Diskussion:Johann Georg Neidhardt
Andreas Werckmeisters Haltung zu Neidhardt und der gleichstufigen Stimmung
BearbeitenHallo,
ich hätte gern einen Beleg dafür, dass Werckmeister Herrn Neidhardt in der beschriebenen Weise kritisiert hat. Wenn es einen Beleg gibt, lasse ich das stehen und erweitere es durch Hinweis auf eine Meinungsänderung von Werckmeister, weil dieser in seinem letzten Werk, Musikalische Paradoxal-Discourse, Herrn Neidhardt ausdrücklich dafür lobt, dass er sich auch für die gleichschwebende Temperatur einsetzt. Wenn's keinen Beleg gibt, würde ich die Stelle streichen und durch's Gegenteil ersetzen. Mein Beleg stammt aus den Musikalischen Paradoxal-Discoursen (1707), Werkmeisters letztem Werk, S.111 f.
Zitat (Hervorhebungen von mir):
„Wir schreiten weiter und wißen, wenn die Temperatur also eingerichtet wird, daß alle Quinten 1/12 Commat; die Tert:maj 2/3, die min: 3/4 Comm schweben und ein accurates Ohr dieselbe auch zum Stande zu bringen und zu stimmen weiß, so dann gewiß eine wohl temperirte Harmonia, durch den ganzen Circul und durch alle Claves sich finden wird. Welches dann ein Vorbild seyn kan, wie alle fromme und wohl temperirte Menschen mit GOtt in stets währender gleicher und ewiger Harmonia leben und jubiliren werden. Denn GOtt ist diapason, in ihn leben, weben und sind wir. (...) Hierbey werden sich wohl einige verwundern, daß ich allhier eine Temperatur, da alle quinten 1/12 Commatis, die Tertiae maj: 2/3, die min: ¾ und also alle Consonantien in gleicher Schwebung stehen, statuire, welche ich doch nicht ausdrüklich in meinem Monochordo vorgestellet; darauf gebe zur Antwort, daß ich schon vor 30 Jahren ... auf diese Temperatur gedacht, habe auch darauf anlaß genommen, die falsche Temperatur, da man vorgegeben, daß alle Quinten ¼ Comma schweben und die Tertien maj. rein sein müßten, zu untersuchen, da ich dann durch Gottes Hülfe diese Unrichtigkeit zum ersten entdecket: Und habe die gar grausamen Dissonantien, sonderlich im H. und dis, welche über 2 Commata schweben, ein wenig gelindert und habe dem generi Diatonico die meiste Reinigkeit noch überlaßen aus denen erheblichen Uhrsachen, weil sehr wenig Organisten aus denen so genannten Semitoniis oder Modis Fictis ihre Lieder tractiren können: da ich nun die Tertien in dem genere Diatonico etwa ½ oder 2/3 (?) Commatis schweben laßen, Ey was habe mich etliche ignoranten verfolget, wie habe ich leiden müssen, da ich aber in meinem musicalischen Memorial pag.35.36 und anderen meinen Schrifften von dieser Temperatur Meldung und den ersten Vorschlag gethan, wie alle Consonantien in gleicher Schwebung mechanicé stehen könten, und alle Quinten nur 1/12 Commatis, u.s.w. könte abgenommen werden, ich auch diese Stimmung in Theoria auf meinen Monochordo und in Praxi versucht und gut befunden, denn wie hätte ich sonst wißen und schreiben können, daß die Tert maj. 2/3 und die minores ¾ Comm. schweben müsten, so kan ich nicht umhin, die Wahrheit länger zu verhelen, insonderheit, da GOtt nun noch andere rechtschaffne Leute erwekket, die diese Temperatur vor richtig erkennen und dieselbe an den Tag und öffentlich in den Druck gehen laßen wie hierinnen insonderheit Herr Joh. Georg Neidhardt S.S.Theolog:Studiosus, sich löblich erzeiget und den Proces gantz deutlich vorgestellet hat." ----Jane Troller (Diskussion) 15:38, 28. Apr. 2014 (CEST)
Rezeption
BearbeitenDer Abschnitt "Rezeption" ist sehr weitgehend falsch:
Die Trost-Orgel der Schloßkirche zu Altenburg hatte 1736–1739 keine Neidhardt-Temperatur sondern offenbar eine modifizierte Mitteltönigkeit. Erst 1768 wurde die "anstößige" Temperatur der Orgel in eine nicht näher bekannte ungleichstufige, offenbar weniger "anstößige", "gute und gleichschwebende" Temperatur umgestimmt. Dies Korrektur wäre kaum nötig gewesen, hätte man schon 1739 eine der sehr ausgeglichenen Neidthardt-Temperaturen verwendet und richtig eingestimmt. Vgl. Felix Friedrichs sorgfältige Analyse der relevanten historischen Dokumente und den Bericht über die historischen Abläufe zu Temperaturfrage beim Bau der Altenburger Orgel in: Felix Friedrich: Der Orgelbauer Heinrich Gottfried Trost. Leben, Werk, Leistung. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Musik, 1989. 49–52. Daher wurde eine Neidthardt-Temperatur auch nicht bei der Restaurierung "wieder verwendet".
Die Arp-Schnitger-Orgel in der Martinikerk in Groningen (NL), wurde vielleicht 1984 nach "Neidhardt (System „für eine große Stadt“)" gestimmt (1724 oder 1732). Vor 1990 bereits war sie jedenfalls nicht genau in dieser Temperatur. Auf Wikipedia wird übrigens – auch nicht weiterführend – "Neidhardt I" angegeben. (Link).
Und die neue Mathis-Orgel der evang. Pfarrkirche St. Peter und Paul zu Görlitz im Gehäuse der alten Sonnen-Orgel ist eben eine moderne Orgel. Sie ist keine "Rekonstruktion der verlorengegangenen Casparini-Orgel", mit der sie nichts als nur das Gehäuse gemein hat. (nicht signierter Beitrag von Ortgies (Diskussion | Beiträge) 22:28, 16. Mai 2015 (CEST))
- Zustimmung. Zu Neidhardt I in Groningen/Martini siehe Ahrend. --Wikiwal (Diskussion) 23:01, 16. Mai 2015 (CEST)
- Vielen Dank für die Überarbeitung und Ergänzung! --Wikiwal (Diskussion) 18:56, 4. Nov. 2015 (CET)