Unter Epsilon-Induktion (auch ∈-Induktion) versteht man in der Mathematik ein spezielles Beweisverfahren der Mengenlehre. Gilt es zu beweisen, dass eine Aussage für alle Mengen gilt, so reicht es laut Epsilon-Induktion zu zeigen, dass sie für die Mengen gilt, für deren Elemente sie gilt. Präzise ausgedrückt besagt die Epsilon-Induktion also

Ihren Namen hat die Epsilon-Induktion dem griechischen Kleinbuchstaben ε zu verdanken, aus dem sich das heutige Elementzeichen entwickelte.

Verhältnis zu Regularität

Bearbeiten

Die Gültigkeit der Epsilon-Induktion lässt sich für jedes   in ZF beweisen und das Auswahlaxiom ist dafür nicht notwendig.

Maßgeblich geht in den Beweis das klassische Regularitätsaxiom ein. Die Epsilon-Induktion ist ein Axiomenschema, während das Regularitätsaxiom ein einziges Axiom ist, welches nur Mengen betrifft. Es lässt sich dennoch sogar zeigen, dass die Epsilon-Induktion zum Regularitätsaxiom äquivalent ist. Das heißt, tauschte man in ZF das Regularitätsaxiom gegen die Epsilon-Induktion aus, so entstünde ein äquivalentes Axiomensystem. Das Unendlichkeitsaxiom spielt im Beweis der Äquivalenz ebenfalls eine wesentliche Rolle.

Zum Beweis der Epsilon-Induktion für   betrachtet man eine transitive Menge.

Für eine gegebene Menge   existiert in ZF die transitive Hülle  , welche auch   als Teilmenge enthält. Man betrachtet damit weiters die Menge

 

Der Beweis geht von der erfüllten Induktions-Voraussetzung für   aus und demonstriert die Induktions-Behauptung durch herbeiführen eines Widerspruchs im Falles deren Negation: Wäre die Epsilon-Induktion falsch, dann gäbe es eine Menge   für die   gilt. Damit gilt auch  , sodass   nicht leer ist. Somit liefert die Regularität von   ein epsilon-minimales Element  , also ein Element mit   welches einen leeren Schnitt mit   hat. Jedes Element von   ist aufgrund der Transitivität von   wieder in  , kann aber wegen der Epsilon-Minimalität von   nicht auch in   sein. Da   durch die Negation des Prädikats   charakterisiert ist gilt für alle   die Aussage  . Die Implikation in der Voraussetzung des Induktions-Schemas liefert damit aber wiederum  , im Widerspruch zum etablierten  .

Anwendung

Bearbeiten

Die Epsilon-Induktion wird zum Beispiel dafür benutzt, zu zeigen, dass jede Menge in der Von-Neumann-Hierarchie enthalten ist. Zu jeder Menge   findet man also eine Ordinalzahl   mit  . In dem entsprechenden Beweis ist die Aussage   also durch

 

definiert.

Literatur

Bearbeiten
  • Thomas Jech: Set Theory. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 2002, ISBN 3-540-44085-2.