Elijahu Guttmacher

Rabbiner und Vorläufer des Zionismus

Elijahu ben Salomon Guttmacher (auch: Elia(s) Gutmacher und weitere Namensvarianten; geboren am 15. August 1796 in Borek, Posen; gestorben am 5. Oktober 1874 in Grätz, Provinz Posen) war in seiner Zeit als „der Grätzer Raw“ ein bewunderter und hochgeschätzter Rabbiner und Zaddik und wurde ein Vorläufer der Chibbat-Zion-Bewegung.

Rabbi Elijahu Guttmacher

Elias Guttmacher war der Sohn des Rabbiners Salomon Guttmacher. Nach dem Besuch des Cheder besuchte er verschiedene Talmudschulen, zunächst die Jeschiwa in Borek, dann in Rawicz, dann bei Jakob Lorbeerbaum in Polnisch-Lissa. 1815 war er einer der ersten Schüler an der berühmten Jeschiwa Akiba Egers in Posen. Kurz danach heiratete er und setzte sein Studium fort. Er entwickelte asketische und chassidische Neigungen. Nach sieben Jahren wurde er von Akiba Eger ordiniert.

Im Jahre 1822 wurde Guttmacher auf Empfehlung Egers Rabbiner in Pleschen und führte dort eine Jeschiwa mit 400 Schülern. 1841 wurde er Rabbiner in Grätz ebenfalls mit einer großen Jeschiwa.

Guttmacher schloss sich Hirsch Kalischer an, als dieser die Wiederbelebung der jüdischen Palästinakolonisation zu propagieren begann. In der Folge wurde Guttmacher einer der treuesten Mitarbeiter Kalischers. 1866 verfasste er gemeinsam mit Kalischer einen Aufruf zur jüdischen Landwirtschaftssiedlung in Palästina.

Elijahu Guttmacher betrieb intensiv kabbalistische Studien und bestätigte auch von dorther Kalischers These, dass der messianischen Zeit die Selbstbefreiung der Juden vorauszugehen habe. Er betätigte sich im Alter als Wundertäter und Amulettenschreiber und bewirkte damit eine Pilgerwelle nach Grätz.

Im Jahr 1868 gehörte Guttmacher zu den Mitunterzeichnern des Rabbiner-Aufrufs in Thorn, der die Judenheit zur Unterstützung der Palästinakolonisation aufforderte.

Der religiöse Kibbuz Sde Elijahu in der Region Emeq ha-Ma’ajanot im Norden Israels ist nach Elijahu Guttmacher benannt.

„Es ist ein Irrtum zu glauben, jeder werde sein Leben in der üblichen Weise verbringen, und plötzlich werden sich die Tore der Gnade öffnen, Wunder werden im Himmel und auf Erden geschehen, alle Prophezeiungen werden erfüllt sein und alle werden von ihren Wohnorten gerufen werden. Ich sage, dass dies nicht so ist, und ich füge hinzu: Siedlung im Heiligen Land, einen Anfang machen, das schlafende Land von den Arabern erwerben, dort die Gebote halten, die in unserer Zeit gehalten werden können, das Land fruchtbar machen, in Eretz Israel Land kaufen, um die Ärmsten unseres Volkes dort anzusiedeln - dies ist ein unentbehrlicher Grundstein für die vollständige Erlösung.“

Werkausgaben

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  • Sor Sippōrāh [nach Ex 4,25]: Hīddūšē Rabenū ’Eliyyāhū Gūtmacher. Hrsg. von Nissan Juda Löb Schuv, zwei Bände, Jerusalem 1979; Bd. I zu Berāchōth und Sedär Mō‘ed. Band II zu Yevāmōth, Ketūbbōth, Gittīn und Qiddūšīn.
  • ’Adäräth ´Eliyyāhū. Responsen, Erklärungen und Auslegungen zu Talmud und Schulchan Aruch, hrsg. von Josef Samuel Kriger, zwei Bände, Jerusalem 1984.
  • Sefārīm Niftahīm. Band I: Sukkath Šālōm. Jerusalem 1990; Band II: Michtāv ’Eliyyāhū. Aufsätze und Sendschreiben über religionsgesetzliche und theologische Fragen, insbesondere zur Verteidigung der Orthodoxie und zur Palästinasiedlung, Jerusalem 1990; beide Bände nachgedruckt Jerusalem 1996.

Literatur

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  • Der Orient: Berichte, Studien und Kritiken für jüdische Geschichte und Literatur. Hrsg. von Julius Fürst, Leipzig 1842, S. 90.
  • Allgemeine Zeitung des Judenthums. Ein unpartheiisches Organ für alles jüdische Interesse in Betreff von Politik, Religion, Literatur, Geschichte, Sprachkunde und Belletristik. Hrsg. von Dr. Ludwig Philippson, XVIII. Jahrgang, No. 5, Leipzig 1854, S. 56 f. (Digitalisat bei Compact Memory).
  • Allgemeine Zeitung des Judenthums. XIX. Jahrgang, No. 29, Leipzig 1855, S. 375 (Digitalisat bei Compact Memory).
  • Verzeichniß der im Preußischen Staate auf Grund des Gesetzes vom 23. Juli 1847 gebildeten Synagogen-Gemeinden, nach Provinzen, Regierungs-Bezirken und Kreisen geordnet, mit Angabe ihrer Seelen- und Familienzahl, der in ihnen vorhandenen Synagogen, Institute, Vereine u. s. w., sowie der Namen ihrer Rabbiner, Cantoren, Vorstände, Repräsentanten und sonstiger Personalien. Nach amtlichen Quellen zusammengestellt. In: Ph. Wertheim (Hrsg.): Kalender und Jahrbuch auf das Jahr 5618 für die jüdischen Gemeinden Preußens. Berlin 1858, Anhang, S. 43.
  • Allgemeine Zeitung des Judenthums. XXIV. Jahrgang, No. 35, Leipzig 1860, S. 519 (Digitalisat bei Compact Memory).
  • Allgemeine Zeitung des Judenthums. XXVII. Jahrgang, No. 43, Leipzig 1863, S. 664 (Digitalisat bei Compact Memory).
  • Israel Schimon Schin: ‘Aliyyath ’Eliyyāhū. Gedenkrede, Jerusalem 1875.
  • Louis Lewin: Geschichte der Juden in Lissa. Pniewy (Pinne) 1904, S. 208.
  • Aron Heppner und Isaak Herzberg: Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posner Landen. Zwei Bände, Koschmin und Bromberg 1909–1924, S. 317, 422, 700.
  • Der Jude. Eine Monatsschrift. Hrsgg. von Martin Buber, R. Löwit Verlag, Berlin/Wien, Nr. 5 f., 1917.
  • Ezriel Günzig: Die Wundermänner im jüdischen Volke. Ihr Leben und Treiben dargestellt. Antwerpen 1921.
  • Samuel Löb Zitron: Lexikon Zioni. Chamesch Meoth Biographiot. Warschau 1924.
  • Salomon Wininger: Große Jüdische National-Biographie. Bd. II, Druckerei Orient, Czernowitz 1927.
  • Nathan Michael Gelber: Gutmacher, Elia. In: Georg Herlitz (Hrsg.): Jüdisches Lexikon. Bd. II, Jüdischer Verlag, Berlin 1927.
  • Gerschom Scholem: Die letzten Kabbalisten in Deutschland. In ders.: Judaica 3. Studien zur jüdischen Mystik. Frankfurt am Main 1970, 2. Auflage 1977, S. 228 f.
  • Jehuda Reinharz: Dokumente zur Geschichte des deutschen Zionismus 1882-1933. Tübingen 1981.
  • Jacob H. Sinason: The Gaon of Posen. A Portrait of Rabbi Akiva Guens-Eger. Jerusalem and New York 1989, S. 41 ff.
  • Meir Hildesheimer: Auserwähltes Volk und Staatsbürger. Juden und Nichtjuden in der Lehre von Rabbi Elias [sic] Gutmacher. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 61,1.
  • Eintrag GUTTMACHER, Elias. In: Michael Brocke und Julius Carlebach (Herausgeber), bearbeitet von Carsten Wilke: Biographisches Handbuch der Rabbiner. Teil 1: Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781–1871. K·G·Saur, München 2004, S. 401 ff.
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