Sollte es statt "gemessenen Lastprofil" nicht "Lastgang" heißen?


In der Energiewirtschaft hat der Begriff Lastprofil in den letzten Jahren einen Bedeutungswandel erfahren. Lange Zeit hat man als Lastprofil die Zeitreihe der tatsächlich gemessenen 1/4-h-Leistungen bzw. die Summe mehrerer solcher Zeitreihen bezeichnet. Seit der Liberalisierung des Strommarktes wird der Begriff Lastprofil für eine aufgrund theoretischer Überlegungen oder repräsentativer Messungen meist im Voraus festgelegte Zeitreihe benutzt. Die tatsächlich gemessene Zeitreihe wird zur Unterscheidung als Lastgang bezeichnet. Da eine Lastgangmessung bei einem Messintervall von 1/4 Stunde im Jahr ca. 35.000 Messwerte liefert, die ausgelesen, plausibilisiert und verarbeitet werden müssen, rentiert sich dieser Aufwand nur bei höherem Stromverbrauch. Die Rentabilitätsgrenze hängt vom Tarifsystem, den Preisen und ggf. zusätzlich zu berücksichtigenden Abgaben (z.B. Konzessionsabgabe) ab.

Bei den Lastprofilen unterscheidet man zwischen individuellen Lastprofilen, die bei Ausfall einer Lastgangmessung für die Bildung von Ersatzwerten herangezogen werden, Standardlastprofilen, die das periodisch weitgehend gleich bleibende Verhalten bestimmter Kundengruppen abbilden und temperaturabhängigen Lastprofilen, die für Heizungsanlagen (Speicherheizung und Wärmepumpen) die starke Temperaturabhängigkeit des Energiebedarfs mit berücksichtigen

Die Lastprofile dienen primär der Abrechnung der Energiemengen beim Übertragungsnetzbetreiber, der die Bilanzkreise führt, über die erzeugte Energiemengen der Kraftwerke, eingekaufte Energiemengen der Lieferanten und bezogene Energiemengen der Endkunden abgeglichen werden. Der Übertragunsnetzbetreiber gleicht zu viel und zu wenig gelieferte Energiemengen aus.

Weiter können Lastprofile für kundengruppengenaue Verbrauchsprognosen und für die zeitliche Abgrenzung von Energiemengen zwischen zwei Zählerablesungen verwendet werden.

Auf den Unterschied zwischen synthetischem und analytischem Lastprofilverfahren soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden.

Wichtig für das Lastprofilverfahren ist das Bezugssystem, auf das die Werte bezogen werden (Normierung). Bei Standardlastprofilen bietet sich die Normierung auf 1000 kWh Jahresverbrauch an. Bei temperaturabhängigen Lastprofilen ist dies grundsätzlich auch möglich, macht das Verfahren aber wenig transparent. Daher ist eine Normierung auf die Temperatur bzw. die Temperaturdifferenz zu bevorzugen.

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