Ein Einstützenraum ist eine Sonderform der Pfeileranordnung in gotischen Räumen.

Kapelle des Cusanusstiftes in Bernkastel-Kues

Bautypus

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Palmettenpfeiler in der Apsis des Jakobinerkonvents in Toulouse

Im Einstützenraum trägt eine zentrale Stütze das Gewölbe des Raumes.[1] Diesen Bautypus gibt es sowohl als liturgisch genutzten Raum (Kirche, Kapelle) als auch als Funktionsbau in sakralem Kontext, etwa als Kapitelhaus oder Bibliotheksraum.[2] Neben „echten“ Einstützenbauten, also Räumen, in denen abgesehen von den Außenwänden nur eine mittig angeordnete Säule steht, werden auch Chorabschlüsse von zweischiffigen Kirchen dazu gerechnet. Hierzu zählen z. B.:

Einstützenräume entstehen auch, wenn kleine, einschiffige Kirchen nachträglich um ein Schiff erweitert werden[4] oder wenn quadratische Räume mit großer Spannweite unter Verwendung einer Mittelstütze nachträglich eingewölbt werden (so zum Beispiel bei den Dorfkirchen in Recknitz und Börnicke bei Bernau). Sie sind auch in Profanbauwerken zu finden, so zum Beispiel im Rathaus Tangermünde.

Geschichte

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Entstanden ist diese Form als Bautyp in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Böhmen, von wo aus er den Weg nach Österreich fand.[5][6] Ab dem 15. Jahrhundert wurde diese Bauweise von Nikolaus von Kues nach Deutschland eingeführt und in der von ihm gestifteten Hospital-Kirche in Bernkastel-Kues[7] ab 1452 verwendet. Von dort verbreitete er sich in der Region weiter.[8]

Auch nördlich von Böhmen, in Sachsen und weiter nördlich in die Oberlausitz, verbreiteten sich aus dem böhmischen Raum Einstützenkirchen.

Verbreitung

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Böhmen (Tschechien)

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Grundriss von St. Maria auf dem Rasen, Prag

Österreich

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Deutschland

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Mosel-Eifel-Region

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Wallfahrtskirche Mater Dolorosa in Lutzerath-Driesch

Ostdeutschland

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Kreuzkirche, Zittau (Panoramaaufnahme)

Frankreich

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Kapitelsaal der Kathedrale von Lincoln

Literatur

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nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

  • Andreas Britz: Ein Kardinal und seine Bauidee. Nikolaus von Kues und die Einstützenkirchen der Eifel. In: Rheinische Denkmalpflege. Jg. 53, Nr. 3, 2016, ISSN 0342-1805, S. 173–184, hier 172–177.
  • Klaus Freckmann und Michael Leonhardt: Das Cusanusstift in Bernkastel-Kues und seine Einstützenkirche – eine mitteleuropäische Verortung. In: INSITU 2018/2, S. 211–226.
  • Paul Schotes: Spätgotische Einstützenkirchen und zweischiffige Hallenkirchen im Rheinland. Aachen o. J. [um 1970].

Einzelnachweise

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  1. Dehio: Rheinland-Pfalz. Saarland: Bernkastel-Kues, Hospitalkirche St. Nikolaus.
  2. Freckmann / Leonhardt, S. 218f.
  3. Freckmann / Leonhardt, S. 225f.
  4. Freckmann / Leonhardt, S. 224f.
  5. Rudolf Koch: Kirchenbaukunst bis zum Ende der Romanik. In: Kataloge des OÖ. Landesmuseums. Linz 1988, S. 365 (zobodat.at [PDF] am Beispiel der im 13. Jahrhundert erbauten romanischen Krypta im Stift Schlägl).
  6. Rudolf Koch: Kirchenbau zur Zeit der Gotik in Oberösterreich. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich, abgerufen am 12. August 2022 (am Beispiel der Kalvarienbergkapelle in St. Peter bei Freistadt; verfasst 2009).
  7. Bernkastel-Kues-Kues: kath. Spitalkirche St. Nikolaus (1458). In: kirchbau.de. Abgerufen am 25. August 2015.
  8. Freckmann / Leonhardt, S. 211.
  9. a b c d Freckmann / Leonhardt, S. 219.
  10. Burgkapelle Kerpen (Memento vom 18. September 2016 im Internet Archive).
  11. a b c d e Freckmann / Leonhardt, S. 222.
  12. a b Freckmann / Leonhardt, S. 221.
  13. Freckmann / Leonhardt, S. 219f.
  14. Freckmann / Leonhardt, S. 220.
  15. Freckmann / Leonhardt, S. 226.