Erika Nymgau-Odemar

deutsche Schauspielerin

Erika Nymgau-Odemar, eigentlich Viktoria Rafaela Alma Erika Nickau, (* 22. Oktober 1889[1] in Leipzig, Sachsen; † 1981 in Meran, Italien) war eine deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin.

Erika Nymgau-Odemar wurde als Tochter des Brauereibesitzers Richard Nickau und seiner Ehefrau Johanna geboren.

Nach dem Besuch der Höheren Schule absolvierte sie eine Theaterausbildung bei Hans Mühlhofer in Berlin. Es schlossen sich erste Rollen in Leipzig an. 1908 spielte sie am Leipziger Schauspielhaus das Dienstmädchen Anna in dem Volksstück Hasemanns Töchter von Adolph L’Arronge.[2] In der Spielzeit 1908/09 war sie am Schauspielhaus Mühlhausen in Th. in der Provinz Sachsen verpflichtet.[3] In der Spielzeit 1909/10 war sie am Westfälischen Städtebundtheater Burgsteinfurt engagiert.[4] In der Spielzeit 1910/11 folgte ein Engagement am „Modernen Theater“ in Berlin.[5] 1911 war sie am Neuen Operettentheater Hamburg als Glauke in dem Lustspiel Xantho in der Liebesschule von Jacques Richepin zu sehen.[6] In der Spielzeit 1911/12 war sie am Stadttheater Bochum engagiert, wo sie als Erna Wahl in Das weite Land auftrat.[7][8] In der Spielzeit 1912/13 trat sie ihr Engagement am Stadttheater Hamburg [damals verbunden mit dem Stadttheater in Altona] an.[9] 1913 trat sie am Altonaer Stadttheater in der Knabenrolle des Olaf in dem Schauspiel Die Stützen der Gesellschaft von Henrik Ibsen auf.[10] Zur Spielzeit 1913/14 wurde sie für das Rollenfach der „naiven Liebhaberinnen und jugendlichen Salondamen“ an das Altonaer Stadttheater verpflichtet.[11] Zur Spielzeit 1915/16 wechselte sie an das Schauspielhaus am Ostertor in Bremen.[12]

Ab Herbst 1916 folgten Engagements an verschiedenen Bühnen in Berlin.[13][14] Ab der Spielzeit 1916/17 war sie am Schillertheater Charlottenburg verpflichtet.[15][16] In der Spielzeit 1917/18 war sie eine „sehr anmutige, bewegliche“ Frau Wibbel in der Komödie Schneider Wibbel von Hans Müller-Schlösser.[17] 1919 gastierte sie mit dem „Ensemble Walter Grävenitz“ im Kristallpalast Leipzig.[18] In der Spielzeit 1919/20 war sie als Gast beim „Berliner Gastspiel-Ensemble“ (Leitung: Walter Grävenitz und Felix Meinhardt) engagiert.[19] 1920 trat sie mit der „Gastspieldirektion Walter Grävenitz“ im Berliner Walhalla-Theater auf.[20] 1921 gastierte sie im Berliner Schiller-Theater mit einem Operettenensemble als „derbe“ Köchin in dem musikalischen Schwank Meine Frau, das Fräulein von Hans H. Zerlett (Musik: Hermann Beutten).[21] In der Spielzeit 1921/22 war sie als Schauspielerin und Sängerin bei der „Volksoperette Walhalla-Theater“ engagiert.[22] Im Mai 1923 wirkte sie an der Komischen Oper Berlin in der Uraufführung der Operette Der Gauklerkönig von Jean Gilbert mit.[23] 1924 trat sie im Lustspielhaus Berlin auf.[24] Im Juli 1925 spielte sie am Berliner Schiller-Theater die Rolle der Minna in der Premiere der Operette Annemarie (Libretto: Georg Okonkowski / Musik: Jean Gilbert und Robert Gilbert).[25] Ab Ende August 1925 spielte sie in Annemarie am Berliner Thalia-Theater.[26] Im Sommer 1926 trat sie am Berliner Schiller-Theater neben Grete Mosheim, die die Titelrolle spielte, in der Operette Die leichte Isabell von Hans H. Zerlett (Musik: Robert Gilbert) auf.[27][28] Ab September 1926 spielte Nymgau-Odemar in Die leichte Isabell dann im Theater am Nollendorffplatz.[29] 1927 gehörte sie im Theater am Kurfürstendamm zur Besetzung der grotesken Operette Pit Pit (von Hans H. Zerlett und Robert Gilbert) mit Curt Bois in der Hauptrolle.[30] Ab Mai 1927 trat sie mit der freien Theatergruppe „Junge Generation“ von Jo Lherman im Theater am Kurfürstendamm in dem parodistischen Theaterstück Minna Priesnitz oder Waldesglück und späte Sühne von Karl Schnog und Hans Reimann auf.[31] Ab September 1927 gastierte sie mit der „Gilbert-Operetten-Tournee“ (auch „Gilbert-Ensemble“) in der Operette In der Johannisnacht von Jean Gilbert am Mellini-Theater in Hannover.[32][33] 1928 trat sie im Mercedes-Palast in Berlin-Neukölln neben Kurt Gerron, Inge van der Straten und Harry Gondi in der musikalischen Revue Es geht jeden an! von Max Kolpe, Hans Winge, Edi Winterfeld (Texte) sowie Robert Gilbert und Siegfried Schulz (Musik) auf.[34] Im Juni 1929 war sie an der Komischen Oper Berlin „mit gesunder Derbheit“ die Tante Clotilde in der Premiere der Schwankoperette Phips, lass’ dich nicht erwischen von Carl Bretschneider (Libretto) und Siegwart Ehrlich (Musik).[35]

Nymgau-Odemar war im Verlauf ihrer gesamten Karriere immer wieder als Theaterschauspielerin tätig, auch nach dem Zweiten Weltkrieg. 1955 hatte sie ein Engagement an der Komödie Berlin.[36]

Nachgewiesen sind auch einige wenige Filmauftritte von Erika Nymgau-Odemar. Meistens war sie dabei auf volkstümliche Charaktere und Matronenrollen festgelegt. Zu diesem Rollentypus gehörten die Wirtschafterin in dem Liebesdrama Die Heilige und ihr Narr (1935, Regie: Hans Deppe), die italienische Wirtin in dem Künstlerdrama Künstlerliebe (1935) und, an der Seite von Beniamino Gigli, die Wirtschafterin des Operntenors Tino Dossi in dem Musikfilm Ave Maria (1936, Regie: Johannes Riemann). In dem Kinderfilm Max und Moritz (1956) spielte sie eine größere Rolle als Witwe Bolte.[37]

Zudem betätigte sich Erika Nymgau-Odemar auch als Synchronsprecherin.

Erika Nymgau heiratete im August 1935 in Berlin auf dem Standesamt Berlin-Wilmersdorf den Schauspieler Fritz Odemar.[38] Aus ihrer Verbindung stammt ein gemeinsamer Sohn, der Schauspieler und Regisseur Erik Ode.[39]

Filmografie (Auswahl)

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Johann Caspar Glenzdorf: Glenzdorfs internationales Film-Lexikon. Biographisches Handbuch für das gesamte Filmwesen. Band 2: Hed–Peis. Prominent-Filmverlag, Bad Münder 1961, DNB 451560744, S. 1221.
  • Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland, Österreich, Schweiz. De Gruyter, Berlin 1956, DNB 010075518, S. 527.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Erika Nymgau in den Akten der Reichskulturkammer/Reichsfilmkammer
  2. Hasemanns Töchter. Besetzungsliste. In: Leipziger Tageblatt und Handelszeitung vom 27. Juli 1908. Seite 11.
  3. Erika Nymgau. In: Neuer Theater-Almanach 1909. Seite 526
  4. Erika Nymgau. In: Neuer Theater-Almanach 1910. Seite 345
  5. Erika Nymgau. In: Neuer Theater-Almanach 1911. Seite 861
  6. Xantho in der Liebesschule. Besetzungsliste. In: Hamburgischer Correspondent vom 2. August 1911. Seite 6.
  7. Erika Nymgau. In: Neuer Theater-Almanach 1912. Seite 322
  8. Bochum: Das weite Land. Kurzrezension. In: General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen vom 17. Oktober 1911. Seite 1.
  9. Erika Nymgau. In: Neuer Theater-Almanach 1913. Seite 448/449
  10. Die Stützen der Gesellschaft. Besetzungsliste, Altonaer Stadttheater 1913
  11. Personal-Verzeichnis Hamburg-Altonaer Stadt-Theater für die Saison 1913/14. In: Hamburger Fremdenblatt vom 2. Februar 1913. Seite 17.
  12. Erika Nymgau. In: Deutsches Bühnenjahrbuch 1916. Seite 341/342
  13. Erika Nymgau. In: Deutsches Bühnenjahrbuch 1917. Seite 303/304
  14. Erika Nymgau. In: Deutsches Bühnenjahrbuch 1918. Seite 306/307
  15. Schiller-Theater Charlottenburg. Vorbericht. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 2. September 1916. Seite 3.
  16. Schiller-Theater Charlottenburg. Aufführungskritik. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger vom 21. September 1917. Seite 4.
  17. Schiller-Theater Charlottenburg. Aufführungskritik. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger vom 28. Januar 1918. Seite 7/8.
  18. Gastspiel Walter Grävenitz. Aufführungskritik. In: Leipziger Tageblatt und Handelszeitung vom 3. Juni 1919. Seite 4.
  19. Erika Nymgau. In: Deutsches Bühnenjahrbuch 1920. Seite 304
  20. Walhallatheater. Kurzrezension. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 30. Juli 1920. Seite 2.
  21. Schillertheater. Aufführungskritik. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 1. Juli 1921. Seite 3.
  22. Erika Nymgau. In: Deutsches Bühnenjahrbuch 1922. Seite 3042/303
  23. Der Gauklerkönig. Besetzungsliste. In: Vorwärts vom 1. Mai 1923. Seite 12.
  24. Lustspiehaus Berlin: Guido Thielscher. Vorbericht. In: Berliner Börsen-Zeitung vom 17. Dezember 1924. Seite 5.
  25. Annemarie. Besetzungsliste. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 3. Juli 1925. Seite 8.
  26. Thalia-Theater. Vorbericht. In: Berliner Börsen-Zeitung vom 26. August 1925. Seite 4.
  27. Die leichte isabell. Schiller-Theater. Aufführungskritik. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 3. Juli 1926. Seite 4.
  28. K. E.: „DIE LEICHTE ISABELL“. Robert Gilberts jüngster Operettenerfolg. In: Sport im Bild. Heft Nr. 16/1926, Seite 705
  29. Die leichte Isabell. Aufführungskritik. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 4. September 1926. Seite 3.
  30. Pit Pit. Besetzungsliste. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 3. März 1927. Seite 12.
  31. Sommertemperatur auf den Bühnen. Aufführungskritik. In: Vorwärts vom 7. Mai 1927. Seite 2.
  32. In der Johannisnacht. Vorbericht. In: Hannoverscher Kurier vom 31. August 1927. Seite 6.
  33. In der Johannisnacht. Aufführungskritik. In: Hannoverscher Kurier vom 2. September 1927. Seite 4.
  34. Es geht jeden an!. Aufführungskritik. In: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 18. August 1928. Seite 4.
  35. Phips, lass’ dich nicht erwischen. Aufführungskritik. In: Berliner Börsen-Zeitung vom 25. Juni 1929. Seite 3.
  36. Kürschners Biographisches Theater-Handbuch, Berlin 1956, S. 527
  37. Erika Nymgau-Odemar. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 27. Mai 2021.
  38. Viktoria Rafaela Alma Erika Nickau. Heiratsregister. Standesamt Berlin-Wilmersdorf. Register-Nr. 983 vom 1. August 1935. Abgerufen über Ancestry.com am 5. Februar 2025
  39. Fritz Odemar Biografie