Evan McMullin

US-amerikanischer Geheimdienstler (CIA) und unabhängiger Kandidat

David Evan McMullin (* 2. April 1976 in Provo, Utah) ist ein US-amerikanischer Politiker und ehemaliger CIA-Agent. Er war bis zum 8. August 2016 Chefstratege der House Republican Conference, des Caucus der Republikanischen Partei im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten, und kandidierte anschließend bei der Präsidentschaftswahl als Unabhängiger.[1][2] 2022 tritt er bei der Senatswahl als unabhängiger Kandidat in Utah an.

Evan McMullin, 2016

McMullin wurde am 2. April 1976 in Provo im US-Bundesstaat Utah geboren. An der dortigen mormonischen Brigham Young University studierte er internationales Recht und Diplomatie und erhielt einen Abschluss als Bachelor. Später machte er einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der renommierten Wharton School der University of Pennsylvania. In Brasilien war er als mormonischer Missionar tätig.[3]

McMullin arbeitete rund zehn Jahre lang als verdeckter Ermittler für die CIA, unter anderem in Syrien, in Jordanien und im Irak. Von 2011 bis 2013 war er Investment Banker bei Goldman Sachs; anschließend wurde er Chefstratege der House Republican Conference.[3][2][4]

Präsidentschaftswahl 2016

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Rot: McMullin stand auf dem Wahlzettel; orange: McMullin war Einschreibkandidat; grau: McMullin war nicht wählbar

Am 8. August 2016 gab McMullin bekannt, in der auf den 8. November terminierten Wahl als Unabhängiger für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten anzutreten. Aufgrund der späten Kandidatur versäumte er die Termine zur Anmeldung in verschiedenen Bundesstaaten.[5]

McMullin begründete seine Kandidatur mit dem fehlenden Vertrauen der Amerikaner in die offiziellen Kandidaten der beiden großen Parteien, Hillary Clinton und Donald Trump. Er biete sich selbst als eine Alternative für Millionen unzufriedener konservativer Wähler an.[1]

Anfang Oktober wählte McMullin die 35-jährige Geschäftsfrau und Medienstrategin Mindy Finn als Running Mate für die Präsidentschaftswahl, das heißt als Unterstützerin im Wahlkampf und Kandidatin für das Vizepräsidentenamt.[6]

Als Hauptziel McMullins galt die Verhinderung Trumps als US-Präsident. Seinen Wahlkampf konzentrierte er auf seinen Heimatstaat Utah, einen mormonisch und traditionell konservativ geprägten und daher den Republikanern zuneigenden Staat. In der zweiten Oktoberhälfte lag er dort in Umfragen ungefähr gleichauf mit dem Kandidaten der Republikaner. Mit einem Sieg hätte er Trump sechs Wahlmänner wegnehmen und bei einem knappen Ausgang sogar per Abstimmung im Repräsentantenhaus Präsident werden können.[7][8] Letztendlich erhielt er jedoch nur 20,4 Prozent der Stimmen in Utah; Trump kam auf 46,8 Prozent und gewann bundesweit eine Mehrheit der Wahlmänner.[9] Insgesamt konnte McMullin 731.788 Stimmen (0,54 Prozent) gewinnen und lag damit unter allen Kandidierenden an fünfter Stelle. Wahlstimmen im Electoral College erhielt er allerdings keine. Später bezeichnete er Trump als Gefahr für die US-amerikanische Verfassung und rief in der New York Times zur überparteilichen Opposition auf.[10]

Senatswahl 2022

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McMullin tritt als unabhängiger Gegenkandidat gegen den republikanischen Amtsinhaber Mike Lee bei der Senatswahl 2022 an. Zwar spielen Kandidaten, die keiner der zwei großen Parteien angehören, in der Vereinigten Staaten in der Regel eine vernachlässigbare Rolle, allerdings stimmten die Delegierten des Parteitages der Demokratischen Partei in Utah dafür, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen und stattdessen McMullin zu unterstützen.[11][12] Utah ist eine republikanische Hochburg, so dass die Chancen für einen demokratischen Kandidaten als äußerst gering eingeschätzt werden. Der andere Senator von Utah, Mitt Romney, sprach keine Wahlempfehlung für seinen Parteikollegen Lee aus.[13] Lee ist ein enger Vertrauter von Trump und unterstützte ihm bei dessen Vorhaben, die Zertifizierung der Wahl von Joe Biden zu verhindern.[14] Allerdings deuteten einige Umfragen im Sommer auf eine enge Wahl zwischen Amtsinhaber Mike Lee und McMullin hin. Anfang November konnte Lee seinen Vorsprung aber auf 10–20 Prozentpunkte ausbauen.[15] Lee siegte vor McMullin schlussendlich mit einem Vorsprung von 10,4 Prozentpunkten.

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Einzelnachweise

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  1. a b Shushanna Walshe: Former CIA Officer Evan McMullin to Launch Independent Presidential Bid, ABC News, 8. August 2016.
  2. a b Angriff auf Trump: Zweiter Republikaner will fürs Weiße Haus kandidieren, Focus Online, 8. August 2016.
  3. a b Adam Edelman: Who is Evan McMullin? Here are a few facts about the obscure independent presidential candidate, NYDailyNews, 8. August 2016.
  4. Conservative Republican With Bay Area Ties Running As Trump Alternative For Presidency, CBS SFBayArea, 8. August 2016.
  5. Randy Leonard: McMullin Presidential Run an Uphill Battle, per State Filing Deadlines (Memento vom 13. Oktober 2016 im Internet Archive), Roll Call, 8. August 2016.
  6. Shushanna Walshe: Presidential Candidate Evan McMullin Picks Mindy Finn as Running Mate, ABC News, 6. Oktober 2016.
  7. Hibert Wetzel: Trump? Clinton? Nein, Evan McMullin! sueddeutsche.de, 25. Oktober 2016
  8. Utah: Trump vs. Clinton vs. Johnson vs. Stein vs. McMullin, RealClearPolitics, abgerufen am 27. Oktober 2016.
  9. Utah Results. In: The New York Times. Abgerufen am 9. November 2016.
  10. Trump’s Threat to the Constitution. In: The New York Times. Abgerufen am 7. Dezember 2016.
  11. McKell Amy Park: Utah Democrats back independent candidate Evan McMullin in historic convention. 29. April 2022, abgerufen am 29. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  12. Evan McMullin or party loyalty? Utah Democrats have a choice to make in bid to unseat Mike Lee. 19. April 2022, abgerufen am 23. April 2022 (englisch).
  13. Mitt Romney's latest provocation. Abgerufen am 23. April 2022 (englisch).
  14. Luke Broadwater: ‘Call Everyone Off’: Texts to Meadows Trace Republicans’ Alarm Before Jan. 6. In: The New York Times. 15. April 2022, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 23. April 2022]).
  15. Dennis Romboy,Utah Sen. Mike Lee set to face independent Evan McMullin in Senate race, Deseret News vom 28. Juni 2022.