Dschuhor ad-Dik

Dorf im Gazastreifen, Palästina

Dschuhor ad-Dik (arabisch جحر الديك Dschuhr ad-Dik, DMG Ǧuḥr ad-Dīk ‚Bau des Hahns‘) ist ein palästinensisches Dorf im Gouvernement Gaza des Staates Palästina im Gazastreifen. Nach Angaben des palästinensischen Zentralamts für Statistik hatte das Dorf 2017 eine Bevölkerung von 4.586.[1] Es ist 8 km von Gaza-Stadt entfernt.

Dschuhor ad-Dik
جحر الديك
Verwaltung: Palastina Autonomiegebiete Palästinensische Autonomiegebiete
Gebiet: Staat Palästina
Gouvernement: Gouvernement Gaza
Koordinaten: 31° 27′ N, 34° 26′ OKoordinaten: 31° 27′ 25″ N, 34° 26′ 24″ O
Einwohner: 4.586 (2017)
Zeitzone: UTC+2
Gemeindeart: Dorf
Dschuhor ad-Dik (Palästinensische Autonomiegebiete)
Dschuhor ad-Dik (Palästinensische Autonomiegebiete)
Dschuhor ad-Dik

Geografie und Infrastruktur

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Dschuhor ad-Dik ist 8 km von Gaza-Stadt entfernt. Es grenzt im Osten an die Grüne Linie, im Westen an Salah al-Din-Straße, im Norden grenzt es an die Karnei-Netzarim-Straße und im Süden grenzt es an Wadi Gaza. Das Einflussgebiet beträgt 6.200 Dunams. Dschuhor ad-Dik gilt als landwirtschaftliches Grenzdorf. Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Einwohner hauptsächlich von ihrer Landwirtschaft abhängig, und ihre wichtigsten Nutzpflanzen sind Oliven, Zitrusfrüchte und Gemüse.

Das Dorf Wadi Gaza, das die Palästinenser nur als „Juhr ad-Dik“ kennen, ist die einzige Mülldeponie im Gazastreifen, aber gleichzeitig Teil des wichtigen Gemüsegürtels, da es die fruchtbarsten Gebiete für die Landwirtschaft.

Geschichte

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Bei der vom Palästinensischen Zentralbüro für Statistiken (PCBS) durchgeführten Volkszählung des Jahres 1997 machten palästinensische Flüchtlinge, welche infolge der Nakba vertrieben wurden, insgesamt 72,3 Prozent der Einwohner aus.[2] Zu diesem Zeitpunkt hatte Dschuhor ad-Dik noch 2275 Einwohner.[2]

Gazakriege

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Während der israelischen Invasion im Gazastreifen im Jahr 2009 kam es in Dschuhor ad-Dik häufig zu Kämpfen zwischen israelischen Truppen und palästinensischen Milizionären, wobei bis zum Ende des Konflikts über 100 Häuser des Dorfes von israelischen Streitkräften dem Erdboden gleichgemacht wurden.[3]

Das Dorf litt stark unter dem Gaza-Krieg 2014, viele seiner Gebäude wurden in Schutt und Asche gelegt.[4] Laut The New Arab gab es im Januar 2015 nach dem Krieg „kein einziges Haus mehr im Dorf“.[5]

Die israelische NGO Breaking the Silence veröffentlichte ein anonymes Interview mit einem Oberfeldwebel des IDF-Panzerkorps, der von der massiven Zerstörung von Häusern und Bäumen im Dorf durch seine Einheit mit IDF-Caterpillar-D9-Bulldozern berichtete.[6]

Die größte Mülldeponie im nördlichen Gazastreifen befindet sich im Gebiet Dschuhor ad-Dik, etwa 500 Meter vom Grenzzaun zum Gazastreifen entfernt.[7] Im September 2023 kam es aufgrund einer starken Hitzewelle zum Ausbruch eines mehrtägigen Brandes auf der Deponie.[8] Während des Israel-Hamas-Kriegs im Jahr 2023 begannen sich in den Straßen von Gaza-Stadt Abfälle anzusammeln, da die städtischen Müllmänner aufgrund der schweren israelischen Bombardierung nicht in der Lage waren, sie zur Mülldeponie Dschuhor ad-Dik zu transportieren

Am 28. Oktober 2023 fand ein IDF-Angriff im Gazastreifen östlich des Flüchtlingslagers al-Bureij im Gebiet Dschuhor ad-Dik statt. Während der israelischen Invasion im Gazastreifen waren israelische Infanterie- und Panzertruppen in der Nähe von Dschuhor ad-Dik häufig das Ziel von Hinterhalten, Mörserangriffen und Panzerabwehrfeuern der Qassam-Brigaden der Hamas.[9] Am 19. November töteten palästinensische Milizkämpfer bei einem Hinterhalt 6 IDF-Soldaten.[10]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Staat Palästina: Preliminary Results of the Population, Housing and Establishments Census, 2017. (PDF) Palestinian Central Bureau of Statistics (PCBS), 2017, abgerufen am 12. Januar 2024 (englisch).
  2. a b Palestinian Population by Locality and Refugee Status. In: Statistics. Palestinian National Authority, Palestinian Central Bureau of Statistics (PCBS), archiviert vom Original am 7. Januar 2008; abgerufen am 5. Dezember 2023 (englisch).
  3. Sabrina Tavernise: Debating the Blame for Reducing Much of a Village to Rubble. In: The New York Times. 21. Januar 2009, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 14. Januar 2024]).
  4. Gaza Village in Ruins After Israeli Attacks. 7. August 2014, abgerufen am 14. Januar 2024 (en-SG).
  5. Alice Gray: Do it yourself in besieged Gaza. 27. Januar 2015, abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  6. Breaking the Silence › Testimony › “Check it out, there’s nothing at all left of Juhar al-Dik”. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  7. United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs - occupied Palestinian territory | Waste Away: Living next to a dumpsite. 20. Juli 2020, abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  8. TheNewArab: Gaza landfill fire rages for days, officials appeal for help. Abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  9. Institute for the Study of War. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. März 2022; abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dev-isw.bivings.com
  10. middleeastmonitor: Al-Qassam Brigades says it eliminated 6 Israeli soldiers in Gaza city. 19. November 2023, abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).