Dixons Faktorisierungsmethode

Algorithmus zur Berechnung der Primfaktorzerlegung

Dixons Faktorisierungsmethode, auch Dixons Zufallsquadrate-Methode,[1] ist ein Faktorisierungsverfahren, d. h. ein Algorithmus zur Berechnung der Primfaktorzerlegung einer gegebenen zusammengesetzten natürlichen Zahl.

Die Methode wurde vom Mathematiker John D. Dixon an der Carleton University entwickelt und im Jahr 1981 publiziert.[2] Der Zweck war die theoretische Untersuchung von Faktorbasis-Verfahren und nicht die praktische Anwendung, denn es gab zu dieser Zeit bereits die Kettenbruchmethode als effizienteren Vertreter dieser Klasse von Faktorisierungsverfahren.

Funktionsprinzip

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Sei   die zu faktorisierende Zahl. Die Methode von Dixon beruht darauf, eine Kongruenz von Quadratzahlen

  ( 1)
  ( 2)

zu ermitteln. Dann sind die größten gemeinsamen Teiler   und   echte Teiler von  . Wegen (1) ist   Teiler von  , aber wegen (2) weder von   noch von  , sodass sich die Primfaktoren von   auf   und   aufteilen.

Es wäre ineffizient, nach einer Kongruenz (1) direkt zu suchen. Stattdessen wählt man zunächst eine Faktorbasis, die aus allen Primzahlen   bis   besteht. Dann bestimmt man Kongruenzen

  ( 3)

deren   keinen Primfaktor größer als   enthalten. Man nennt solche Zahlen  -glatt. Anschließend multipliziert man eine geeignete nichtleere Auswahl  , um eine Kongruenz von Quadraten zu erhalten (denn es gilt  ):

  ( 4)

Indem man sich auf  -glatte   beschränkt, braucht man nur eine überschaubare Anzahl von Kongruenzen (3), nämlich etwa  , damit eine Auswahl   von   existiert, deren Produkt eine Quadratzahl ist. Außerdem sind dadurch die   genügend schnell faktorisierbar, z. B. durch Probedivision. Ist deren Primfaktorzerlegung

 

bekannt, kann man eine Auswahl   effizient bestimmen. Damit das Produkt der gewählten   ein Quadrat ist, muss die Vielfachheit jedes Primfaktors gerade sein. Man verwendet dafür Methoden der linearen Algebra modulo 2 auf der Matrix der Vielfachheiten  .

Man kann zeigen: Wenn   mindestens zwei verschiedene Primfaktoren enthält, also keine Potenz einer Primzahl ist, dann erfüllt mindestens die Hälfte der Kongruenzen von Quadratzahlen   mit   teilerfremd zu   die Bedingung  .

Vorgehen

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Man wählt eine Zahl   und bestimmt die Faktorbasis   mit den   kleinsten Primzahlen. Es wird empfohlen, die Primzahlen bis zu einer Schranke in der Größenordnung von   in die Faktorbasis aufzunehmen.

Dann erzeugt man   im Bereich   und versucht,   zu faktorisieren. Dixons Methode sieht vor, dass (Pseudo-)Zufallszahlen als   verwendet werden, aber das ist nicht zwingend; man kann z. B. auch die Glieder einer regelmäßigen Folge wie etwa   nehmen.

Die Paare   mit  -glatten   werden aufbewahrt, zusammen mit der Faktorisierung der   in Form der Vielfachheiten  . Wenn man eine ausreichend erscheinende Anzahl davon zur Verfügung hat (am besten ein wenig mehr als  ), versucht man eine Auswahl   dieser Paare zu bestimmen, die miteinander multipliziert eine Kongruenz von Quadratzahlen entsprechend (4) ergeben.

Das kann z. B. mit der Gauß-Elimination geschehen: Man bildet eine binäre Matrix, die für jedes der gefundenen Paare   eine Zeile und für jeden Faktor der Faktorbasis eine Spalte enthält. In einem Matrixelement ist eine 1 eingetragen, wenn der betreffende Faktor mit ungerader Vielfachheit in dem   dieser Zeile enthalten ist, und ansonsten eine 0. Man bringt die Matrix mit den Operationen „Spalten vertauschen“ und „eine Spalte zu einer anderen modulo 2 addieren (also XOR-Verknüpfen)“ in eine Dreiecksform, an der man ablesen kann, welche (nicht leere) Auswahl der Zeilen den Nullvektor ergibt. Dann enthält das Produkt der   dieser Zeilen jeden Faktor mit gerader Vielfachheit und ist ein Quadrat.

Hat man eine solche Auswahl gefunden, berechnet man

 

und anschließend   oder  . Wenn dies keinen echten Teiler von   liefert, dann ist offenbar   und man muss eine andere Kombination der   probieren, ggfs. muss man weitere solcher Paare sammeln.

Eigenschaften

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Dixons Methode besitzt bei optimaler Wahl der Größe der Faktorbasis eine Zeitkomplexität in   (siehe Landau-Symbole). Es ist das einzige Faktorbasis-Verfahren, für das man eine Zeitkomplexitäts-Schranke kennt, die nicht von Annahmen über die Glattheits-Eigenschaften der Werte bestimmter Polynome abhängt.

Es ist ein allgemeines Faktorisierungsverfahren, d. h., es kann auf nahezu alle zusammengesetzten   angewandt werden. Nur wenn   eine Primpotenz ist, also von der Form  , versagt das Verfahren. Dieser Fall kann aber leicht vorab geprüft werden.

Die Zeit zum Faktorisieren eines bestimmten   hängt nur von der Größe von   ab (mit einer gewissen Streuung), aber nicht von der Größe der enthaltenen Primfaktoren. Zum Auffinden kleiner Faktoren gibt es viel effizientere Verfahren, z. B. die Probedivision oder die Pollard-Rho-Methode. Diese sollten zunächst versucht werden, wenn   auch kleine Faktoren enthält oder enthalten könnte, um dann evtl. ein Faktorbasisverfahren wie Dixons Methode auf den unfaktorisierten Teil von   anzuwenden.

Verbesserungen

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Man kann die   auch zu   berechnen. Das ist etwas effizienter, weil die Subtraktion in der Regel schneller ist als die Modulo-Division. Wichtiger ist aber, dass man dann die Primzahlen  , für die   kein quadratischer Rest modulo   ist, nicht in die Faktorbasis aufnehmen muss. Nur wenn es ein   gibt mit  , kann   durch   teilbar sein.

Außerdem ist es günstig, sich auf solche   zu beschränken, die in der Nähe von   liegen und dadurch ein   mit relativ kleinem Betrag liefern, das mit höherer Wahrscheinlichkeit über der Faktorbasis vollständig zerfällt. Es können auch   verwendet werden, die kleiner als   sind, wenn der Faktor   in die Faktorbasis aufgenommen wird, um die negativen   darzustellen. Auch der Exponent von   muss dann gerade sein, damit ein positives Produkt der   entsteht, d. h., der Faktor   kann beim Ermitteln der Auswahl   genauso wie die Primfaktoren behandelt werden.

Die   können auch dann verwendet werden, wenn sie glatt sind bis auf einen einzigen Primfaktor größer  . Wenn nach dem Abdividieren der Faktoren   bis   ein Teil größer   und kleiner   übrig ist, muss er prim sein, und   ist damit vollständig faktorisiert. Man erhält dadurch wesentlich mehr Kongruenzen, die man gemäß (4) kombinieren kann, bei unverändertem Aufwand für die Zerlegung der  . Die Bestimmung der Auswahl   wird dann allerdings komplizierter, denn es müssen auch die Zusatzfaktoren größer   im Produkt der   eine gerade Vielfachheit haben.

Eine weitere Möglichkeit ist es, von den   zunächst nur die kleinsten Primfaktoren   abzudividieren und dann diejenigen, deren unfaktorisierter Rest größer als eine geeignet gewählte Grenze ist, zu verwerfen, denn diese sind nur mit geringer Wahrscheinlichkeit  -glatt. Nur die übrigen werden anschließend auch durch   dividiert.

Es gibt auch effizientere Verfahren zur Bestimmung der Auswahl  , z. B. das Block-Lanczos-Verfahren, das die dünne Besetzung der Matrix   nutzt. Dadurch vermeidet man die kubische Komplexität (in  ) der Gauß-Elimination.

Das Prinzip, Kongruenzen (3) zu sammeln und zu einer Lösung für (1) zu kombinieren, wird auch von anderen, effizienteren Faktorbasis-Verfahren genutzt, wie dem Quadratischen Sieb, dem Zahlkörpersieb und der Kettenbruchmethode. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen nur in der Methode, wie sie Kongruenzen finden, die dann zu einer Kongruenz von Quadraten kombiniert werden. Einige der genannten Verbesserungen können bei diesen Verfahren ebenfalls angewandt werden. Dixons Methode könnte man hinsichtlich der Funktionsweise als Prototyp dieser Verfahren ansehen, auch wenn die Kettenbruchmethode als erste entwickelt wurde.

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Einzelnachweise

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  1. Thorsten Kleinjung u. a.: Factorization of a 768-bit RSA modulus. Version 1.4, 18. Februar 2010, S. 3 (PDF).
  2. John D. Dixon: Asymptotically Fast Factorization of Integers. In: Mathematics of Computation. Band 36, Nr. 153, Januar 1981, S. 255–260 (PDF).