Eberhard Esche
Eberhard Esche (* 25. Oktober 1933 in Leipzig; † 15. Mai 2006 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler, der vor allem mit klassischen Rollen am Deutschen Theater Berlin bekannt wurde.
Leben
BearbeitenEberhard Esche wuchs in Leipzig auf. Er studierte von 1952 bis 1955 an der Theaterhochschule Leipzig. Nach Engagements in Meiningen, Erfurt und Karl-Marx-Stadt sowie am Berliner Ensemble kam er 1961 zum Deutschen Theater Berlin, wo er seitdem – mit einer Unterbrechung von 1969 bis 1971 – im Engagement war, bis 1999 fest angestellt, danach als Gast. Neben seiner Arbeit am Theater trat er auch mit Vortragsabenden auf (u. a. mit Heinrich Heines Deutschland. Ein Wintermärchen und Goethes Reineke Fuchs).
Im besten Sinne volkstümlich war in der DDR seine Interpretation des Gedichts Der Hase im Rausch von Sergei Michalkow, mit dem er 1964 in der Kongresshalle am Alexanderplatz bei der Kulturveranstaltung Lyrik – Jazz – Prosa mit den Jazz Optimisten Berlin auftrat. Das Gedicht nimmt die Anpassung des Menschen in der Öffentlichkeit und seine gleichzeitige Aufmüpfigkeit im Privaten aufs Korn.
Das charakteristische Timbre seiner Stimme machte Esche zu einem gefragten und beliebten Sprecher und Rezitator. Als kongenial galten seine Heine-Interpretationen. Esche war eng mit Peter Hacks befreundet. Der Dichter widmete ihm das Gedicht Esches Mauer.
Seit Anfang der 1960er Jahre arbeitete Esche auch für Film und Fernsehen. In Konrad Wolfs Der geteilte Himmel verkörperte er den bürgerlichen Intellektuellen Manfred und in Frank Beyers Spur der Steine den verheirateten Parteisekretär Horrath, der sich in eine junge Ingenieurin verliebt. Meist spielte Esche vor der Kamera nur kleine, aber prägnante Rollen wie den eigenwilligen Wissenschaftler Dr. Bradtke in Märkische Forschungen.
Seine Tochter aus erster Ehe mit der Schauspielerin Heidewig König ist die Schauspielerin Esther Esche. Esche war in zweiter Ehe mit der Schauspielerin und Regisseurin Cox Habbema verheiratet. Beide waren in Hauptrollen in dem Märchenfilm Wie heiratet man einen König? zu sehen. Mit der Autorin und Regisseurin Annette Reber hatte Esche einen Sohn.
Esche starb am 15. Mai 2006 im Alter von 72 Jahren an einem Krebsleiden und wurde auf dem Französischen Friedhof in Berlin beigesetzt.
Auszeichnungen
Bearbeiten1965 wurde er zusammen mit Konrad Wolf für Der geteilte Himmel mit der Erich-Weinert-Medaille ausgezeichnet. Esche war Träger des Eduard-von-Winterstein-Rings des Deutschen Theaters. 1968 erhielt er den Kunstpreis der DDR und 1971 den Kunstpreis des FDGB für KLK an PTX – Die Rote Kapelle im Kollektiv.
Theater (Auswahl)
Bearbeiten- 1958: Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen (Sievers) – Regie: Eugen Schaub
- 1958: Friedrich Wolf: Matrosen von Cattaro (Jerko Sisgoric) – Regie: Georg Leopold
- 1959: Hans Rehfisch: Oberst Chabert (Boucard) – Regie: Arno Wolf
- 1959: Nikolai Gogol: Der Revisor (Iwan Alexandrowitsch Chlestakow) – Regie: Eugen Schaub
- 1960: Gerhart Hauptmann: Die Weber (Bäcker) – Regie: Arno Wolf
- 1960: Werner Heiduczek: Jule findet Freunde (Gestapomann Behnert) – Regie: Horst Ludwig
- 1960: Johannes R. Becher: Winterschlacht (1. Fallschirmjäger) – Regie: Eugen Schaub
- 1960: Bertolt Brecht: Leben des Galilei – Regie: Erich Engel (Berliner Ensemble)
- 1964: Carl Sternheim: 1913 (Philipp Ernst) – Regie: Fritz Bornemann (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
- 1964: Peter Hacks (nach Offenbach/Meilhac/Halévy): Die schöne Helena (Orest) – Regie: Benno Besson (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
- 1965: Jewgeni Schwarz: Der Drache (Lanzelot) – Regie: Benno Besson (Deutsches Theater Berlin)
- 1966: William Shakespeare: Maß für Maß (Angelo) – Regie: Adolf Dresen (Deutsches Theater Berlin)
- 1967: Horst Salomon: Ein Lorbaß (Lorbaß) – Regie: Benno Besson (Deutsches Theater Berlin)
- 1971: Arnold Wesker: Goldene Städte (Cobham) – Regie: Hans-Georg Simmgen (Deutsches Theater Berlin)
- 1972: Peter Hacks: Amphitryon – Regie: Friedo Solter
- 1974: Heinrich Heine: Deutschland – Ein Wintermärchen, Soloabend – Regie: Adolf Dresen
- 1975: Peter Hacks: Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern (UA) – Regie: Klaus Piontek
- 1978: Heinz Kahlau/Reiner Bredemeyer: Die Galoschenoper (Peachum) – Regie: Friedo Solter (Deutsches Theater Berlin)
- 1979: Friedrich Schiller: Wallenstein – Regie: Friedo Solter (Fernsehaufzeichnung 1987)
- 1984: Michail Bulgakow: Die letzten Tage (Puschkin) (Saltykow) – Regie: Friedo Solter (Theater im Palast (TiP))
- 1980: Peter Hacks: Senecas Tod (Seneca) – Regie: Cox Habbema (Deutsches Theater Berlin)
- 1993: Hörspiel Ländliche Werbuing (MDR) (cf DRA)
- 1994: Euripides: Der Kyklop – Regie: Friedo Solter
- 1996: William Shakespeare: Die Geschichte von Heinrich IV. – Regie: Thomas Langhoff
Filmografie (Auswahl)
Bearbeiten- 1962: Fernsehpitaval: Auf der Flucht erschossen (Fernsehreihe)
- 1963: Nebel – Regie: Joachim Hasler
- 1963: For Eyes Only – Regie: János Veiczi
- 1964: Der geteilte Himmel – Regie: Konrad Wolf
- 1964: Abiturjententreffen (Fernsehspiel) – Regie: Gerhard Keil
- 1966/1972: Der kleine Prinz (Fernsehfilm) – Regie: Konrad Wolf
- 1966: Ende der Anfrage (Fernsehfilm) – Regie: Lothar Bellag
- 1966: Spur der Steine – Regie: Frank Beyer
- 1966: Die Ermittlung (Theateraufzeichnung)
- 1967: Die Räuber (Fernsehfilm) – Regie: Gerd Keil
- 1967: Geschichten jener Nacht (Episode 2) – Regie: Ulrich Thein
- 1968: Mord am Montag – Regie: Hans Kratzert (Drehbuch: Heiner Rank)
- 1969: Rendezvous mit unbekannt: Froschmann nach Polen (TV-Reihe)
- 1969: Das siebente Jahr (Cameo)
- 1969: Wie heiratet man einen König? – Regie: Rainer Simon
- 1970: Der Mörder sitzt im Wembley-Stadion – Regie: Gerhard Respondek
- 1971: Anlauf (Fernsehfilm) – Regie: Egon Günther
- 1971: KLK an PTX – Die Rote Kapelle – Regie: Horst E. Brandt
- 1972: Reife Kirschen – Regie: Horst Seemann
- 1973: Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow – Regie: Siegfried Kühn
- 1974: Der Leutnant vom Schwanenkietz (Fernsehfilm) – Regie: Rudi Kurz
- 1974: Leben mit Uwe – Regie: Lothar Warneke
- 1975: Till Eulenspiegel – Regie: Rainer Simon
- 1976: Beethoven – Tage aus einem Leben – Regie: Horst Seemann
- 1976: Somalia – Die große Anstrengung (Sprecher)
- 1977: Die unverbesserliche Barbara – Regie: Lothar Warneke
- 1978: Fleur Lafontaine – Regie: Horst Seemann
- 1979: Reparaturbrigade Zementwerk (Sprecher)
- 1979: Professor Tarantoga und ein seltsamer Gast – Regie: Jens-Peter Proll
- 1980: Levins Mühle – Regie: Horst Seemann
- 1981: Der Spiegel des großen Magus – Regie: Dieter Scharfenberg
- 1981: Karl Friedrich Schinkel – Dem Baumeister zum 200. Geburtstag (Sprecher)
- 1981: Musen (Fernsehen Studioaufzeichnung)
- 1981: Generalprobe (Fernsehfilm) – Regie: Christa Mühl
- 1982: Der Maler Albert Ebert 1906 – 1976 (Sprecher)
- 1982: Märkische Forschungen – Regie: Roland Gräf
- 1983: Abends im Kelch (Fernsehfilm) – Regie: Günter Stahnke
- 1983/1984: Sachsens Glanz und Preußens Gloria (Fernsehfilm) – Regie: Hans-Joachim Kasprzik
- 1984: Ei! Kennt ihr noch das alte Lied? (Theateraufzeichnung)
- 1987: Einzug ins Paradies (TV-Serie) – Regie: Achim und Wolfgang Hübner
- 1993: Novalis – Die blaue Blume
- 1995: Der Trinker (Fernsehfilm) – Regie: Tom Toelle
- 1997: Mama ist unmöglich (TV-Comedy-Serie) – Regie: Renata Kaye, Dagmar Wittmers, Peter Hill
Synchronrollen (Auswahl)
Bearbeiten- 1960: Josef Vinklář in Die Prinzessin mit dem goldenen Stern als Küchenjunge
Hörspiele
Bearbeiten- 1963: Joachim Goll: Eine kleine Hausmusik (Bellmann) – Regie: Hans Knötzsch (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1963: Rolf Schneider: Die Unbewältigten (Steller) – Regie: Edgar Kaufmann (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1967: Eberhard Fensch: Spätschicht – Regie: Helmut Hellstorff (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1969: Peter Hacks (nach Aristophanes): Der Frieden (Tumult) – Regie: Wolf-Dieter Panse (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1980: Georg Büchner: Dantons Tod (Lacroix) – Regie: Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1982: Charles Dickens: Die Zaubergräte (König Watkind) – Regie: Norbert Speer (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1985: Wilhelm Jacoby/Carl Laufs: Pension Schöller (Schöller) – Regie: Norbert Speer (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1987: Franz Fühmann: Rumpelstielzchen (Innenminister) – Regie: Achim Scholz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1991: Jacob Grimm/Wilhelm Grimm: Sex-Märchen zur Nacht (Hase) – Regie: Barbara Plensat (Märchen für Erwachsene – Funkhaus Berlin)
- 1996: Waleri Petrow: Die Zauberperle (Krake) – Regie: Werner Buhss (Kinderhörspiel – MDR/DLR)
- 1999: Lothar Dräger: Ritter Runkel – Das Turnier zu Venedig (Doge) – Buchverlag Junge Welt
- 2003: Manfred Zauleck: Die Reise nach Baratonga – Regie: Wolfgang Rindfleisch (Kinderhörspiel – DLR Berlin)
Tonträger
Bearbeiten- Jazz – Lyrik – Prosa, 1965 (mit Manfred Krug, Annekathrin Bürger, Gerd E. Schäfer, den Jazz-Optimisten Berlin u. a.)
- Eberhard Esche spricht Heinrich Heine, Deutschland. Ein Wintermärchen (1981), als Kassette und CD, erschienen beim Label Eulenspiegel (1997), Lesung aus Anlass des Geburtstags am Schauspiel Leipzig (25. Oktober 2003, s. Artikel des MDR dazu) und am Schultheater-Studio Frankfurt/Main (2003/2004)
- Für die DDR-Schallplattengesellschaft Amiga spricht er auf den Hörplatten Das Tierhäuschen den Fuchs sowie den Hasen bei der Märchenvertonung Hase & Igel (zusammen mit Kurt Böwe als Igel)
- Der Hase im Rausch (Hörbuch, Auszüge)
- Der Zauberlehrling, Eberhard Esche spricht Balladen und Gedichte
- Eberhard Esche spricht Johann Wolfgang von Goethe, Reineke Fuchs
- Eberhard Esche spricht Peter Hacks, Balladen und Gedichte, 2003
- Eberhard Esche spricht Peter Hacks, Kinderkurzweil, 2002
- Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen (Hörbuch, Auszüge), 2005
- Diesem Vaterland nicht meine Knochen (Hörbuch, Gedichte von Peter Hacks), 2006
- Drohung bei Mondlicht von Patrick Hamilton, Kriminalhörspiel zus. mit Jürgen Hentsch, Otto Sander und Gudrun Ritter, Regie: Klaus Zippel, 57 Min CD, MDR 1992 / ZYX Music 2018, ISBN 978-3-95995-202-6
Veröffentlichungen
Bearbeiten- Eberhard Esche: Der Hase im Rausch. Autobiographische Geschichten. Eulenspiegel-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-359-00978-9.
- Eberhard Esche: Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen. Autobiographische Geschichten. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-359-01617-3.
- Eberhard Esche: Ein Stolz, der groß ist. Letzte Worte. (Hrsg. von Annette Reber) Eulenspiegel-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-359-01671-7.
- Eberhard Esche (Hrsg. von Esther Esche): Die Kunst zu dienen. Briefe an eine Theaterenthusiastin. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-359-01381-5.
Literatur
Bearbeiten- Hannelore Fischer, Hans-Michael Bock: Eberhard Esche – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 6, 1986.
- Kurzbiografie zu: Esche, Eberhard. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Der ungeteilte Himmel. Schauspieler aus der DDR erzählen. Verlag Neues Leben Berlin, 2009. ISBN 978-3-355-01764-0
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Eberhard Esche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eberhard Esche bei IMDb
- Eberhard Esche Biografie auf der Website der DEFA-Stiftung
- Der Hase im Rausch Gedicht von Sergei Wladimirowitsch Michalkow. Dt. Fassung von Eberhard Esche aus dem Jahre 1965
Personendaten | |
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NAME | Esche, Eberhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 25. Oktober 1933 |
GEBURTSORT | Leipzig |
STERBEDATUM | 15. Mai 2006 |
STERBEORT | Berlin |