Ernst Ehwald

deutscher Bodenkundler

Ernst Ehwald (* 11. August 1913 in Thal (bei Ruhla); † 14. August 1986 in Banská Bystrica/Tschechoslowakei) war ein deutscher Bodenkundler. Er prägte den Begriff „Wesen des Bodens“ als Grenzfläche zwischen Lithosphäre und Pedosphäre.

Ernst Ehwald 1952

Ernst Ehwald studierte von 1933 bis 1938 Forstwirtschaft in Hannoversch Münden, Freiburg im Breisgau und München. Am 15. September 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.349.035).[1][2] Nach dem Studium war er im Forstdienst Thüringens tätig, bis er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde und in Frankreich, auf der Insel Guernsey und zuletzt in der Vegetationskartierung unter Reinhold Tüxen hinter der Ostfront am Zweiten Weltkrieg teilnahm. 1945 verwaltete Ehwald Forstämter im Thüringer Wald und trat im selben Jahr der KPD (später SED) bei.

Nach ersten Arbeiten auf dem Gebiet der Pflanzensoziologie begann er seine wissenschaftliche Laufbahn 1946 als Leiter der Versuchsabteilung für Forstliche Standortkartierung in Jena. 1951 wurde er mit der Leitung des Instituts für Forstliche Bodenkunde und Standortslehre der Humboldt-Universität zu Berlin in Eberswalde betraut. 1954 promovierte er an der Universität Jena mit einer forstklimatologischen Arbeit. 1955 wurde er zum Professor berufen. Seine Hochschultätigkeit in Eberswalde endete 1963 mit der Auflösung der Forstwirtschaftlichen Fakultät. Für deren Erhalt hatte er vergeblich gekämpft.[3]

 
Ernst Ehwald ca. 1971

Seit 1952 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin (DAL),[4] später Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR (AdL), war Ehwald bis 1961 Sekretar der Sektion Forstwesen der Akademie[5] und danach bis 1970 Vizepräsident der DAL. Ehwalds Tätigkeit als Vizepräsident und Institutsdirektor endete 1970 abrupt mit der Abberufung aus politischen Gründen: „fehlende Praxisnähe“ (d. h. zu viel Grundlagenforschung), „Mängel in der Personalpolitik“ (seine vier nächsten Kollegen gehörten alle nicht der Staatspartei SED an).[6] Die DDR-Presse erwähnte ihn zuletzt 1968 und dann erst 1986 wieder, in Form einer Todesanzeige der Humboldt-Universität.[7] Seine Rehabilitierung durch das Plenum der Landwirtschaftsakademie 1990 erlebte er nicht mehr.

Von 1971 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1978 wirkte er als Professor an der Sektion Pflanzenproduktion und Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Ehwald mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und mit der Verdienstmedaille der DDR ausgezeichnet. Die Bodenkundliche Gesellschaft der DDR und die Allunionsgesellschaft für Bodenkunde der UdSSR ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitglied.

Die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft würdigte Ehwald 2009 als „herausragenden deutschen Bodenkundler des 20. Jahrhunderts“, der über das Fachgebiet hinaus auf das „Wesen des Bodens“ sah.

Ernst Ehwald ist Enkel des Historikers und Altphilologen Rudolf Ehwald.

Schriften

Bearbeiten
  • Über den Nährstoffkreislauf des Waldes. Hirzel-Verlag Leipzig 1957. Zugl.: Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 6, 1957, H. 1.
  • Bodenfruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit. In: Forschen und Wirken. Festschrift zur 150-Jahr-Feier der Humboldt-Universität zu Berlin 1810–1960, Bd. 2, Berlin 1960, S. 889–908.
  • Entwicklungslinien der Bodenkunde vom klassischen Altertum bis zum 18. Jahrhundert. In: Albrecht-Thaer-Archiv Bd. 8, 1962, S. 95–110.
  • Zum Begriff und Wesen der Bodenfruchtbarkeit. Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 12, 1963, H. 14.
  • Entwicklungslinien in der Geschichte der Bodenkunde. In: Albrecht-Thaer-Archiv Bd. 8, 1964, S. 5–36.
  • Einige philosophische Probleme in der Bodenkunde. Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 13, 1964, H. 8.

Literatur

Bearbeiten
  • Prof. Dr. Ernst Ehwald zum 65. Geburtstag. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 22, 1978, S. 457–458 (m. Bild).
  • Immo Lieberoth: Professor Dr. Ernst Ehwald zum 70. Geburtstag. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 27, 1983, S. 481–482 (m. Bild).
  • Immo Lieberoth: In memoriam Professor Dr. Ernst Ehwald. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 31, 1987, S. 301–303 (m. Bild).
Bearbeiten
Commons: Ernst Ehwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/8181298
  2. Harry Waibel: Diener vieler Herren. Ehemalige NS-Funktionäre in der SBZ/DDR. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2011, ISBN 978-3-631-63542-1, S. 75.
  3. Hans-Friedrich Joachim: Zur Auflösung der Forstwirtschaftlichen Fakultät Eberswalde der Humboldt-Universität zu Berlin 1963. In: Beiträge für Forstwirtschaft und Landschaftsökologie 27/1993
  4. Neue Zeit vom 4. März 1952, S. 4: „Sechs neue Mitglieder berief die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Es sind dies Nationalpreisträger Prof. Fritz Oberdorf, Nationalpreisträger Dipl.-Landwirt Franz Vettel, Forstmeister Ernst Ehwald, Prof. Hermann Meusel, Prof. Dr. Friedrich Müssemeier und Prof. Dr. Johannes Reinhold.“
  5. Neues Deutschland vom 11. Oktober 1961, S. 3: „Am Dienstagvormittag wurde in der Deutschen Staatsoper Unter den Linden die 5. Festsitzung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin anläßlich ihres zehnjährigen Bestehens durch den Vize-Präsidenten der Akademie, Professor Ernst Ehwald feierlich eröffnet. Im Namen der Akademie begrüßte er etwa 600 Wissenschaftler und Praktiker, Vertreter des ZK, der Regierung, der Blockparteien und Massenorganisationen sowie Mitglieder des Diplomatischen Korps.“
  6. Tagungsbericht der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft in Bonn, September 2009: Ernst Ehwald – sein Beitrag zu Bodengenetik/-systematik und zur Geschichte der Bodenkunde
  7. Neues Deutschland vom 3. September 1986, S. 7: „Professor Ehwald hat viele Jahre als anerkannter Hochschullehrer an unserer Universität gewirkt. Seine Forschungsarbeiten haben wesentlich zum internationalen Ansehen der Bodenkunde der DDR beigetragen.“