Etoricoxib

Chemische Verbindung,Arzneimittel, NSAR

Etoricoxib ist ein Arzneistoff, der als Schmerzmittel aus der Klasse der COX-2-Hemmer (Nicht-steroidale Antirheumatika, NSAR) zur Behandlung der Arthrose, der rheumatoiden Arthritis und bei akuten Gichtanfällen angewendet wird. Etoricoxib ist in Deutschland verschreibungspflichtig und seit September 2004 für Personen ab 16 Jahren zugelassen.

Strukturformel
Allgemeines
Freiname Etoricoxib
Andere Namen

5-Chlor-6′-methyl-3-[4-(methylsulfonyl)phenyl]-2,3′-bipyridin (IUPAC)

Summenformel C18H15ClN2O2S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 202409-33-4
EG-Nummer (Listennummer) 682-421-5
ECHA-InfoCard 100.207.709
PubChem 123619
ChemSpider 110209
DrugBank DB01628
Wikidata Q631202
Arzneistoffangaben
ATC-Code

M01AH05

Wirkstoffklasse

COX-2-Hemmer

Eigenschaften
Molare Masse 358,84 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302​‐​310
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Indikationen

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Etoricoxib ist in Deutschland zugelassen für:

Im Gegensatz zu anderen nichtsteroidalen Antirheumatika wird mit einer relativ geringen Dosis therapiert. Die Tagesdosis liegt bei 30–120 mg.[3]

Pharmakokinetik

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Die biologische Halbwertszeit beträgt 22 Stunden. Das Präparat flutet sehr schnell an und erreicht nach ca. einer Stunde den höchsten Wirkspiegel. Dadurch ist ein sehr schneller Wirkungseintritt zu erwarten, nach Studienlage im Mittel nach 25 Minuten. Die Zulassungsstudien bei akuter Gichtarthritis liefen gegen 3 × 50 mg Indometacin; eine gleiche Wirksamkeit konnte gezeigt werden. Bei Arthrose und Rheumatoider Arthritis wurde gegen 3 × 50 mg Diclofenac oder 2 × 500 mg Naproxen verglichen, jeweils mit dem Ergebnis gleicher Wirksamkeit.

Nebenwirkungen

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Das Präparat kann wie alle NSAR zu arterieller Hypertonie und Ödemen führen. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko bei kardiovaskulären Erkrankungen (siehe Gegenanzeigen).

In der 2006 publizierten MEDAL-Studie, in welcher ca. 34000 Patienten eingeschlossen wurden, wurde Etoricoxib (in der Dosierung 60 mg und 90 mg) mit Diclofenac (150 mg) hinsichtlich kardiovaskulärer und thrombotischer Ereignisse verglichen.[4] In dieser Studie konnte kein Unterschied zwischen Diclofenac und Etoricoxib hinsichtlich der kardiovaskulären Sicherheit festgestellt werden. Die Studie lief maximal über 3,5 Jahre, wobei über 12000 Patienten über einen Zeitraum von mehr als 2 Jahren behandelt wurden. Die Studie wurde wegen der Wahl von Diclofenac als Vergleichssubstanz kritisiert, da bei Diclofenac wie bei Naproxen auch ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vorbekannt war; somit habe man gerade eine Vergleichssubstanz gewählt, die selbst ein vergleichsweise hohes Level an unerwünschten Nebenwirkungen im kardiovaskulären Bereich hat. Etoricoxib verursachte unter 90 mg mehr Studienabbrüche wegen Ödemen und unter 60 mg und 90 mg mehr Studienabbrüche aufgrund von Bluthochdruck. Diclofenac war lebertoxischer (Studienabbrüche ca. 3 % vs. 0,3 %). Gastrointestinal (Magen/Darm-Trakt) war Etoricoxib besser verträglich als Diclofenac, jedoch nicht in allen Subgruppen. Die MEDAL-Studie war in den USA eine wichtige Zulassungsstudie für Etoricoxib; nach deren Auswertung wurde die Zulassung durch die FDA erneut abgelehnt.

Eine weitere mögliche Nebenwirkung von Etoricoxib und anderen COX-2-Hemmern sind Depressionen.[5]

Gegenanzeigen

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Etoricoxib ist bei Niereninsuffizienz (mit einer Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min) und schweren Leberfunktionsstörungen kontraindiziert. Gleiches gilt für akute Magengeschwüre und Magen/Darmblutungen. Dehydratisierte Patienten (z. B. Leistungssportler mit zu geringer Flüssigkeitsaufnahme) sowie Schwangere und Stillende dürfen ebenfalls kein Etoricoxib erhalten.

Nach einer Neubewertung der Klasse der Coxibe durch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) und die Europäische Arzneimittelagentur[6] wurden 2004 folgende Gegenanzeigen neu aufgenommen:

Handelsnamen

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Monopräparate
Arcoxia (D, A, CH), Etori, Etoriax, Etorican, Etoriconio, Etoricox, Etoricoxib (D), Exinef (A, CH), Auxib (A)[7][8][9]

Literatur

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  • C. P. Cannon et al.: Cardiovascular outcomes with etoricoxib and diclofenac in patients with osteoarthritis and rheumatoid arthritis in the Multinational Etoricoxib and Diclofenac Arthritis Long-term (MEDAL) programme: a randomised comparison. In: The Lancet. Band 368, Nummer 9549, November 2006, S. 1771–1781, doi:10.1016/S0140-6736(06)69666-9, PMID 17113426.
  • P. M. Kearney et al.: Do selective cyclo-oxygenase-2 inhibitors and traditional non-steroidal anti-inflammatory drugs increase the risk of atherothrombosis? Meta-analysis of randomised trials. In: BMJ, Band 332, Nummer 7553, Juni 2006, S. 1302–1308, doi:10.1136/bmj.332.7553.1302, PMID 16740558, PMC 1473048 (freier Volltext).
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Einzelnachweise

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  1. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von 2,3'-Bipyridine, 5-chloro-6'-methyl-3-(4-(methylsulfonyl)phenyl)- Vorlage:Linktext-Check/Apostroph im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 10. Februar 2020.
  2. Carolina Kusnick: Etoricoxib zur Therapie postoperativer Zahnschmerzen. In: deutsche-apotheker-zeitung.de. 23. September 2015, abgerufen am 19. Januar 2020.
  3. Ralf Baron, Wolfgang Koppert, Michael Strumpf, Anne Willweber-Strumpf: Praktische Schmerzmedizin Interdisziplinäre Diagnostik - Multimodale Therapie. 4. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-662-57486-7.
  4. Sue Hughes: MEDAL: Etoricoxib shows same thrombotic cardiovascular risk as diclofenac. 13. November 2006; abgerufen am 4. Oktober 2016.
  5. arznei-telegramm, 2007, 38, S. 105.
  6. Article-31-Referral, Etoricoxib (CPMP/1748/04). CHPM-Empfehlung vom 27. Februar 2004, EC Bescheid vom 28. April 2004.
  7. Rote Liste Online, Stand: August 2009.
  8. AM-Komp. d. Schweiz, Stand: August 2009.
  9. AGES-PharmMed, Stand: August 2009.