Evangelisches Gemeindezentrum Paul Schneider

Kirchenkomplex in Weimar, Thüringen

Das Evangelische Gemeindezentrum Paul Schneider ist ein Kirchenkomplex in Weimar, Moskauer Straße 1a, das von der Evangelisch-lutherischen Gemeinde Weimar-West genutzt wird. Es wurde nach Paul Schneider, dem „Prediger vom Buchenwald“, benannt.

Gemeindezentrum Paul Schneider

Geschichte

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Pfarrgarten mit der Skulptur Du siehst mich von Reinhard Keitel[1]

Die Siedlung Weimar-West war ursprünglich ohne Kirche geplant: In der DDR-Zeit sollte der Einfluss der Kirchen in den Plattenbaugebieten möglichst gering gehalten werden. Das DDR-Sonderbauprogramm Kirchen für neue Städte schuf die Möglichkeit, auch dort eine Kirche zu bauen. Am 21. Juni 1986, acht Jahre nach Beginn der Entstehung des Stadtteils Weimar-West als größtes Neubaugebiet der Stadt, wurde der Grundstein gelegt. Die Initiative dazu war von Pfarrer Otto Senf (1933–2024) ausgegangen; er betreute von 1974 bis 1988 den Gemeindebezirk in Weimar Nord, der damals zur Jakobskirche gehörte.[2] Es entstand ein Gebäude, bei dem sich Kirche und Gemeinderäume unter einem Dach vereinen und durch verschiebbare Wände variabel nutzbar sind. Als Standort wurde das Areal einer ehemaligen Kaserne neben dem Wald Rabenwäldchen und dem Bahnübergang am Haltepunkt Weimar-West der Bahnstrecke Weimar–Kranichfeld gewählt. Der Architekt war Rainer Pagel.[3] Am 22. Oktober 1988 fand die Einweihung statt. Pfarrer Paul Schneider, dessen Name das Gemeindezentrum trägt, ist – vor allem in der Bezeichnung als „Prediger von Buchenwald“ – als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus bekannt geworden. Vier große Wandmalereien in den Farben des Kirchenjahres, das Altarkreuz und eine Skulptur der Holzbildhauerin Elly-Viola Nahmmacher beziehen sich auf sein Schicksal. Bei der Einweihung des Gebäudes waren Margarete Schneider, die Ehefrau Paul Schneiders, sowie ihre gemeinsamen Söhne Adolf und Ernst anwesend. Die Einweihung führte Landesbischof Werner Leich durch.[4]

Im Paul-Schneider-Gemeindezentrum fand am 18. April 1990 der erste „Runde Tisch Thüringens“ bei Landesbischof Werner Leich statt.[5] Im Jahre 1997 wurde im Paul-Schneider-Zentrum die Pfarrer-Paul-Schneider-Gesellschaft e.V. gegründet, bei der ebenfalls die Witwe Margarete Schneider zugegen war.[6] Ein Jahr später wurde neben dem Gemeindehaus ein Glockenturm errichtet, der bereits zu DDR-Zeiten geplant, aber nicht genehmigt worden war. Im Gemeindehaus finden Veranstaltungen der Kirchengemeinde, der Kinder- und Jugendarbeit und verschiedene diakonische Aktivitäten statt. Im Garten befindet sich ein Denkmal für Paul Schneider. Seit 2011 gibt es im Gemeindezentrum eine Escola für Jugendliche mit einer Capoeira-Gruppe.

Die Gemeinde fusionierte 2006 mit denen der Dörfer Gaberndorf, Tröbsdorf und Daasdorf (allesamt am Fuß des Ettersbergs gelegen).

Siehe auch

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Literatur

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  • Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR (Hrsg.): 15 Jahre Sonderbauprogramm. Berlin 1988 (96 S., mit Kurz-Porträt dieses Bauwerks; A/431/88).
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Commons: Gemeindezentrum Paul Schneider, Weimar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 59′ 16,8″ N, 11° 18′ 37,8″ O

Einzelnachweise

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  1. Gottesdienst und neue Skulptur. In: Thüringer Allgemeine. 7. August 2018
  2. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Weimar / Luthersprengel, Hardy Rylke, Hans Christian Martin (Hrsg.): Fotografien aus vierzig Jahren. (pdf; 966 kB) In: Jakobskirche Weimar: Glaubensräume – Gottesdienste Konzerte Lesungen & Projekte 2023. 9. Juli 2023, S. 11, abgerufen am 16. Juni 2024.
  3. Bauten nach 1945. In: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 34.
  4. Paul Dieterich: Margarete Schneider: Die Frau des Predigers von Buchenwald, 2019.
  5. Eberhard Weiland: Mein Wendetagebuch: Die Ereignisse in der DDR zur Wende von der Grenzöffnung 1989 bis zum Tag der deutschen Einheit am 03.10.1990. Norderstedt 2013, S. 86.
  6. Homepage der Paul-Schneider-Gesellschaft e. V.