... diese haben aus sich einen Grad der wirtschaftlichen Kultur geschaffen, der zeitweise der abendländischen überlegen war... Die Chinesen, vielleicht seit Urzeiten mit der indischen oder babylonisch-assirischen Kultur in Berührung, haben nicht mit Eroberung, sondern mit Kolonisation, freilich in einem fast wie eine Festung geschützten und isolierten Lande, eine binnenländische, in sich geschlossene Volkswirtschaft geschaffen, deren Erfolge die europäische Philosophie des 18. Jahrhunderts als Muster priesen. Die Chinesen sind das sparsamste, nüchternste, geduldigste, unermüdlichste, biegsamste, zäheste und größte Volk der Erde; harmlos und gutmütig, ausdauernd und scharfsinnig, im Familienleben und in Verbänden aller Art ganz aufgehend, ohne moderne Unternehmung und ohne Lohnproletariat, haben sie Landbau und Gartenkultur, Straßen- und Brückenbau, Wasserverkehr im Innern, Handel und Verkehr schon vor Jahrhunderten und Jahrtausenden entwickelt. Auf dem kleinsten Fleck Erde kommt der Chinese aus; in Kleinhandel und Hausiererei ist er pfiffiger als jede andere Rasse. Im kaufmännischen Geschäft überwindet er teilweise den Europäer, wie er den meisten Rassen Ost- und Mittelasiens überlegen ist. Als Arbeiter ist er weit herum in der Welt begehrt, in den Vereinigten Staaten bereits gefürchtet. Ob seine Billigkeit und Geschicklichkeit künftig der europäischen Industrie gefährlich werde, zumal wenn er unter die Leitung von westländischen Unternehmern komme, ist die große Frage der Zukunft.... Letterndruck ohne Buchstaben sein 1040-50... frühe Kenntnis des Pulvers ohne Feuerrohr..."
Ethnographische Einzelbeschreibung: die mittelländischen Rassen; die Semiten:
Die Völker der mittelländischen Rasse sind die Träger der höchsten menschlichen Gesittung geworden; es muss das im engsten Zusammenhange mit ihren typischen Rasseneigenschaften stehen. Die Hamiten haben die ägyptische, die Semiten die vorderasiatische, die Indogermanen die indische, iranisch-persische und europäisch-amerikanische Kultur erzeugt. Eine gewisse Verwandtschaft der Hamiten mit den Semiten und dieser mit den Indogermanen scheint festzustehen.... Die Semiten sind der ältere Zweig; sie haben, allerdings im Anschluss an eine ältere wohl mongoloide Kultur, an das akkadische oder sumerische Reich im Mündungsgebiet des Euphrat die chaldäische, technische und wissenschaftliche Kultur, die Grundlagen alles Maß- und Gewichtssystems geschaffen, sie haben ihrem phönizischen Zweige, dem ersten großen Handelsvolke, die Formen des Handels und die Buchstabenschrift, sie haben die drei großen weltbeherrschenden Religionen, den jüdischen Monotheismus, das Christentum und den Islam erzeugt; die Araber haben dann ebenso durch ihre Eroberungen wie durch ihren Handel, ihr Wissen und Ihre Erfindungen eine bedeutende Rolle im Mittelalter gespielt. Die Semiten waren so mit ihrem leidenschaftlichen Gemüt, ihrem energischen Mut, ihrem hartnäckigen, zäh das Erworbene festhaltenden Willen, ihrem Glauben an ausschließliche Berechtigung, ihrem harten Egoismus, ihrer scharfen Abstraktionskraft die Mauerbrecher für die höhere Kultur der abendländischen Menschheit; sie wurden in vielem die Lehrer der Indogermanen und wirken durch die Juden auch heute noch überall mehr oder weniger als ein Leben und Reibung erzeugendes, teils Fortschritt, teils Auflösung bringendes Element in den indogermanischen Staaten fort. Wir wollen statt der einseitigen Verurteilung ihrer Rasseneigenschaften durch Ernest Renan lieber Chwolson, der selbst Semite ist, die Rasse charakterisieren lassen...... Passt diese Schilderung der Semiten im Ganzen auch auf die seit 2000 Jahren zerstreut lebenden, überwiegend im Handel ergebenen Juden, so fragt sich freilich immer, was hiervon auf den semitschen Rassentypus und was auf die Schicksale und Berufstätigkeit dieses Zweiges zurückzuführen sei. Sicher ist, dass die Juden heute allerwärts als Händler, Unternehmer, Bankiers und Journalisten eine führende Rolle spielen, und dass dies ebenso mit ihrem Rassentypus wie mit ihrer Internationalität zusammenhängt; ihre große schriftstellerische und politische Tätigkeit schließt nicht aus, dass der ihnen sonst sehr günstige De Candolle recht hat, wenn er sagt, die europäische Kultur würde sofort von Barbaren vernichtet werden, wenn die Staaten nach ihren Idealen eingerichtet würden....“
Der letzte Satz mag ohne Kontextbezug kritisiert werden, jedoch ist dies kein Rassismus.
Die Indogermanen stehen den Semiten als die kräftigere, viel langsamer sich entwickelnde, objektivere, geistig flüssigere, gemütsreichere, erfinderischere, naturfrischere Rasse gegenüber. Ihr Gemütsleben und ihre Phantasie, ihre träumerische Hingabe an die Natur und die Objekte ihrer Tätigkeit hätte sie vielleicht an großen praktisch-wirtschaftlichen Leistungen gehindert, wenn sie nicht überall die geistige und technische Erbschaft der Semiten übernommen hätten...… Die heutigen Italiener haben etruskische, italisches, griechisches, keltisches, phönizisches semitisch-arabisches, germanisches Blut in sich: eine einheitliche Nation sind sie seit den Tagen der römischen Weltherrschaft geworden; sie waren es so früher als alle anderen europäischen Nationen. … Die Italiener wurden damals die ersten rein individuellen Menschen der moderenen Zeit... Unter dem glücklichen Himmel werden die materiellen Bedürfnisse leichter befriedigt als im Norden; selbst das Proletariat behält damit eine Freiheit, eine gewisse persönliche Würde, die, gepaart mit Anstand und Schönheitsgefühl, mit einer Sprachfähigkeit ohnegleichen, die Nordländer überrascht und beschämt. Frugal, nüchtern, höflich und liebenswürdig, geschwätzig und musikalisch, aber auch naiv eigennützig und intrigant, klug reflektierend zeigt der Italiener eine Einfachheit und Geschicklichkeit im Denken und Handeln, die vor allem auf der Abwesenheit von tieferen Gemütsbewegungen beruht... Der italienische Arbeiter ist dem deutschen vielfach überlegen...“
Die Franzosen sind als Romanen den Italienern verwandt. Aber den Kern des Volkes bilden die gallischen Kelten, welche die iberischen Ureinwohner ebenso absorbierten wie die späteren germanischen Einwanderer. Die 400 jährige römische Herrschaft hat die dauernsten Spuren im Volkscharakter hinterlassen; aber auch sie hat die reizbaren, schnell entschlossenen, gesprächigen, witzigen, eitlen und kampflustigen Gallier aus Cäsars Zeit nicht sowohl verändert als abgeschliffen.... die Geselligkeit ist ihm sein Lebenselement; von der Mode beherrscht, lebt er, um gesehen, bewundert, geehrt zu werden. Mit Anmut bewegt er sich in allen Lebenslagen; mit Geschick und Geschmack weiß er sich das Haus und das Leben einzurichten, nirgends anstoßend, überall mit einem Witzwort sich helfend. Der scharfe, schematisierende, ordnende Verstand und leichte schwungvolle Erregbarkeit, die glänzende und durchsichtige Sprache und der veredelte Kunstsinn haben nach den verschiedensten Seiten großes geleistet; Frankreich war lange in Politik und Wissenschaft, Kunst und Literatur, Technik und Geschmack an der Spitze der europäischen Kultur.... Was man am höchsten schätzt, ist nicht fester Wille, Mut, Arbeit um der Sache willen, sondern Mäßigkeit, Besonnenheit, Fügsamkeit gegenüber allen konventionellen Regeln. Nirgends ist man so redlich vom letzten Dienstboten bis zum Millionär, so ordnungsliebend, solid und sauber in der Kleidung, so mäßig im Essen und Trinken, so wenig verschwenderisch, so klug berechnend in der Sparsamkeit...“
Ethnographische Einzelbeschreibung: die germanischen Völker:„... Bleiben wir zunächst bei den Deutschen stehen, so werden wir sagen können, dass die Barbaren des Tacitus durch die Kämpfe mit Rom, die definitive Sesshaftigkeit, die christliche Kirche zwar schon etwas andere geworden sind, dass aber die langdauernde Naturalwirtschaft und das Misslingen eines eigentlichen zentralistischen Staates, sowie die Loslösung von Rom durch den Protestantismus doch auf längere Erhaltung ihrer älteren Eigenschaften hinwirkte, als sonst wohl geschehen wäre. Noch ist heute Deutschland eine Völkermutter wie einstmals Iran; viel Jahrhunderte hat es alle Völker Europas mit Soldaten versehen, wie heute noch so viele Kolonien mit Auswanderern, Kaufleuten, Handwerkern und Bauern... Noch ist heute beim Deutschen die volle, oft unkluge Hingabe an die auf- und abwallenden Gemütsbewegungen, der trotzige Kriegsmut vorhanden, noch heute ist die Neigung zu lässigem Nichtstun, zu übermäßigem Essen und Trinken in breiten Kreisen nicht überwunden; noch heute zeichnet sich der deutsche Arbeiter gegenüber dem französischen nicht durch größere Geschicklichkeit und größerem Geschmack, sondern durch größere Zuverlässigkeit und allgemeiner Anstelligkeit, weiteren Horizont aus. Der Deutsche lebt heute noch gern in den Tag hinein, mit Gleichmut lässt er das Schicksal herankommen, statt es zu meistern... Er heiratet nach der Stimmung des Gemüts, zeugt Kinder, lebt von der Hand in den Mund, wo der Franzose überlegend berechnet. Trotz höherer Schulbildung ist er schwerfällig, nicht allzu sparsam, lässt an Sonntagen draufgehen, was er in der Woche verdient, er hat noch nicht so genau rechnen und handeln gelernt wie der Jude, der Romane, Slave und Chinese... Freilich hat daran das späte Durchdringen der Geldwirtschaft und der höheren Wirtschaftsformen überhaupt ebensoviel Anteil wie der Volkscharakter. Und die neuest großartige Entwicklung der deutsche Volkswirtschaft hat manches daran geändert. Außerdem stehen diesen wirtschaftlich ungünstigen andere wertvolle Eigenschaften gegenüber: der unermüdliche Fleiß, die treue Hingabe an übernommene Aufgaben, die sich anpassende Fügsamtkeit. Das deutsche Heer und Beamtentum, die Reichspost und die Staatsbahnen, unsere großen Aktien- und Privatunternehmungen waren uns sind nur möglich durch ein Menschenmaterial, das für solches Zusammenwirken fast einzig in seiner Art ist. Im einzelnen ist der deutsch Nationalcharakter bei den verschiedenen Stämmen ein ziemlich verschiedener; sie haben die verschiedensten Beimischungen fremden Blutes in sich, haben durch verschieden Geschichte und verschieden Lage notwendig verschiedene Entwicklung erhalten....“
Es handelt sich hier um Ausschnitte der, wie Weizsäcker es nennt, „Schmollers hierarchischer Abstufungen von Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen“ und ist zu finden unter: https://visuallibrary.net/ihd4/content/pageview/315565
Abschließend möchte ich noch ein exemplarisches Zitat einbringen, welches Schmollers Stil außerhalb dieses Kapitels darstellt:
Die Technik der alten, westasiatischen Völker: Mit der Viehzucht, dem Ackerbau sowie mit den Metallwaffen und Werkzeugen waren für die befähigsten Rassen unter günstigen Naturbedingungen die Elemente des Wirtschaftslebens gegeben, welche in den zehntausen Jahren v. Chr. Zum ersten Male sesshafte, wohlhabende, teilweise schon nach Millionen zählende Völker und Staaten der Halbkultur schufen. Es handelt sich hauptsächlich um die Akkadier und Sumerer, die Assyrer und Babylonier, die Ägypter und Phöniker, die Inder und Eranier (Perser), deren wirtschaftlich blühende Reiche in die Zeit von 5000 bis 500 v. Chr. Fallen.
Drei große weitere technische Fortschritte wurden von diesen Völkern vollzogen: 1. beobachteten ihre Priester den Himmel und die Gestirne, sie teilten das Jahr in Monate, schufen das Zahlensystem und die Arithmetkik, ein geordnetes Maß- und Gewichtssystem, die Schriftzeichen und die Schrift, sie wurden damit die ersten Begründer alles empirischen Wissens und aller Wissenschaft, sie führten damit zugleich in alle Technik die Anfänge eines planvollen Entwerfens, einer mathematischen Genauigkeit ein. 2. Eng verknüpft hiermit ist der andere Fortschritt der Technik, der diesen Völkern zu danken ist: sie begründeten allse eigentliche Bauwesen. Sie schufen die ersten Steinbauten, die ersten großen Mauer- und Straßenbauten, die ersten großen Wasserbauten; ferner die ersten Wohnhäuser und Tempel aus Stein, endlich die ersten größeren Schiffe. Und im Zusammenhang mit der Bronze- und Eisentechnik und dem Bauwesen schufen sie 3., was damals in erster Linie stand, eine hochstehende Kriegstechnik, komplizierte Kriegsmaschinen, wie sie vorher nicht existiert hatten.“ https://visuallibrary.net/ihd4/content/pageview/315619
Ich freue mich auf einen konstruktiven Austausch! --B.v.Schmoller (Diskussion) 06:18, 8. Feb. 2024 (CET)Beantworten
Gerne möchte ich noch die Briten und Nordamerikaner ergänzen:
Ethnographische Einzelschilderung: Die Engländer und Nordamerikaner
  • „Die Engländer sind eine Mischung von Kelten, Niedersachsen und französisch-romanischen Normannen. Von den Kelten haben sie Sprachklang und Beweglichkeit, von den Sachsen die starken Leiber, den guten Magen, die harten Nerven, die der Sinnlichkeit, den tapferen Mut, von den Normannen romanische Staats- und Gesellschaftseinrichtungen und vornehme aristokratische Lebenshaltung: ein grobes, derbes, festes, deutsches Gewebe mit französischer Stickerei hat Kohl das englische Wesen genannt. Beim Schotten hat keltische Geisteskraft und norwegisch-dänisches Germanentum zusammengewirkt, um ihn noch verständiger, nüchterner, aber auch pfiffiger, erwerbstüchtiger zu machen. Die insulare Lage und eine politische und wirtschaftliche Entwicklung ohnegleichen haben dem Engländer den festen, in sich geschlossenen Nationalcharakter gegeben. Sichere Entschlossenheit, nüchterne Tatkraft, derbes Willensvermögen herrschen vor. Stolz und gleichgültig gegen andere verfolgt der Engländer seine Wege; schwerfällig, würdig, kurz und kalt geht er der Arbeit, der Politik, dem Ernst des Lebens nach; er lässt Welt und Menschen an sich kommen, brutalisiert und misshandelt die schwächeren Rassen und Klassen, aber zu Hause ist er in Familie und Gemeinde edel, pflichttreu, hochherzig. Mit trotzigem Freiheitssinn hat er ein Selbstverwaltung, ein Vereins- und Assoziationswesen geschaffen, wie kein anderes Volk es hat. Peinlich folgt er der Sitte, die für ihn stets einen ethischen Charakter hat, die zu verletzten er für Unrecht hält. Die Strenge der Sitte garantiert überall Solidarität, innere Tüchtigkeit, gute Arbeit, brauchbare Werkzeuge und Maschinen, Möbel und Zimmereinrichtung, die tadellos ihren Dienst tun. Mit robusten, gut genährten viereckigen, ausdrucksvollen Körpern und Köpfen, mit einer großen Portion gesunden Menschenverstandes, mit derben Vergnügungen, mit kalter Gleichgültigkeit gegenüber Zurückbleibenden und Untergehenden, kämpfen sie den Kampf des Dasein mit der Losung: dem Mutigen gehört die Welt. Mit Organisationstalent, mit zähem Fleiß und technischem Geschick arbeiten sie unermüdlich an der Verbesserung von Handel und Gewerbe und Ackerbau... Nicht umsonst ist der Engländer mit seinem freien Staatswesen, seiner persönlichen Freiheit, seiner Familienzucht, seinem Rechtsbewusstsein, seiner Gemeindeverfassung, seiner Fähigkeit, zu herrschen und zu kolonisieren, der Erbe des holländischen Welthandels und des holländischen Reichtums geworden. Das nordamerikanische Volk hat wohl schon erhebliche Bruchteile deutschen, französischen, holländischen und irischen Blutes in sich, aber in der Hauptsache ist es englischer Abstammung und trägt im innersten Kerne die geistig-moralischen und die kirchlichen Züge der Puritaner des 17-18 Jahrhunderts an sich. Ein Element sittlicher Selbstsucht und Selbstvervollkommnung ging von den Neuenglandstaaten auf alle Nordamerikaner über. Dazu kommen nun die jugendliche Kultur, das Unfertige der Zustände, die außerordentlichen Gewinnchancen in dem bisher unerschöpflich scheinenden Koloniallande; sie stellen dort die selfmade men, die mit nüchterner, rücksichtsloser Tatkraft Geld verdienen wollen, in den Vordergrund. Frühreife Kinder, halberwachsene Jungen stürzen sich schon in die Dollarjagd. Im einzelnen viel Abweichung; in den alten Neuenglandstaaten besteht noch das puritanische Quäkertum und feinste englische Lebensart; in New York steckt noch etwas von holländischer Emsigkeit... Überall herrscht Sitte und Religiosität... Im Ganzen ist aber der Charakter doch überall ähnlich. Es sind tüchtige Menschen. Alles arbeitet, spekuliert, hetzt, gewinnt und verliert.... An Kenntnis und Erfahrung, wie ein Land groß und reich zu machen, wie die Naturkräfte auszubeuten, die Haufen der Menschen zu bewegen sind, ist wohl eine einzige amerikanische Großstadt reicher als manches europäische Land. Mit fieberhaft bewegter Öffentlichkeit wird hier Reklame betrieben, die Konkurrenz braucht jedes Mittel; die europäische Menschenklasse, welche in Unwissenheit, Schlendrian und demütiger Selbstbeschränkung erstarrt ist, fehlt hier ganz oder geht sofort zugrunde. Jeder Bürger ist von demokratisch-republikanischem Selbstbewusstsein erfüllt; wer heute Stiefelputzer ist, kann morgen Krämer, in zehn Jahren Bankier, Advokat oder Senator sein. Ein großartiges Geschäftsleben mit der Perspektive von New York nach San Francisco ruft die Tausende von Ehrgeizigen und Waghalsigen in seinen ungeheuren Bahnen. Man hat das Leben des Amerikaners schon mit einer dahinbrausenden Lokomotive verglichen. Der Europäer nimmt sich neben ihm allerdings nur wie ein ruhiger Spaziergänger aus. Etwas von solchen Zügen hat überall das Kolonialleben, das auf reichem, überschüssigem Boden mit der Technik und den Mitteln einer alten Kultur arbeitet. Auch der Individualismus, die Abwesenheit jedes kräftigen Regierungsapparates sind ähnlich in anderen Kolonien zu finden....“
Bitte zeigen Sie mir den Rassismus auf, welchen ich der Schrift des Sozialreformers, welcher seine ganze Lehre auf den Grundsätzen von Moral-Sitte-Recht aufgebaut hat, nicht erkennen kann.
Zum 100 jährigen Todestag hat übrigens Nils Goldschmidt sich ebenfalls sehr intensiv mit Gustav von Schmoller auseinandergesetzt. In dieser Untersuchung erscheint Gustav von Schmoller in einem ganz anderen Licht, und zeigt zugleich, wie schnell die Süddeutsche Zeitung ihre Meinung ändert:
Nils Goldschmidt - Gastbeitrag in der SZ: Wirtschaft muss den Menschen dienen 26. Juni 2017: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gastbeitrag-wirtschaft-muss-den-menschen-dienen-1.3561241 --B.v.Schmoller (Diskussion) 08:35, 10. Feb. 2024 (CET)Beantworten
Ist es nicht erstaunlich? Da hat Cara Stolon zwei Tage bis spät in die Nacht durchgearbeitet, hat den Verein für Socialpolitik und die Süddeutsche Zeitung verteidigt. Sobald es aber ums Zitieren geht, herrscht Ruhe. --B.v.Schmoller (Diskussion) 14:44, 2. Apr. 2024 (CEST)Beantworten
Bedauerlicherweise war nun hier, wie auch im echten Leben, niemand bereit auf die Diskussion einzugehen. Daher werde ich sukzessive im Monolog einige weitere Punkte ergänzen:
Wie bekannt, hat der Verein für Socialpolitik ein Gutachten zum Grundriss der allgemeinen Volkswirtschaftslehre in den USA beauftragt. Und wie oben bereits berichtet, wurde damals das Werk zwar in die französische Sprache übersetzt, aber die Übersetzung in die englische Sprache wurde aufgrund diverser Schwierigkeiten abgebrochen. Die englische Ausgabe konnte ich nirgends finden und auf Nachfrage hat sich der Verlag Dunker-Humblot wie folgt geäußert:
"Hinsichtlich einer Lizenz für die englische Übersetzung von Gustav Schmollers „Grundriss der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre“ kann ich Ihnen mitteilen, dass wir keinen Lizenzvertrag im Verlagsarchiv gefunden haben bzw. keine Lizenz für die englischen Rechte von uns abgeschlossen wurde. Uns ist auch keine englische Ausgabe bekannt. Bitte beachten Sie aber, dass die Werke von Gustav Schmoller seit dem Jahr 1987 gemeinfrei sind. Das Werk kann daher ohne unsere Genehmigung anderweitig übersetzt und veröffentlicht werden."
Des Weiteren sei nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass bis heute nach jahrelanger Prüfung durch ein Gremium, zweier Gutachten (ein vierseitige und ein einseitiges), öffentliche Stellungnahme durch den Verein für Socialpolitik und diverser Zeitungsartikel bis heute nicht ein einziges rassistisches Zitat vorliegt.
Auch die lebenslange enge und gut dokumentierte Freundschaft zu Kilian von Steiner widersprechen dem angeblichen Antisemitismus. --B.v.Schmoller (Diskussion) 10:37, 20. Apr. 2024 (CEST)Beantworten
Werfen wir einen Blick auf das Hauptgutachten, welches durch Grimmer-Solem erarbeitet wurde.
Auf den ersten beiden Seiten beschreibt Grimmer-Solem den Sachverhalt einleitend wie folgt:
A close reading of Schmoller’s chapter on “races and peoples” leaves no doubt that he espoused a racist view of human difference grounded in hereditary, environmental, and other evolutionary factors. That extended beyond physical traits to intelligence, instincts, talents, emotions, and character. To his mind this established a racial hierarchy where white Northern Europeans and their North American cousins stood at the very pinnacle of development. Lesser races and nations were ordered into a descending hierarchy according to their perceived economic and technological development, a hierarchy with various so-called Kulturvölker on the upper rungs of the developmental ladder, followed by such so (Gustav Schmoller, Grundriss der allgemeinen Volkswirtschaftslehre, Erster Teil (Munich and Leipzig: Duncker & Humblot, 1920 [1900], 141-60. 2Ibid., 160.) called Halbkulturvölker as the Chinese and Japanese, followed in turn by “Negroes and related tribes,” and then ultimately the supposedly lower Naturvölker (Australians, Polynesians, Bushmen [San], Hottentots [Nama], and “lower Indians” at the very bottom. The logic of his discussion itself follows an economic developmental telos, beginning with the most “primitive” Naturvölker and ending with the most highly developed Kukturvölker. Interestingly enough, the most highly evolved Kulturvölker in this scheme were not the Germans but rather the English and the white North Americans. Schmoller was thus himself not blind to the limitations and weaknesses he perceived in the Germans as a “race and people,” as many of his observations about them in this chapter show—despite higher levels of schooling, they were “slow and clumsy”—and as their ordering right after the Russians, Italians and French but before the English and North Americans makes obvious. Schmoller is attentive also to the dangers posed by the incursion of “certain lower races” (gewisser niedriger Rassen) in lands of “higher standing races”(höherstehenden Rassen) such as the Chinese in North America and the Slavs in Eastern Germany.6 Schmoller’s conclusions appear to be grounded in a wide reading of the contemporaneous literature in the fields of physical anthropology, ethnology, Social Darwinian racial theory, and eugenics. However, on reading this chapter with its anecdotal and somewhat unsystematic style—Negroes apparently “easily seduced to dance” and Mongols “lacking idealism”—one does gain the distinct impression that his own racial prejudices and popular stereotypes crept into the discussion and gained the status of scientific findings. This raises the question of whether his reading of this literature led him to this view or whether his own prejudices directed him to a selective reading of that literature. One example illuminates this problem. Schmoller acknowledged the quasi-mythological Aryan master race theories of Arthur de Gobineau while also criticizing their speculative and literary limitations. Yet in his own discussion of “Semites,” Schmoller seems to draw on Gobineau’s theories of race, notably the notion that racial qualities determined the capacity to create durable state institutions that forged higher civilizations. Here Schmoller seems to subscribe to the idea that this was an “Aryan” trait. He also drew on Gobineau (and Daniel Chwolson) in his enumeration of the negative qualities of the “Jewish race” within European societies, while also acknowledging their positive qualities as moral and technological teachers of, and as a beneficial racial admixture to, Indo-Europeans. The other cited literature from Herbert Spencer, Francis Galton, Alfred Ploetz, Moritz Wagner and many others shows the hold of then prevalent Social Darwinian, eugenic, and racial hygienic theories and the influence of neo-orientalist and colonial ethnology in Schmoller’s racial perspective. That had obvious parallels among many of his contemporaries in France, Great Britain, and the United States at the time. Indeed, if anything the influence of eugenics was probably more widespread in the Anglo-Saxon world than in Germany around 1900.
Auf die „ racial hierarchy“ sind wir bereits ausreichend eingegangen. Interessant ist das Urteil zur angeblichen sozialdarwinistischen Ausrichtung. Scheinbar soll Schmoller Gobineau´s Theorie und auch anderen sozialdarwinistisch geprägten Schriften gefolgt sein. Tatsächlich erscheint Gobineau in der sehr umfangreichen Arbeit nur fünf mal, womit dieser, gemessen am Personenregister, niedrig gewichtet erscheint.
  • Rassentheorie / Band 1 S. 142 (bereits oben dargestellt)
  • zusammenfassende Resultate über die Rassenfrage / Band 1 S. 160 (bereits oben dargestellt)
  • Klassengegensätze und Rasse / Band 1 S. 434 und Band 2 S. 299
  • Zurücksinken ganzer Völker durch Verlust der Aristokratie. Band 1 S. 454
Die ersten beiden Teile sind bereits bearbeitet, wobei die Übersetzung hinterfragt werden kann. Wo es im Englischen heißt: „Schmoller acknowledged the quasi-mythological Aryan master race theories of Arthur de Gobineau while also criticizing their speculative and literary limitations.“, steht im Deutschen „...nehmen seine Ausführungen teilweise doch mehr den Charakter intuitiver Spekulation und dichterischer Phantasie an“ (siehe oben)
In Nr.3 heißt es: „Gobineau und seine Schule führen alle Klassenunterschiede auf die Rasse zurück... Eine ebenso starke Übertreibung wie diese Lehre ist die der Sozialisten, welche an die Gleichheit der Menschen glauben, die Klassenbildung ganz oder überwiegend auf die Vermögens- und Einkommensungleichheit zurückführen... Geben wir den Stand der Kontroversen objektiv wieder und suchen uns zu entscheiden.
In Band 2 S. 299 steht : „... Wir suchen nachzuweisen, dass das Ent- und Bestehen von handarbeitenden Klassen ein Ergebnis der notwendigen gesellschaftlichen Differenzierung sei, dass diese weder in ihrem Ursprung und ausschließlich auf die verschiedenen Eigentumsverteilungen, wie die Sozialisten glauben, noch ausschließlich auf die Rassenverschiedenheit, wie Gobineau und seine Schule lehrt, zurückzuführen sei...“
In Nr.4: „Bedeutende Kulturhistoriker haben die freilich noch nicht bewiesene Hypothese aufgestellt, das Zurücksinken und Altern ganzer Völker und Kulturen beruhe stets wesentlich auf dem Verluste ihrer Aristokratie, auf der zu geringen Fortpflanzung derselben, auf der Verbannung und Hinrichtung der Fähigsten, auf politischer Verfolgung aller Höherstehender (so Gobineau, Lapouge,Seeck, Ammon). Jedenfalls werden wir zugeben, dass wir keine höhere Kultur kennen, ohne dass gewisse aristokratische Kreise eine leitende Stellung einnehmen...“ (Thema wird hier nicht behandelt)
Hierauf muss nicht tiefer eingegangen werden. Zusammenfassend kann man zu dem Kapitel sagen: Schmoller behandelt die verschiedenen Theorien zur Klassenbildung, welche sich in die drei Kategorien Rasse (Gobineau etc.), Beruf (Schmoller), Eigentumsverteilung (Sozialisten) scheiden. Das Nachlesen lohnt sich insofern, da Schmoller zur Bestärkung der Kategorie „Beruf“ sich historisch entlang des indischen Kastenwesens bewegt: „Bei der Erörterung des Kastenwesens werden wir zu betonen haben, dass wir bei aller älteren Geschichte auf die vollständige Erblichkeit des Berufes stoßen... Eine Hauptursache der Klassenbildung... Von 100 heutigen indischen Kastennamen gehen durchschnittlich 77 auf die Arbeitstätigkeit, 17 auf die Stammesnamen zurück.“
Aber kommen wir direkt zum Sozialdarwinismus zurück:
„Schmoller’s conclusions appear to be grounded in a wide reading of the contemporaneous literature in the fields of physical anthropology, ethnology, Social Darwinian racial theory, and eugenics. However, on reading this chapter with its anecdotal and somewhat unsystematic style.“
„The other cited literature from Herbert Spencer, Francis Galton, Alfred Ploetz, Moritz Wagner and many others shows the hold of then prevalent Social Darwinian, eugenic, and racial hygienic theories and the influence of neo-orientalist and colonial ethnology in Schmoller’s racial perspective.“
Die Einschätzung des Gutachtens scheint nicht besonders gut erarbeitet. Äußert sich Schmoller doch unübersehbar und unmittelbar nach dem so umstrittenen Kapitel wie folgt zu diesem Thema:
"Wenn Sitte, Recht und Moral, wenn alle gesellschaftlichen Institutionen den Zweck haben, den Frieden in der Gesellschaft zu sichern, die wiederstrebenden Kräfte zu versöhnen und zu bändigen, die ungeschulten zu erziehen und in übereinstimmende Bahnen zu führen, die einzelnen Individuen zu gewissen Kraftzentren zu vereinigen, so könnte es den Anschein haben, als ob in der menschlichen Kulturgesellschaft kein Platz für den Kampf ums Dasein wäre. Und doch hat man seit den tiefgreifenden Forschungen Darwins wieder einmal, wie schon oft seit den Tagen der Sophisten, auch das ganze gesellschaftliche und historische Leben auf diese Formel zurückgeführt und uns mit darwinischen Kulturgeschichte, Soziolgien, Volkswirschafslehren beschenkt... Die Lehre Darwins lässt sich kurz so zusammenfassen: Die Tiere vererben ihre Eigenschaften einerseits von Generation zu Generation in so ziemlich gleicher Weise, aber andererseits verändern sich diese Eigenschaften doch in einer gewissen beschränkten Art. Das Passenste erhält sich im Kampf ums Dasein, und die Veränderlichkeit der Eigenschaften von Generation zu Generation (die Variabilität) hängt hiermit zusammen; die für den Kampf am besten ausgestatteten erhalten und paaren sich, ihre Eigenschaften summieren sich in ihren Nachkommen... Das Prinzip der Zuchtwahl... Das mit dieser großen Perspektive Darwins ein Fortschritt epochemachender Art erzielt sei, darüber ist heute kein Streit, wohl aber darüber, ob diese Vorgänge allein dei Entstehung der Arten erklären oder nur in Verbindung mit anderen Tatsachen. Und noch mehr darüber, ob die Schlüsse generalisierender heißblütiger Schüler Darwins richtig seien, die nun ohne weiteres die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Erscheinungen einseitig und allein aus diesen Prinzipien erklären wollen und sich gar zu dem Gedanken versteigen, es gebe keinen anderen Fortschritt als den durch Kampf bedingten, und jede Hinderung und Abschwächung irgend eines Kampfes der Individuen und der Völker sei verfehlt, weil sie die Unfähigen erhalte und den Fähigen erschwere, den Erfolg für sich einzuheimsen, den Unfähigen zu knechten oder zu vernichten. Es wird so für die Volkswirtschaft und für die Gesellschaft, für das Verhalten der Individuen, der Klassen und der Völker das nachte Prinzip proklamiert, der Stärkere habe das Recht, den Schwächeren niederzuwerfen.
Die mit diesen Fragen sich eröffnenden Zweifel und Kontroversen sind außerordentlich zahlreich und kompliziert; sie hängen mit der Vererbungsfrage zusammen, liegen teilweise auf medizinischem und physiologischem Gebiete; sie sind zu einem guten Teile noch nicht ganz geklärt. Aber der Grundgedanke ist einfach; es entspringt den Betrachtungen, die uns hier beschäftigen, und beseitigt die stärkste Unklarheit, die in den Übertreibungen der Darwinianer, in dem Schlagwort "Kampf ums Dasein" liegt..."
..."Die Merkantilisten sahen in allem Handel, in allen wirtschaftlichen Beziehungen der Staaten untereinander wesentich nur einen Kampf, wobei der eine Teil gewinne, was der andere verliere; ihre wirtschaftliche Politik war Kampfpolitik in übertriebener Weise; die Staaten sollten sich möglichst gegenseitig wehe tun; die Individuen im Staate sollten umgekehrt durch alle denkbaren Schranken und polizeilichen Vor#rschriften in freundlichen, förderlichen Kontakt und Tauschverkehr gesetzt werden. Die liberale Naturlehre der Volkswirtschaft, festgefügte, wohlgeordnete Staaten vorfindend und von idealistischen Harmonievorstellung ausgehend, glaubte, die Staaten und Völker könnten sich kaum wirtschaftlich schaden, nützten sich durch freien Verkehr immer; aber die Individuen, ihren Erwerb und Gewinn, ihre Bemühung um den Markt und gute Preise stellte man sich um so mehr als einen Kampf vor, als einen Verdrängungsprozess der schlechteren Produzenten durch die besseren: der rücksichtslose, freie, individuelle Konkurrenzkampf erschien als das einzige Ideal; seine Schranken durch Moral, Sitte und Recht, die niemals in der Wirklichkeit verschwanden, übersah man in der Theorie. Malthus hat dann den Kampf der Individuen um den Nahrungsspielraum für die Erklärung der Bevölkerungserscheinung benutzt und aus Erscheinungen, in denen sein deutscher Vorgänger Süßmilch eine göttliche Ordnung sah, Faustkämpfe ausgemacht, die mit Recht den Armen, dessen Arbeit die Gesellschaft nicht bedürfe, wieder durch Hunger und Krankheit zu entfernen.... Die Sozialisten... Wir sehen, wie wechselvoll der Kampfgedanke verwertet wurde, wie wenig Sicheres bisher herauskam, weil man ein Schlagwort ohne nähere Prüfug der konkreten Verhältnisse, Menschen, Institutionen und der Folgen des Kampfes im einzelnen anwendete. Wir kommen auf diese speziellen Verhältnisse unten. Hier ist nur zu sagen: im internationalen Handelskampfe, im individuellen Kampfe auf dem Markte um den Preis und Absatz, im sozialen Kampfe der Klassen handelt es sich um große psychologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse, wobei stets zugleich Gruppen zu friedlichem Zusammenwirken durch bindende Ordnungen des Rechtes, der Sitte und der Moral zusammenzufassen sind, wobei dem egoistischen Interesse der einzelnen und der Gruppen ein gewisser Spielraum zu gönnen, aber zugleich eine Grenze zu setzten ist..."
..."Man hat Sitte, Moral und Recht Streitordnung genannt; dass ist bis auf einen gewissen Grad richten, nur muss man hinzufügen, dass die immer feinere und gerechtere Ausbildung der Streitordnung eine Hauptaufgabe der höheren sittlichen Kultur sei, und dass der letzte Zweck der Streiteinengung nicht bloß Schaffung des Friedens, sondern die immer größerer, harmonisierter, komplizierterer und wirkungsvoller Kollektivkräfte sei. Je höher unsere sittliche und staatliche Entwicklung geht, desto mehr müssen auch die Leute mit starker Faust und großem Geldbeutel, mit verschlagener Pfiffigkeit sich den sittlichen Lebensordnungen fügen, desto weniger werden brutale Vergewaltigungen, Ausbeutungen, harte Herrschaftsverhältnisse mehr zugelassen. Mehr und mehr lässt man nur bestimmte Arten des Sieges zu, den Sieg der größeren Intelligenz und Fähigkeit im Konkurrenzkampf vor der Öffentlichkeit, im Kapmf um die Ämter vor der Prüfungsbehörde ausgewiesen hat. Man muss suchen, die Siege der Klugen zugleich zu Siegen der Edlen und Guten zu machen. Man wird im Kampfe der sozialen Klassen nicht den unteren Handschellen anlegen, den oberen freie Bahn geben, - aber auch nicht die Ausscchreitungen der unteren Klassen, soweit sie zu maßloser, vergiftender Leidenschaft, zu Gewalttätigkeiten, zur Bedrohung des ganzen öffentlichen Friedenszustandes und der volkswirtschaftlichen Blüte der Nation führen, dulden dürfen... Man wird sich stets erinnern, dass nur ein gewisses Maß de Streites und Kampfes die Energie und Tatkraft fördern, ein weiteres diese Eigenschaften auch lähmen kann. Schutzmaßregeln, Erziehung, Wettkämpfe beschränkter Art können für viele Kreise richtiger sein, auch die Energie mehr fördern als überharte, erschöpfende und tötende Kämpfe. In jeder zivilisierten Gesellschaft findet eine fortwährende Ethisierung aller Kämpfe statt.. Der Kampf hört damit nicht auf, und er soll nicht aufhören. Jedes Individuum und jede Gruppe will sich behaupten, will leben, sich ausdehnen, an Macht zunehmen. Jede starke, irgendwo sich sammelnde Macht kommt in Konflikt mit den überlieferten Ordnungen, will sie zu sienen Gunsten ändern. Das geht nicht ohne Streit, und insofern ist dieser der Ausdruck des Lebens, der Neubildung, des Fortschritts. Es ist das Recht des kräftigeren und besseren zu siegen; aber jeder Sieg soll nicht bloß das Individuum, sonder zugleich die Gesamtheit fördern.... Die Ausstoßung des Unvollkommenen ist der Preis des Fortschrittes in der Entwicklung. Aber ob im einzelnen Fall das schwächere Volk, die bedrohte Klasse, die notleidenden Individuen nicht mehr zu retten seien, ob sie sich nicht neben Fehlern und Schwächen noch eintwicklungsfähige Kräfte haben, ob sie nicht durch Erziehung, Unterstützung, Übergangsmaßregeln zu retten seien, ob nicht der jeweilige Druck gerade neue Eigenschaften zutage fördere und sie so wieder emporhebe, das ist eine offene Frage, über die stets nur das Leben entscheiden kann. Jeder solche Kampf ist ein unendlich komplizierter, von vielen verschiedenen Eigenschaften, Konjunkturen und Zufällen abhängiger. Die Regierungen, Parteien und Klassen, die führenden Geister werden je nach Kenntnis der persönlichen Kräfte und der Gesamtverhältnisse, je nach ihrer Auffassung des Gesamtwohles und der wünschenswerten Entwicklung bald für Milderung und Einschränkung des Kampfes, für Unterstützung der Schwachen, bald für ihre Preisgebung und Gestattung des Kampfes sein. Nur darf das Lostungswort "freie Bahn für den Starken" nicht stets als selbstverständlich gelten: es kommt unter Umständen nicht sowohl der guten und entwickelungsfähigen, sondern auch der rohen und der gemeinen Kraft zugute... So unzweifelhaft es immer Kämpfe wird geben müssen, so sicher ist es oft die Aufgabe der Politik, sie zu mildern und das Entwicklungsfähige zu retten."
Mir ist klar, dass wir bereits jetzt den vierseitigen Rahmen des Gutachtens gesprengt haben. Auch finde ich, dass hier einige Fragen und Unstimmigkeiten aufgezeigt wurden. Aber dennoch halte ich es für angebracht, weiter anzubauen. --B.v.Schmoller (Diskussion) 18:11, 25. Nov. 2024 (CET)Beantworten
Beim Blick auf den nächsten Absatz des Gutachters stellt sich die Frage, warum er nicht länger beim Gegenstand verweilt, diesen genau begutachtet, sondern direkt zu einem ganz anderen Schriftsteller springt.
„How did Schmollers view on “races and peoples” compare with some of his German scholarly contemporaries? Max Weber’s inaugural public lecture on assuming a chair in political economy at the University of Freiburg in 1895 revealed a deeply hostile and dismissively racist view of the Poles, the centrality of “racial differences” (Rassendifferenzen) in economic struggles, and an uncompromising Social Darwinian nationalist worldview. Recent scholarship has also revealed that he harbored highly prejudicial Sinophobic views that distorted his sociology of world religions. Moreover, during a visit to the United States in 1904 Weber described Black farm workers in the American cotton belt as “semiapes.” There is thus no doubt that Weber accorded great importance to human biological heredity and subscribed to Northern European racial superiority even if he had a cordial relationship with the likes of such Black intellectuals as Booker T. Washington and W.E.B. Du Bois and never formalized his understanding of race in a longer treatise“ S. 2-3
Auf eine Untersuchung von Max Weber werde ich hier verzichten, da es sich um einen ganz anderen Gegenstand handelt. Die umfangreichen Schriften Webers hierfür zu analysieren scheint für diesen Zweck unangemessen und auch der Gutachter scheint diese nicht näher in Betracht gezogen zu haben. Bezieht er sich doch hierfür ausschließlich auf Sekundärliteratur.

Der Blick auf den nächsten Absatz stellt uns direkt vor dieselbe Problematik, da nur wiedergegeben wird, was angeblich gesagt worden ist. Dergleichen Quellen bekommen nur insofern einen Wert, wenn sie durch viele weitere fundiert-glaubwürdige und analoge Berichte an Stärke gewinnen. Was genau der Gutachter mit folgender Aussage bezwecken wollte, bleibt mir unklar, da Schmoller sich in der Debatte für die Förderung und gegen die Ausbeute der Eingeborenen ausspricht. Da nicht zitiert wird, ist auch nicht garantiert, dass der wiedergegebene Wortlaut tatsächlich dem Gesagten entspricht. Ich gebe der Vollständigkeit halber sowohl den Gutachtertext als auch das Original wieder.

„By comparison, at the German Colonial Congress in Berlin in 1902, Schmoller criticized colonial plantation farming because it reduced the natives to the status of proletarianized wage laborers, leading to short-term profits but in the long run to the economic ruin of the colonies. Instead, he supported “native farming” (Eingeborenenkulturen) and fostering the technical improvement of “native small businesses” (Eingeborenenkleinbetrieb), which he saw as working toward the intellectual and “economic upbringing” (wirtschaftliche Erziehung) and for the future of the “subdued lower races” (unterworfenen niedrigen Rassen). What is remarkable about these ideas is that they mesh almost seamlessly with the kinds of policies that Schmoller and his colleagues in the Association for Social Policy had been advocating in Germany since the late 1860s, notably securing, modernizing, and integrating the Mittelstand trades into an industrial economy and fostering land reform in Prussian East Elbia, in the case of the latter, to break up large estates into family farms and foster a move to modern intensive farming. Despite the racial hierarchies evoked by references to “ subdued lower races,” transferring German developmental strategies to African colonial subjects made the rather liberal assumption that the “natives” were receptive to incentives and could be integrated into an evolving modern capitalist economy without resort to compulsions, and that technical improvements could pave the way to better „

→ Deutscher Kolonialkongress, Verhandlungen des Deutschen Kolonialkongresses 1902 zu Berlin am 10. und 11. Oktober 1902 (Berlin: D. Riemer, 1903), S. 515: „Professor Dr. Gustav Schmoller, Berlin, führt aus, dass in der national-ökonomischen Diskussion und Literatur der von dem Herrn Referenten besprochenen Gegensatz der Plantagen- und Eingeborenenkultur längst und vielfach diskutiert sei. Es handele sich in der Hauptursache um die landwirtschaftlichen Groß- und Kleinbetrieb; die ersteren lägen in den Kolonien in den Händen von europäischen Unternehmern, die mit größerem Kapital, höherer Technik und eingeborenen oder eingeführten Arbeitern niedriger Rasse produzieren; die letzeren lägen in der Hand der Eingeborenen selbst, die ohne viel Bedürfnisse, überhaupt schwer für den Markt produzieren, technisch auf niedriger Stufe stehen, Fortschritte schwer vollziehen. Wenn der Plantagenbetrieb gelinge, so ergebe er viel rascher große Erträge, erhebliche Gewinne für die Unternehmer, gute Renten für das europäische Kapital. Daher legten die kapitalistischen Elemente der Heimat so leicht das Hauptgewicht auf sie; verlangten eine Gesetzgebung, die die Plantagen einseitig fördern, die Eingeborenen den Unternehmen ausliefern. In diesen Tendenzen sei ein rascher wirtschaftlicher Fortschritt zu erzielen; nur so die höhere europäische Technik rasch in den Kolonien auszubreiten. Aber mit Recht habe auch der Herr Referent betont, dass die Förderung der Eingeborenenkulturen, des Kleinbetriebes, in ihren Händen nebenher gehen müsse. Es handele sich dabei zugleich um die ganze geistige und wirtschaftliche Erziehung der Eingeborenen und um die Zukunft der unterworfenen niedrigen Rassen. Da seien keine schnellen, sondern nur langsame Erfolge zu erzielen. Die meisten Kaufleute und Unternehmer aus Europa, die Geld verdienen wollen, hätten für dieses Problem wenig Sinn und Verständnis, da sie nicht an die Zukunft denken. Umso mehr sei es Sache der Regierung, der Missionare, aller fernsichtigen Kolonialfreunde, darauf zu drücken, dass hier die richtigen Wege eingeschlagen werden...“ S32-33

https://books.google.de/books?id=IfnhAAAAMAAJ&pg=PA516&hl=de&source=gbs_toc_r&cad=2#v=onepage&q&f=false (nicht signierter Beitrag von B.v.Schmoller (Diskussion | Beiträge) 10:49, 30. Nov. 2024 (CET))Beantworten