Distrikt Salzwedel (1810–1813)
Der Distrikt Salzwedel war eine Verwaltungseinheit im Departement der Nieder-Elbe des Königreich Westphalen. Ein erster Distrikt Salzwedel wurde 1807 im Departement der Elbe gebildet und 1810 wieder aufgelöst. Nach der Annexion des Kurfürstentums Hannover wurde 1810 erneut ein Distrikt Salzwedel in anderem Gebietsumfang und dieses Mal im Departement der Nieder-Elbe gegründet. Doch schon im März 1811 wurde das Departement der Nieder-Elbe (und das Departement der Elbe- und Weser-Mündung) wieder aufgelöst. Die Gebiete der aufgelösten Departemente mussten zum größeren Teil an das Erste Französische Kaiserreich abgetreten werden (hanseatische Departements). Der östliche und einzig beim Königreich Westphalen verbliebene Distrikt des aufgelösten Departement der Nieder-Elbe, der Distrikt Salzwedel wurde nun wieder an das Departement der Elbe angeschlossen. Distriktshauptort der beiden Distrikte Salzwedel war die Stadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt).
Geschichte
BearbeitenMit dem Frieden von Tilsit von 1807 musste das Königreich Preußen u. a. auch die Altmark und das Herzogtum Magdeburg an das Königreich Westphalen abtreten. Diese Gebiete sowie kleinere, vom Königreich Sachsen abgetretenen Gebiete (Grafschaft Barby und Amt Gommern[2]) wurden zum Departement der Elbe zusammengefasst und in vier Distrikte gegliedert: Magdeburg, Neuhaldensleben, Salzwedel und Stendal.
Der Distrikt Salzwedel wurde aus Gebieten gebildet, die vorher dem Salzwedelischen Kreis, dem Tangermündeschen Kreis, dem Arendseeischen Kreis und dem Seehausenschen Kreises der Mark Brandenburg angehört hatten.[3] Dieser alte Distrikt Salzwedel wurde in 14 Kantone gegliedert (Kanton Mieste, Stadtkanton Gardelegen, Landkanton Gardelegen, Kanton Zichtau, Kanton Brome (Kanton Brohme, auch Kanton Nettgau genannt,[4] später mit dem Kanton Klötze zum Kanton Jübar vereinigt), Kanton Klötze (Kanton Clötze, auch Kanton Ristedt genannt[4]), Kanton Kalbe (Kanton Calbe), Kanton Groß Apenburg (oder Großapenburg), Kanton Beetzendorf (Kanton Betzendorf), Kanton Diesdorf (Kanton Disdorf), Stadtkanton Salzwedel, Landkanton Salzwedel, Kanton Arendsee, Kanton Bretsch (Kanton Bretsche) und Kanton Pollitz).
Mit der Annexion des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg durch das Königreich Westphalen im Jahr 1810 wurden zum 1. September 1810 aus den neuen Gebieten sowie Teilen der bereits zum Königreich Westphalen gehörenden Gebieten drei neue Departements gegründet, das Norddepartement, das Departement der Nieder-Elbe und das Departement der Aller. Dieser erste Distrikt Salzwedel im Departement der Elbe wurde 1810 aufgelöst.[Anmerkung 1] Im Norden wurden die Kantone Bretsche und Pollitz an den Distrikt Stendal abgegeben. Im Süden wurden die Kantone Mieste, Gardelegen (Stadt), Gardelegen (Land) und Zichtau in den Distrikt Neuhaldensleben eingegliedert.
Im Departement der Nieder-Elbe wurde ein neuer Distrikt Salzwedel geschaffen, dem acht Kantone aus dem früheren Distrikt Salzwedel zugeordnet wurden (Kanton Jübar, Kanton Calbe, Kanton Groß Apenburg, Kanton Betzendorf, Kanton Disdorf, Stadtkanton Salzwedel, Landkanton Salzwedel und Kanton Arendsee). Außerdem erhielt der neue Distrikt Salzwedel fünf Kantone im Westen, die aus den Gebieten des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg neu gebildet wurden. Der neue Distrikt Salzwedel im Departement Nieder-Elbe bestand somit aus:[5]
Kanton (Hauptort) | Kantonmaire[6] | Einwohnerzahl[7] | Fläche in mi²[7] |
---|---|---|---|
Quickborn | Herr Ludwig von Ramdohr[8] | 4.473 | 3,04 |
Lüchow | Herr Bodo von Plato[8] | 5.159 | 3,55 |
Gartow | Herr Ludwig von Ramdohr | 5.967 | 3,79 |
Wustrow | Herr Bodo von Plato[8] | 4.489 | 5,98 |
Wittingen | Herr Kotzebue | 6.833 | 7,35 |
Jübar | Herr Lodemann | 6.349 | 7,16 |
Kalbe | Herr von Voß | 3.738 | 3,25 |
Groß Apenburg | Johann Jakob August Sulfrian[9] | 2.459 | 3,41 |
Beetzendorf | Johann Jakob August Sulfrian | 3.317 | 2,97 |
Diesdorf | Herr von Zenge | 4.469 | 4,28 |
Stadtkanton Salzwedel | Georg Heinrich Gerlach[10] | 7.634 | 2,50 |
Landkanton Salzwedel | Herr Schulz | 2.477 | 2,10 |
Arendsee | Herr Beust | 4.643 | 3,66 |
Im Distrikt Salzwedel mit dem Hauptort Salzwedel lebten 1811 62.647 Menschen auf 53,04 mi². Er umfasste 4 Städte, 8 Marktflecken, 4 Vorstädte, 527 Dörfer, 60 Weiler und 56 zerstreute Wohnungen mit 9.465 Haushalten. Nach dem Glaubensbekenntnis waren 45 Menschen katholisch, 23 reformiert und 212 jüdischen Glaubens. Der restliche Teil der Bevölkerung hatte ein evangelisches Glaubensbekenntnis.[11][7]
Im März 1811 wurde das Departement der Nieder-Elbe aufgelöst. Die meisten Gebiete kamen zu den hanseatischen Departements des Ersten Französischen Kaiserreiches. Der östlichste und einzig verbliebene Distrikt, der Distrikt Salzwedel wurde an das Departement der Elbe angeschlossen.
Organisation
BearbeitenDem Distrikt stand als Unterpräfekt Johann Ludwig von Westphalen vor.[12] Mitglieder des Distriktrates waren 1810 die Herren:[13]
- Oldekopp
- Wilkens
- Johann Jakob August Sulfrian
- Meinhard
- Johann Friedrich VII. von Alvensleben
- Giesecke
- Grube
- Graf von der Schulenburg zu Betzendorf
- Muhl
- Krause
1811/12 wurden die Kantone Quickborn und Gartow, Betzendorf und Apenburg sowie Lüchow und Wustrow jeweils zwei Kantone zusammen von einem Kantonmaire verwaltet.[13]
Mit der Auflösung des Königreichs Westphalen im Oktober 1813 wurden die vorherigen Verwaltungsstrukturen wieder hergestellt. Die Gebiete der Kantone Quickborn, Lüchow, Wustrow und Wittingen fielen an den Nachfolgestaat des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, das Königreich Hannover zurück, während die restlichen Kantone des Distrikt Salzwedel wieder an Preußen kamen.
Literatur
Bearbeiten- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark. Band 1 (S. 1-1300), 2. Band (S. 1301-2954). BWV Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin, 2018 (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Bd. 68) ISBN 978-3-8305-3743-4 Vorschau in Google Books
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Karl Ferdinand Weiland: General-Charte von dem Königreiche Westphalen: zugleich als Tableau d’Assamblage für den auf königl. Befehl herausgegebenen Departments-Atlas, und als vollständige Post-Chart des Königreiches zu benutzen. Geographisches Institut, Weimar 1812 (Online).
- ↑ Anonymus: Geschichte der Gesetzgebung und Gerichtsverfassung in dem Gerichtsbezirk des Oberlandesgerichtes zu Magdeburg seit dem Frieden von Tilsit bis zum 1. Janr. 1815. Jahrbücher für die preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung, Band 22, S. 50–66, Berlin 1823 Online bei Google Books (S. 63)
- ↑ Handbuch über das Königreich Westphalen. Zur Belehrung über Land und Einwohner, Verfassung, Verwaltung und äußere Verhältnisse des Staates überhaupt und seine einzelnen Theile insonderheit, nebst einem Verzeichnisse der vornehmsten Hof- und Staatsbeamten. Hemmerde und Schwedtschke, Halle 1808, S. 181.
- ↑ a b Das Königreich Westphalen. I: Neueste Länder- und Völkerkunde: Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Sechster Band, Holland und Westphalen. 377 S. (Holland und Westphalen haben separate Seitenzählung), Verlag des geographischen Instituts, Weimar, 1808 Online bei Google Books, S. 338.
- ↑ Division territoriale relative aux trois départements formés des anciennes provinces hanovriennes, et a la réunion de quelques autres parties. Tableau géneral à annexer au décret royal du 15 juillet 1810, inséré au Bulletin No. 26 de ladite année. In: Bulletin des lois du Royaume de Westphalie. Band 6. Cassel/Kassel 1810, S. 46–49.
- ↑ Hof- und Staats-Handbuch des Königreichs Westphalen. Gebrüder Hahn, Hannover, 1811 Online bei Google Books, S. 157.
- ↑ a b c Friedrich Justin Bertuch: Allgemeine geographische Ephemeriden. Mit Charten und Kupfern. Sechs und dreißigster Band. Verlage des Landes-Industrie-Comtoirs, Weimar 1811, S. 24 f. (Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 2. Januar 2017]).
- ↑ a b c Stephan Freiherr von Welck: Franzosenzeit im Hannoverschen Wendland (1803–1813): eine mikro-historische Studie zum Alltagsleben auf dem Lande zwischen Besatzungslasten und Sozialreformen. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2008.
- ↑ Karlheinz Gerlach: Die Freimaurer im Alten Preussen 1738–1806: die Logen zwischen mittlerer Oder und Niederrhein. Band 1. StudienVerlag, Innsbruck 2007 (Online bei Google Books).
- ↑ Neuer Nekrolog der Deutschen, Band 25 (für 1847), Erster Theil, S. 405–407, Druck und Verlag von Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1849 Online bei Google Books
- ↑ Johann Georg Heinrich Hassel: Statistisches Repertorium über das Königreich Westphalen. Verzeichniss der sämmtlichen Pastoralkirchen und Pfarren nach ihrer hierarchischen Eintheilung, mit ihren Patronen und den Einkünften der dabei angesetzten Geistlichkeit. Vieweg, Braunschweig 1813 (Online).
- ↑ Der Deutsche Herold: Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde, 1875, S. 133. Online bei Google Books
- ↑ a b Königlich-westphälischer Hof- und Staats-Kalender: auf das Jahr 1812. Königliche Buchdruckerei, Kassel 1812 Online bei Google Books, S. 216/17.
Koordinaten: 52° 51′ N, 11° 9′ O
Anmerkung
Bearbeiten- ↑ Der Gesetzestext besagt ausdrücklich, … aufgelöst.