Emotionsappell
Als Emotionsappell oder Gefühlsappell (lateinisch argumentum ad passiones, englisch appeal to emotion, argument by vehemence oder for the children) bezeichnet man in der Argumentationstheorie und Rhetorik ein unsachliches Argument (Red Herring), mit dem Diskussionsgegner bzw. das Publikum von seinem berechtigten Interesse an einer sachlich und logisch stichhaltigen Begründung abgelenkt und stattdessen mit einer Emotion bedient werden soll.[1][2]
Liste von Emotionsappellen
BearbeitenEmotionsappelle gibt es in verschiedenen Varianten. Diese können nach den Gefühlen unterschieden werden, welche sie ansprechen.
Emotion | Bezeichnung des Emotionsappells | Beispiel | Kommentar |
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Angst | Argumentum ad metum; Furchtappell | „Nur eigene Bewaffnung senkt die Kriminalitätsrate. Oder willst Du, dass Du und Deine Familie von Mördern, Räubern und Vergewaltigern ermordet und missbraucht werden?“ | Das argumentum ad metum arbeitet mit dem Erwecken von Ängsten und Befürchtungen, die mit einer Position verbunden werden (sollen). |
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„Ihr wollt doch nicht, dass wir so enden?!“ | Angst entsteht durch die Erwartung, dass sich gegebene Lebensumstände verschlimmern. | |
Hass | Argumentum ad odium | „Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Sie sind an allem schuld, was in diesem Staat schiefläuft, lasst euch das nicht länger gefallen.“ oder „Banken enteignen; die Banken sind an allem schuld.“ | Das argumentum ad odium versucht, anstatt zu überzeugen, Hassgefühle zu schüren oder appelliert an bereits vorhandene Hassgefühle. |
Hoffnung | Ein solches Wunschdenken stellt beispielsweise der Glaube an die sogenannte Alternativmedizin, ein Leben nach dem Tod oder Prädestination dar. | „Das funktioniert bestimmt! Da bin ich mir sicher.“ | Hoffnung ist die Erwartung einer Verbesserung eines Zustands. Eine Variante ist die Erleichterung, bei der es sich um eine aus einer Angst hervorgegangene Variante der Hoffnung handelt. Hoffnung beeinflusst die Wahrnehmung dadurch, dass man weniger achtsam und kritisch wird und zu einem Wunschdenken führt. |
Humor | Verspottung (lateinisch ab absurdo) | „Vegetarier vermehren sich nicht, sie pflanzen sich fort.“ | Humor kann dazu verwendet werden, um ein Zusammengehörigkeitsempfinden und damit Stolz zu erzeugen, sowie dazu andere abzuwerten, um Abscheu zu erzeugen. |
Mitleid | Argumentum ad misericordiam | Mit Hilfe des argumentum ad misericordiam wird Mitleid genutzt, um eine rationale Evaluation der Behauptung oder weiteres Nachhaken zu unterbinden. | |
Neid | Argumentum ad invidiam | „Dein Kollege behauptet, wir brauchten zur besseren Effizienz eine neue Datenbank. Schau mal, der bekommt viel mehr Gehalt als du, obwohl du genauso viel arbeitest. Willst du wirklich dessen Position unterstützen?“ | Das argumentum ad invidiam appelliert an Neid, Bosheit und Rache. |
Stolz | „Wir sind einfach die Besten!“ | Stolz ist das Gegenstück zur Abscheu. Während bei der Abscheu eine andere Person abgewertet wird, wird beim Stolz die eigene Person aufgewertet, um eine relative Überlegenheit zu empfinden. | |
Wut | Rache |
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Wut entsteht aus Angst sowie der zugehörigen Hoffnung, die erwartete Verschlechterung durch das eigene Handeln beeinflussen zu können. Wut dient also dazu, Personen zu mobilisieren, um eine Veränderung zu erreichen. |
Siehe auch
BearbeitenQuellen
Bearbeiten- ↑ Gefühlsargument. In: Dein logischer Fehlschluss ist. Abgerufen am 22. Januar 2021.
- ↑ Appeal to Emotion. In: Logically Fallacious. Abgerufen am 22. Januar 2021 (englisch).
- ↑ a b nach Normand Baillargeon: A short course in intellectual self-defense. Seven Stories Press, 2007, ISBN 978-1-58322-765-7, S. 79.