Einheitsbäume
Bei den Einheitsbäumen (auch Baumdenkmal für die Deutsche Einheit bzw. Drei Bäume für Deutschlands Einheit) handelt es sich um ein Baumdenkmal aus meist drei gepflanzten Bäumen zur Erinnerung an die Wiedervereinigung Deutschlands von 1990. Im Jahr 2021 gab es bereits 270 Standorte in ganz Deutschland,[1] im Februar 2023 waren es 305 Standorte.[2]
Diese Denkmale werden nach Bundesländern in Listen erfasst, aus denen sich eine Liste von Einheitsbäumen in Deutschland ergibt.
Beschreibung
BearbeitenBei den Bäumen handelt es sich um eine Buche, eine Kiefer und eine Eiche, die in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit der Seitenlänge zehn Meter gepflanzt werden. Dabei repräsentiert die Buche den Westen, die Kiefer den Osten und die Eiche das wiedervereinigte Deutschland. Teilweise wird ein vierter Baum ergänzt, meist eine Linde, die für Europa steht. Bei dieser Version sollte das Baumdenkmal die Form eines Trapezes haben. Das Wachsen und Gedeihen der Bäume soll die Entwicklung Deutschlands dokumentieren und das Zusammenwachsen der Kronen soll das Zusammenwachsen des seit 1990 vereinigten Deutschlands zeigen.
Idee
BearbeitenDie Idee zu den Einheitsbäumen kommt von dem aus Wunsiedel stammenden Werner Erhardt. Sie wurde 2012 während eines Online-Dialogs über Deutschlands Zukunft von den Experten des Zukunftsdialoges und Mitarbeitern des Bundeskanzleramtes aufgegriffen und im gleichen Jahr in Berlin der Bundeskanzlerin Angela Merkel präsentiert.[3][4] Merkel übernahm daraufhin – auf Initiative der 1947 von Robert Lehr gegründeten Schutzgemeinschaft Deutscher Wald[5] – die Schirmherrschaft über das Projekt und pflanzte am 30. Oktober 2014 eigenhändig in Bonn einen der Einheitsbäume.[6][7][8] Ziel ist es, in den rund 11.000 Gemeinden Deutschlands das Wiedervereinigungs-Denkmal mit jeweils drei gepflanzten Bäumen zu setzen und die Plätze für Bürgertreffpunkte und Veranstaltungen zu verwenden.[9][10][11]
Varianten
BearbeitenVarianten gibt es in der Auswahl der Baumarten, der Beschilderung und der Zusatzeinrichtungen. Gelegentlich wird an Stelle der Stieleiche die Traubeneiche (wie in Hann. Münden) oder Zerreiche (in Leipzig) verwendet. An Stelle der Waldkiefer tritt gelegentlich die Schwarzkiefer, wie in Gardelegen, Falkenberg, Kamen und Stendal. In Haltern am See stehen drei Platanen, in Oppenweiler zwei Traubeneichen und ein Spitzahorn, in Geisa drei Elsbeeren.[12][13][14][15][16][17][18][19] In Marktredwitz und Hohen Neuendorf steht die Europa-Variante, ein Trapez mit Linde als viertem Baum.[20][21][22][23]
Die Beschilderung ist sehr variabel, auch nicht immer vorhanden.
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Typisches Schild in Dresden
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Melle
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Münchberg
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Marktredwitz, Europa-Variante
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Lindau
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Erlangen
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Hohen Neuendorf
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Grafenwöhr
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Passow
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Oranienbaum
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Blankenburg
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Wetzlar
In der Mitte gibt es oft symbolische Darstellungen: In Marktredwitz das geeinte Deutschland im Kreis der (damals 11) EU-Staaten, in Bad Steben eine Skulptur mit Bezug zum Grenzzaun, in Eberswalde die Skulptur „Zusammen(ge)wachsen“.
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Marktredwitz
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Bad Steben
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Eberswalde
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Meist ergänzen Bänke das Ensemble. Neben verschiedenen Anordnungen im Dreieck, als Rundbank, in der Mitte oder zwischen den Bäumen gibt es auch hier Symbolik: In Nagel (Fichtelgebirge) stehen die drei Bänke aus drei Granitarten mit den Aufschriften „Glaube“, „Hoffnung“ und „Aufbruch“.[24]
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Nagel
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Rundbank in Oranienbaum
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Demmin: Armlehnen schwarz, rot, gelb
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Ähnliche Projekte
BearbeitenAm 18. August 2018 wurde ein vergleichbares Denkmal mit der Bezeichnung „Freundschaftsdenkmal“ in der französischen Stadt Mende gepflanzt. Hier stehen zwei Ahornbäume jeweils für Deutschland und Frankreich sowie eine Birke für den am 22. Januar 1963 abgeschlossenen deutsch-französischen Freundschaftsvertrag.[25]
Freundschaftsbäume ähnlich der europäischen Variante stehen in Village-Neuf, an der ehemaligen Zollplattform neben der Palmrainbrücke. Ein Ginkgo steht für die drei Länder Frankreich, die Schweiz und Deutschland. Am 27. März 2012 pflanzten der Gemeindeverband von St. Louis, Hüningen und Village-neuf (Communauté de Communes des Trois Frontières, ComCom 3F), eine Eiche, der Landkreis Lörrach eine Hainbuche und der Kanton Basel-Stadt eine Linde.[26]
Aus Schleswig-Holstein kam die Idee des „Einheitsbuddelns“, jeweils am 3. Oktober Bäume zu pflanzen. Je nach den Beteiligten vor Ort pflanzt man einzelne Bäume, Baumgruppen oder Allee-Bäume.[27][28][29][30][31][32]
Es gibt „echte Einheitsbäume“, die am 3. Oktober 1990 spontan von lokalen Akteuren gepflanzt wurden.[33][34] Auch diese werden in den Listen von Einheitsbäumen der Bundesländer in einem gesonderten Abschnitt erfasst.
Die Stadt Fulda pflanzte 2022 im Hinblick auf die Kommunalreform in den 1970er Jahren als Symbol für die Einheit der 24 Stadtteile 24 Schwarzerlen auf dem sogenannten Auenplatz auf dem Areal der Landesgartenschau.[35]
Interessant und kurios ist der Baumdrilling aus Stieleiche, Rotbuche und Waldkiefer im Rowaer Forst. Er wurde bereits vor der Teilung Deutschlands gepflanzt.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ SDW: Drei Bäume für Deutschlands Einheit - Ein Denkmal für die Wiedervereinigung ( vom 18. März 2021 im Internet Archive)
- ↑ Einheitsdenkmal. Abgerufen am 17. April 2024.
- ↑ Matthias Bäumler: Denkmal für die Einheit. In: Frankenpost, 29. Dezember 2012, abgerufen am 29. Juni 2024
- ↑ Information Zukunftsdialog "Baumdenkmal für die Deutsche Einheit" ( vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive)
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 18. März 2021 im Internet Archive)
- ↑ Bonner Generalanzeiger: "Merkel pflanzt "Einheitsbaum" in Bonn"
- ↑ Bonnaparte: "Merkel pflanzt Einheitsbaum in Bonn" ( vom 28. November 2014 im Internet Archive)
- ↑ Christian Erhardt-Maciejewski: Einheitsdenkmal: Drei Bäume für die Einheit in: KOMMUNAL, 4. November 2014; abgerufen am 22. November 2023.
- ↑ https://wunsiedel.de/fileadmin/user_upload/stadt_wunsiedel/aktuelles/Pressespiegel/2012-12-29_Frapo_Artikel_Denkmal_f%c3%bcr_die_Einheit.pdf
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 18. März 2021 im Internet Archive)
- ↑ Michael Menzebach: Junge Union übergibt Wiedervereinigungsdenkmal. In: Lokalkompass, 24. November 2014, abgerufen am 21. Februar 2024.
- ↑ Sylvia Kunze: Einheitshain in Falkenberg eingeweiht. in: Lausitzer Rundschau, 4. Oktober 2020, Ausgabe Herzberg, abgerufen am 18. Juli 2024.
- ↑ Elke Weisbach: Drei Bäume für die Einheit. In: Volksstimme, 15. Mai 2019; abgerufen am 6. Januar 2024
- ↑ Egmar Gebert: Drei Bäume für Deutschlands Einheit. In: Volksstimme, 29. September 2014; abgerufen am 6. Januar 2024
- ↑ (rk): Trio pflanzt Bäume für die Einheit. In: Altmark Zeitung, 29. September 2014.
- ↑ (red.): Drei Bäume für die Einheit. In: Leipziger Amtsblatt Nr. 23/2014, 6. Dezember 2014, S. 7.
- ↑ (red.): Baumpflanzung am Tag des Baumes 2014. In: Internet-Seite SDW Rems-Murr, November 2014, abgerufen am 26. Februar 2024.
- ↑ (ems): Drei Bäume für die Deutsche Einheit. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 10. Oktober 2015.
- ↑ Günter Rasp: Vier Bäume symbolisieren die Einheit. In: Frankenpost 30. April 2014; abgerufen am 24. Januar 2024
- ↑ (red.): Einheitsdenkmal am Berliner Mauerweg gepflanzt in: „Die Nordbahnnachrichten“ (nbn), 22. November 2014, S. 3
- ↑ Heike Weißapfel: Ein Denkmal, das wächst und gedeiht. In: „Oranienburger Generalanzeiger“, 10. November 2014
- ↑ (red.): Symbol für das Zusammenwachsen der Region. In: in Südthüringen, 22. Dezember 2020, abgerufen am 19. September 2024.
- ↑ (Gemeinde Nagel): Baumdenkmal für die deutsche Einheit gepflanzt. In: Unter der Kösseine Juni 2016, S. 3.
- ↑ Christian Erhardt-Maciejewski: Deutsches Einheitsdenkmal auch in Frankreich in: KOMMUNAL, 28. August 2018; abgerufen am 22. November 2023
- ↑ (Landkreis Lörrach): Drei Bäume als Symbol für grenzüberschreitende Freundschaft und Zusammenarbeit. In: Internetseite Landkreis Lörrach, 27. März 2012, abgerufen am 9. März 2024
- ↑ (Einheitsbuddeln e. V.): Einheitsbuddeln - Die Tradition zum Tag der Deutschen Einheit Vereinshomepage, abgerufen am 18. September 2023
- ↑ (Staatskanzlei Schleswig-Holstein): Bäume der Einheit - Idee aus Schleswig-Holstein auf: Landesportal Schleswig-Holstein, 21. September 2020, abgerufen am 18. September 2023
- ↑ Johanna Horak: Weiterer Einheitsbaum in Pasewalk gepflanzt in: Nordkurier, 5. Oktober 2021, abgerufen am 15. September 2023
- ↑ Simone Weirauch: Bei Lübs wächst jetzt eine besondere Allee in: Nordkurier, 4. Oktober 2021, abgerufen am 15. September 2023
- ↑ Manuel Tomm: „Bäume der Einheit“ verbinden auf: Homepage VDAJ, 29. September 2020, abgerufen am 18. September 2023
- ↑ (Staatskanzlei Brandenburg): 30.000 Bäume für Brandenburg – Mitmachaktion #Einheitsbuddeln erfolgreich auf: Landesportal Brandenburg, 27. Dezember 2020, abgerufen am 18. September 2023
- ↑ bsh: Einheitsbaum ist prächtig gewachsen in: Ostholsteiner Anzeiger, 4. Oktober 2019, abgerufen am 15. September 2023
- ↑ siehe auch Ruhlander Einheits-Hainbuche auf der Seite Parkgeschichte des Parkaktivs Ruhland e.V., abgerufen am 13. September 2023
- ↑ (ah): Schwarzerlen als Zeichen der Verbundenheit: 24 Bäume für 24 Stadtteile in Fulda. in: Fuldaer Zeitung, 4. Oktober 2021, abgerufen am 15. September 2023